04.10.2014, Fussball, 1. BL, Eintracht Frankfurt - 1. FC KölnAls Thomas Schaaf vor vier Monaten bei Eintracht Frankfurt vorgestellt wurde, war manch einer überrascht, wie offen, locker und symphatisch der als knorrig geltende Coach auftrat. An dieser Einschätzung hat sich auch in den zurückliegenden Wochen nichts geändert. Der 53-Jährige hat sich in Frankfurt gut eingefunden – sowohl sportlich, als auch privat. Die Familie fühlt sich wohl in der Main-Metropole und der Trainer selbst genießt das „Miteinander in der Stadt, auch mit den Fans.“ Dabei durfte Schaaf schon kennenlernen, dass die Anhänger der Eintracht einen sehr hohen Anspruch haben. Auch nach Siegen – wie etwa vor knapp zwei Wochen gegen den Hamburger SV – gibt es viel zu kritisieren, selten nur wird durchgeatmet und sich darüber gefreut, dass man irgendwie drei Punkte sammeln konnte. Bremsen möchte der Ãœbungsleiter diese Emotionen aber nicht. „Trotzdem bin ich dafür da, diese Ergebnisse einzuordnen„, beschreibt er seine Aufgabe im Interview bei Eintracht-TV. Bislang könne Schaaf über die Mannschaft fast ausschließlich positives äußern, es gäbe nur wenig Anlass zu Kritik. „Was habe ich bislang von dieser Mannschaft gesehen? Was wissen wir über dieses Team? Wohin gingen meine Erwartungen, was soll diese Mannschaft erfüllen? Und wenn man das alles auf ein normales Maß bringt, kann man viele lobende Worte äußern„, lässt der gebürtige Mannheimer tief in seine Gedankengänge blicken.

Dabei sehen die Fans im Stadion einen ganz anderen Schaaf, als den, den man in der Vergangenheit im TV erleben durfte. Der Ãœbungsleiter steht während der gesamten Spielzeit in seiner Coaching-Zone – er dirigiert, gibt viele Kommandos, ist emotional dabei. Die Situation sei nun einfach eine andere als zu Bremer Zeiten, wo er eine homogene Mannschaft hatte, die diese Art der Unterstützung nicht gebraucht habe. „Daher reagiere ich immer auf das, was ich erlebe. Und daher muss ich derzeit viel am Seitenrand stehen und auf das Geschehen einwirken.“ Die Besucher honorieren dies bislang und stehen voll hinter der Mannschaft. Sie merken, dass viel und akribisch gearbeitet wird und einige träumen deshalb schon wieder von einer Tour durch Europa. Schaaf betont daher abermals, dass ihm diese Emotionen sehr wichtig seien. Er und sein Trainerteam aber müssten die Situation neutraler betrachten. „Wo stehen wir? Was haben wir bislang erreicht?„, sind diesbezüglich die wichtigsten Fragen, die beantwortet werden müssen. Gerade deshalb freut sich der erfahrene Coach, dass die Entwicklung bislang so positiv verlaufe.

