Trainer Niko Kovac bewies mit der Einwechslung von Aymen Barkor erneut ein glückliches Händchen.
Trainer Niko Kovac bewies mit der Einwechslung von Aymen Barkok erneut sein glückliches Händchen.

Mit etwas Glück und enormer Effektivität gewann Eintracht Frankfurt das letzte Heimspiel des Jahres am Dienstagabend mit 3:0 (1:0) gegen den FSV Mainz 05. Der Sieg, da braucht sich keiner etwas vormachen, fiel dabei höher aus als es der Spielverlauf eigentlich hergab, denn der Gegner aus Rhein-Hessen war nicht so schlecht, wie es das Ergebnis vielleicht suggerieren mag. Eintracht Vorstandsmitglied Axel Hellmann sprach nach der Partie von „einer der besten Leistungen von einer Mannschaft, die gegen uns gespielt hat.“ Die Mainzer hätten besonders in der ersten Halbzeit gezeigt, wie man taktisch gegen die Adlerträger agieren müsse. Sportvorstand Fredi Bobic schlug in dieselbe Kerbe: „Wir haben uns sehr, sehr schwer getan gegen eine richtig gute Mainzer Mannschaft. In der ersten Halbzeit haben sie taktisch überragend gespielt und uns vor einige große Fragezeichen gestellt.“

Wo Bobic und Hellmann sind, ist auch Eintracht-Trainer Niko Kovac nicht weit entfernt. Also stand auch er nach dem Rhein-Main-Duell der versammelten Presse Rede und Antwort. „Mainz hat das außerordentlich gut gemacht“, wusste der Übungsleiter zu berichten. Doch war er trotzdem stolz auf sein Team, denn es sei ein „schönes Erlebnis“, dass die Mannschaft nach der Niederlage in Wolfsburg „so gut zurückgekommen“ ist, auch wenn natürlich nicht alles Gold war, was glänzte. So beschrieb der Trainer die ersten 20 Minuten damit, dass sie „okay“ gewesen seien. Daraufhin hätten seine Mannen jedoch „zu viele Ballverluste gehabt und keine Ruhe mehr ins Spiel reinbekommen.“ Ein bisschen habe das an der Konzentration gelegen, sagte Kovac, denn „wenn die Kräfte nachlassen, wird es mental schwieriger.“

Dass seine Mannschaft sich trotzdem gegen das drohende Unheil gewehrt hat, zeuge von Qualität und Charakter. Die Mainzer waren am Drücker, hatten mehr und auch bessere Chancen. Dennoch konnte die Kovac-Truppe „immer wieder die nötigen Akzente nach vorne setzen“, befand der Trainer. Der Platzverweis von Jhon Cordoba in der 55. Minute, aufgrund einer Tätlichkeit an Verteidiger David Abraham, habe der Eintracht natürlich auch in die Karten gespielt. Zudem würden seine Jungs in der Spitze eine gewisse Qualität besitzen. Gegen Mainz war das in Form von Branimir Hrgota der Fall, der zum 1:0 (18.) und 3:0 (85.) treffen konnte und zudem das 2:0 (75.) in feinster Manier mit der Hacke vorbereitete. Und dann war da ja noch Aymen Barkok, der in der 70. Minute für den blassen und noch von einem erst kürzlich ausgestandenen Infekt geschwächten Mijat Gaconovic ins Spiel kam.

„Der Kleine“ enttäuscht Kovac‘ Bauchgefühl nicht

Man hätte sich auch „verbarrikadieren können“, sagte Kovac zu seinen Wechselabsichten. Dennoch entschied er sich für die offensivere Variante. „Der Kleine“, wie ihn Sportvorstand Bobic nach dem Spiel liebevoll nannte, habe schon in der A-Jugend auf der linken Seite gespielt, erklärte Kovac. Also wählte er diese Option und bewies damit wieder einmal ein glückliches Händchen. Planen lasse sich so etwas nicht, verriet Kovac, also ließ der Coach sein „Bauchgefühl“ sprechen und wurde nicht enttäuscht.

