Omar Marmoush spielt sich in die Herzen der Fans. (Foto: IMAGO / Jan Huebner)

Was war der Ärger groß am 1. September diesen Jahres: Das Transferfenster war zu, Rafael Borré im letzten Moment an die Weser zu Werder Bremen gewechselt und Randal Kolo Muani für stolze 95 Millionen Euro an Paris St. Germain verkauft. Der Eintracht blieben somit nur Jessic Ngankam, Omar Marmoush und Nacho Ferri für den Sturm.

Ein Ngankam, der bei dem Absteiger Hertha BSC zwar einer der Lichtblicke, aber eben auch kein absoluter Leistungsträger war; ein Marmoush, der beim VfL Wolfsburg sein Können zwar immer wieder aufblitzen ließ, aber zu wenig Zählbares beisteuerte, sowie Jungprofi Ferri, der zwar hochveranlagt, jedoch ohne jegliche Profi-Praxiserfahrung daherkam. Kurzum: Schnell wurde von vielen Seiten ausgerufen, die Eintracht müsse sich durch eine ganz schwere Zeit bis zur Winterpause kämpfen. Zusätzlich befeuert wurde dies von Sportvorstand Markus Krösche, der selbstreflektiert den Fehler einräumte, ohne Muani-Ersatz in die Saison starten zu müssen.

Marmoush ist das Gesicht des momentanen Erfolgs

Und in der Tat startete die SGE unter Neu-Coach Dino Toppmöller zunächst dürftig. Zwar konnte direkt am ersten Spieltag ein 1:0-Erfolg gegen die Rivalen von Darmstadt gefeiert werden, aber es folgten fünf sieglose Spiele in der Bundesliga. Geprägt waren die Partien von ausgesprochener Harmlosigkeit im Frankfurter Sturm. Nach zehn Spieltagen sieht das jetzt anders aus und das ist vor allem auch einer Person zu verdanken: Omar Marmoush.

Beim Ägypter ist der Knoten geplatzt – und wie. In den letzten fünf Partien erzielte der Stürmer wettbewerbsübergreifende sechs Tore und legte ein weiteres auf. Ein Blick auf seine Tore-Ausbeute in der Bundesliga verrät: Derzeit, an Spieltag zehn, hat Marmoush mit sechs Treffern doppelt so viele Tore erzielt wie Kolo Muani zum gleichen Zeitpunkt ein Jahr zuvor.

Hier sind fünf Gründe, wieso Marmoush den sportlichen Abgang von Kolo Muani vergessen machen wird:

  1. Marmoush gehört zu den schnellsten Spielern der Bundesliga. Kolo Muani war zwar ebenfalls sehr schnell – in der gesamten letzten Saison betrug sein Bestwert 35,97 km/h. Jedoch: Bereits nach zehn Spieltagen wurde Marmoush immerhin schon mit 35,77 km/h „geblitzt“. Das reicht derzeit für Platz sieben unter den schnellsten Spielern der Liga.
  2. Marmoush ist bodenständig. Der Ägypter weiß, wie es sich anfühlt, wenn es mal sportlich nicht ganz so rund läuft. Beim VfL Wolfsburg, wo er insgesamt seit 2017 spielte, erzielte er in 48 Spielen sechs Tore. Einzig während der Leihe in die zweite Liga zum 1. FC St. Pauli lief es besser für ihn, als er in 21 Spielen sieben Tore machte und drei weitere Tore vorbereitete. Bei der Eintracht ist ihm nun erstmals der Durchbruch gelungen.
  3. Die Identifikation mit dem Verein ist bei Marmoush zu spüren. Er spricht nahezu perfektes Deutsch und zeigt sich immer wieder überwältigt vom Support der Eintracht-Fans. Unvergessen war sein emotionaler Ausbruch, als er nach dem 1:1-Ausgleich gegen den FSV Mainz 05 das Trikot auszog und zum SGE-Auswärtsblock stürmte. Er ist wesentlich emotionaler als Kolo Muani es war und man kauft ihm seine Emotionen ab. In seiner Art und Weise wirkt der 24-Jährige sehr authentisch.
  4. In seiner Arbeitsweise wirkt Marmoush auf dem Platz ebenfalls bodenständig. Ja, wenn Situationen gegen ihn gepfiffen werden, dann wird er sauer. Aber er lässt sich nicht hängen. Sein Einsatz steigert sich dadurch eher. Das Gefühl hatten Beobachter bei seinem Vorgänger nicht unbedingt immer.
  5. Marmoush ist kein klassischer Neuner und muss es auch nicht sein. Im Winter möchte die SGE einen weiteren Stürmer verpflichten. In einem Doppelsturm kann Marmoush seine quirlige, dribbelstarke und flotte Spielweise noch besser ausleben, wenn ein Sturmpartner gegnerisches Abwehrpersonal auf sich bindet. Mangels Alternativen auf der Bank verzichtet Cheftrainer Toppmöller derzeit lieber auf eine Doppelspitze. Das könnte sich ab dem Winter ändern.