Diese soll am Sonntag in zehn Tagen beim starken Aufsteiger SC Paderborn fortgeführt werden. Die Ostwestfalen überraschten bislang in der Bundesliga und waren nach dem vierten Spieltag sogar Spitzenreiter. Schaaf weiß, wie schwierig diese Aufgabe wird und betont, wie wichtig auch diesmal eine gute Mannschaftsleistung sei. Nur wenn jeder Einzelne seine Qualitäten voll einbringe, könne man auch diese schwierige Hürde überwinden. Dies ist der Mannschaft, die sich sehr schnell gefunden hat, durchaus zuzutrauen. Es sei bewundernswert, „dass sie sich auch immer wieder aus schwierigen Phasen in einer Partie“ zurückgekämpft habe – dies ist wohl nicht nur die Meinung des Trainerteams. Ja – der Name Eintracht scheint diese Saison tatsächlich Programm zu sein. Außer zu Beginn die Personalie Alex Meier verlief die Spielzeit bisher reibungslos. „Wie gehen die, die da sind, mit denen um, die neu hinzukommen? Wie kommen die Neuen mit denen, die schon länger da sind, klar? Wie schnell kann ich persönlich mich einbringen? Bin ich leistungsfähig oder verletzt? Wie ist das Gesamtbild einer Mannschaft? Viele Situationen müssen da für einen sprechen und das Team hat bislang viele Fragen gut beantwortet„, schwärmt der Ãœbungsleiter immer wieder von seinen Adlern. Trotzdem gibt es noch eine Menge zu tun für Schaaf und sein Team. Aber es könne eben nur „step-by-step“ vorangehen, mahnt der Coach. Man dürfe nicht zu schnell, zu viele Schritte auf einmal erwarten, sondern müsse erst festigen, was man schon kann.

Das wichtigste derzeit aber ist – man hat großen Spaß bei der täglichen Arbeit miteinander. Und alle hoffen, dass sich an diesem Zustand auch in naher (und ferner) Zukunft wenig ändern möge.

- Werbung -

9 Kommentare

  1. Schaaf hat es in kurzer Zeit geschafft der Mannschaft eine gewisse Grundordnung zu geben. Zudem ist die Mannschaft körperlich fit und kämpft bis zum Äußersten. Die Mannschaft hat ganz klar ihre technischen Defizite, ist aber für die meisten Gegner unangenehm zu spielen, da eben lauf und kampfstark. Hasebe hat sich prima eingelebt und geht läuferisch und kämpferisch vorran. Seferovic ackert vorne wie ein Gaul und hat auch immer mal wieder gute Aktionen dabei, von denen Torgefahr ausgeht. Zur Zeit passt es. Inwieweit das nachhaltig ist, wird man über die Saison sehen, da das Spiel doch sehr kraftraubend ist.

    0
    0
  2. Schaaf hat nach 13 oder 14 Jahren als Trainer von Werder Bremen, und insgesamt 40 jähriger Vereinszugehörigkeit als Spieler & Trainer einfach einen Punkt der Ruhe gesucht und eine Auszeit gebraucht. In seiner einjährigen Auszeit hat er wahrscheinlich seinen Punkt der Ruhe gefunden gehabt, so daß es mir persönlich so vorkommt, als habe er wieder voll bock auf Bundesliga !

    Scheinbar arbeitet er tatsächlich überaus akribisch im Training, geht während den Spielen immer aufgeregt,- engagiert und enthusiastisch mit, ist dafür aber in Intervieuws ruhig und sachlich mit der Interpretation der Dinge, und kommt locker & sympathisch rüber.

    Er zeigt auch momentan zwei Attribute die ich bei Armin Veh angenehm fand, er strahlt sowas kumpelhaftes & verschmitztes aus, und bringt dies in der Öffentlichkeit cool sowie positiv rüber.

    Mach einfach weiter so TS !!!

    0
    0
  3. Vorneweg – ich schätze Schaaf sehr und genau so wie Veh, Funkel, usw.

    Ich freue mich sehr dass es bei ihm und damit auch bei uns so gut läuft!!

    Aber ich wette, dafür kenne ich einige User hier mittlerweile zu gut; dass er weitaus mehr Kritiker hätte zur Zeit, wenn wir in einigen Spielen nicht das Quäntchen Glück gehabt hätten, was wir beispielsweise auch in der Hinrunde nach dem Aufstieg hatten (Trapp überragend gehalten, selbst noch einige Tore kurz vor Ende gemacht gehabt, usw.) und einige enge Spiele nicht mehr gedreht bzw. sogar gewonnen hätten.

    Dann – da lege ich mich mal fest – würde Schaaf von manchen wohl nur zu hören bekommen, dass wir noch nicht attraktiv genug spielen, zu wenig durchdacht, usw.