Aymen Barkok hat erneut bewiesen, dass er mit einem enormen fußballerischen Talent gesegnet wurde.
Aymen Barkok hat erneut bewiesen, dass er mit einem enormen fußballerischen Talent gesegnet wurde.

Der 18-Jährige wurde also erneut ins kalte Wasser geschmissen und „alle im Stadion konnten wieder sehen, was er kann“, zeigte sich der Kroate zufrieden. Kovac umschrieb das daraufhin mit folgenden Worten: „Nach vorne ist er gut, nach hinten kann er noch etwas zulegen, Läuferisch ist er auf einem Top-Niveau“, was gefordert werde, setze Barkok gut um. Das war zum Beispiel fünf Minuten nach seiner Einwechslung der Fall: Nachdem der Deusch-Marokkaner auf der linken Seite an den Ball kam, ließ er mit einer kleinen Täuschung zwei, drei Mainzer Abwehrspieler stehen, legte sich den Ball ein bisschen zu weit vor, kam trotzdem noch an die Kugel, umkurvte dann noch den Mainzer Torwart und schob lässig mit links zum 2:0 ein. Kann man so machen mit gerade einmal 18 Lenzen. Nebenbei legte er noch das 3:0 auf, ebenfalls technisch hervorragend. „Dass er da zweimal so die Ruhe behält“, sagte Kovac, sei „überragend“.

Nachdem der Trainer sich also dafür entschied auf sein Bauchgefühl zu hören, habe er Barkok folgende Worte vor der Einwechslung mit auf den Weg gegeben: „Sei nicht zu verspielt und sieh zu, dass du das sauber zu Ende spielst.“ Die ihm gestellten Aufgaben hat das Talent beachtlich erfüllt, keine Frage. Da hat einer das Momentum derzeit ganz klar auf seiner Seite. Doch auch wenn Barkok momentan vielleicht auf Wolke Sieben schwebt, habe der Coach keine Angst, dass er den Spieler zurück auf den Boden holen muss. Wichtig sei einzig und allein, „dass er weiß, was er zu tun hat und seine Aufgaben kennt, wenn er reinkommt.“ Das gelingt Barkok in seinen ersten Bundesliga-Einsätzen zweifellos. Wenn der Mittelfeldspieler sich weiterhin so gut empfehle, habe Kovac auch kein Problem damit, ihn von Beginn an zu bringen und verwies auf Verteidiger Jesús Vallejo: „Der ist auch nicht viel älter.“

Der Trainer jedenfalls freut sich, Barkok in seinen Reihen zu wissen: „Ich bin froh, dass wir so ein junges Talent an die Eintracht binden konnten.“ Der Spieler ist mit einem Vertrag bis Ende Juni 2020 ausgestattet. „Sollte alles gut laufen und sollte er gesund bleiben, dann wird er der Eintracht noch viel Freude bereiten“, ist sich der Fußballehrer sicher, „und wenn er irgendwann gehen sollte“ dann könne sich der Verein „ein bisschen Kleingeld verdienen.“

„Bescheiden und demütig bleiben“

Das Portemonnaie lässt sich aber auch über den sportlichen Wettkampf füllen. Nachdem Heimsieg gegen Mainz sieht die Lage natürlich weiterhin gut aus. Platz drei belegt die Eintracht derzeit, zumindest noch bis die Spiele am Mittwochabend vorbei sind. Schlechter als Rang fünf kann es zum Abschluss des Jahres aber nicht werden. Sprechen wollte Kovac darüber nicht. Natürlich sehe Platz drei „gut aus und fühlt sich gut an“, doch wollte der Trainer lieber über die bereits geholten 29 Punkte reden und „die Art und Weise, wie meine Mannschaft Fußball gespielt und gearbeitet hat.“ Das, gemeinsam mit dem Auftreten des gesamten Klubs, sei „der Schlüssel zum Erfolg“. Und doch traut Kovac dem Braten noch nicht so recht und spürt die Konkurrenz im Nacken: „Wir werden weiterhin hart arbeiten müssen, denn es kann in der Bundesliga ganz schnell gehen, dass man nur noch die Rücklichter sieht.“ Also werde die Eintracht weiterhin „bescheiden und demütig bleiben.“

Auf die Truppe von Trainer Niko Kovac kommt in der Wintervorbereitung einen Menge Arbeit zu.
In der Wintervorbereitung gibt es für die Spieler der Eintracht wahrscheinlich weniger Grund zur Freude, denn Trainer Kovac kündigt harte Arbeit an.