Vieles spricht dafür, dass Fans und Mannschaft noch viel Freude an Marmoush haben werden. Nicht vergessen werden darf aber auch, dass er Anfang nächsten Jahres für einige Wochen fehlen wird. Wie z.B. auch Ellyes Skhiri wird er beim Afrika-Cup für sein Land auflaufen und somit nicht für das Bundesliga-Geschäft zur Verfügung stehen.

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8 Kommentare

  1. Bin gespannt wie wir die Afrika Cup Zeit überbrücken werden, denn Spiele ohne Marmoush, Chaibi und Skhiri sind momentan für mich schwer vorstellbar.

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  2. Ich sehe hier einige Dinge ein bisschen anders.

    1. Markus Krösche, der selbstreflektiert den Fehler einräumte, ohne Muani-Ersatz in die Saison starten zu müssen.
    -> Das habe ich gar nicht mitbekommen. Wann hat er das als Fehler eingeräumt? Ich hatte im Kopf, dass es einfach nicht anders Möglich war. Hatte im Kopf, dass das Angebot ganz zum Schluss kam und man da aus vernunftsgründen nicht „NEIN“ sagen konnte. Er hätte es sich anders gewünscht, aber die Umstände haben es nicht zugelassen.

    2. Ferri. Mit ihm hat doch vor der Saison überhaupt keiner gerechnet!?

    3. Ich bin begeistert von Marmoushs Leistungen. Hier wird aber so getan, als wäre er im nächsten Level angekommen. Damit wird unnötig eine unermessliche Erwartungshaltung geschürt. Finde ich nicht angebracht, er soll erstmal weiter an sich arbeiten (was er bestimmt auch tut) und seine Leistungen bestätigen.

    Nicht falsch verstehen, es läuft gerade sehr gut, aber der nächste Dämpfer wird kommen und da sollten wir nicht all zu enttäuscht sein, sondern den Weg weiterverfolgen und weiter anschieben….

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  3. @Scheppe:
    Da kommt es eben auch darauf an, wer im Winter noch kommt. Marmoush könnte durch den neuen Stürmer ersetzt werden und wenn wir noch einen weiteren IV holen, kann Koch auch prima Skhiri im DM ersetzen, außerdem können wir die Zeit mit Jakic und Rode überbrücken. Im OM haben wir mit Götze und Aaronsons auch Ersatz für Chaibi.

    Natürlich kann und wird es vermutlich durch den Ausfall der drei einen Qualitätsverlust geben, aber damit haben alle Mannschaften in gewissem Maße zu kämpfen.

    @10er:
    Marmoush ist für mich im nächsten Level abgekommen. Er hat in dieser Saison in seinen ersten zehn Spielen schon fast so viele Tore gemacht, wie in seinen 68 Einsätzen zuvor. Er musste noch nie regelmäßig als alleinige Spitze spielen und das hat man in den ersten Spielen deutlich gemerkt, da oft der Strafraum verwaist war.
    Inzwischen besetzt er die Räume, die ein 9er besetzen muss und wählt die richtigen Laufwege, um sich abzusetzen und die Chance auf direkte Abschlüsse zu haben.

    Das war in meinen Augen so überhaupt nicht zu erwarten und er hat Qualitäten entwickelt, von denen bisher keiner, vermutlich er selbst nicht, gewusst hat, dass sie in ihm stecken.

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  4. Ich würde mich jetzt nicht darauf verlassen, dass wir im Winter Spieler bekommen, die nach kurzer Vorbereitungszeit die beim Africa-Cup tätigen Spieler ersetzen können.
    Unser derzeitiges Niveau ist auch darauf zurückzuführen, dass die Spielzüge und Laufwege mehr und mehr eingeübt werden.
    Ich halte es für angebracht, viel zu rotieren, um der Bank die Gelegenheit zu geben, die Spielzüge und Laufwege zu verinnerlichen, dann können wir die abwesenden Spieler auch kurzzeitig ersetzen.
    Außerdem kommen zu Anfang der Rückrunde eher schwächere Mannschaften, da muß das auch mal ohne die gehen.

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  5. Bei Omar sieht man deutlich,wie wichtig die Gespräche unseres Trainers sind. Taktische richtige Anweisungen und ein Konzept schon klappt es… Sehe Omar noch stärker wenn ein gestandener Neuner auf dem Platz steht und er auf die 7 rückt

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  6. Bin ganz zufrieden damit, dass meine Einschätzung für diese Saison bisher zu 100 % eingetroffen ist. Diese ganze Schwarzmalerei, ohne jede Grundlage, war etwas befremdlich

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  7. Ob wir auf ein 442 gehen? Im mf mit skhiri 6, larsson ebimbe doppel 8, chaibi 19 und offensiv mir marmoush und Mr x

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  8. Ja, beim Africa Cup sind das 5 Bundesliga Spiele, glaube ich. Da wird die Saison entschieden. Einige Mannschaften sind sehr stark betroffen, andere fast gar nicht. Wir mit am stärksten, weil es gleich drei unverzichtbare Stammspieler sind.

    Aber DT wird seine Taktik anpassen und evtl. sehen wir dann wieder Spiele die davon geprägt sind, nicht zu verlieren. Dem Gegner keine Chancen geben und eigene Chancen nur ohne eigenes Risiko erarbeiten. Mit Betonung auf eventuell. DT hat das drauf, das spieltaktisch zu lösen.

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