Auch im Spiel gegen den FC Schalke 04 nur auf der Bank (2.v.r.): Marco Fabian
Auch im Spiel gegen den FC Schalke 04 nur auf der Bank: Marco Fabián (2.v.r.)

Beim Benefizspiel gegen die BSG Chemie Leipzig ging es Eintracht-Trainer Niko Kovac primär um die Spielpraxis für die Akteure aus der zweiten Reihe. Am Ende kam die Eintracht nicht über ein 2:2 hinaus und es stellte sich die Frage, wie es zu so einem lauen Sommerkick kommen konnte. Es ist natürlich verständlich, dass die Spieler vor allem auch Verletzungen vermeiden wollten und an erster Stelle dieser Reise sollte schließlich auch der gute Zweck stehen. Ähnlich äußerte sich auch Alexander Meier gegenüber dem hr und konstatierte: „Wir waren hier für den guten Zweck. Das Ergebnis ist zweitrangig.“ Die Herangehensweise mag für den Kapitän und Stammspieler Meier sicherlich nachvollziehbar sein, aber wie steht es um die Ersatzspieler im Kader? Sollte eine solche Gelegenheit in der Länderspielpause nicht eine große Chance sein? Eine Chance sich zu zeigen, zu empfehlen und auch näher an die erste Elf heranzukämpfen? War es nicht Marco Fabián, der mit so vielen guten Vorsätzen in die Sommervorbereitung gestartet ist und seinen unglücklichen Start in der Rückrunde vergessen machen wollte?

Der Mexikaner, der wie bekannt wurde nur per Video gescoutet wurde und ein Wunschspieler von Ex-Trainer Armin Veh war, kam im Winter für 3,7 Millionen Euro Ablöse aus Guadalajara zur Eintracht und reihte sich damit an zweiter Stelle der teuersten Einkäufe der Hessen ein. Nur für den Brasilianer Caio hat man mit 3,8 Millionen Euro mehr Geld ausgegeben. Die Erwartungen an ihn waren entsprechend hoch. In der Rückrunde stand der offensive Mittelfeldspieler zumindest 14 Mal im Kader und war 9 Mal in der Startelf. Während er im Relegations-Hinspiel nicht einmal mehr auf der Bank Platz nehmen durfte, konnte er zumindest im Rückspiel 79 Minuten mitwirken und nach dem frühen verletzungsbedingten Ausfall von Marc Stendera, seinen Teil zum Klassenerhalt beitragen. In den bisher 801 Minuten, die er in der Bundesliga absolvierte, kommt Fabián lediglich auf 3 Torvorlagen und erzielte dabei kein Tor. Zu wenig für einen offensiven Mittelfeldspieler und für einen Transfer seiner Größenordnung. Es war deshalb nicht verwunderlich, dass die ersten hämischen Vergleiche mit dem gescheiterten Caio im Stadtwald die Runde machten.

Trotzdem hatte man in der Sommervorbereitung das Gefühl, dass ihm nun ein Neustart und damit verbunden der von allen erhoffte Durchbruch gelingen könnte. Im Grunde kann man ihm auch nicht wirklich etwas vorwerfen, denn er hat sich von Anfang an mit der Eintracht identifiziert und viel für die Integration getan. Im Frühjahr sicherte er sich sogar eine lebenslange Mitgliedschaft bei der Eintracht und wollte auch damit ein Zeichen seiner Identifikation mit dem Verein setzen. Der mexikanische Nationalspieler, der in seiner Heimat als Star gilt, lernt außerdem weiterhin fleißig Deutsch und versucht sich darüber besser zu integrieren, was ihm jedoch auf dem Platz bisher noch verwehrt blieb. Er wollte in diesem Sommer neu anfangen und endlich zeigen, was er wirklich kann. Beobachtet man den Mittelfeldspieler auf dem Spielfeld, so auch gestern, so wirkt er oft nicht handlungsschnell genug und langsam. Teilweise sind gute Ideen und Ansätze vorhanden, aber die Umsetzung macht oft einen unglücklichen Eindruck. Eine gewisse Verunsicherung und mangelndes Selbstvertrauen ist spürbar und an manchen gravierenden Fehlpässen erkennbar. Allmählich hat man das Gefühl, dass die Hoffnungen, die man noch in ihn steckte, keine Grundlage mehr haben. Man tröstete sich mit dem Gedanken, dass ein technisch versierter Spieler wie er, im Abstiegskampf keinen leichten Stand hat und eben andere Attribute, wie Kampf im Vordergrund stehen mussten.

Marco Fabián mit vollem Einsatz im Training. Der Mexikaner hatte sich eigentlich viel vorgenommen für die neue Saison.
Marco Fabián mit vollem Einsatz im Training. Der Mexikaner hatte sich eigentlich viel vorgenommen für die neue Saison.