Schließlich konnte in den letzten Spielen beobachtet werden, „dass alles noch auf wackeligen Füßen steht.“ Dreimal in Folge habe man verpasst, Platz drei in der Tabelle zu erreichen. Als Ziel ausgeben möchte Kovac das sowieso nicht, „weil das überhaupt nicht realistisch ist.“ Also wird weiter malocht, denn „es gibt in allen Bereichen Möglichkeiten, sich zu verbessern“. Das sei gegen Mainz zum Vorschein gekommen: „Wenn der Gegner Druck macht, dann verlieren wir teilweise den Ball zu schnell und machen technische Fehler.“ Also gab Kovac einen Ausblick auf das Trainingslager in Abu-Dhabi: „Wir werden genug Arbeit finden und die Jungs werden genug arbeiten müssen, damit sie besser werden.“

Keine neuen Ziele

Doch seine Spieler müssten weiterhin an den einzelnen „Aufgaben wachsen“ und „Schritt für Schritt machen.“ Dabei wünscht sich Kovac natürlich wie jeder im Umfeld des Vereins, dass seine Mannschaft die 40-Punkte-Marke so schnell wie möglich knackt: „Wir müssen zusehen, dass wir den Abstand nach unten halten und wenn wir ihn ausbauen sollten, dann nehmen wir das auch gerne mit.“ Neue Ziele will sich der 45-Jährige über die Weihnachtsfeiertage aber nicht stecken und blieb sich treu: „Bei 40 Punkten gebe ich eine neue Marschroute aus.“

Kovac hat in der freien Zeit sicherlich auch besseres zu tun, als sich über etwaige neue Ziele Gedanken zu machen oder im Allgemeinen an Fußball zu denken. „Entspannen und Kräfte sammeln“ stehe auf der Tagesordnung, „denn die Bundesliga zerrt schon ganz schön.“ Wie der Trainer so ist, hat der detaillierte Arbeiter die Vorbereitung natürlich schon geplant. Ganz beiseite legen, lasse sich seine Arbeit aber nicht, gab der Übungsleiter zu, doch trotzdem wolle er „die wenigen freien Tage, die wir haben, in vollen Zügen genießen.“ Also wünschte er allen Frohe Weihnachten und machte sich auf Richtung Süden: „Morgen München, dann Österreich, ein bisschen Kroatien und dann bin ich schon wieder da.“ – hoffentlich in alter Frische.

- Werbung -

6 Kommentare

  1. Platz 4 nach der Saison wäre sowas von geil: Sicher in der Europa League und schon vor der Saison geile Qualispiele um den Einzug in die CL 🙂

    0
    0
  2. @2
    Ist der Viertplatzierte der ersten drei Verbände nicht aufgrund der Modifikation ab nächste Saison automatisch für die CL qualifiziert? Oder habe ich das nur, da oberflächlich drüber gelesen (wer konnte ahnen, dass es uns realistisch schon so schnell bestreffen könnte) falsch in Erinnerung?

    0
    0
  3. Forsberg von RB fehlt gegen uns schonmal am 17. Spieltag .. Sperre: 3 Spiele
    Schalke wird Choupo-Moting, Rahman Baba und Bentaleb fehlen (Afrika Cup), bei Huntelaar und Di Santo könnte es auch knapp werden
    Es könnte schlechtere Voraussetzungen für die ersten beiden schweren Auswärtsspiele geben.

    Wünsche friedliche Weihnachten und nen guten Rutsch
    bmgndr

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -