Vereinspräsident Fischer ist "stolzer Präsident eines stolzen Vereins". (Foto: Arndt Götze)
Vereinspräsident Fischer ist „stolzer Präsident eines stolzen Vereins“. (Foto: Arndt Götze)

Am gestrigen 30. Januar fand in der Wolfgang-Steubing-Halle am Riederwald die ordentliche Mitgliederversammlung von Eintracht Frankfurt statt. Der Veranstaltung, die um 19:15 Uhr begann, wohnten, obwohl keine Präsidentenwahl anstand, 486 Stimmberechtigte bei. An dieser großen Zahl sah man einmal mehr die Bedeutung für den gesamten Verein.
Nach der Eröffnung der Versammlung durch Versammlungsleiter Stephan Winterling, der wie in den letzten Jahren durch die Veranstaltung führte, kam Markus Frank, der Sportdezernent der Stadt Frankfurt, zu Wort. Der 47-Jährige hatte bereits am Nachmittag eine bedeutende Rolle gespielt, allerdings für die Fußball AG. Frank verkündete die Entscheidung des Stadtrats über die neue Geschäftsstelle der Eintracht-Profis – SGE4EVER.de berichtete bereits. In seiner Rede am Riederwald betonte der CDU-Politiker, dass man hoffe, dass diese Entscheidung eine kluge gewesen sei. Außerdem sei es ein Ziel des Frankfurter Rathauses „den Breitensport in der Stadt zu stärken.“ Der gelernte KFZ-Meister ging außerdem auf den Erfolg der SGE in dieser Spielzeit ein. Der dritte Platz nach dem 18. Spieltag habe auch „mit sehr harter Arbeit zu tun“. Er betonte, dass man „sehr stolz auf die Eintracht“, die auch ein echtes Aushängeschild ist, sei.

Nach dem Sportdezernenten kam Vereinspräsident Peter Fischer auf die Bühne. Der 60-Jährige geht in sein 17. Jahr als Präsident der Eintracht. Er zeigte sich vor allem mit den Mitgliederzahlen des gesamten Vereins äußerst zufrieden und stolz: „Wir haben einiges erreicht, sportlich, aber auch neben dem Platz.“ Vor einigen Jahren hatte der zweifache Vater die Zahl von 30.000 Mitgliedern zum Ziel ausgerufen. Diese Zahl konnte der Verein aber schon hinter sich lassen. „Heute kann ich stolz berichten, dass es genau 40.683 Mitglieder sind. Im bundesligaweiten Vergleich sind wir damit auf dem siebten Platz, haben Werder Bremen überholt. Und die 50.000 wird bald fallen“, zeigte sich Fischer euphorisch. Die große Zahl an Mitgliedern sei allerdings auch eine Verpflichtung für den Verein und eine tägliche Herausforderung. Er zeigte sich auch erfreut, dass nicht nur die Fangemeinde und die Fan- und Förderabteilung wachse, sondern auch der Breitensport des Vereins. Auch hier konnten nicht nur die Mitgliederzahlen sondern auch der sportliche Erfolg wachsen. Natürlich kam Fischer auch auf die aktuelle Bundesligasaison und die neu formierte Mannschaft um Trainer Niko Kovac zu sprechen. Diesem bescheinigte der Präsident „herausragende Arbeit“. Für ihn fühle sich der aktuelle Erfolg surreal an. Trotz vieler Träume von Europa betonte der ehemalige Basketballer, dass er keinen Erfolgsdruck aufkommen lassen wolle: „Wir werden nicht abheben und uns keinen Erfolgsdruck aufbauen lassen. Lassen Sie uns alle gemeinsam den aktuellen Stand einfach genießen.“ Einen Aspekt, den Fischer schon im großen SGE4EVER.de-Interview ansprach ist die Verzahnung des Leistungszentrums am Riederwald und der AG. Im Dezember erklärte er, dass diese unter der sportlichen Leitung von Niko Kovac und Sportvorstand Fredi Bobic enorme Fortschritte gemacht habe, was er gestern nochmals bekräftigte und betonte, dass diese auch in Zukunft aufrechterhalten und weiterhin gefördert werden solle. Neben Kovac lobte Fischer vor allem den Ex-Stuttgarter Bobic, der eine große Überzeugung und Engagement gezeigt habe, die Eintracht nach vorne zu bringen. Der Präsident, der für seine emotionalen Reden bekannt ist, beendete seine Rede mit dem Satz: „Ich bin ein stolzer Präsident eines stolzen Vereins.“ Es sind Sätze wie diese, die den 60-Jährigen in Fankreisen äußerst beliebt machen.

Die 40.000 sind geknackt - als nächstes Ziel gibt die Eintracht die Zahl von 50.000 Mitgliedern aus.
Die 40.000 sind geknackt – als nächstes Ziel gibt die Eintracht die Zahl von 50.000 Mitgliedern aus.

Im Anschluss an Fischer wurde der Schatzmeister der SGE, Thomas Förster, auf das Podium gebeten. Der Vizepräsident zog ein positives Fazit des Geschäftsjahres. Trotz einer enormen Steuerbelastung sei es gelungen das Eigenkapital des Vereins zu erhöhen und ein Prozent der Aktien zurückzukaufen. Auch für das Geschäftsjahr 2016/2017 erwartet der 62-Jährige ein „positives Jahresergebnis.“ Als Ziele setzte der Diplom-Betriebswirt den Ausbau der Digitalisierung und des Bewegtbildangebotes sowie die Erweiterung des Sportangebots.

Anschließend gab AG-Vorstandsmitglied Axel Hellmann einen Bericht der Fußball AG ab. Der 45-Jährige räumte ein, dass in der letzten Saison Fehler gemacht wurden, unter anderem hätte man zu lange am Trainer festgehalten. Er zeigte sich aber auch sehr erleichtert, dass die SGE nun auf einem „überragenden dritten Platz“ stehe und er auch als Tabellendritter und „nicht nach einem Auswärtsspiel in Bielefeld“ vor die Mitglieder treten könne. Anschließend sagte der Jurist, dass es ein Ziel sein müsse, den Verein und die AG wieder näher zusammen zu führen: „Wir müssen wieder eine Einheit werden, um Themen anzugehen, die viel zu lange liegen geblieben sind.“ Trotz einiger Selbstkritikpunkte bedankte sich Hellmann auch bei Bobic-Vorgänger Heribert Bruchhagen, der den „Verein dahin geführt hat, wo er heute steht.“ Nachdem die Rede Hellmanns unter großem Applaus zu Ende ging, war dessen Vorstandskollege Fredi Bobic der nächste Redner. Der ehemalige Nationalspieler wollte sich den Mitgliedern des Vereins nun auch persönlich vorstellen und seine Ziele mit der Eintracht darlegen. „Ich muss zugeben, als Tabellendritter habe ich noch nie zu Mitgliedern gesprochen“, zeigte sich der 45-Jährige gleich zu Beginn gut gelaunt. Anschließend nutzte der einstige Mittelstürmer die Möglichkeit, um sich inklusive Lebenslauf den Zuhörenden vorzustellen und ging dann auf die aktuelle Saison ein. Hier blickte er zunächst zurück und zeigte sich mit der Zusammenstellung des Kaders äußerst zufrieden. Trotz extrem kleinen Budgets sei es gelungen charakterlich einwandfreie Spieler zu holen, „die eine echte Einheit darstellen.“ Es sei von Beginn an ein Ziel gewesen, dass die Mannschaft über den Teamgeist kommen sollte. Auch Bobic betonte, dass der Bau einer neuen Geschäftsstelle äußerst wichtig sei. Anschließend ging auch er auf die Zusammenarbeit der AG und des e.V.’s ein und betonte, dass es für ihn kein Unterschied gebe: „Eine räumliche Trennung bedeutet nicht, dass man nicht miteinander arbeiten kann. Ich bin froh, dass bei jedem Spiel des Leistungszentrums auch ein Beobachter von uns da ist. Mich interessiert die Trennung nicht.“ Er ließ die Mitglieder außerdem von weiteren Spielern träumen, die den Sprung vom Riederwald zu den Profis schaffen könnten. „Wenn ich mir unsere Jugend anschaue brauchen wir keine Angst haben. Es wird noch mehr Spieler wie Aymen Barkok geben“, zeigte sich Bobic erfreut. In den letzten Tagen wurden weitere Transfers in diesem Wintertransferfenster, unter anderem von Trainer Kovac, ausgeschlossen. Bobic jedoch sagte, dass er nun direkt wieder an die Arbeit gehen wolle, da es „noch viel zu tun“ gäbe und noch etwas passieren wird. Der Wechsel von Joel Gerezgiher ist bereits fix. Ein Abgang von Enis Bunjaki steht unmittelbar bevor. Weitere Kandidaten auf einen Wechsel sind der Stürmer Haris Seferovic und der Mittelfeldspieler Slobodan Medojevic. Letzterer fehlte wie Gerezgiher und Bunjaki ebenfalls im Trainingslager in Abu Dhabi. Im Falle eines Abgangs des Schweizers Seferovic ist gut vorstellbar, dass die Eintracht doch nochmal auf dem Transfermarkt tätig wird.