Nun, wo der Abstiegskampf vorüber ist, scheint es aber so, als ob im aktuellen Team der SGE kein Platz für ihn sei. Verzweifelte Versuche ihn in der vergangenen Rückrunde auf den Flügeln aufzustellen, scheiterten schnell und man erkannte, dass Fabián ein zentraler Spieler ist, der in der Mitte agieren muss. Auf der offensiven Mittelfeldposition hat Kovac allerdings in der Vorbereitung Mijat Gacinovic als weitere Option entdeckt und in den ersten Pflichtspielen Meier in der Zentrale positioniert. Der Eintracht-Coach hat den Mexikaner in der Vorbereitung sogar ins defensive Mittelfeld beordert und dachte auch öffentlich darüber nach, ihn eher dort aufzustellen. Diese Idee kam überraschend, denn schließlich ist man einerseits auch im defensiven Mittelfeld mit Szabolcs Huszti, Omar Mascarell, Makoto Hasebe, Slobodan Medojevic und Marc Stendera gut aufgestellt. Auch wenn Medojevic erst gestern nach langer Verletzungspause sein Comeback auf dem Platz feiern konnte und Stendera nicht vor der Rückrunde zurück im Kreise der Mannschaft sein kann, scheint die Konkurrenz mit den anderen drei Akteuren für einen „ungelernten“ defensiven Mittelfeldspieler wie Fabián zu groß.  Spieler, wie der Mexikaner aus dem südamerikanischen Raum, die für ihre spezielle Mentalität bekannt sind und viel menschliche Wärme und Vertrauen brauchen, haben es oftmals sehr schwer in den ersten Jahren im europäischen Fußball. Die Umstellung scheint trotz aller Bemühungen enorm zu sein. Eintrachts Sportvorstand Fredi Bobic sprach deshalb auch bereits in der Vorbereitung davon, dass man Geduld haben müsse und das Spieler aus anderen Kulturkreisen eine gewisse Zeit brauchen. Fabián, der im Juli 27 Jahre alt wurde, ist sicherlich nicht mehr eines der jungen Talente und doch noch in keinem Alter, indem man ihm die Entwicklungsfähigkeit absprechen sollte. Es bleibt abzuwarten, ob die ersten Eindrücke der Saison täuschen und sich bald Chancen für den Mexikaner bieten. Die Chance am gestrigen Nachmittag in Leipzig blieb jedenfalls ungenutzt.

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15 Kommentare

  1. Mache weniger ihm einen Vorwurf, sondern eher denen die ihn geholt haben. Vor dem Hintergrund von Caio, wieder einen für uns sehr teuren Südamerikaner als OM zu holen, ohne ihn live gesehen zu haben ist doch fast lebensmüde. Gelernt aus Fehlern hat man anscheinend nicht. Ich denke oftmals ist es so,daas Südamerikaner in einer funktionierenden Mannschaft glänzen und diese besser machen können. Bei uns soll jemand, der aus einer ganz anderen Kultur kommt, eine Mannschaft sofort mehr oder weniger führen und das Offensivspiel lenken und Ideen haben und quasi der Leader im Mittelfeld werden und derjenige sein der der Retter vor dem Abstieg werden soll.Das kann klappen, kann aber oftmals auch nicht klappen aus den verschiedensten Gründen. Ich denke die Bundesliga spielt einen ganz anderen Fussball als in Mexiko oder Brasilien. Vor dem Hintergrund kann ich gerne mal ein Ergänzungspieler von da holen ,aber das ganze Geld und die Hoffnungen in Fabian zu stecken ist doch echt ein Lotteriespiel. Man sieht das er bemüht ist,aber irgendwie wirkt er gehemmt und verkrampft und ich denke Kovac seine Ausrichung ist dann auch nicht ganz passend für ihn.

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  2. Folgendes Szenario (erdachtes Szenario):
    Die Eintracht geht in die Winterpause 2015/16 mit 17 Punkten. Platz14. 21 Tore. Gerade so gegen Bremen 2:1 gewonnen, Tabellennachbar, und Veh konnte so seinen Posten als Cheftrainer behalten.
    Nun äußert Veh, dass die Torausbeute zu wenig ist und das dort etwas getan werden muss. Man muss flexibler vorne werden. Jemand der seferovic und Meier die Bälle auflegt.
    Veh schlägt einen Spieler vor, Fabian. Die Eintracht kannte diesen Spieler noch nicht.
    Der damalige Chefscout möchte diesen Spieler zunächst beobachten und live sehen.
    Veh äußert die Dringlichkeit dieses Transfers. Zudem kann Veh die Verantwortlichen mit dem Argument überzeugen, dass er Fabian bereits zur Stuttgarter Zeiten verpflichten wollte und man sich damals mit ihm beschäftigt habe.

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  3. @1
    Du hast recht.Allerdings sind eher die Schuld die Veh zum zweiten mal geholt haben.Ein teures Missverständnis erster Güte.

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  4. Das geht mir grad alles zu schnell. Wir haben den ersten Spieltag hinter uns. Ab Spieltg 10 kann man das seriös bewerten.

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  5. Mir geht das auch alles zu schnell.
    Als Fabian gegen Wolfsburg eingewechselt wurde, dachte ich mir wir der wird uns immens weiterhelfen.
    Gegen Ingolstadt lief jeder Angriff über Fabian er muss das Spiel an sich reissen-ich hab den Jungen noch nicht abgeschrieben und vor allem bei einem Rückstand bin ich froh einen Fabian in der Hinterhand zu haben.

