Eine Flaute von über 600 Minuten ohne Bundesligatreffer endete am Sonntag beim FC Augsburg für Branimir Hrgota. Der Mittelstürmer bekam den Ball maßgerecht von Alex Meier serviert und zog aus rund 20 Metern technisch brilliant ab. Der Ball schlug unhaltbar für Torhüter Marwin Hitz im Eck ein. “Das ist so im Fußball”, wollte Hrgota das Tor nicht überhöhen: “Manchmal gehen die einfachen Dinger nicht rein, diesmal hat es halt beim schwierigen Schuss geklappt. Das war gut für mich und mein Selbstvertrauen.“ Er empfand die Zeit ohne Tor allerdings nicht als Belastung für sein Spiel: “Es ist wichtig, dass es bei der Mannschaft läuft. Ich denke nicht permanent darüber nach, dass ich unbedingt treffen muss.” Der erfolgreiche Abschluss war eine Belohnung für eine ganz starke Anfangsphase der Frankfurter Eintracht. In den ersten 20 Minuten der Partie kombinierten und spielten die Hessen den Kontrahenten aus der Fuggerstadt an die Wand.
Doch dann gab es den Cut und es schien, als hätte die Mannschaft im Kollektiv den Stecker gezogen bekommen. “Wir sind alle ein bisschen abgefallen und nicht mehr in Pressingsituationen gekommen”, erklärt der Linksfuß diese schläfrig wirkende Phase der Mannschaft. “Wir haben uns dann alle etwas zurückgezogen und sind nicht mehr nach vorne gekommen.” Den Vorwurf, er tauche in den Partien zu oft ab, wollte er nicht stehen lassen. “Nur ich? Nein, das glaube ich nicht!”
Trainer Niko Kovac scheint das ebenfalls so zu sehen. Der Kroate baut auf die Fähigkeiten des Angreifers und setzte ihn in den vergangenen Wochen wieder verstärkt ein. Dabei musste sich Hrgota aus einem Tief kämpfen. Nach der Partie gegen den SV Darmstadt 98 am zweiten Spieltag kehrte er erst wieder in der achten Runde beim 3:0-Auswärtssieg beim Hamburger SV in die Startelf zurück. Seitdem hieß es zumeist: Alex Meier oder eben Hrgota. Erst am elften Spieltag setzte Kovac in der zweiten Halbzeit gegen den SV Werder Bremen (2:1) mit Erfolg wieder auf eine Doppelspitze.
In Augsburg tat es der Coach erneut und sah ein stimmig funktionierendes Sturmduo. “Meier war ein bisschen mehr vor und ich etwas hinter ihm. Er hat die hohen Bälle geholt und abgelegt, so wie beim Tor”, erklärt Hrgota und lobt die Aufteilung auch im Strafraum: “Er geht an den ersten Pfosten und ich an den zweiten. Das klappt sehr gut.” Mit Haris Seferovic wartet noch ein dritter Angreifer auf regelmäßige Einsätze. Der Druck ist groß, auch im Training permanent die beste Leistung abzurufen und alles zu geben. “Das pushed einen, wenn man weiß, dass immer wieder ein Spieler Druck auf dich ausübt”, freut Hrgota sich über die Konkurrenzsituation im Kader. Probleme gebe es deshalb aber nicht: “Keiner hat schlechte Laune.”
Für Hrgota selbst läuft es nach dem Wechsel von Borussia Mönchengladbach zur Eintracht ordentlich. Der Schwede mit den Balkan-Wurzeln – seine Familie wanderte des Krieges wegen aus, als er acht oder neun Monate alt war – ist zwar nicht unumstrittener Stammspieler, aber doch ein wichtiger Akteur für die Hessen. Je ein Tor im DFB-Pokal und in der Bundesliga, dazu noch eine Vorlage stehen auf dessen Konto. “Ich glaube schon, dass es ein guter Schritt war”, zieht er ein positives Zwischenfazit und stellt noch einmal das Gesamtgebilde in den Vordergrund: “Es ist gut, wenn es so weitergeht und wir Erfolg haben.”
Am Freitagabend wartet die nächste schwierige Heimaufgabe gegen die TSG Hoffenheim. Der Kontrahent aus Sinsheim ist noch ungeschlagen in dieser Spielzeit und gewann zuletzt mit 4:0 gegen den 1. FC Köln. Wie die Eintracht unter Kovac, so sind die Kraichgauer unter Coach Julian Nagelsmann durchgestartet. Es ist eine Partie zweier Trainertypen, die die Bundesliga im letzten halben Jahr mitgeprägt haben. Außerdem ist dem Übungsleiter der Hoffenheimer bislang einmaliges gelungen – er fügte Kovac dessen bislang einzige Heimniederlage als Verantwortlicher der Eintracht zu.
Hrgota blickt der Begegnung mit Vorfreude entgegen: “Vor allem daheim spielen wir bislang sehr gut. Wir mögen es, gegen Mannschaften zu spielen, die auch den Ball haben wollen.” Mit einem Sieg, so seine Rechnung mit Blick auf die Tabelle, “könnten wir noch höher klettern.” Und er in den Fokus der Nationalmannschaft rücken? Drei Länderspiele stehen auf dem Konto, wobei der letzte Einsatz über zwei Jahre zurückliegt. Hrgota kann dennoch mit einem gewissen Stolz darauf verweisen, zusammen mit Zlatan Ibrahimovic gespielt zu haben. “Er war für uns junge Spieler da, auch weil er Kapitän war.” Als Vorbild sieht er den Weltklassestürmer zwar nicht, “aber natürlich kann man von ihm sehr viel lernen.”
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