    Sprich,es ist schon ein Stück weit so, dass die tolle Punkteausbeute die gesamte Lage von Beginn an beruhigte – und dadurch ein ruhiges Arbeiten weiterhin möglich ist.

    0
    0
  4. Kompliment an TS. Er hat mich echt positiv überrascht, weil ich den Eindruck habe, dass er richtig hungrig und offen für neue Ansätze ist. Ich hatte Anfangs die Befürchtung, dass er wie in Bremen, sehr zurückhaltend an der Seitenlinie agiert. Ganz im Gegenteil. Er ist extrem aktiv und will jeden Spieler erreichen, versucht im Spiel immer wieder auf seine Mannschaft einzuwirken. Das was mir bei AV immer etwas fehlte.

    Die Punkteausbeute ist trotz der bisherigen Widrigkeiten top und war so nicht zu erwarten. Die Mannschaft hat mich beeindruckt, weil man bis auf vielleicht das Augsburg-Spiel, immer gesehen hat, dass sich niemand aufgibt und das Team bis zum Schluss an die Chance glaubt. Es stimmt im Team. Nur so kann man sein Glück erzwingen und wird dafür auch endlich mal belohnt.

    Sicher gibt es noch Baustellen. Aber die bisher gezeigten Defizite sind m.M.n. normal,
    wenn man entscheidende Faktoren wie Ausfälle, grundsätzliche Änderung des Spielsystems/Ausrichtung, sowie die Einbindung der Neuzugänge berücksichtigt.

    0
    0
  5. Der große Vorteil an TS ist, dass er ruhig bleibt in der Öffentlichkeit gegenüber Verein,Management und auch Spielern. Er hat nie öffentlich Forderungen gegenüber BH oder HB gestellt, nie Spieler kritisiert noch sonst was. Ganz im Gegenteil zu AV, der ja öffentlich seine Forderungen nach Spielern offen rausposaunt hat und Bedingungen etc. gestellt hat.
    TS bringt auf jeden Fall Ruhe und Geradlinigkeit in den Verein. Auch finde ich, dass der Mannschaftszusammenhalt und die Spielfreude besser geworden ist als unter AV. ebenfalls die Zusammenstellung des Kaders und das ruhige und konzentrierte Arbeiten. Verbesserungswürdig ist aber noch das Passspiel (selten so hohe Fehlpassqoute gesehen) , die Ecken und Standards und Flanken (Seferovic mal ausgenommen) und das Defensivverhalten der Außenverteidiger.
    Aber wie viele schon geschrieben haben-.wir sind endlich wieder ein TEAM und holen auch ein mal mit intakter Moral ein 0:2 auf.

    0
    0
  6. @4

    Ich gen dir vollkommen Recht, aber das ist eigentlich in jedem Verein so, egal ob Kreis- oder Bundesliga.

    Jetzt wird halt (zu Recht) die Geschlossenheit und der Teamgeist gelobt. Bleiben die Ergebnisse aus, wird die fussballerische Magerkost kritisiert.

    Dennoch muss ich sagen, dass der Thomas Schaaf in der Gesamtheit bisher vieles richtig gemacht hat. Und gute Ergebnisse erleichtern es natürlich, dass alles weiter auszubauen.

    0
    0
  7. @4.
    Gebe Dir auch vollkommen Recht. Vieles wird durch die Punkte und den Tabellenstand überdeckt. Das neue System kann ich nicht erkennen, mir scheint das meiste im Spiel zufällig zu entstehen. Natürlich können dabei auch mal gute Spiele entstehen, weil es auf einmal zu Fights wie im Pokal kommt, liegt dann aber auch am Gegner wie z. B. Köln. Schauen wir mal wie es zur Winterpause aussieht.

    0
    0
  8. Wir sollten die derzeitige Punktezahl net zu hoch hängen. Dies ist dem Spielplan geschuldet. Die großen 0-Runden kommen noch.

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -