Sorgen die neuen Ideen bald für leere Fankurven? Der Ärger wird immer größer!
Sorgen die neuen Ideen bald für leere Fankurven? Der Ärger wird immer größer!

Der Preis ist heiß – besonders wenn man Fan des FC Bayern München und von Borussia Dortmund ist. Die beiden Topvereine aus Bayern und Nordrheinwestfalen füllen die Stadien – und davon möchten die anderen Clubs natürlich profitieren. Die TSG Hoffenheim etwa verlangt für diese Partien mindestens 55, statt 26 Euro, im Sitz- und 18 Euro, statt 12 Euro, im Stehplatzbereich. Für Fans der Vereine der Zuschlagskategorie „B“, beispielsweise der VfB Stuttgart, FC Schalke 04 oder Borussia Mönchengladbach, werden 35, bzw. 17 Euro fällig. Damit werde der Bogen überspannt und so ruft die im September 2010 anlässlich des Revierderbys zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund gegründete Faninitiative „Kein Zwanni – Fußball muss bezahlbar sein“ für die Auswärtspartie des BVB am 23. September zum Boykott auf. Auf der Seite der Initiative wird dieser Schritt wie folgt begründet: „Unter dem Strich wird jeder, der keinen Stehplatz ergattern kann, also mit mehr als 60,00 € zur Kasse gebeten. Für ein ganz normales Bundesligaspiel am sechsten Spieltag. Mal zur Einordnung: Für nur 10,00 € mehr hätte man eine Karte der günstigsten Kategorie für das letzte Champions League-Finale in Berlin erstehen können.“

Das Misstrauen in den Fankurven wächst immer weiter. Zu Beginn des nächsten Jahres wird über den neuen, ab 2017/18 gültigen TV-Vertrag, verhandelt. Und die Vorschläge der McKinsey-Studie sorgen für große Empörung bei den Anhängern. Diese Studie empfielt „strukturelle Veränderungen wie z.B. eine Erweiterung der Bundesliga auf 20 Vereine oder eine Verteilung des Bundesliga-Spielplans auf mehr Anstoßzeiten zur Steigerung der medialen Verwertbarkeit.“ Sig Zelt, Sprecher von ProFans, beobachtet diese Entwicklung mit Sorgenfalten. In einer Pressemitteilung vom 13. August warnte Zelt: „Die Fernsehdauerberieselung mit Fußball und das Vergraulen von Gästefans wird den Vereinen noch einmal kräftig auf die Füße fallen. Es ist doch absurd, des kurzfristigen Gewinns wegen Abstriche an der Attraktivität hinzunehmen.“ Der Wandel sei schleichend – das sogenannte Eventpublikum ersetze treue Fangruppierungen. Dabei trage nichts, so Zelt weiter in der Pressemitteilung, „so stark zu einer emotionalen Zuschauerkulisse bei wie ein stimmungsvoller Gästeblock.“

Man müsse aufpassen, dass das Rad nicht komplett überdrehe und sich zu viele Anhänger von der „schönsten Nebensache der Welt“ abwenden. Wie die Stimmung in einer Partie sein kann, wenn der „harte Kern“ fehlt, mussten auch die Spieler der Eintracht vor knapp 3 Wochen im Testspiel gegen den FC Tokyo erfahren. Unterstützungen von den Rängen? Nur in den ersten Minuten! Stattdessen gab es schnell Pfiffe, nachdem man 0:2 hintenlag. Das gegenteilige Phänomen konnte dann am letzten Sonntag gegen den VfL Wolfsburg betrachtet werden, als der Fanblock trotz knapper Auswärtsniederlage geschlossen stand, das Team anfeuerte und mit warmen Applaus in die Kabine verabschiedete. Es sind genau diese Momente, für die eben auch das „Eventpublikum“ ins Stadion geht. Die Liga würde sich somit selbst in den Schwanz beißen, wenn sie diejenigen, die überhaupt erst für eine volle Arena sorgen, endgültig fernhalten würden. Aktuell aber sorgen die Planungen von Vereinen und Liga für einigen Ärger in den Fankurven, wie ein Banner der BVB-Fans am vergangenen Samstag zeigte: „55 € für einen Sitzplatz? Ihr habt den Schuss nicht gehört – Hoffenheim boykottieren!“ Auch die Idee, fünf Montagspartien einzuführen, löste keine Begeisterung aus: „Eure Anstosszeiten kotzen uns an!“ las man auf einem Spruchband in der Regionalliga.

fans
Aber wie lange noch?

