Niko Kovac freut sich auf das Pokalfinale in seiner Heimatstadt Berlin. (Bild: imago/Uwe Kraft)

Genau vor einem Jahr stand Eintracht Frankfurt am Rande des Abgrunds zur zweiten Liga. Mit einem Kraftakt wurde jedoch in letzter Sekunde der Klassenerhalt in den Relegationsspielen gegen den den 1. FC Nürnberg geschafft. Heute sieht die Eintracht-Welt glücklicherweise ein bisschen anders aus. Nach einer sehr guten Hinrunde und einer ergebnisschwachen Rückserie, in der es es aber oft gute Leistungen gab, lief die Mannschaft um Trainer Niko Kovac in der Bundesliga auf Platz 11 und somit in sicheren Gewässern ein. Das Ziel, eine Saison ohne Abstiegsangst zu spielen, wurde erreicht. Doch jetzt wartet am Samstag das absolute Highlight im Berliner Olympiastadion, wenn es im DFB-Pokal-Finale gegen Borussia Dortmund um den Pott geht. In der Hauptstadt könnte also eine solide Saison gekrönt werden. Wer hätte vor der Spielzeit gedacht, dass die Eintracht nach der Saison zur Pressekonferenz vor dem Endspiel einladen darf.

Entsprechend gut gelaunt nahm Kovac auf dem Podium platz. Für den Coach geht es am Samstag zurück in die Heimat: „Es ist meine Geburtsstadt und ich freue mich zurückzukommen.“ Er werde Verwandte und Bekannte besuchen, doch natürlich fährt er nicht nach Berlin, um einen Familienausflug zu unternehmen. Folglich wurde auf der Pressekonferenz auch über das Finale gesprochen. „Das ist für jeden etwas besonderes, nicht nur für die Spieler, sondern für den ganzen Klub und die Fans.“ Natürlich gilt das auch für ihn als Fußballlehrer: „Nach so kurzer Zeit als Trainer ins Endspiel zu kommen, darauf bin ich stolz“, sagte der Kroate, ohne dabei zu vergessen, wem er das Kunststück zu verdanken hat: „Den größten Teil haben aber meine Spieler dazu beigetragen.“

Diese haben durch die Aufholjagd gegen RB Leipzig wieder etwas Selbstvertrauen getankt, so seien alle in der Mannschaft froh gewesen, dass es mit einem positiven Ergebnis in die letzte Woche ging. Die Kovac-Schützlinge seien relativ locker drauf, aber „die Anspannung wird sich im Laufe der noch Woche steigern“, wusste der Trainer zu berichten. Am Ende dieser Trainingswoche steht dann auch das Abschlusstraining am Freitag im Berliner Olympiastadion an, denn im Gegensatz zum BVB wird die SGE schon am Donnerstag in die Hauptstadt fliegen und ihre Zelte aufschlagen.

Noch ein letztes Mal fokussieren

Natürlich fokussiert sich jetzt alles auf das Endspiel: „Es fällt mir sehr schwer, nicht ans Finale zu denken“, gab Kovac zu. Zwar sei es eine lange Saison gewesen, die Kräfte gekostet habe, doch gelte es, diese jetzt noch einmal zu bündeln. Also gibt der Trainer noch ein letztes Mal die Marschrichtung in dieser Saison vor: „Wir werden diese Woche noch einmal alles reinschmeißen, was wir haben und wollen die Mannschaft auf den Punkt fit bekommen, dann bin ich mir sicher, dass wir ein gutes Spiel machen werden.“ Es werde eine normale Trainingswoche geben, in der das Trainerteam mit der Mannschaft gewisse Sachen durchspielen werde. Doch Kovac weiß: „Am Samstag brauchen wir Spieler, die 100 Prozent geben können, so werden wir uns diese Woche darauf vorbereiten.“

Die Mannschaft wisse, worum es geht und dass es ein besonderes Spiel werden wird. Jeder möchte dabei sein, denn: „Wer weiß, ob wir jemals wieder bei einem Pokal-Endspiel teilnehmen werden.“ Dementsprechend legten sich die Spieler in den Übungseinheiten diese Woche ins Zeug: „Jeder will sich im Training präsentieren.“ Kovac versicherte jedoch, dass es keine Geschenke geben werden wird und hofft natürlich darauf, „die richtige Elf zu finden.“

„Wir müssen uns auf uns konzentrieren“

Kann die Mannschaft nach dem Finale genauso feiern wie im Hinspiel, als der BVB mit 2:1 geschlagen werden konnte?

