Patrick Ochs im Duell mit seinem späteren Teamkollegen Marcel Schäfer. (Foto: Heiko Rhode)

Der gebürtige Frankfurter Patrick Ochs hat als Spieler bei der Eintracht schon viel erlebt: Aufstieg in die 1. Bundesliga in seinem ersten Profijahr, darauf folgende 174 Bundesligaspiele als Flitzer auf der rechten Außenbahn, heiße UEFA-Cup-Nächte und schließlich die ‚Rückrunde der Schande‘, in der er als Kapitän der SGE die Mannschaft nicht vor dem Abstieg in die 2. Liga bewahren konnte.

Er wechselte damals nach 18 Jahren im Trikot des Nachwuchs- und Profibereichs der Eintracht gemeinsam mit dem heutigen SGE-Spielanalysten Marco Russ zum VfL Wolfsburg und brachte der Eintracht damit dringend benötigte Transfereinnahmen ein, welche die SGE in der Zweitligasaison nach dem Abstieg zum sofortigen Wiederaufstieg nutzen konnte. Beim VfL Wolfsburg kam Ochs auch aufgrund zahlreicher Verletzungen nie wirklich in Tritt und brachte es inklusive kurzem Intermezzo in Hoffenheim in vier Saisons nur noch auf 42 weitere Einsätze in Deutschlands höchster Spielklasse. Nach einem Jahr ohne Verein spielte er noch eine Saison beim Nachbarn FSV Frankfurt in der 3. Liga, doch nach seinem zweiten Kreuzbandriss wollte der Körper nicht mehr und Ochs beendete schließlich offiziell 2019 seine Karriere als Spieler.

Sechsmonatiges Praktikum bei der Eintracht

Direkt nach der Verkündung seines Karriereendes im Alter von 34 Jahren begann Ochs ein halbjähriges Praktikum bei der Eintracht, bei der er „alle Strukturen eines Bundesligaklubs kennen lernen und in jede Abteilung reinzuschnuppern“ durfte, so Ochs im Interview auf der Vereinshomepage. Ihn überraschte dabei insbesondere die gewachsene Anzahl an Mitarbeitern, die zu seiner Spielerzeit doch eher „spartanisch“ wirkte. Erfreut zeigt sich Ochs über den Neubau des Proficamps, welches seines Erachtens die Gemeinschaft der Mitarbeiter zusätzlich stärken wird.

Funktion als Sportvorstand bei Hessen Dreieich

Der ehemalige U21-Nationalspieler wechselte nach seinem Praktikum bei der Eintracht im November 2019 direkt in den Sportvorstand des 2013 gegründeten SC Hessen Dreieich, welcher unter der Führung von Rudi Bommer, Ralf Weber und Eintracht-Legende Charlie Körbel bis in die Regionalliga aufstieg. Alle drei verließen den SC nach Unstimmigkeiten und feststehendem Abstieg im darauf folgenden Jahr, wodurch sich eine Kooperation mit der Eintracht, die eine Kooperation mit Hessen Dreieich anstrebte, zerschlug. Dreieich empfand Ochs als Einstieg „ideal“, denn einerseits verfolgt er den Verein schon seit Jahren als Zuschauer und andererseits sind die Dimensionen im Verein noch etwas kleiner.

Ochs, der zuvor bereits jahrelang als Zuschauer den SCH verfolgte, plante die erste Mannschaft des Vereins auszugliedern und unter einem neu gegründeten Vereinsnamen, dem International Soccer Club Rhein-Main (ISC) junge Talente aus dem Ausland an Land zu ziehen. Diesem Vorhaben machte die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung, denn aufgrund von Flugverboten und Reisebeschränkungen hätte dies laut Ochs „keinen Sinn“ mehr ergeben, verriet er vor einigen Wochen der FAZ. In der Hessenliga ist bisher erst ein Spieltag gespielt und die Zukunft ist ungewiss, auch wenn die Saison 2019/20 nach heutigem Stand zum 13. Juni des kommenden Jahres beendet werden soll.

