Marco Fabian hat diese Saison allen Grund zum Strahlen – das war allerdings nicht immer so.

Marco Fabian ist aktuell der wohl wichtigste Spieler im Kader von Eintracht Frankfurt. Der Mexikaner ist nicht nur Leistungs-, sondern auch Symphatieträger. Nach einem schwierigen Start am Main ist er inzwischen unumstrittener Stammspieler (SGE4EVER.de-Lesernote: 2,8) – und die hoffnungsvolle Figur im Kampf um den DFB-Pokal und einen Platz in der Europa League.

Marco Fabian nahm sich den Ball, blickte seinem Gegenüber Yann Sommer tief in die Augen, lief an und setzte das Leder knallhart in den Winkel. Der Torhüter von Borussia Mönchengladbach war zwar dran, anders aber als noch vor wenigen Wochen in der Bundesliga ging er diesmal nicht als Sieger aus dem Duell gegen den Mexikaner hervor. Der vierte Elfmeter war verwandelt und ein weiterer wichtiger Baustein auf dem Weg zum Pokalfinale gelegt. Acht Elfmeter später hatte es die Frankfurter Eintracht geschafft, die Fohlenelf wurde mit insgesamt 8:7 besiegt. Der „Adler ist im Anflug“ auf Berlin und der vor Selbstvertrauen strotzende Fabian hatte wieder seinen Füße mit im Spiel.

Rückblick: Sportdirektor Bruno Hübner, Ex-Vorstandschef Heribert Bruchhagen und der damalige Coach Armin Veh steckten im Winter 2015 die Köpfe zusammen und überlegten, wie sie die unbefriedigend verlaufende Hinserie im neuen Jahr noch retten könnten. Für eine Summe im Bereich zwischen 3,5 und 3,7 Millionen Euro kam Fabian im Vorgriff auf die nächste Saison von Deportivo Guadalajara – eine spezielle Ausstiegsklausel ermöglichte den Transfer zu diesem Zeitpunkt, anders wäre der Nationalspieler und Volksheld nicht zu haben gewesen. „Ich möchte mich so schnell es geht eingewöhnen, einleben und hier professionell arbeiten“, sagte der damals noch 26-Jährige im Gespräch mit der „Frankfurter Rundschau“ im Januar 2016. Die Skepsis in den eigenen Reihen war groß, schließlich floppten Millionenneuzugänge in den Jahren zuvor regelmäßig. Martin Fenin, Ümit Korkmaz, Habib Bellaid, Vaclav Kadlec und vor allem Caio – 15 Millionen Euro kosteten diese Akteure in Summe, eingebracht haben sie rund zwei bis drei Millionen Euro.

Kein Millionenflop wie Caio und Fenin: Fabian nahm eine positivere Entwicklung

Fabian deutet seine Kämpfernatur schon früh an

„Ich kenne diese Probleme. Ich kenne auch Caios Geschichte, sie ist mir hier erzählt worden“, zeigte sich Fabian schon damals gut informiert und erwiderte kämpferisch: „Aber für mich ist das etwas anderes. Ich möchte mich so schnell es geht eingewöhnen, einleben und hier professionell arbeiten.“ Der Start des Mittelamerikaners machte Mut: Im letzten Testspiel vor Beginn der Rückrunde erzielte er beim 3:3 gegen Eintracht Braunschweig einen Doppelpack und am 18. Spieltag bereitete er nach Einwechslung gegen den VfL Wolfsburg in letzter Sekunde den siegbringenden Treffer zum 3:2 von Alex Meier vor. Die Hoffnungen schwankten zwischen dem Wunsch, endlich einen guten Griff auf dem Transfermarkt gelandet zu haben, und der Angst davor, ein „One-Hit-Wonder“ à la Martin Fenin zu erleben. Der Tscheche startete im Winter 2008 herausragend mit einem Dreierpack gegen Hertha BSC, zerbrach aber später an dem Druck, die auf seinen noch viel zu schmalen Schultern lastete.