Das Murren wird lauter. Ein weiterer Grund: Die weiten Fahrten zu unglücklichen Uhrzeiten. Man wünsche sich, so Zelt, „an Freitag- und Sonntagabenden wenigstens solche Spiele bevorzugt anzusetzen, bei denen die Entfernung zwischen den Heimatstädten der Vereine nicht mehr als 300 km beträgt. Bei größeren Entfernungen müssen die meisten der mitreisenden Fans für Spiele am Freitag- oder Sonntagabend einen Urlaubstag opfern, für Spiele an Wochentagen sogar zwei.“ So mussten die Anhänger des Hamburger SV am vergangenen Freitag schon ziemlich früh von daheim losfahren, um pünktlich zum Anpfiff ankommen zu können. 790 Kilometer – mit Pausen und kleineren Verkehrsverzögerungen ist man da schon 10 Stunden auf der Autobahn – einfache Fahrt! Auch im DFB-Pokal wird hierauf kaum Rücksicht genommen. Der 1. FSV Mainz musste am Sonntagabend um 20.30 Uhr bei Energie Cottbus antreten. Die Reise in die Lausitz macht es unwahrscheinlich, dass man am nächsten Vormittag um 8 Uhr auf der Matte seines Arbeitgebers stehen kann. Natürlich, auch die andere Seite muss beleuchtet werden: Der neue, milliardenschwere TV-Vertrag in England, hat alle mächtig aufgeschreckt. Die Angst, auf globaler Ebene den Anschluss zu verlieren ist groß. Und DFL-Chef Christian Seifert betonte auch, dass andere Ligen viel härter wären: „Sie ignorieren einfach alle Interessen – außer die monetären.“ Zelt missfällt die gesamte Entwicklung trotzdem. Fast schon resignierend sagt er in der Frankfurter Rundschau: „Fanbelange sind das letzte Rad am Wagen.“ Jakob Falk, ein weiterer ProFans-Sprecher, kritisierte bereits im Juli: „Natürlich steht nicht nur die DFL selbst am Pranger! Dass die Vereine öffentlich schweigen oder die Pläne sogar selbst forcieren, ist aus Fanperspektive ein Skandal. Hier wird deutlich, wie wenig die Belange der eigenen Fans gegenüber den wirtschaftlichen Interessen zählen.“

Seifert sieht die neuen Pläne allerdings als nicht dramatisch an und konterte: „Wenn von 306 Partien aus sportlichen Gründen künftig fünf Begegnungen sonntags um 13:30 Uhr sowie fünf am Montag statt der 2. Bundesliga gespielt werden sollen, ist das in meinen Augen nicht unverhältnismäßig.“ Die Hoffnung, höhere Einnahmen zu erzielen, stehe dabei angeblich nicht im Vordergrund. Vielmehr gehe es darum, „unsere Europapokal-Teilnehmer zu entlasten mit zehn Spielen, die sie nicht Samstagnachmittag bestreiten müssen.“ Es wird spannend, ob die Umsetzung dieser Pläne letztendlich dann den erhofften Effekt hat – oder ob es sich nicht rächt, dass die Belange der Fans nur als letztes Rad am Wagen mitgeschleift wurden.

- Werbung -

4 Kommentare

  1. Also die Erhöhung auf 20 Bundesliga Teams würde ich begrüßen !
    Aber wenn die Eintracht spielt ist das einzig Spannende an der BL die Samstags Konferenz…. daher falls man auf 20 Mannschaften erhöht und die Anstoßzeiten so lässt wie sie aktuell sind wird die Konferenz wieder attraktiver glaube ich….

    PS.: die Stadion preise sind eh ne Frechheit teilweise….

    0
    0
  2. … Sig Zelt, Sprecher von ProFans, beobachtet diese Entwicklung mit Sorgfalt….

    klingt etwas seltsam, ohne falt dafür mit e gefiele mir besser.

    Was uns in Deutschland vor allem fehlt, ist ein zweiter ernstzunehmender Mitbieter um die hiesigen TV-Rechte.
    Es muss doch möglich sein, weitere Interessenten außer Sky für die Bundesliga zu begeistern. Und wenn man es wie die Franzosen macht und die Kataris mit ins Boot holt.