Die SGE ist „meine große Liebe“

Ich hatte auch Möglichkeiten, etwas höherklassiger zu arbeiten,“ antwortete Ochs im Interview mit Eintracht.de auf Nachfrage zu seinen Überlegungen des beruflichen Einstiegs. Doch es war ihm wichtiger in der Nähe seines Sohns zu bleiben, zudem fühlt er sich in Frankfurt nach langjähriger Abstinenz „zu Hause“. Auch die Eintracht hat der Spieler der SGE-Traditionsmannschaft dabei stets noch im Blick: „Wir müssen nicht lange drum rumreden, dass die SGE meine große Liebe ist, das wird immer so bleiben. Daran ändert auch mein damaliger Wechsel nach Wolfsburg nichts, den viele nicht verstanden haben.“

Seine menschliche und berufliche Weiterentwicklung stand für ihn stets an erster Stelle, schließlich konnte er seine spielfreie Zeit beim VfL Wolfsburg auch dafür nutzen um dort am privaten Hochschulcampus des Vereins ein Studium in Sportmanagement zu absolvieren und sicherte sich so frühzeitig für die Zeit nach dem Karriereende ab. Bei der SGE sah er zur damaligen Zeit als aktiver Spieler keine Möglichkeit, die Verwirklichung von „höheren Zielen“ zu erreichen. Trotzdem erinnert er sich gerne an Momente wie den Einzug ins Pokalfinale 2006, das anschließende Finale in Berlin sowie die Partien im UEFA-Cup zurück. „Generell war für mich jedes Heimspiel ein Highlight. Die Eintracht ist mein Verein!“

Ich habe den Eindruck, dass es der Mannschaft mehr liegt, früh zu attackieren“

Stets mit vollem Einsatz: Patrick Ochs sammelte in seinen insgesamt 227 Spielen für die Eintracht 58 gelbe Karten, also ungefähr eine in jeder vierten Partie. Foto: Heiko Rhode

Auf die derzeitige Situation der Eintracht angesprochen, empfindet Ochs die Gesamtlage als „insgesamt gut, auch wenn die Ergebnisse zurzeit eher durchwachsen sind. Eine Niederlage ist top, zwei Siege ausbaufähig.“ Die erste Halbzeit gegen Dortmund, die er mit „aggressiv, lauf- und spielfreudig“ beschrieb, gefiel ihm sehr gut und wenn die Mannschaft zukünftig ebenso früh attackieren würde, sieht er die SGE mit den technisch beschlagenen Offensivspielern Kamada, Silva und Barkok gut aufgestellt: „Sie sind trickreich und haben flinke Bewegungen drauf, sind aber noch nicht so geradlinig wie beispielsweise Kostic, der einen enormen Zug zum Tor entwickelt.“

Für die rechte Außenbahn, die er als Profi jahrelang beackerte, und bei der Adi Hütter derzeit vier verschiedenen Akteuren das Vertrauen schenkt, sei „eine ordentliche Technik“ und eine „riesen Ausdauer“ erforderlich. Diese Position würde von vielen unterschätzt: „Du sollst nach vorne ankurbeln und zugleich von hinten mit aufbauen, weil die meisten Gegner den Ball gezielt auf die Außenbahnen lenken.“

Ochs tippt auf torreiches Spiel gegen Wolfsburg mit knappem Sieg

Die Wolfsburger Offensivspieler um Steffen, Brekalo und Weghorst sollte die SGE am heutigen Freitagabend besser nicht zur Entfaltung kommen lassen und den Gegner bestenfalls bereits in deren Hälfte beschäftigen, weil deren „Aufbauspieler nicht die Schnellsten sind“. Wolfsburg sei allerdings auch noch ungeschlagen in der Liga, diese Serie teilen sie sich nur mit den Werksclubkollegen von Bayer 04 Leverkusen. Trotzdem sieht er gegen seinen Ex-Verein Wolfsburg „realistische Chancen auf einen Sieg“. Er selbst rechnet mit einem torreichen Spiel, obwohl Wolfsburg bisher erst zehn Gegentore kassierte: „Mit unserer Offensivqualität können wir sie knacken. Deshalb sage ich 3:2 für Frankfurt. Ich bin sicher, dass sich die Spieler für ihre intensive Spielweise endlich belohnten und den Abstand nach oben verkürzen können.“

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6 Kommentare

  1. Patrick Ochs, Sebastian Jung, was wäre wenn… !? Sie hatten hier eine Basis, schade dass das Geschäft so geworden ist. Ich wäre allerdings auch zum Geld gewechselt.