Hammerwerferin Betty Heidler mit Vereinspräsident Fischer. (Foto: Arndt Götze)
Hammerwerferin Betty Heidler mit Vereinspräsident Fischer. (Foto: Arndt Götze)

Nach den anschließenden Berichten des Verwaltungsrates, des Ehrenrates, der Revisoren und des Beirates wurden Ehrungen verschiedener Mannschaften und Mitglieder vorgenommen. Zu diesen gehörten unter anderem die Cheerleader und die U-17-Europameister im Ultimate Frisbee. Zum Höhepunkt der Ehrungen kam es aber, als Peter Fischer die Hammerwerferin Betty Heidler auf die Bühne bat. Diese wurde für 15 Jahre Leistungssport bei Eintracht Frankfurt und ihre herausragenden Verdienste um den Verein zum Ehrenmitglied ernannt. Zum Abschluss folgte die Würdigung von 17 ehrenamtlich Tätigen aus den Abteilungen mit dem DVAG-Ehrenamtspreis.

Danach gab es eine kleine Überraschung. Der Antrag auf eine Satzungsänderung, der vor der Jahreshauptversammlung einige Kreise gezogen hatte, wurde zurückgezogen, woraufhin das Präsidium und der Verwaltungsrat entlastet wurden. Im Anschluss wurde sowohl der Verwaltungsrat, die Revisoren, der Ehrenrat, als auch der neue Wahlausschuss der Eintracht gewählt. Nach diesen Wahlen wurde die Versammlung um kurz nach Mitternacht für beendet erklärt.

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4 Kommentare

  1. Zwei Fragen:

    1.
    „…sei es gelungen das Eigenkapital des Vereins zu erhöhen und ein Prozent der Aktien zurückzukaufen.“ – Verstehe ich nicht… Gibt der Verein Aktien aus? Oder sind Aktien der Fußball AG gemeint? Und wenn ja, wie wurden die zurückgekauft, die werden ja nicht frei gehandelt?!?

    2.
    „Der Antrag auf eine Satzungsänderung, der vor der Jahreshauptversammlung einige Kreise gezogen hatte, wurde zurückgezogen,…“
    Könntet ihr bitte noch näher ausführen, worum es dabei ging?

    Jedenfalls vielen Dank für den Artikel.

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  2. Die AG stand damals praktisch vor der Insolvenz.
    Die „Freunde der Eintracht“ haben damals (mit Steubing)ein
    Aktienpaket sehr preiswert gekauft um die Eintracht zu retten.
    Es macht Sinn diese Aktien zurück zu kaufen, damit man sie
    dann irgendwann marktgerecht einem Investor anbieten kann.

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  3. @ Reebok:
    Es ging um einen Antrag des ehemaligen Vizepräsidenten der SGE, Hans-Joachim Schröder, gegen eine Bezahlung des Präsidiums.

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