Omar Mascarell hinterließ bislang einen guten Eindruck. Der Neuzugang ist derzeit gesetzt.
Omar Mascarell hinterließ bislang einen guten Eindruck. Der Neuzugang ist derzeit gesetzt.

Etwas mehr als ein Jahr liegt es inzwischen zurück, als die Euphorie am Main riesengroß war und selbst der sonst so zurückhaltend agierende Heribert Bruchhagen in die Kameras sprach, dass er mit einem guten Gefühl in die Saison gehe. Der FC Tokyo wurde bei der Saisoneröffnungsfeier 3:2 besiegt, Carlos Zambrano verlängerte seinen Kontrakt bis 2020 und mit Stefan Reinartz, David Abraham, Luc Castaignos, Lukas Hradecky und Mijat Gacinovic sollte der Sprung nach Europa gelingen. Der nach einem Jahr wieder zurückgekehrte Armin Veh wollte träumen dürfen und sah die Mannschaft bestens gerüstet für den Angriff auf die oberen Plätze. Wenn es Bremser, Kritiker oder Mahner gab, wurden sie in diesen Tagen überhört, zu groß war der Optimismus im Umfeld des Vereins.

Als dann am 4. Spieltag der vergangenen Saison auch noch der Frankfurter Fußballgott Alex Meier nach langer Verletzungspause zurückkehrte und beim 6:2-Heimsieg gegen den 1. FC Köln einen Dreierpack erzielte, fühlten sich alle bestätigt. Rang vier nach vier Spieltagen und ein Torverhältnis von 12:6 luden tatsächlich zum Träumen ein – als die Blase dann aber Wochen später platzte, gab es ein böses Erwachen und einen jähen Absturz, der im Winter dann vor allem in den sozialen Netzwerken eskalierte und im März die Entlassung von Veh nach sich zog. Niko Kovac konnte das Ruder in den letzten zwei Monaten der Spielzeit noch rumreißen und den in Frankfurt viel bejubelten Klassenerhalt erreichen.

Die engen Duelle gegen den 1. FC Nürnberg liegen inzwischen knapp drei Monate zurück und von einer Euphorie, wie sie vor zwölf Monaten herrschte, ist das Umfeld in Frankfurt derzeit weit entfernt. Dem Trainer kann dieser Umstand nur recht sein, schließlich mahnt er davor, die Ergebnisse in der Vorbereitung nicht zu überhöhen und tritt permanent auf die Bremse. Auch wenn derzeit keine grenzenlose Euphorie da ist, so ist doch eine leicht optimistische Grundhaltung zu spüren. Die ersten Eindrücke in den Testspielen haben Lust auf mehr gemacht, die Mannschaft zeigte, dass Potenzial vorhanden ist und die neuen Akteure durchaus einen frischen Wind reinbringen können. Da ist Branimir Hrgota, der beim 3:1-Sieg gegen Celta de Vigo viel arbeitete, sich zurückfallen ließ, mit Alex Meier teilweise die Positionen tauschte und dann zweimal vor dem Tor auftauchte und eiskalt vollendete. Da zieht ein Omar Mascarell wie selbstverständlich die Fäden im defensiven Mittelfeld und lenkt das Spiel wie Pirmin Schwegler noch vor zwei Jahren Ruhe am Ball. Eine gute Übersicht und technisch überdurchschnittliche Fähigkeiten komplettieren das Bild, dass die Hessen hier für eine Millionen Euro ein Schnäppchen von Real Madrid geholt haben.

Es sind nur zwei Beispiele, die verdeutlichen, dass die Verantwortlichen die Schwachstellen im Kader erkennt haben und nun Stück für Stück entfernen wollen. Mit mehr Speed, mehr Mentalität, mehr Fitness und und mehr Disziplin will die Eintracht den Gegner in der Bundesliga begegnen. Von der reinen individuellen Klasse her gesehen werden sie nur den wenigsten Kontrahenten gegenüber überlegen sein. 1. FC Köln, FSV Mainz 05, FC Augsburg, FC Ingolstadt, SV Darmstadt 98, Hamburger SV, RB Leipzig, TSG Hoffenheim, SC Freiburg, Hertha BSC und der SV Werder Bremen – mit diesen Mannschaften werden die Hessen in den harten Abnutzungskampf treten und sich behaupten müssen. „Man geht in eine neue Saison und weiß nicht genau, wo man steht“, drückt Kovac das Problem aller Teams aus. Auch die Pokalpartie gegen den FC Magdeburg wird nicht alle Fragen, die im Raum stehen, beantworten können – dafür hat der Start in diesen Wettbewerb zu wenig Aussagekraft mit Blick auf die Bundesliga, die eine Woche später beginnt.

Und doch wäre es so wichtig für die neu zusammengestellte Mannschaft, dass sie in diesem schwierigen Duell als Sieger vom Feld geht. Neben dem durchaus vorhandenen Optimismus mischt sich nämlich auch eine große Portion Zweifel in die Gedanken des Umfelds. War es klug, Stefan Aigner zu verkaufen? Hätten die jungen Adler Sonny Kittel, Nico Rinderknecht oder Luca Waldschmidt nicht irgendwie gehalten werden können? Ist es überhaupt noch möglich, sich mit der Mannschaft zu identifzieren? Und helfen Spieler, die noch keine Bundesligaerfahrung sammeln konnten, tatsächlich weiter? Es ist nur ein kleiner Ausschnitt aus einem Fragenkatalog, der mit großer Sicherheit geöffnet wird, wenn der Saisonauftakt misslingt. „Kreisklasse oder Weltklasse“ nannte Meier die beiden Optionen, zwischen denen gerade die Eintracht in der Rückschau immer wieder pendelt. Magdeburg, FC Schalke 04, Darmstadt, Bayer 04 Leverkusen und Ingolstadt – in knapp fünf Wochen werden Trainer, Spieler und Umfeld wissen, wie weit die Frankfurter tatsächlich sind und ob die Änderungen schon kurzfristig gegriffen haben.

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17 Kommentare

  1. Dem ist nichts hinzuzufügen, es ist alles gesagt! „Lasset die Spiele gewinnen äh beginnen“! Auf gehts „Wonderbag“ 🙂 Klingt wie ein neues Markenimage, werde ich mir gleich mal sichern und der Eintracht verkaufen!

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  2. Ich bin auch vorsichtig optimistisch. Ich kann und will Kovac noch nicht beurteilen, aber das ganze Konstrukt mit Kaderplanung und Trainingsprogramm wirkt doch wohltuend durchdacht.

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  3. Guter Artikel, da kann man nix ergänzen 😉

    . „Man geht in eine neue Saison und weiß nicht genau, wo man steht“, drückt Kovac das Problem aller Teams aus.“ Der Satz von Kovac sagt alles aus. Stand heute bin ich mir sicher, dass wir eine bessere Saison sehen und relativ entspannt sein können. Aber ob das so ist, werden wir noch sehen 😉

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  4. Ich glaube auch, dass diese Saison ruhiger und erfolgreicher wird als letzte. Aus folgenden Gründen:

    1. Der Trainer hat ein Konzept, arbeitet akribisch.
    2. In der Vorbereitung wurde Wert auf Kondition gelegt.
    3. Es haben uns nur zwei Leistungsträger der letzten Saison verlassen (Aigner + Zambrano) – da hat es andere Vereine schlimmer getroffen.
    4. Der Kader wurde gezielt verstärkt. Wir können variabel spielen.
    5. Die Offensivabteilung ist gut besetzt (auch wenn Castaignos noch gehen könnte).
    6. Unsere Spieler zeigten bereits in den letzten Spielen der letzten Saison aufsteigende Tendenz.
    7. Der Konkurrenzkampf um die Stammplätze ist viel größer als letztes Jahr.
    8. Mit Russ und Stendera haben wir quasi zwei „Top-Neuzugänge“ im Winter sicher.
    9. Die Erwartungen an die Mannschaft sind nicht so hoch wie letzte Saison.
    und
    10. Meier ist fit!

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  5. Ergänzung:
    11. Und wir haben schnellere Spieler, so dass wir auch mal wieder auf Konter spielen können.

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  6. Ergänzung:
    12. Und wir haben den besten Anhang
    13. Und wir sind der geilste Verein
    …was auch immer passiert: Nur die SGE!

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  7. Seferovic, Meier, Hrgota
    Ich beame mich zurück in die Saison 14/15 unter Schaaf, als Sefe noch in Form war. Wäre bei solchen Alternativen für den Sturm ausgerastet vor Euphorie.
    Locker Euroleague 😀

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  8. Der aktuelle Kader fühlt sich an wie ein Split beim Blackjack. Extrem viel Potential, kann aber auch ne 17 werden 😉

    Jeh mehr Spieler unter NK zu Form (zurück)finden desto besser werden wir.

    Ich meine:

    Lukas – Da reicht es die Form zu halten und da ist alles schick
    Abraham – Wenn er da weitermacht wo er aufgehört hat Ende der Saison und ggf. noch was drauflegt?!
    Hector – Wenn der auf Abraham Niveau spielt kann sich keiner beschweren
    Otsche – EL Saison? Ich meine er kanns doch, und meine „Schutzausrede für ihn war das er keinen guten LA hatte. Das ist mit Mijat hinfällig, er muss nun liefern. CV war ein guter Anfang
    Varela – Auch hier gegen CV einige sehr griffige Angrife gefahren und hinten recht gut unterwegs. Da war mal son Jung hinten? 😉
    Mascarell – Der gezogene Vergleich mit Schwegler kam nicht von ungefähr, ähnlich unaufällig im „Live-Spiel“ aber im Replay war er immer entweder in Angriff mit dem Initialpass oder in der Abwehr da wo es brannte.
    Stendera – Fit und in alter Form neben Mascarell?…
    Gaicinovic – Auch hier denke ich hoffen wir alle das selbe und er zeigt es mehr und mehr
    Meier – AM14FG?
    Seferovic – Auch hier wissen wir was er eigentlich kann, ggf. Option auf dem Flügel
    Hrogota – Hat auch bereits aufblitzen lassen was man von ihm erwarten kann. Schneller Linksfuss mit ansprechender Technik und guter Ballan- und mitnahme. Rochiert viel.

    Lass doch das oben mal unsere erste Elf sein. Dann sind noch Hasebe, Blum Rebic, Russ, Vallejo, Regäsel, Fabian und Castagnios dabei. Das ist kein Fallobstkader. Aber die Form war bei vielen der o.g. die letzen 1-1,5 Jahre nicht mehr vorhanden oder hat rapide abgenommen.

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  9. Würde gerne mal was über den kommenden Gegner Magdeburg lesen. Was ist deren Spielweise (schnell, langsam, offensiv, defensiv,von aussen oder durch bie Mitte kommend u.s.w.), auf wen müssen wir aufpassen, sind die Heimstark…..?
    Wie stellen wir uns darauf ein?

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  10. @ Charly: Die Einstellung auf dieses Spiel sollte eigentlich heißen, wie stellt sich Magdeburg auf unsere Offensive ein 🙂

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  11. @6: Das seh ich bei aller Kritik auch so. Ganz wichtig ist für mich Punkt 1. Hier haben wir im Vergleich zur Vorsaison ein gaaaanz dickes Plus. Punkt 3 ist auch richtig – hier sehe ich noch das aktuell größte Risiko und ich bin gespannt wie gut sich das kompensieren lässt.

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