“Gute Freunde, kann niemand trennen. Gute Freunde sind nie allein.” Über die Gesangskünste des Fußballkaisers Franz Beckenbauer lässt sich sicherlich streiten, inhaltlich aber weiß das Kultlied aus dem Jahre 1966 zumindest stellenweise zu überzeugen. Auf der Suche nach guten Freunden befinden sich derzeit Heribert Bruchhagen und Axel Hellmann. Den unglücklichen Eindruck vom Sonntag wollten der Vorstandsvorsitzende und der Finanzchef schnell wieder korrigieren. Und so nahm Bruchhagen seine Einlassungen, als er Zweifel an einer Kapitalaufnahme äußerte und vor dem Einstieg von Investoren warnte, größenteils wieder zurück. Die geplanten Vertragsverlängerungen von Kevin Trapp, Carlos Zambrano oder Bastian Oczipka werden kostspielig, sie “implizieren einen Finanzbedarf. Und wir sind uns einig, dass wir ihn besorgen müssen, um das Eigenkapital zu stärken.” Nach Informationen der Frankfurter Rundschau beläuft sich das Eigenkapital der Hessen auf rund fünf Millionen Euro und es gibt einen Beschluss des Aufsichtsrats, diese Grenze auch nicht zu unterschreiten. Das habe man allerdings auch nicht vor, wie der Ostwestfale betont.
Stattdessen sei die Aufstockung des Eigenkapitals die einzige sinnvolle Möglichkeit, um mehr Geld in die Mannschaft stecken und diese damit auch sinnvoll verstärken zu können. “Wir wollen, dass sich die Mannschaft auf ein sportlich höheres Niveau entwickelt“, bekräftigt Hellmann. Und über diese alternativen Finanzierungsmöglichkeiten, die nicht als plumpe Schuldenanhäufung zu verstehen sind, herrsche im Vorstand schon länger Einigkeit. Die große Frage nach dem “Wie” sorgte aber für Irritationen. Bruchhagen sagte noch, bewusst naiv, vor wenigen Tagen: “In meiner schlichten Denke geht man zur Bank, leiht sich Geld und macht Schulden. Und dieses Geld kann man dann in den Kader stecken.” Genau dieser Weg soll nicht eingeschlagen werden! Es gehe darum, einen investor “am Risiko des Wachstums zu beteiligen“, erklärt Hellmann. “Wenn man nicht wächst, ist es das Risiko der Geldgeber.” Im umgekehrten Fall könne er am Erfolg partizipieren. Ein zu großer Machteinfluss soll dabei aber, wie Aufsichtsratchef Wilhelm Bender vergangenen Freitag im Gespräch mit der FAZ betonte, verhindert werden: “Über allem steht das klare Bekenntnis aller Beteiligten, dass wir keinerlei Fremdbestimmung bei der Eintracht wollen, wie wir sie bei anderen Vereinen erleben.” Ein Modell Kühne, wie es beim Hamburger SV gefahren wird, soll und kann es – bedingt durch das Reglement “TPO” – so nicht geben.
Stattdessen verfolgen die Chefs der Eintracht den Plan, nicht ausschließlich auf Privatleute zurückzugreifen. “Wenn wir ein Modell durchziehen, dann mit Banken oder Finanzinstituten“, so Bruchhagen. Hellmann konkretisiert diese Ausführung etwas: “Unsere Ansprechpartner sind Institutionen, aber es gibt auch Personen dahinter.” Es liege auf der Hand, dass man “nicht auf den Fidschi-Inseln” suche, sondern in Frankfurt, wo man ein großes Vertrauen genieße, sich einen Status aufgebaut habe, der gut sei. Hier kommen nun “die guten Freunde” der Eintracht ins Spiel, die den Klub im Jahr 2002 vor dem Konkurs retteten und dafür sorgten, dass die SGE nicht im Niemandsland verschwunden ist. Es erscheint heute nahezu unvorstellbar, dass in Zeiten vor Bruchhagen solche Zustände bei den Hessen vorherrschten. 13 Jahre später möchte man eben diese “guten Freunde” auch zu einem Zeitpunkt, wo der Verein saniert und gut aufgestellt ist, ins Boot holen. “Es ist unvorstellbar, dass wir die Freunde der Eintracht nicht als erstes kontaktieren.” So soll die BHF-Bank auf alle Fälle eine Rolle spielen. Und auch das Bankhaus Metzler, die DZ Bank und die Hessische Landesbank werden sicherlich nicht ungefragt an der Seite stehen gelassen.
Der konkrete Plan: Insgesamt soll die Kapitalaufnahme der Eintracht zehn Millionen Euro bringen. Ohne dieses Geld ist es nicht möglich, die Angebote für ihre Leistungsträger gegenzufinanzieren. Bruno Hübner betonte häufig, dass sich der Verein mächtig strecke, für Trapp und Zambrano alles herausholen wolle, was nur irgendwie möglich sei. Mit den aktuell vorhandenen Mitteln stoßen die Macher der Eintracht dabei aber an natürliche Grenzen. Sollten die beiden Stars der Adler dann aber nicht ihre Verträge verlängern, hätte man immerhin das nötige Kleingeld, um nach hochkarätigem Ersatz zu suchen. Eine “Win-Win-Situation”.
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