Timothy Chandler will in der nächsten Saison wieder angreifen und auf dem Platz stehen. (Bild: Heiko Rhode)

Einst 2005 in die Jugend der Eintracht gewechselt, insgesamt vierzehn Jahre ein Teil der Eintracht-Familie, mit einer kleinen Unterbrechung in Nürnberg. Dazu den DFB-Pokal 2018 und die Europa League 2022 mit dem Verein seines Herzens gewonnen und zwei weitere Finals im DFB-Pokal verloren. Vereinslegende Timothy Chandler hat mit dem Adler auf der Brust schon alles erlebt. Der waschechte Frankfurter mit amerikanischen Wurzeln geht in die womöglich vorletzte Saison mit der SGE und freut sich sehr auf die kommende Spielzeit, in der er der Mannschaft einiges zutraue, wie er heute bekanntgab.

Auf der atmosphärischen Pressekonferenz, die primär durch herzhaftes Lachen bestimmt wurde, verriet Timothy Chandler, wie er die Neuzugänge bestmöglich in die Mannschaft integriere: „Wie die letzten Jahre: Die Jungs entspannt aufnehmen. Jessic hat sich heute schon einmal verlaufen, da muss man noch dran arbeiten. Wir haben jetzt viele Junge Spieler, die die Trainingseinheiten gut aufgenommen haben.“ In Frankfurt gilt der 33-Jährige als „Integrationsminister“ und ist mit seiner Art für die Stimmung im momentan großen Kader der Eintracht zuständig. „Ab Montag haben wir die genaue Zahl. Es sind viele Spieler. Es ist ein großer Kader und in der Kabine wird es enger (lachend).

Spieler kommen und gehen bei der SGE, doch Chandler bleibt eine Konstante, die die neuen Mitspieler schnell ins Herz einschließt. „Die Jungs kommen an und meistens hören sie als erstes mich. Hugo [Larsson, Anm. d. Red.] ist auch ein sehr guter Junge, mit ihm habe ich auch schon viel Spaß gemacht. Es kommen immer viele Neue, aber das ist das Schöne daran. Seitdem ich hier bin, ist neben mir nur noch Makoto [Hasebe, Anm. d. Red.] im Kader.

Nicht nur Stimmungskanone, auch Profi-Fußballer

Nur für die gute Stimmung in der Kabine möchte er jedoch nicht verantwortlich sein. Vielmehr sollen sich seine Einsatzzeiten in diesem Jahr wieder anhäufen, wie er erklärte. „Zu 100%. Dieses Jahr möchte ich eine Chance bekommen und mich als Spieler beweisen. Ich möchte als Spieler zählen und Minuten sammeln“, erklärt Chandler. Dabei muss, bei einem Spieler in seinem Alter, die Fitness stimmen. Mit fortgeschrittenen Jahren gehe man ein Spiel anders an und versuche mehr über die Übersicht und gesammelten Erfahrungen aufzutrumpfen, so das Eigengewächs über den Wandel in seinem Spiel. „Bei mir ist das jetzt auch so, man liest das Spiel anders und man muss an seiner Fitness arbeiten. Ich habe im Sommer hart gearbeitet und bin fitter als in den letzten Jahren zurückgekommen. Das Spiel wird schneller, da muss man mithalten können.“ Des Weiteren sieht er einen Vorteil darin, dass er flexibel einsetzbar sei. „Ich kann viele Positionen spielen und das wird mir am Ende noch zugutekommen, da ist es mir egal, auf welcher Position.“

In der letzten Saison wurde ihm noch die Chance verwehrt, sich auf dem Platz zu zeigen. „Ich habe jeden Tag gearbeitet und die Chance nicht bekommen. Fast jeder hat eine bekommen, ich nicht. Ich arbeite aber immer weiter hart und da muss ich keine Gespräche mit dem Trainer suchen. Das beeinflusst auch nicht meine Laune nicht.“ Die Gute Laune sei immerhin auch schon in seiner Zeit als Stammspieler dagewesen. Doch wann verliert auch ein Timothy Chandler mal diese positive Grundstimmung? „Wenn es in der Kabine und in der Mannschaft nicht mehr stimmt, dann werde ich meine gute Laune verlieren. Ansonsten ist es sehr schwer, dass ich sie verliere“, gibt er zu.

Die absolvierten Einheiten unter dem neuen Trainer Dino Toppmöller erlebte Chandler als anspruchsvoll und freut sich auf das kommende Trainingslager: „Wir haben viele kleine Spielformen mit Pressing und Gegen-Pressing gehabt. Es hat viel Spaß gemacht. Jetzt sind es noch fünf Wochen, in denen wir uns hart vorbereiten wollen. Theorie war ein wenig dabei, aber das wird bestimmt in der nächsten Woche genauer besprochen.“

„Müssen wissen, wo wir herkommen“

Mit einem Blick auf die letzte Rückrunde, in der der Außenbahnspieler die meiste Zeit auf der Bank verbrachte, analysiert er die gescheiterte Mission unter die ersten vier Plätze der Liga zu kommen. „Wir haben uns oft unterhalten. Für mich hat die Energie gefehlt, was uns ausgemacht hatte. Auch bei der Europa League-Reise, hatten wir eine Energie. Wir hatten die große Chance und da ist das Schade. Es wurde nicht weniger geredet, aber man hat gemerkt, dass sich Leute mit anderen Sachen beschäftigt haben. Manche haben auch in den Spielen und im Training nicht mehr so frei aufgespielt. Das ist schade, weil wir ein Finale hatten, wo wir wieder einen Titel hätten holen können. So ist es jetzt ein frischer Neustart mit einem neuen Trainer und da wollen wir richtig durchstarten.