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  2. Traurig,aber nachvollziehbar! Der nächste Schritt, waren halt Clubs wie Wolfsburg und Leverkusen damals aber zum Teil auch heute

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  3. Bei Patrik Ochs war und ist alles o.k.
    Ich denke, er wird früher oder später zur Eintracht zurückkehren.
    Sebi Jung hat mit dem Wechsel viel Geld kassiert, seine Karriere und noch viel wichtiger, sein Ansehen bei der Eintracht aber ruiniert.
    Er hätte ein Nachfolger vom treuen Charly werden können, nun ist er nur noch ein Ehemaliger.
    Aber jeder ist seines Glückes eigener Schmied. Da lobe ich mir Amin Younes, Geld ist wichtig, aber doch nicht alles.
    Nun lasst uns auf die Radkappen konzentrieren
    Forza SGE !

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  4. @3
    Der Eintracht waren die Wechsel damals auch nicht unrecht, weil man dringend Geld brauchte. Es ist mMn unfair, daß nur den Spielern in die Schuhe zu schieben. Deren Verkauf hat sich damals durchaus positiv auf die Entwicklung des Vereins ausgewirkt.

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  5. Chris ist übrigens auch nach WOB gegangen.

    LEV, S04 und WOB haben schon immer für uns als Spardose hergehalten. Deshalb sollten man weder diese Vereine noch die „abtrünnigen“ Spieler verurteilen.

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  6. @5
    Chris ist wieder was Anderes, nicht nur weil er kein Hesse ist..
    Der hätte ein oder zwei Jahre vorher zu VW wechseln können..für ne sehr schmale festgeschr. Ablösesumme von 1,5 Mio.
    S. hier: https://www.fr.de/eintracht-frankfurt/chris-wechsel-nach-wolfsburg-11557242.html
    Auch geil, die Info zum Darlehen nach seiner Strafe (‚Hab kein Geld..kann ich mich gleich erschießen.‘). Eintracht hatte für seinen Faux-pas in dieser Zeit Verständnis und legte ihm die 300.000$ vor 😀

    Der 1,5 Mio-Transfer hätte der SGE damals finanziell und sportlich echt weh getan und Magath wollte ihn unbedingt.
    Doch er nahm nicht an und verlängerte stattdessen bei uns.
    Als der Abstieg feststand lief gleichzeitig der vglw hochdotierte Vertrag aus..und er kam mal wieder nach langer Verletzungspause zurück. Dann ging es mit damals 32 Lenzen um den letzten Vertrag der Karriere. Kurz vor dem Wechsel gab es dieses Interview:
    https://m.bild.de/sport/fussball/eintracht-frankfurt/chris-kann-frankfurt-nicht-verlassen-19552432.bildMobile.html

    Dann unterschrieb er bei VW für ein Jahr und machte dort verletzungsbedingt wieder nur acht Spiele. Dann zu Hoffenheim 2 Jahre ohne Spiel bei der ersten Mannschaft. Und als er seine Karriere in Brasilien ausklingen lassen wollte machte er auch am End wieder kein Spiel.

    Es stellte sich später raus: Die SGE bot ihm nach dem Abstieg gar keinen Vertrag mehr an: ‚Eintracht-Trainer Veh schließt einen Rückkehr des 33-Jährigen gegenüber der „FAZ“ nicht aus: „Wir hatten ihm nie ein Angebot gemacht, weil wir es vor einem Jahr gar nicht konnten.“‘
    https://www.sge4ever.de/spielt-chris-wohlmoglich-wirklich-eine-rolle-in-vehs-planung/
    Lies dir auch mal die Kommentare darunter durch…brutal 😉

    Da die SGE auch ohne ihn aufstieg hat er (und die SGE) m.E. alles richtig gemacht.
    Der Junge liebte FFM wirklich und wäre wohl gerne geblieben, wie man beim Interview mit der B… feststellt.

    Chris fand ich richtig geil als Spieler und der wäre wahrscheinlich geblieben, wenn er denn nen neuen Vertrag angeboten bekommen hätte. Wobei da am End auch Frau und Familie in Brasilien mitreden 😉
    Am End wars wohl Win-win.

    Bei Russ und Ochs sahs definitiv anders aus. Aber ich denk mir inzwischen: was solls..
    Die 6 Mio, die wir für die zwei bekamen (mehr gabs auch net), setzten wir dann gut ein, so dass es unsere letzte Zweitligasaison wurde.
    Da reg ich mich nemmer drübber uff.

    Aber im Hinterkopf bleibt es bei so manchen Kommentaren dieser Spieler (‚mein Verein‘ ‚meine große Liebe‘) natürlich schon!!

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