    20 Mannschaften und dafür keine Winterpause wäre auch ne feine Sache. Da herrschen mittlerweile kaum noch Wetterbedingungen, die nicht in den Griff zu bekommen wären. Weitere Anstoßzeiten, gar Montagsabends halte ich aus meiner Fansicht für äußerst bedenklich. Auf einem Weg zu italienischen Verhältnissen mit halb leeren Stadien ohne Stimmung wäre das allerdings ein großer Schritt.

    Den DFB-Pokal würde ich übrigens nicht mit in diese Betrachtung einschließen. Der findet ja schon traditionell unter der Woche statt und man kann eben auch mal Lospech haben bei einer Auslosung.

    0
    0
  3. Ich muß auch sagen, dass ich die Entzerrung der Spielzeiten nicht besonders glücklich empfinde. Ich kann mich noch gut an die Zeiten erinnern, an denen ich – damals war es glaube ich noch sonntags – die ganze Woche auf die Konferenzschaltung im Radio gefiebert habe. Die Fernsehbericht kamen erst später am Abend. Das empfand ich total spannend, man hatte immer den Vergleich.
    OK, jetzt kann man sagen, heute kann ich parallel übers Internet auch alle Ergebnisse sehen. Aber diese Gleichzeitigkeit der Reportagen hat für mich bis heute einen besonderen Charakter. Es hat bei mir viel mehr Spannung erzeugt als das „Glotzen“ auf den Fernseher heute.
    Ich sehe es auch so, dass die Kommerzialisierung des Fußballs – zumindest bei mir – meine Freude als Fan mehr und mehr zerstört. Das hat auch damit zu tun, dass ich denke, dass die Spieler eines Vereins, wenn Sie nur aufs Geld gucken – und das sind leider die meisten – inzwischen nur coole Sprüche kloppen – aber in Wirklichkeit sich überhaupt nicht mehr mit dem Verein identifizieren. Das spürt natürlich der normale Fan – ganz besonders dann, wenn er in sein Portemonnaie guckt. Früher war das bestimmt gerechter.
    Ich weiß, man kann das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen, man kann nur in dieses Rad in der Gegenwart – vielleicht!!! – ein bißchen eingreifen. Deshalb finde ich so einen Boykott-Aufruf gar nicht so schlecht. Gerade auch weil, der heutige Fußball kaum noch Spieler wie Charly Körbel, Oka Nicolov, Uwe Seeler und ähnliche hervorbringen kann. Alex Meier ist doch die gaaaaaaanz große Ausnahme inzwischen.
    Und wie schon angedeutet, ich merke es an mir selbst, vor wenigen Jahren war ich elektrisiert, wenn die Eintracht gespielt hat – für mich ist es auch heute noch die Eintracht und eben nicht das Kürzel SGE – heute ist es mir immer noch nicht egal, aber längst nicht mehr so wichtig, mein Fanometer zeigt nach unten.
    Und das hat, so meine ich, sehr viel mit der Kommerzialiserung dieses Sports zu tun.
    Nichts für ungut.

    VG

    0
    0
  4. Also die Aufstockung auf 20 Teams würde ich sofort begrüßen. Dafür kann dann auch dieses lästige Test-Länderspiel wegfallen, wo alle schon in der Sommerpause sind, einige Spieler nochmals mit Badeschlappen zum Flughafen rennen und möglichst beide Teams vor einem halbvollen Stadion mit der C-Elf auflaufen. Die Sommer- und Winterpause ist eh immer der Horror und 4 Spiele mehr bekommt man sicher noch unter. Das mit den 5 Spielen am Montag seh ich auch nicht so dramatisch. Zum einen kennen wir das auch noch aus der zweiten Liga, dann hat ein Flutlichtspiel immer nen gewissen Reiz und bei 5 Spielen am Mo. Abend und evtl. 20 Mannschaften würde es uns jedes zweite Jahr mit einem Spiel treffen – jedes vierte Jahr mit einem Auswärtsspiel. Es ist mir auch klar, dass dies auch nur der Anfang von ner größeren Umstrukturierung sein kann, die nicht so fanfreundlich ist aber wenn sich dafür wirklich (deutilch) mehr Gelder erwirtschaften lassen, dann kann zumindest ich damit leben.

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -