In Marseille kämpfte ein SGE-Fan um sein Leben. (Foto: IMAGO / Eibner)

Es waren schreckliche Szenen, die sich am 13. September auf den Tribünen des Stae Velodrom in Marseille abspielten – immer wieder flogen Leuchtraketen in die verschiedenen Fanblöcke, immer wieder gab es laute Böllerschläge. Michael Brehl war einer der Fans, die sich auf den Weg von Frankfurt nach Marseille machten – er kam aber deutlich später zurück als erhofft. Denn Brehl wurde von einer Leuchtrakete getroffen, erleidet schwere Verletzungen, auch durch einen Sturz, den der Treffer nach sich zog. Er liegt noch immer im Krankenhaus, wenn auch mittlerweile in Frankfurt.

Auf „eintracht.de“ stand er vor dem Rückspiel der beiden Teams am morgigen Mittwoch jetzt Rede und Antwort. „Die Genesung schreitet voran. Die Wundversorgung ist mittlerweile abgeschlossen, ich kann dieser Tage das BGU in Frankfurt wieder verlassen“, hatte er zu Beginn gute Nachrichten. Jetzt stehe die Reha an, die zunächst auf drei Wochen angesetzt sei, erklärt er.

Ungutes Gefühl, das sich bewahrheitet

An den Abend des 13. September kann sich Brehl gut erinnern: „Meine Lebensgefährtin und ich hatten schon bei der Anreise ein mulmiges Gefühl. Vor und im Stadion herrschte eine aggressive Stimmung, ja fast unwirkliche Szenen haben sich abgespielt.“ Eintracht-Präsident Peter Fischer hatte zuletzt von „bürgerkriegsähnlichen Zuständen“ gesprochen, diesem stimme er zu. Er wollte sich gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin schützen und sagte, „dass wir lieber weiter nach oben im Block gehen, weil ich dachte, dass wir dort sicherer sind.“ Aber auch das half nichts, beziehungsweise es stellte sich als eine folgenschwere Entscheidung dar: „Ich sah auf einmal einen Feuerball auf mich zukommen. Der Einschlag am Hals ging so schnell, selbst die sofort hochgerissene Hand hat nicht geholfen. Im Fallen habe ich schon gemerkt, dass ich halbseitig gelähmt bin. Ich konnte mich nicht wegrobben.“ Er erinnere sich, dass sofort andere Fans versucht haben, mit Schals und T-Shirts die Blutung zu stoppen. „Ich habe das bei vollem Bewusstsein erlebt und dachte: Wenn das die Halsschlagader war, dann kannst du deine letzten Worte an deine Lebensgefährtin richten. Ich hatte keine Schmerzen, war aber trotzdem hilflos. Irgendwann wurde ich ruhiger, weil ich gemerkt habe, dass es nicht gleich zu Ende ist“, erinnert er sich an die dramatischen Minuten. Den Menschen, die ihm halfen und so wohl das Leben retteten, sei er „sehr, sehr dankbar“: „Insbesondere der Ärztin, die Eintracht-Fan ist und bis zum Eintreffen der Sanitäter die Blutung gestoppt und mir damit wohl das Leben gerettet hat.“ Um den Vorfall zu verarbeiten, habe er auch die psychologischen Dienst der BGU in Anspruch genommen, erklärte er. Wie es jetzt weitergeht und ob er wieder vollständig gesund wird, sei noch nicht ganz klar: „Die Ärzte halten sich bedeckt, das ist schwer zu sagen. Ich brauche auf jeden Fall Geduld. Bei der Behandlung meiner Bandscheibenprobleme habe ich gelernt, geduldig zu sein. Nach fast sechs Wochen im Krankenhaus fällt das schwer, dennoch muss man demütig sein. Ich sehe hier jeden Tag Menschen, denen es noch schlechter geht. Aber es hat mich schwer erwischt, es war kein einfacher Beinbruch. Die Ärzte sprechen von einer Art Schussverletzung.“

Er betonte, dass er zahlreiche Genesungswünsche und Nachrichten bekommen habe, von denen er „jede einzelne Nachricht durchgelesen“ habe. „Jeder Satz des Zuspruches, und war er noch so trivial, tut gut. Ich hätte nicht gedacht, dass die Eintracht-Familie so gemeinschaftlich ist. Vielen Dank, liebe SGE-Gemeinde, dass ich Teil dieser Gemeinschaft sein darf! Der Banner in meinem Block war eine überragende Geste. Vielen Dank auch an den Vorstand der Eintracht, der bei meinem Rücktransport von Marseille nach Frankfurt geholfen hat. Bei der BGU bin ich nun in allerbesten Händen“, so Brehl.