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  6. Fabian kann doch auch RA spielen. Verstehe sowieso nicht warum Kovac ihn nicht gegen Schalke 04 satt Huszti spielen gelassen hat. Technisch ist er genauso gut und hätte ggf. mehr Dampf nach vorne machen können. Ich möchte aber nicht die Leistung von Huszti schmälern, die gegen S04 okay war.

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  7. Also ich finde es doch höchst unseriös einen Spieler (egal ob er Fabian oder sonst wie heisst) aufgrund eines Freundschaftsspieles zu bewerten, dass nicht mal Testspielcharakter hatte. Da fährt die ganze Mannschaft recht unmotiviert nach Leipzig, spult ihr Ding runter und man erwartet, dass sich ein einzelner Spieler (der ja zur Zeit auch nicht grade vor Selbstbewusstsein strotzt) hervorhebt und ein überragendes Spiel macht ??!! Selbst wenn er das versucht hätte, wären die lahmen Mitspieler doch überhaupt nicht in der Lage gewesen bzw hätten die Muße gehabt, sich von seinem Eifer anstecken zu lassen. Das Leipzigspiel war ein Sommerferstkick, genau so sollte man das auch bewerten und keine Enttäuschung darüber äussern dass unser Mexikostar keine Leistung zeigte, die einen 3.7 Mio Transfer gerechtfertigt hätte.

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  8. Es geht ja gar nicht darum ihn schlecht zu reden, das wollte ich auch nicht mit meinem Eingangspost. Nur spielte er unter Veh und jetzt unter Kovac nicht die Rolle die er als zweitteuerster Transfers der Vereinsgeschichte eigentlich spielen müsste. Von daher kann man schon ein Zwischenfazit ziehen nach acht Monaten. Ich hoffe auch, dass er es noch packt und schreibe ihn auch noch nicht gänzlich ab, bis jetzt konnte er aber die Erwartungen leider noch nicht erfüllen.

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  9. @nicknack: Da Huszti defensiv der bessere Mann ist, war das nachvollziehbar. Gegen ein Team wie Schalke brauchst Du Leute , die auch nach hinten gut sind.

    @ Kafka: Genauso sehe ich das auch. Der Scout wollte ihn erst beobachten. Veh sagt “ den kenn ich, den beobachte ich schon lange , der hilft uns „, und schwupps war er da.

    Ich würde ihn auch noch nicht abschreiben. In der Vorbereitung hat er auf mich einen fitten Eindruck gemacht, daran hat er deutlich gearbeitet. Er muss das Spiel von Kovac aber noch mehr drin haben. Er kann sicher schneller spielen, ist momentan im Kopf aber noch zu langsam. Abwarten, gebt ihm noch ein bisschen Zeit. Das kann gegen Darmstadt schon anders aussehen.

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  10. Bei Fabian und Severovic sieht man, was passiert, wenn´s nicht läuft. Beide verkrampfen und haben nicht das Zutrauen in ihr Spiel. Man hat das zuletzt bei Thomas Müller während der EM gesehen. Nichts hat geklappt. Gestern plötzlich das Erfolgserlebnis.
    So ein Erfolgserlebnis brauchen unsere beiden auch mal. Bei Fabian das erste Siegtor und bei Severovic mal wieder ein bis zwei Tore und es wird bei beiden wieder besser laufen. Fußball spielt sich halt auch sehr im Kopf ab.

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  11. Die Diskussion erübrigt sich von selbst. Er ist noch bei uns und hat somit mindestens noch die Hinrunde Zeit, den Trainer von sich zu überzeugen. Wenn es bis dahin nichts geworden ist, kann man ihn ja immer noch, in alter Eintracht-Tradition, weit unter Wert weiter verkaufen.
    Wenn ich es gegen Schalke im Stadion richtig gesehen habe, sollte er zumindest eingewechselt werden…bis dann die Rote Karte kam. Er kann also von der ersten 11 auch nicht so ganz weit entfernt sein.

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  12. War es gegen Schalke nicht so, dass Fabian eingewechselt werden sollte, aber aufgrund der roten Karte von Hector, Jesus den Vorzug bekam?
    Fabian konnte jetzt eine komplette Vorbereitung mit der Mannschaft absolvieren. Das war häufig ein Argument von uns Fans, dass uns optimistisch stimmte.
    Seht ihr Huszti wirklich defensiv besser als Fabian? In der Rückwärtsbewegung und dem gesamten Defensivverhalten?

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  13. @13 @9
    Ich sehe jedenfalls Fabian gleichwertig in der Rückwärtsbewegung. Er ist sicher der deutlich schnellere Spieler und deshalb wäre seine Einwechselung für Huszti richtig gewesen. Aber wie gesagt, Huszti war an dem Tag recht gut baute aber wie zu erwarten (Wärme, Temperaturen) in der 2.Hz entsprechend ab.

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