Schaaf„Rien ne va plus“ hieß es beim diesjährigen Sponsorenabend der Frankfurter Eintracht im edlen Ambiente der in Oberrad ansässigen „Villa Bonn“. Im 17. Stadtteil südlich des Mains trafen sich die Geldgeber und Funktionäre des Vereins, um in sehr entspannter Atmosphäre einen Casino-Abend zu veranstalten. Neben vielen bekannten Gesichtern, unter anderem Bernd Hölzenbein oder Finanzvorstand Axel Hellmann, zeigten auch Thomas Schaaf und Bruno Hübner Präsenz. Und wenn die beiden sportlichen Macher schon anwesend sind, musste selbstverständlich auch über die sportliche Situation gesprochen werden. Der Trainer, der einen ganz aufgeräumten und zufriedenen Eindruck macht, freut sich über den 8. Tabellenplatz in der Bundesliga. „Wir können mit der Saison bisher sehr zufrieden sein„, lobt Schaaf die Adler im Gespräch mit Eintracht-TV, die ständiger Begleiter an diesem Abend waren. Man habe eine Mannschaft erlebt, die schon viel Spektakel geboten habe, aber auch zusammengewachsen sei und die vielen Veränderungen, vor allem bei der Zusammensetzung des neuen Trainerteams, gut angenommen habe. „Insgesamt ist das ein toller Weg, den wir da gehen. Es macht viel Spaß und es ist eine tolle und intensive Arbeit„, betont der 54jährige. Nicht umsonst träumt der gebürtige Mannheimer, wenn auch ganz leise und verhalten, davon, dass vielleicht doch noch ein wenig mehr möglich ist in der Endabrechnung – das Wörtchen Europapokal möchte er aber nicht in den Mund nehmen.

Bruno Hübner wirkte ähnlich entspannt. Es ist sicherlich auch ein Tick Genugtuung, die der Sportdirektor der Hessen da verspürt, wenn er noch einmal an den Sommer zurückdenkt. An diese schwierige Zeit, als der Kader neu zusammengestellt werden musste und viel Kritik auf ihn einprasselte. Und zuletzt natürlich auch, nach der bitteren 1:3 Pleite vor fast zwei Wochen gegen den 1. FSV Mainz 05. Ein großer Schritt nach vorne wurde, wie schon so häufig in dieser Saison, verpasst. „Deshalb gab es vielleicht auch die Unruhe, und das war auch ganz gut so, denn man kann so ein Derby nicht einfach so abhaken„, zieht der 54jährige keine ausschließlich negative Bilanz aus den verrückten Tagen. Wie Schaaf auch, musste Hübner nach dieser Niederlage wohl erst einmal einige Runden mit dem Hund drehen. „Der begegnet mir immer neutral und freut sich, wenn ich da bin„, konnte sich der gebürtige Wiesbadener ein Lächeln nicht verkneifen. In dieselbe Kerbe schlug der Coach, der sich nach Niederlagen zunächst versteckt und dann, „wenn es extrem wird, nehme ich den Hund und gehe in den Wald.“ Es sei wichtig, so die beiden Macher unisono, dass man gerade in diesen Zeiten einen Rückhalt habe, dass die Familie dann da sei und einen auffange. Und notfalls greift Hübner auch um zwei Uhr in der Nacht zum Smartphone, „um eine SMS mit den Fragen, die mir im Kopf herumgehen, zu schicken. Nach Niederlagen ist man noch relativ aufgewühlt.“

TV-Gelder in England beunruhigen Hübner

HübnerFür große Diskussion, nicht nur bei den Fans, sorgt indes das Thema TV-Gelder. Ab 2016 kassieren die Mannschaften der englischen Premier League 6,9 Milliarden Euro für drei Jahre. Man müsse diese Entwicklung unbedingt im Auge behalten und wachsam sein. „Der Tabellenletzte bekommt bald 140 Millionen Euro, das ist unser Etat von vier Jahren„, rechnet Hübner nachdenklich vor. Es sei so schon schwer genug, eine Mannschaft zusammenzustellen, die den hohen Ansprüchen, die gestellt werden, genüge. Die Bundesliga sei nun also gefordert, die Vermarktung noch weiter voranzutreiben. „Die Sportschau ist natürlich wichtig, aber wenn die Qualität in der Bundesliga nachlässt, dann will auch keiner mehr die Sportschau sehen. Wir müssen aufpassen, dass der Abstand nicht zu groß wird, sonst leidet die Bundesliga darunter„, kann sich der Sportdirektor einen Seitenhieb in Richtung Hellmann, der vor kurzem erst die Wichtigkeit der Sportschau betonte, nicht verkneifen. Aber nicht nur die Bundesliga, sondern auch die Eintracht selbst, muss weiter neue Wege finden. Ein wichtiger Schritt dafür könnte der Besuch in Japan im vergangenen November gewesen sein. Neben einem kleinen kulturellen Programm stand natürlich auch hier der Sport im Vordergrund. Hübner und Schaaf sahen nicht nur dabei zu, wie Makoto Hasebe und Takashi Inui bei der Nationalmannschaft Selbstvertrauen tankten. Sie führten auch wichtige Gespräche: „Wir wollen einen Fuß in den Markt bekommen und sehen, wer sich dort anbietet. Wir erleben unheimlich viele Spieler, die in der Bundesliga spielen und eine gute Qualität besitzen. Deshalb ist der Markt für uns so interessant“, setzt der Trainer neue Reizpunkte und plant schon den nächsten Asientrip: „Am Ende der Saison fliegen wir vielleicht noch einmal hin.“

Zusammenarbeit mit e.V. weiter intensivieren

Bis dahin aber gibt es in der Heimat noch viel zu tun für den Coach, der nicht nur einen Blick auf die Profis wirft, sondern auch häufig am Riederwald auftaucht. Die aktuelle Lage der U19 ist weiterhin besorgniserregend. Die 2:3 Niederlage gegen starke Karlsruher hat der Mannschaft von Alexander Schur den Wind etwas aus den Segeln genommen, sie steht wieder auf dem Abstiegsrang 12. Ein Absturz wäre der Super-GAU, gerade jetzt, wo die Arbeit zwischen AG und e.V. noch weiter intensiviert werden soll. „Wir haben 15 bis 16 Spieler in unsere Testspiele und ins Trainingslager einbauen können„, so Schaaf. Man habe den Nachwuchsadlern somit gezeigt, dass der nächste Schritt keine Unmöglichkeit sei. Es gehe aber nicht um irgendwelche Quoten, sondern einzig um die Qualität. „Wir müssen uns natürlich ein bisschen gedulden und wir müssen dem Einzelnen die Chance und Zeit geben, sich entwickeln zu können. So schnell wie es geht, so lange wie es braucht.“ Zeit – ein wichtiges Stichwort, wenn man auf das Fußballgeschäft blickt. Denn viel gibt es davon auf dieser Ebene nicht. Langfristige Konzepte sind häufig schon an der Nervosität und Hektik im Umfeld eines Vereins gescheitert. Auch Schaaf musste vor einigen Monaten spüren, wie heiß die Atmosphäre im Stadtwald werden kann, wenn die Mannschaft fünfmal am Stück verliert. Der Frankfurter Bubb fängt schnell an zu träumen – und rutscht ebenso rasch von der Euphorie in die Depression. Ein Mittelweg? Den gibt es nur selten – so aber auch bei der Mannschaft. Die Leistung konstant abzurufen sei bislang das größte Problem, betont der Trainer: „Wir versuchen 70-80% unserer Leistung regelmäßig auf den Platz zu bringen. Diese Sicherheit ist noch nicht gegeben, aber wir gehen die Aufgabe immer wieder von Neuem an.“

Das große Ziel: Konstanz reinbringen!

SchaafEs wäre nur zu typisch, wenn nach der guten Leistung vom vergangenen Wochenende, als der Hamburger SV lange Zeit keinen Stich sah und die Eintracht verdient mit 2:1 gewinnen konnte, beim 1. FC Köln wieder ein Rückschlag erfolgt. „Immer wieder freuen wir uns über eine tolle Leistung, um dann in der nächsten Partie in eine Phase hereinzukommen, wo man nichts mehr auf die Reihe bekommt„, fällt es auch Schaaf schwer, dieses Chaos bei den Adlern zu sortieren. Am Sonntag erwartet der Familienvater eine ganz schwierige Partie, die Kölner seien sehr unangenehm zu bespielen. „Wir müssen auf einem Topniveau spielen, um uns durchsetzen zu können„, fordert der Übungsleiter von seinem Team. Nur dann könne man endlich in die Situation kommen, dass die Selbstsicherheit komme und das Selbstvertrauen wachse. „Wenn wir das rüberbringen, haben wir einen großen Schritt gemacht„, so Schaaf abschließend. In der Folge rollte dann die Kugel – aber nicht über den Rasen des Waldstadions, sondern durch die Roulettekessel in der „Villa Bonn“. „Rien ne va plus“ – aber hoffentlich nur am Spieltisch!

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