Keine Rachegelüste

Obwohl Michael Brehl in Marseille um sein Leben kämpfte, sieht er die Sache heute beachtenswert: „Ich war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Es war kein persönlicher Angriff gegen mich, deshalb habe ich keinen Groll oder Zorn auf irgendjemand.“ Daher habe er auch einen klaren Appell an die Fangemeinde der SGE vor dem Spiel am morgigen Mittwochabend um 21 Uhr: „Eintracht Frankfurt hat eine Haltung: Wir verzeihen, wir sind tolerant, wir haben keine Rachegelüste. Wir sind ein bunter Haufen, der friedlich ist und eine weitere europäische magische Nacht im Stadion erleben möchte. Wir lassen uns nicht provozieren und zeigen unser bestes Gesicht! Denn wir sind nicht Marseille.“

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10 Kommentare

  1. Mit der eindringlichen Bitte an Alle, trotz der Vorgeschichte und allen sportlichen Emotionen morgen, in jeder Situation, in der Stadt und im Stadion, einen kühlen Kopf zu bewahren und sich angemessen zu verhalten.
    Wir sind besser als die, wir sind EINTRACHT FRANKFURT!!!

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  2. Gänsehaut pur wenn man das liest. Weiterhin Gute Besserung! Ich kann nicht verstehen, warum der Gästeblock nicht leer bleibt und selbst die Anreise untersagt wird.

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  3. @2
    Da die UEFA üblicherweise nunmal nur bei „Auswärts-Vergehen“ auch „Auswärts-Strafen“ verhängt. Das ist nicht festgeschrieben, aber gängige Praxis.

    Dafür gab es für Marseille (nur) ein Geisterspiel Zuhause (gegen Sporting).

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  4. Da einige in ihrer eigenen Welt leben, werden sie vermutlich in seinem Namen „rächen“, obwohl gerade er ausdrücklich dazu aufruft, friedlich zu bleiben.

    Ich hoffe total, dass „wir sind besser als die anderen“ so verstanden wird, dass es friedlich bleibt und nicht mit noch mehr Hirnlosigkeiten einher geht. Nur leider habe ich Zweifel und fürchte das schlimmste: für lange zeit das letzte Heimspiel in der CL/EL mit Fans. Herr, lass Hirn regnen (statt Pyro).

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  5. Das Argument „Rache“ wäre – falls etwas passieren sollte (Ich hoffe nicht !) – aus meiner Sicht nur vorgeschoben.

    Diesem Klientel geht es nur um Selbstdarstellung („Schaut her, wie groß und dick meine Eier sind. Ich bin ein echter Held.“).

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  6. Sieg in jeder Hinsicht !
    Rache .- das Wort sollte es im Sport nicht geben .
    Wir schiessen sie heute aus dem Stadion ! Unten die Mannschaft und auf den Rängen die Fans .
    Dazu benötige es früher auch keine Pyro . Es reicht eines : die eigene Stimme . Pfeift sie gnadenlos bei jedem Ball Besitz aus . Macht sie klein in dem ihr laut seid . Bei jeder Zündkerze bei jedem Ton aus dem gästeblock – müssen Zehntausende zusammen Eintracht Frankfurt entgegenschmettern ! Von mir aus so laut das DAZN die Mikrofone abschaltet ! Scheiss auf Pyro – forza Einheit waldstadion

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  7. Vielleicht wäre es ja eine Idee, wenn man von Michael Brehl, dem ich eine baldige und vollständige Genesung wünsche, eine entsprechende Audiobotschaft aufnimmt und diese dann im Stadion, ggf. auch mehrfach, vor dem Anpfiff abspielt.
    Wer’s dann noch nicht kapiert hat, als Täter oder Begünstiger, der gehört wie auch immer angemessen deutlich bestraft.
    Denn ich teile blackforests Befürchtungen.

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  8. Ein wirklich guter Aufruf von Herrn Michael Brehl, der, wenn es denn möglich ist, am besten nochmal durch unseren Stadionsprecher Wort für Wort durchgegeben werden sollte.
    An dieser Stelle nochmals Gude Besserung und eine baldige Genesung an Herrn Brehl!
    Morgen schiessen wir OM aus dem Stadion. Mit dem Ball und nicht mit Pyros.
    Forza SGE

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  9. Morgen werden die verrückte idioten nicht da sein. Die SGE wird sich von der besten Seite zeigen, Fans und Spieler.
    Morgen wird eine mega Stimmung sein im Stadtion, lassen wir es laut werden Morgen. Ein Sieg morgen und am Samstag wie geil wäre das. Sorry dann spielen wir um die Meisterschaft mit.
    In Bayern verlieren wir dann auch nicht.

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  10. Alle Fernsehzuschauer werden heute den Ton leiser drehen müssen, der Reporter wird sein eigenes Wort nicht verstehen, alle Hörgeschädigten müssen heute Mickeymäuse tragen

    ihr werdet uns singen hörn bei eigenem Ballbesitz, und wenn wir nicht am Ball sind könnt ihr nur noch Eintracht.fm hören sonst bekommt ihr einen Tinitus

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