Zurück zu Fabian: Unter Veh entwickelte sich der 31-fache Nationalspieler zügig zum Stammspieler und zeigte vereinzelt die großen Qualitäten, die in ihm schlummern. Seine technischen Fähigkeiten fielen sofort auf, ebenso seine Spielintelligenz und sein unermüdlicher Fleiß. Allerdings waren taktische Defizite vorhanden, ferner trennte er sich häufig zu spät vom Ball oder spielte zu riskante Pässe. Nachdem Niko Kovac das Ruder in die Hand nahm und Veh ablöste war auch die Zeit Fabians zunächst vorbei. In den letzten neun Saisonspielen wirkte er nur noch zweimal von Beginn an mit, ansonsten war der Platz auf der Bank reserviert. Im Relegationsrückspiel gegen den 1. FC Nürnberg kam Fabian nur zum Einsatz, weil sich Marc Stendera frühzeitig schwer verletzte. Akzente konnte er dabei noch keine setzen: Der Durchbruch blieb ihm zu diesem Zeitpunkt verwehrt, zum Klassenerhalt der Frankfurter konnte er insgesamt nur drei Vorlagen beitragen. „Ich kam mitten in der Saison, das war nicht leicht. Natürlich hätte ich gerne öfter gespielt“, gab der Offensivmann in der Sommerpause zu, sagte allerdings auch: „Jetzt fangen wir bei null an, da möchte ich natürlich meine Qualitäten unter Beweis stellen.“

Vater Fabian ärgerte sich mächtig über die Bankdrücker-Rolle seines Sohnes.

Vater mischt sich ein und beschuldigt Kovac

Sein Vater Marco Antonio Fabian Vazquez war da etwas ungeduldiger. Er wetterte während des nervenaufreibenden Abstiegskampfes gegen den Coach der Hessen: „Ich will nicht glauben, dass Kovac was gegen Mexikaner hat, aber es geht in diese Richtung, es gibt keine Antwort, warum er ihn bislang nicht berücksichtigt.“ Der 51-Jährige untermauerte sein Gefühl mit einem Vorwurf, der ungeheuerlich erschien. Er glaubte, dass der Kroate Kovac seit der Weltmeisterschaft 2014 Probleme mit mexikanischen Spielern habe. Damals waren die von Kovac trainierten Kroaten den Mexikanern im letzten Vorrundenspiel mit 1:4 unterlegen und schieden aus. Sein Vorwurf: „Vor der Partie sagte Kovac damals, dass den Mexikanern die Beine zittern. Als wir das dritte Tor gemacht haben, hat Stürmer Guardado vor ihm getanzt. Ich denke, Kovac hat das nicht vergessen.“ Sohn Marco, der kurz zuvor als lebenslanges Mitglied dem hessischen Traditionsverein beitrat und gerne am Riederwald bei den Jugendmannschaften vorbeiblickt, antwortete auf seine Art und Weise und sorgte dadurch für Ruhe: „Ich liebe Eintracht Frankfurt!“

Ob er tatsächlich bleiben dürfte, war im Juli dennoch nicht sicher. Aus Katar und China gab es Anfragen, zudem halten sich auch Gerüchte, dass spanische Vereine einen Transfer in Erwägung gezogen haben. Die Eintracht und der Spieler selbst lehnten allerdings ab, Kovac sagte damals bereits: „Wenn er die nötige Fitness hat, bin ich davon überzeugt, dass seine fußballerischen Qualitäten zum Vorschein kommen.“ Die Zeichen standen zunächst jedoch nicht gut, bei den Einheiten in der Vorbereitung – sei es im Schatten des Waldstadions oder im Trainingslager – fiel er nicht weiter auf und wenn doch, dann nur, weil Kovac etwas auszusetzen hatte. Die ersten drei Pflichtspiele – im DFB-Pokal gegen den FC Magdeburg, in der Bundesliga gegen den FC Schalke 04 und SV Darmstadt 98 – verbrachte er quälend lang wirkende 300 Minuten komplett auf der Bank.

Seite 2: Der Knackpunkt in der Entwicklung

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9 Kommentare

  1. Dass es in der Vergangenheit erhebliche Defizite beim Scouting gab, insbesondere auch was das Augenmerk auf charakterlich-mentale Eigenschaften von Spielern angeht, scheint spätestens seit Bobic offiziell erkannt und durch personelle wie konzeptionelle Maßnahmen in Angriff genommen worden zu sein.
    Zudem haben die Kovacs nach meinem Eindruck eine signifikant andere Auffassung von Integration und Teambuilding als ehemalige Übungsleiter, die mir namentlich z.T. just nicht einfallen möchten.
    Nein, das ist gerade bei EF wohl weniger eine Generationsfrage, als eine der Professionalität und Akribie. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, wann in einem Eintracht-Kader jemals mit solch selbstverständlicher Disziplin Deutsch gelernt wurde – auch und gerade von Spielern, die potentiell „nur“ auf Abruf verpflichtet wurden.
    Fabians Entwicklung und Integration sowie seine allmähliche Installation als Zentralfigur ist eine der beachtlichsten Trainerleistungen der Kovacs. Ein Teil des Umfelds hatte ihn bereits verhökert und abgeschrieben, weil er nicht einwandfrei „funktionierte“. Ob es dann ernsthafte Angebote bzw. offizielle Überlegungen gab, ihn wieder abzugeben, das weiß man sicherlich nur Eintracht-intern genauer – ebenso, inwiefern die hysterisch wirkenden Anschuldigungen von Papa Fabian ansatzweise begründet waren. Zweifelsfrei ist wohl, dass es eine längere, durchaus kritische „Erziehungsphase“ gegeben haben muss. Damals war ich nicht sicher, ob die Verbannung auf die Bank die richtige Strategie war und konnte den Vater tendenziell verstehen, ohne seine Poltereien gutzuheißen. Erst nach dem Spiel gegen Leverkusen wurde mir Kovacs Pädagogik klar und nachvollziehbar. Mittlerweile kommt man aus dem Staunen kaum heraus, wenn man den Aktionsradius von Fabian sieht. Er ist zeitweise überall zwischen beiden Strafräumen unterwegs, übernimmt permanent Defensivaufgaben – und trifft endlich auch aus Distanz: Eines der Sorte von Toren, für die er in der Heimat berühmt ist, ist ihm jüngst gelungen; ich hoffe sehr, das war nur ein Auftakt.
    Also worum es mir eigentlich geht: >Fabian und „Flop“< war in erster Linie eine Initiative des Umfelds und der Medien. Und die o.g. "Flop"-Liste ist übrigens nicht wirklich vollständig – denn auch Flops unter 3-2 Millionen Transfergebühren gehören zu Qualität einer Managementbilanz.

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  2. Da kann ich mich zizou nur anschließen und ich stelle mir zwischendurch die Frage was wohl aus unseren anderen Flops (Caio, Fenin, Kadlec) unter NK geworden wäre, Talent hatten sie bestimmt genug.

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  3. „Dass es in der Vergangenheit erhebliche Defizite beim Scouting gab, insbesondere auch was das Augenmerk auf charakterlich-mentale Eigenschaften von Spielern angeht, scheint spätestens seit Bobic offiziell erkannt und durch personelle wie konzeptionelle Maßnahmen in Angriff genommen worden zu sein.“

    Ganz schön anmaßend finde ich das. Wir als Fans sind viel zu weit dafür weg um das fundiert beurteilen zu können. Die Arbeit von Bobic lässt sich jetzt auch noch nicht abschließend bewerten. Und wenn man Kovacs Äußerung zu Hectors teilweiser Berufsauffassung liest, wurde dann der richtige Mann in charakterlicher Hinsicht verpflichtet? Der zudem schon bereits 12? Stationen in seiner Vita hat? Und wer weiß wie sich z.B. ein Caio unter Kovac entwickelt hätte? Das liest sich so wie früher war alles falsch und heute alles richtig. Die Wahrheit liegt in der Mitte. Ante Rebic ist ein super Fussballer, ein Kämpfer. Aber ob er jetzt den super Charakter hat, wenn er sich immer wieder total überflüssige gelbe Karten abholt? Kämpfen ist wichtig, unfair spielen geht wenn man von Charakter redet gar nicht. Und wenn man ehrlich ist, hat er immer wieder solche Situationen wo er sich nicht richtig unter Kontrolle zu haben scheint. Das hat Fabian übrigens manchmal auch. 🙂

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  4. Mich würde im Bezug auf Marco Fabian mal interessieren, ob Senior Fabian (Vater) sich mittlerweile mal bei der Eintracht u. insbesondere bei Niko Kovac, für seine Anschuldigungen und lautstarken Überlegungen entschuldigt hat oder ob er den positiven Trend nun einfach kommentarlos zur Kenntnis nimmt………

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  5. Beim Thema Marco Fabian stehe ich immer sehr schnell auf der Matte…
    Unvergessen – und hier bereits sehr häufig dargelegt – die unsäglichen „Meinungsäusserungen“ zu diesem Spieler nach nur wenigen Wochen der Zugehörigkeit zum Team.
    Eine Reinwaschung des Trainers oder gar seine Krönung zum „Wiederentdecker, Förderer und Integrationshelfer“ des Spielers ist recht vermessen. Wenn wir mal ein wenig objektiv bleiben wollen.
    Marco Fabian war zu meinem Entsetzen kurz davor, für ein angemessenes Geld transferiert zu werden. Da hieß unser Coach bereits Nico Kovac. Da ich mit ihm inzwischen meinen Frieden geschloßen habe und es als sehr ehrhaft erachte, wie er seit dessen come back mit Fabian umgeht, ist die Sache erledigt und der Zug scheint für alle in die richtige Richtung zu rollen.
    In Sachen Caio möchte ich persönlich anmerken, dass ich bis zum Schluß und auch noch heute von seinen Fähigkeiten überzeugt bin. Vielleicht wäre aus Caio mit dem richtigen Start und den korreken Voraussetzungen kein Superstar geworden, aber er hätte sich definitiv zu einem ordentlichen Bundesligakicker entwickelt, der seine „enorme“ Ablöse gerechtfertigt hätte.
    Bei Fenin kann man die Entwicklung nur als tragisch bezeichnen. Sein Werdegang war genauso unnötig wie unvorhersehbar und schicksalshaft. Ich habe ihn gemocht und ich wünsche ihm für sein weiteres Leben abseits des Fußballs alles Gute.

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  6. Sollten @3. und @7. als inhaltlich-sachliche Bezugnahmen auf @1. gemeint sein, empfehle ich,
    falls möglich: vollständig lesen – verstehen – nachdenken! Alles weitere ergibt sich nomalerweise von selbst.
    Vom einschlägigen Helden der Meinungsfreiheit erwartet man dergleichen eh nicht mehr.
    Aber dass Du, sge1899, nur mit etwas anderen Worten meinen Beitrag im Grunde bestätigst, es aber wie einen vehement-empörten Widerspruch klingen lässt, ist doch verwunderlich. Dass ich mit Kovacs Haltung zu MF nicht unbedingt einverstanden war, erwähne ich ausdrücklich. Im Unterschied zu Dir musste ich mir allerdings keinen nachträglichen „Friedensschluss“ abringen, sondern gehe davon aus, dass K&K jederzeit wussten, was sie taten und messe deren Leistung am Ergebnis – welches kaum besser sein könnte. Die auch von mir besagten „Transferabsichten“ halte ich nach wie vor für hochgekochte Gerüchte aus Umfeld und Medien – wenn es anderslautende Belege gibt, fände ich das mehr als interessant.
    Hinsichtlich Caio und Fenin bin ich identischer Ansicht. Caio wurde hier verzogen, missverstanden und verheizt.
    Dass er konstant auf mittlerem Premiumniveau spielen kann, zeigt er überzeugend bei den Hoppers.
    Kadlec hingegen sehe ich mittlerweile eher als ziemlich schwierige Type – sogar zu Hause in Prag entwickelt er sich nicht zum Wunderfussballer, als der er in ganz Europa gehypt wurde.

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  7. Bin da ganz genau der gleichen Meinung wie @7sge1899

    Freue mich das Fabian nicht mehr nur nach der Schnelligkeit beurteilt wird, sondern man erkennt das Fussball mehr als Rennen ist. Am Ball ist der Junge ein Juwel, ein Freude für mein fussballerisches Auge und seine Pässe und Standards ein Traum (schon von Anbeginn seiner Zeit bei der SGE). Aber viele zählen ja als oberstes Kriterium für fussballerisches Unvermögen die Anzahl an Rück- und Querpässen oder messen für fussballerisches Vermögen die Geschwindigkeit wie schnell man einen ankommenden Ball wieder abspielt. Für mich absolute Nebensächlichkeiten. Fabian, spiel bitte weiterhin deine genialen Querpässe und lass dir Zeit beim abspielen, wenn dadurch der Pass bei unserem Spieler und nicht beim Gegner endet.

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