Der Trainer sieht seine Mannschaft auf dem Papier als klaren Außenseiter, aber er sagt: „In einem Spiel ist alles möglich! Wir sehen unsere Chancen und fahren mit Selbstvertrauen und Überzeugung nach Berlin.“ Schließlich habe die Eintracht im Halbfinale gegen Mönchengladbach gezeigt, dass sie einen großen Gegner schlagen kann. Nur wie wollen die Hessen zum Erfolg kommen? Wie in der Videoanalyse des Gegners deutlich wurde, „hat Dortmund eigentlich nur Stärken und keine Schwächen.“ Deshalb bringt es nicht so viel, auf den Gegner zu schauen: „Wir müssen uns auf uns konzentrieren.“ Sich nur in der Defensive zu verbarrikadieren, kann nicht die richtige Vorgehensweise sein. Dementsprechend lautet der Plan wie folgt: „Wir müssen unser Heil auch in der Offensive suchen und aktiv nach vorne spielen, wenn wir zu Erfolg kommen wollen.“ 

Es sei nicht einfach, sich auf das Spiel des BVB einzustellen: „Man weiß bei Thomas Tuchel ja nie, wie er anfängt, wie er weiterspielt und wie er aufhört.“ Die Eintracht will an ihren Prinzipien festhalten, damit sei sie in dieser Spielzeit gut gefahren. Fußballerisch sei die Borussia zwar klar besser, „aber es gibt noch andere Tugenden, die man an den Tag legen muss.“ Im Hinspiel gegen den Ruhrpott-Klub hat das gut geklappt, beim Auswärtsspiel in Teilen, hob der Trainer hervor und betonte dann: „Ich bin ich mir sicher, dass es nicht einfach werden wird für den BVB. Jede Mannschaft in der Bundesliga weiß, wie schwierig wir zu bespielen sind. Wenn es klappt, wie ich es mir vorstelle, wird das Spiel lange Zeit auf Messers Schneide stehen.“

Die Unruhe, die momentan bei den Dortmundern besonders zwischen Trainer Tuchel und Boss Hans-Joachim Watzke oder um Pierre-Emerick Aubameyang herrscht, wollte Kovac nicht bewerten: „Ich bin zu weit weg und habe genug mit der Eintracht zu tun.“ Einen Vorteil sieht er darin nicht: „Alle beim BVB wissen, es ist das Pokal-Endspiel. Da wird alles, was drumherum passiert, unwichtig.“

Der Eintracht-Reisetross

20 Spieler werden am Donnerstag nach Berlin aufbrechen. Zwei mehr als letztendlich auf der Bank Platz nehmen dürfen. „Man weiß ja nie, was noch passieren kann“, erklärte Kovac seine Vorsichtsmaßnahme. Mit dabei sein werden auch Kapitän Alexander Meier und Verteidiger Jesús Vallejo, die am Samstag gegen Leipzig nach Verletzungspausen ihr Comeback feiern durften. “Ich bin froh, dass beide wieder mit dabei sind“, zeigte sich der Coach glücklich über die Rückkehr der zwei Stützen. Dabei sieht es nach einem Startelf-Einsatz von Vallejo aus, während der Trainer über Meier sagt: „Beim Alex denke ich, dass er spielen kann, ob von der ersten Minute oder später sei mal dahingestellt.“ Für einen Stürmer sei es schwieriger, sich nach einer Verletzung in die Mannschaft zu integrieren, ein Verteidiger habe es da einfacher, erläuterte Kovac seine Gedankenspiele. Neben Vallejo und Meier sind auch Slobodan Medojevic und Andersson Odórñez in der Verlosung für das Endspiel.

Abgesehen von den nicht berücksichtigten werden auch die verletzten Spieler in Berlin dabei sein – zumindest als Zuschauer auf der Tribüne. Am Freitag werden sie der Mannschaft hinterher fliegen. Zu diesen Spielern gehören der neulich operierte Marc Stendera, Makoto Hasebe, der sich nach seinem Knorpelschaden im Knie wieder im Aufbautraining befindet und der an der Achillessehne verletzte Omar Mascarell. Letzteren bezeichnete Kovac als Problemfall: „Wir versuchen da die richtige Entscheidung zu treffen.“ Der Verein versuche sich hier und da Ratschläge einzuholen, „wir lassen uns aber Zeit, um die richtige Entscheidung zu treffen“, betonte Kovac.

Sollte es denn irgendwie mit einem Sieg in Berlin klappen und er den Pokal in die Luft stemmen dürfen, versicherte Kovac grinsend, dass er ganz sachlich feiern werde: „Klar, ein alkhoholisches Getränk wird es geben, sie werden mich aber nicht irgendwo entkleidet rumliegen sehen.“ Wir werden sehen…

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2 Kommentare

  1. Extrem wichtig wird sein, von der ersten Sekunde an hoch konzentriert zu spielen und immer gleichsam gegen zu halten. Die Dortmunder gehen meist mit voller Wucht zum Ball.

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