Tuta war einer der Gewinner der vergangenen Eintracht-Saison.

Die Fußstapfen, in die Innenverteidiger Tuta bei der SGE treten musste, waren groß. Schließlich übernahm der Brasilianer die Position von Kapitän David Abraham bei der Frankfurter Eintracht – und das, obwohl er bis dahin in der Bundesliga nur selten zum Zug gekommen und von der SGE lange verliehen worden war.

Aber: Der 22-Jährige lieferte ab und erfüllte die in ihn gelegten Erwartungen in der vergangenen Rückrunde komplett. Dabei überzeugte er durch starke Zweikampfführung, sauberes Aufbauspiel und scheinbar keine Nervosität am Ball und im Spiel. Im „Kicker“ erinnerte er sich nun an eben jene Fußstapfen Abrahams: „David war der langjährige Kapitän und eine Identifikationsfigur im Verein. Natürlich gab es etwas Druck, aber ich spürte das Vertrauen des Trainers und von meinen Mitspielern. Positiver Druck hilft außerdem auch, um fokussiert zu bleiben. Ich hatte viel gearbeitet und investiert. Deswegen wusste ich, dass ich für diesen Moment bereit sein würde.“

Nervöse Mutter als entscheidende Person

Außerdem verriet er nun, dass die oben angesprochene Nervosität seine Mutter übernehme und sie noch immer keine Partie von ihm live anschauen könne. „Nein, das tat sie nur ganz am Anfang, als in der Jugend des FC Sao Paulo noch nicht so viel auf dem Spiel stand. Als es später ans Eingemachte ging, überließ sie das Live-Erlebnis anderen. Das ist bis heute so. Aber sie lässt sich jederzeit gut informieren: „Tuta ist gut im Spiel, Tuta steht seinen Mann …“ Sie gesellt sich aber immer erst gegen Spielende vor den Fernseher“, so der junge Brasilianer. Trotzdem sei sie für seine Karriere entscheidend gewesen: „Sie hat mir all das ermöglicht, fuhr mich immer zu den Trainingseinheiten in der Fußballschule und ebnete mir letztlich den Weg.“

Dieser Weg führte den Rechtsfuß mit 15 Jahren in die Talentschmiede des FC Sao Paulo: „Das war meine Basis, dort bin ich gewachsen und gereift. Ein bisschen war das Leben sogar wie hier. Wir übernachteten in einem Hotel auf der Anlage, um 8 Uhr gab es Frühstück, um 10 Uhr Training, danach Mittagessen – so ging das die ganze Woche. Nach den Spielen am Wochenende durfte man kurz nach Hause.“ Diese Erfahrung habe ihn auch als Menschen wachsen lassen und er habe eine Ausbildung „nicht nur als Athlet, sondern auch als Persönlichkeit“ erlebt.

Direkt während seiner Anfangszeit bei den Profis in Sao Paulo kam dann ein Angebot der SGE. Scout Ben Manga aber beobachtete Tuta schon „eine ganze Weile“, wie der Brasilianer verriet. Den ersten Kontakt gab es dann mit 19 Jahren: „Sportlich schätzte er mich bereits damals komplett richtig ein. Er erklärte mir die Struktur von Eintracht Frankfurt, sprach über die Fans, die bedingungslos hinter der Mannschaft stehen, und über die charakterlich feinen Leute im Verein. Außerdem betonte er, dass die Mannschaft sehr ambitioniert sei und oben mitspielen wolle.“

Über Belgien zur SGE

Zunächst ging es für Tuta aber erst noch einmal weg von der SGE, denn die Hessen verliehen ihn an den belgischen Erstligisten KV Kortrijk. Obwohl er auch hier lange auf seine ersten Einsätze warten musste, sehe er dies als wichtige Erfahrung an, so der Abwehrmann: „Ich muss mich schließlich insgesamt mit den Kulturen in Europa auseinandersetzen und sie verinnerlichen. Am Ende musst du als Spieler immer auch für dich selbst arbeiten. Die ersten drei Monate in Kortrijk waren nicht einfach für mich, aber ich blieb geduldig und ergriff die erste Chance.“

Seine erste Chance in der Bundesliga von Anfang an bekam Tuta in der vergangenen Spielzeit ausgerechnet beim 0:5 in München, wo sein direkter Gegenspieler Robert Lewandowski hieß und ihn das ein ums andere Mal schlecht aussehen ließ. Aber: Auch hier erinnert sich der Brasilianer trotzdem gerne und versuchte direkt seine Lehren zu ziehen: „Trotzdem lernte ich viel aus dieser Partie, die Intensität und Qualität sind hier noch mal eine andere Nummer als in Belgien. Insofern war es wichtig, direkt von den Besten zu lernen, wie die Bundesliga funktioniert.“ Und dass seine Entwicklung lief und die harte Arbeit Früchte zeigte, sah er beim Rückspiel gegen den Rekordmeister: „Bei unserem 2:1-Sieg im Rückrundenspiel gegen die Bayern merkte ich, dass ich physisch und psychisch gut drauf bin. Zwischen diesen beiden Spielen machte ich die bisher größte Entwicklung.“

Erst gegen Ende der Saison häuften sich bei Tuta – wie übrigens auch in der gesamten Mannschaft der SGE – die Fehler. Er betonte, dass dies für ihn völlig normal gewesen sei: „Ich spürte eine gewisse Müdigkeit, auch mental war es nicht leicht. Wir standen die ganze Zeit auf dem Platz an der Sonne und hatten einen übergroßen Willen, in die Champions League zu kommen. Aber es kam dann viel zusammen und uns ging alles nicht mehr so leicht von der Hand. Vielleicht fehlte uns die Lockerheit.“

Durch harte Arbeit in die Stammelf

Diese Lockerheit braucht die Eintracht auch in der kommenden Saison, wenn sie nicht nur in der Bundesliga und dem DFB-Pokal, sondern auch in der Europa League ran darf. Ob der 22-Jährige dann auch in der Startelf steht, wird sich zeigen. „Erst mal geht es darum, unserem neuen Trainer Oliver Glasner mit harter Arbeit zu beweisen, dass ich die Fähigkeiten habe, um zu spielen und der Mannschaft weiterzuhelfen“, gibt sich der Brasilianer die persönliche Marschroute zum Stammplatz vor. Hier wolle er vor allem „konzentrierter werden, um noch mehr Konstanz auf den Platz zu bringen. Außerdem will ich physisch widerstandsfähiger werden, mein Passspiel verbessern, aber auch beim taktischen Verhalten und Positionsspiel dazulernen.“

Daher setze er sich auf Ziele, die nicht allzu weit in der Zukunft liegen. Erst dann beginne das Träumen – und diese Träume liegen bei Tuta wie bei so vielen anderen Spielern auch bei den ganz großen Klubs und dem Nationalteam. „Jeder Spieler träumt davon, mal für einen Verein wie Real Madrid oder Barcelona zu spielen. Und natürlich ist auch die brasilianische Nationalmannschaft ein Fernziel. Es wäre eine Riesenfreude, Brasilien in der Nationalmannschaft vertreten zu dürfen. Das wäre eine persönliche Auszeichnung und wie ein Titelgewinn.“

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8 Kommentare

  1. Die vergangene Rückrunde hat er bereits seine Sache außerordentlich gut gemacht. Natürlich gibt’s noch zahlreiche Verbesserungsmöglichkeiten bzgl. Zweikampfverhalten, Pass- und Stellungsspiel, aber für die Umstände, unter denen er zum Einsatz kam, hat er das echt toll gemacht. Er scheint mental richtig stabil zu sein und Technik hat er bereits durch seinen Reisepass erhalten. Die neue Saison wird sehr spannend mit/für ihn und wenn er den nächsten Schritt geht, wird das eine weitere Erfolgsstory, die mit und durch Ben Ehrenmanga eingeleitet wurde. Es wäre toll, wenn auch ein DM auftaucht, der vielleicht nach der kommenden Saison, die Klinke in die Hand gedrückt bekommt, wie zuvor Tuta von Abraham.

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  2. Toller Bericht! Ich bin Tuta-Fan und finde, dass er unseren Capitano mega vertreten hat, und das in seinen jungen Jahren, sozusagen direkt von der Bank. Hoffe, dass unser neuer Trainer weiterhin auf ihn baut und seine wenigen Schwächen abbaut.

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  3. Ich bin auch sehr zufrieden mit Tutas Leistungen in der vergangenen Saison. Das war schließlich auch ein Start von Null auf Hundert. Nachdem er über ein halbes Jahr fast nur auf der Bank saß, musste er plötzlich jede Woche ran und dabei dann auch noch unseren Capitano, zumindest positionsweise, ersetzen. Kein Wunder, dass sich dann am Ende der Saison vermehrt Fehler eingeschlichen haben.

    Ich hoffe, dass er ähnlich wie N’Dicka in dieser Saison mehr Selbstbewusstsein bekommt und dann auch mal offensivere Pässe spielt oder mal nach vorne mitgeht. Die Technik und Spielübersicht dafür hat er.

    Aber so gerne ich ihn auch habe. Da er bisher nicht einmal in einer der Jugendnationalmannschaften von Brasilien gespielt hat, halte ich die Nationalmannschaft selbst als Fernziel für vollkommen unerreichbar.

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  4. Ich finde auch das wir mit ihm nen guten IV haben. Ins kalte Wasser geworfen nach dem Abgang vom Capitano, aber dafür hat er sich ordentlich gemacht. Er ist noch jung und hat mit Sicherheit noch Potential. Ich sehe ihn schon als gesetzt für die neue Saison.
    Aber ich denke ähnlich wie @3. Nationalmannschaft ist noch ganz weit weg, und ob es auch mal für Barca oder Real reicht wage ich bei allem Respekt zu bezweifeln. Klar ist es immer gut wenn man Ziele oder Wünsche hat, aber so gut sehe ich ihn dann leider auch nicht.

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  5. Neues Header-Foto auf Twitter: https://twitter.com/Eintracht/header_photo
    Wenn alle, die drauf sind, auch bleiben, ist das schon mal eine gute Nachricht;)

    Tuta: er ist gut und kann noch besser werden, gerade was Entscheidung betrifft, wann er nach vorne geht und somit hinten eher offen ist. Als Ndicka sehe ich ihn nicht, wobei dieser auch ein Ausnahmetalent ist.

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  6. @lebbe danke für den Link
    Das Foto macht sich prima als mein neuer Desktop Hintergrund
    Ich bin mit der Innenverteidigung sehr zufrieden, hoffe die bleibt noch einige Jährchen zusammen.
    Da steckt viel Potenzial drin.

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