Mit neuem Schwung geht es für die Hessen auch in einen unbekannten Wettbewerb. Das erste Mal in der Geschichte des Vereins tritt die Eintracht in der Europa Conference League an. Somit erwarten die Adlerträger einige Gegner, die aus interessanten Ligen kommen werden. Vorfreudig blickt auch der Routinier auf die kommenden internationalen Spiele: „Ich habe gesehen, wo die Mannschaften sind. Das werden gute Spiele und für die Fans auch lustige Spiele. Jetzt haben wir alles einmal kennengelernt.“ Obwohl die SGE in der nähren Vergangenheit bewiesen hat, dass sie es in einem höheren internationalen Wettbewerb ins Finale schaffen kann, bleibt Chandler bodenständig und setzt sich und der Mannschaft ein wichtigeres Ziel: „Wir sind immenroch SGE und müssen wissen, wo wir herkommen. Wir haben schon viel erreicht und wollen uns weiterentwickeln. Jetzt sind viele Junge Spieler dabei, die wir auch weiterentwickeln wollen.

Chandler geht mit seinem 33 Jahren in die womöglich letzten beiden Saisons als Profifußballer bei Eintracht Frankfurt, doch an das Aufhören denkt er noch nicht. Er möchte weitere Minuten auf dem Platz sammeln und für seinen Kindheitsverein spielen.

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9 Kommentare

  1. Einen Spieler wie Timi in der Mannschaft zu haben ist mehr wert als der eine oder andere sich vorstellen kann. Auf jeden Fall für mich heute schon eine Legende.

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  2. Timothy mit dem herrlichen „Damen-Popo“ ist eine Stimmungskanone, wie sie im Buche steht.
    Seine Geschwindigkeitsdefizite passen nicht mehr so ganz zum neuen Eintracht-Spiel.

    Doch ich möchte ihn in Zukunft im neuen Animations-Team rund um die Mannschaft zusammen mit Gonzo im Einsatz sehen. Das kann ich mir wirklich vorstellen, hier zwei Spaßmacher und eine Art „Mutter der Kompanie“ an die Seite der aktiven Spieler zu stellen.
    Forza Timmy !

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  3. Ich mag Timy und auch sein Ehrgeiz nie aufzugeben. Ich rechne ihm dennoch wenig Chancen auf Spielzeit aus. Aber er ist definitiv wichtig für das Team. Er macht es den Neuzugängen einfach sich zu integrieren.
    Als ich beim ersten öffentlichen Training war, hat er schon den ein oder anderen Spruch rausgehauen. Er ist ein absoluter Sympathieträger und ich würde mich freuen wenn er seine paar Minuten bekommt und ihn für jede Minute dafür feiert.

    Und wenn man sich das Interview oben so durchliest… Kritik an Glasner ist vorhanden.
    Auch wenn er für mich nach aussen der beste Trainer war den wir verloren haben, scheint es intern nicht mehr gefunkt zu haben.

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  4. Oben im Interview spricht Timmy über genau den Sachverhalt, den jeder in der Rückrunde sah, der aber in der Öffentlichkeit verneint wurde.

    Viele Spieler waren mit den Gedanken woanders/nicht mehr bei sich und der SGE und damit gingen die eigentlich erreichbaren Ziele über Bord…

    Echt Schade und daher auch wiederum gut und nachvollziehbar, dass ein Schlussstrich mit neuem Trainer folgte.

    Unabhängig natürlich von den Erfolgen eines Glasner Olis 😉

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  5. @lewwerworscht

    Gut gesagt Lewwerworscht. Ich möchte es noch ein wenig erweitern.

    Aufgrund der Kommunikation in den Wochen vor dem Pokalfinale (und da hat SGE4ever leider keine Ausnahme gemacht) war klar zu erkennen, dass wir das Finale NICHT gewinnen werden.

    Gewisse Selbstdarsteller im Vorstand und die Kommunikation über den Abgang unseres wundervollen Trainers (hoffe, er kommt wieder) waren offenbar viel, viel wichtiger, als den Pott nach Frankfurt zu holen.

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  6. Muss ich leidet widersprechen, Homburg:
    Die Niederlage im Endspiel hat OG zu verantworten. Er hat es nunmal nicht geschafft, eine Mannschaft auf den Platz zu bringen, die den Pott unbedingt holen will.

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  7. Wenn er mal ran durfte, hat Timmy keine Fehler gemacht und auch Schwung reingebracht. So langsam ist er gar nicht. Er kann durchaus auch sportlich noch helfen, da er natürlich ein gewisses Alter hat, ist er kein Perspektivspieler mehr, daher haben wir natürlich andere Spieler, die meistens den Vorzug kriegen sollten. Gerade in der Rückrunde, als es nicht mehr so lief und im Pokal hätte Glasbef ihn ruhig öfter bringen können, um Ruhe reinzubringen, zudem sind alteingesessene Spieler mit mehr Herzblut dabei, das wäre auch zum Finale eine gute Option gewesen. Glasner hat eine gewisse mitreißende Leidenschaft, war aber auch ein bisschen unflexibel und festgefahren. Es ist ein guter Zeitpunkt für einen Neubeginn.

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