Endlich wieder voll dabei! Johannes Flum hat keine Angst mehr.
Endlich wieder voll dabei! Johannes Flum hat keine Angst mehr.
Wenn demnächst die Frankfurter Eintracht ins Trainingslager nach Abu Dhabi reist, wird der Großteil der Mannschaft aufstöhnen. Schweißtreibende Stunden Konditionstraining ohne Ball werden auf dem Programm stehen, den Hügel des „Grauens“ wird mit großer Sicherheit auch Trainer Niko Kovac nicht ganz aus den Augen verlieren. Es gibt allerdings auch Akteure, die sich freuen, dass sie überhaupt wieder dabei sein können und sich an die Mannschaft herankämpfen dürfen. Einer der längst vergessenen Spieler ist Johannes Flum. Der inzwischen 29 Jahre alte Mittelfeldakteur kämpft sich Schritt für Schritt heran und freut sich, dass das Knie wieder hält: „Ich komme langsam wieder auf das Niveau vor meiner schweren Verletzung zurück.“

Rückblick: Vor etwas mehr als einem Jahr, den 2. Dezember 2015, rauschten Flum und Slobodan Medojevic zusammen. Während der Serbe leicht angeschlagen liegen blieb, erwischte es seinen Teamkollegen deutlich schlimmer. Flum schrie vor Schmerzen, die so schlimm waren, dass er im Hubschrauber abtransportiert werden musste. Eine Fahrt im Krankenwagen hätte das Leid nur noch vergrößert. „Ich hätte nie gedacht“, gibt er etwas ernüchtert zu, „dass es insgesamt so lange dauert, bis ich wieder ganz fit bin.“ Dabei fühlte er sich gut, als die Sommervorbereitung losging und er in den Testspielen mitspielen konnte. Der Defensivakteur gab Vollgas und wollte sich unbedingt anbieten, seinen ersten Einsatz seit dem 24. Oktober 2015 (2:1 gegen Hannover 96) feiern – um dann vor rund zwei Monaten den nächsten Rückschlag zu erleiden.

„Ich habe einfach zu früh zu viel gewollt“, erklärt er und begründet damit die Achillessehnenprobleme, die ihn zur Pause zwangen: „Ich habe falsch belastet und eine Dysbalance gehabt. Auf der linken Seite hatte ich nicht die nötige Kraft. Aber zum Glück ist jetzt wieder alles gut.“ Flum setzt einen großen Teil seiner Hoffnung auf die Reise an den Persischen Golf. Dort will er sich dem Coach anbieten, bei Testspielen Sicherheit bekommen und einfach wieder Fußball spielen – schließlich geht es um die Zukunft. Er besitzt noch einen Vertrag bis 2018 und gibt sich kämpferisch: „So will ich nicht von hier weggehen! Natürlich haben wir einen großen Konkurrenzkampf im Kader. Aber ich will die Chance nutzen, auch wenn es nicht leicht ist.“ Kein Problem sieht er allerdings darin, sich in eine gut funktionierende Mannschaft zu integrieren: „Zum Glück ist das Team erfolgreich. Wenn wir da unten stehen würden, wäre der Druck viel größer.“

Flum konnte somit ganz in Ruhe in der Reha arbeiten und sich auf den Wiedereinstieg ins Mannschaftstraining vorbereiten. Inzwischen zieht er wieder voll mit und ist bei allen Einheiten dabei. Der Trainer hat ihm auch in den schwierigen Zeiten zur Seite gestanden: „Er interessiert sich wirklich für alle und lässt keinen hängen. Kovac ist immer hinterher und fragt nach, wie es einem geht.“ Er vermittele somit das Gefühl der Dazugehörigkeit, auch wenn ein Akteur verletzt ausfällt. Für Flum, der zu der Sorte Spieler gehört, die viel nachdenken und über den Tellerrand blicken, ist diese Nähe und Emphatie von enormer Bedeutung. Seit mehr als zwei Jahren kämpft er um Einsatzzeiten und Anerkennung, immer wieder warfen ihn – mal schwere, mal etwas leichtere – Verletzungen zurück.

Umso größer wäre die Freude, wenn ihn Kovac für die nächsten Partien nominieren und zumindest auf der Bank Platz nehmen lassen würde: „Beim Heimspiel gegen den 1. FSV Mainz dabei zu sein wäre toll. Das wäre für meinen Kopf eine echte Befreiung!“ Flum hat trotz aller Rckschläge den Kontakt zur Mannschaft nie abreißen lassen. Ein Grund dafür: Sein Nachbar. Jesús Vallejo wohnt nebenan und wird von ihm hoch gelobt: „Er hat sich super integriert und ist menschlich super. Ich habe ihn schon zum Essen eingeladen. Jesús will Deutsch lernen und das macht Spaß, so etwas zu sehen.“

Flum hat nicht nur bei den Gespräch mit Vallejo seine Freude, sondern auch auf einem See oder Fluss. Zusammen mit Stefan Aigner fing er den Bootsführerschein in Bad Vilbel, den südlichsten Zipfel des Wetteraukreises, an: „Im Urlaub auf Mallorca habe ich immer die Bootsfahrer gesehen und mir gedacht, dass das toll ist. Außerdem wollte ich etwas für den Kopf tun und nicht nur an Fußball denken.“ Mit seinem Kumpel wird er die Prüfungen allerdings nicht mehr gemeinsam bewältigen können, schließlich spielt Aigner wieder in der Heimat beim TSV 1860 München Fußball. Oberste Priorität hat für Flum sowieso die Rückkehr auf den Platz. Ob er womöglich der Ersatz für Timothy Chandler wird? „In der A-Jugend habe ich mal als rechter Verteidiger gespielt“, sagte er lachend und legte dann wieder ernster nach: „Ich sehe mich eher weiter vorne und fühle mich im zentralen Mittelfeld am wohlsten.“ Jetzt steht zunächst der Winterurlaub an. Der eigentliche Plan, Ski fahren zu gehen, wurde aber gekippt: „Ich reise in die Heimat und werde mich gut erholen.“ Um dann mit voller Kraft in das für ihn so wichtige nächste halbe Jahr durchzustarten.

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