RussDie Stimmung bei den Spielern von Eintracht Frankfurt? Heiter und gelöst! Man sieht sie viel und häufig lachen, der Spaß ist da und die Vorfreude auf den Start der neuen Bundesligasaison wächst täglich. Einer, der bereits sein 35. Trainingslager erlebt und inzwischen zu den „alten Hasen“ in der Mannschaft zählt, ist Marco Russ. Der bald 30jährige Defensivallrounder, der früher zu Beginn der Vorbereitung gerne mit etwas „Übergepäck“ aus dem Urlaub zurückkam, hat in den letzten Jahren durchaus verstanden, dass er in diesem Bereich etwas ändern musste. Der Wechsel zum VfL Wolfsburg im Sommer 2011 tat, wie enttäuschend auch immer er endete, in dieser Hinsicht gut. „Ich habe schon zu Wolfsburger Zeiten gespürt, was wirklich wichtig ist„, so Russ im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau. Die Familie, Kinder und die Gesundheit (er absolviert ein Pilates-Programm und achtet genauer auf die Ernährung) – so sehr er den Fußball auch liebt, aber es gebe eben etwas, „was über dem Fußball steht.“ Der Leistung jedenfalls hat diese Einstellung jedenfalls nicht geschadet. Im Gegenteil: In den zweieinhalb Jahren, seit der gebürtige Hanauer wieder nach Frankfurt zurückgekehrt ist, hat er sich zum Führungs- und Stammspieler entwickelt und wusste durch konstante Leistungen zu überzeugen.

In der vergangenen Saison aber schoss das Eigengewächs der Eintracht verbal ein ums andere mal über das Ziel hinaus. Die Worte, die er in Richtung Jürgen Grabowski oder Carlos Zambrano sendete, kamen nicht gut an im Umfeld der Hessen. Russ möchte sich zwar auch in Zukunft nicht verbiegen lassen, gelobt aber Besserung im Umgang mit seinen scharfen Worten: „Ich werde es aber in Zukunft so sagen, dass man es vertreten kann und sich keiner auf den Schlips getreten oder beleidigt fühlt.“ Da er aber ein gewisses Standing bei der Eintracht habe, werde er sich äußern, wenn er die Mannschaft ungerecht behandelt sieht. Derzeit aber gibt es für ihn, der durchaus aufs Kapitänsamt schielt („Ich war der erste, der die Binde im Testspiel trug, dann Stefan Aigner, Bastian Oczipka. Dann sind da noch Alex Meier und Stefan Reinartz. Ich denke, dass wir vier, fünf diejenigen sind, die die Mannschaft führen und dass sich aus diesem Kreis auch der Kapitän herausbildet.“), kein Grund zu mahnenden Sätzen.

RussViel mehr freut sich Russ, dass der neue Trainer wieder Armin Veh heißt. Er holte den robusten Abwehrmann im Winter 2012 aus Wolfsburg zurück an den Main und schulte ihn zum defensiven Mittelfeldspieler um. Auch wenn die Zeit unter Thomas Schaaf sportlich durchaus eine ordentliche war, sei die Stimmung jetzt eine ganz andere. Er lobt daher den Rückkehrer: „Er ist von seiner Art her schon eher der offenere Typ, der herziger ist. Ich habe schon damals gesagt, dass er von seiner Art her perfekt zu uns passt.“ Es ist schon außergewöhnlich, welche Energien die Verpflichtung von Veh, unter dem die Hessen ihre wohl beste Phase der neuzeitlichen Vereinsgeschichte erlebten, freizusetzen scheint. Der gebürtige Augsburger schaffe eben den perfekten Spagat. „Er lässt uns zwar viel Leine, aber steckt das Feld schon klar ab. Wenn ihm was im Training nicht passt, kann er uns das deutlich zu verstehen geben. Andererseits gewährt er uns Freiräume, wenn er zufrieden ist. Das zeichnet ihn aus. Wir haben jeden Tag Spaß im Training.“ Auch auf die Umsetzung der neuen Spielidee, die Veh anstrebt, freut sich der Blondschopf (Hier geht es zur Systemfrage). Agieren statt reagieren und flache Pässe statt langer Bälle. Es soll einfach wieder mehr Fußball gespielt werden: „Klar. Das ist die Philosophie des Trainers. Der eine spielt so, der andere anders. Armin Veh möchte Ballbesitz und Kurzpässe. Ich denke, das liegt der Mannschaft doch besser als die vorherige Spielweise.“ Gerade mit Stefan Reinartz und David Abraham seien zwei Spieler gekommen, die der Mannschaft bei der Umsetzung dieser Idee deutlich weiterhelfen können. „Ich finde, wir haben echt gut eingekauft“, lobt Russ daher auch Bruno Hübner.

Die Träume, wieder Europacup spielen zu können, wachsen und gedeihen prächtig auf dem Boden, der aktuell gelegt wurde. Zwar lassen die beiden Neuzugänge für das linke Mittelfeld und auf der Torhüterposition noch auf sich warten. Aber schon jetzt besitzen die Frankfurter einen qualitativ schon sehr ordentlich besetzten Kader. „Wenn wir es hinbekommen sollten, mehr Konstanz in unser Spiel zu bekommen, dann denke ich schon, dass etwas drin ist“, äußert sich Russ daher optimistisch. Den Blick in Richtung Konkurrenz aber vergisst er dabei nicht: „Die Frage ist ja auch, ob Mannschaften, die letzte Saison etwas abgefallen sind, jetzt wieder kommen. Hamburg, Stuttgart oder auch Hoffenheim. Es kommt darauf an, wie die Vereine, die immer noch mehr Geld oder Potenzial haben, wie die ihr Potenzial abrufen.“ Trotzdem müsse sich die Eintracht nicht verstecken: „Von unserer Stärke und unserem Potenzial her können wir das toppen, was wir letzte Saison geschafft haben. Und dann ist auch der Europacup drin. Wenn man die internationalen Spiele erlebt hat, dann ist das halt auch noch mal eine ganz andere Nummer.“

Die neue Qualität im Kader sorgt, bei aller Freude die momentan herrscht, auch für Reibungspotential in der Mannschaft. Was passiert, wenn Leistungsträger der Vorsaison auf einmal länger auf der Bank sitzen? Russ beispielsweise trifft sowohl in der Innenverteidigung, als auch im defensiven Mittelfeld auf ganz starke Konkurrenz. So bezeichnet er Carlos Zambrano als einen der stärksten Innenverteidiger, mit denen er je zusammengespielt habe. Und auch Abraham könnte als Neuzugang zunächst einen kleinen Vorsprung besitzen. Für Russ allerdings kein Grund, den Kopf hängen zu lassen: „Lieber kämpfe ich um meinen Platz, aber ich weiß, dass wir eine Super-Truppe beisammen habe.“ Mit der er dann ab Sommer 2016 gerne wieder durch europäische Stadien reisen würde.

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11 Kommentare

  1. Damit stösst MR ins selbe Horn wie so ziemlich jeder der SGEler im Trainingslager.

    Wir haben derzeit das stärkste TEAM seit gefühlten Ewigkeiten, vielleicht hatte wir mal stärkere Einzelspieler in den letzen 20 Jahren, aber als TEAM sehe ich diese 11 als noch besser an als die Aufsteiger.

    Ich mag die Aussagen“ Egal, lieber Konkurenzkampf in der Euro als Stammplatz im Mittelfeld“ die alle von sich geben. Jeder freut sich sichtlich über Qualität im Kader und mit AV haben wir wohl so eine Art Heilsbringer im Umfeld. Die Presse ist sehr sehr sehr ruhig, das Team gibt sich geschossen und als Mannschaft, und auf dem Papier haben wir ein paar echt gute Kicker…

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  2. Wirklich interessanter Artikel, doch warum sollten keine Trikots nachgefertigt werden, wenn diese diesmal sehr gut laufen? Warte auch noch auf das Auswärtstrikot und werde mich dann entscheiden…oder halt beide holen 😉

    Wollen wir mal hoffen, dass es keine schwerwiegenden Verletzungen gibt (das war in der letzten Saison schon arg) und die gute Laune auch mit gutem Fußball und dann mit guten Ergebnissen einhergeht.

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  3. Hallo AdlerGI

    „Wir haben derzeit das stärkste TEAM seit gefühlten Ewigkeiten…“

    Das Aufstiegsteam sehe ich schon noch etwas stärker. Mit Trapp und Rode sind zwei Spieler nicht mehr da, die seit Okocha und Yeboah das beste sind, was hier gespielt hat. Mit Jung und Schwegler zudem zwei Spieler, die sehr gutes Bundesliganiveau haben.
    Im Sturm sind wir besser besetzt, aber von der Balance her, von der Ballsicherheit, Umschaltspiel und der Übersicht gerade im Mittelfeld schwächer.

    Die Mannschaft ist absolut ordentlich zusammengestellt. Schwachstellen, wie jeder weiß, haben wir, die haben andere jedoch auch. Wichtig wird trotzdem erstmal ein guter Start in die Runde sein. Ziel können erstmal ausschließlich die 40 Punkte sein und nichts anderes und da sollte man sich nicht unnötig vorab unter Druck setzen und von Euro League sprechen.

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  4. @1 und 4
    Ich bin sehr sehr zufrieden mit dem Team bisher und anscheinend soll ja auch noch was passieren. Aber natürlich hat auch die Konkurrenz nicht geschlafen und ein paar Plätze sind wohl schon wieder vergeben. Auch wenn ich hoffe, dass Lindner unsere Nr. 1 wird, so seh ich uns im Tor durchschnittlich besetzt. Wenn CZ bleibt denk ich, dass wir in der Innenverteidigung und im defensiven Mittelfeld überdurchschnittlich gut besetzt sind. RV und LA dafür eher etwas unter dem Durchschnitt (bisher). RA stark und sobald AMFG14 wieder fit ist, Sefe seine (Vorrunden) Form behält sind wir da auch gut aufgestellt. Wie unser neuer Holländer einschlägt, kann vermutlich trotz der Testspiele noch niemand sagen. Auf der Bank haben wir für 3-4 Positionen richtig guten Ersatz, für andere Positionen wirds bei Verletzungen usw. eng. Hängt jetzt natürlich von Vehs Spielsystem und auch von seiner Flexibilität ab. Ich seh uns zwischen Platz 7 und 11 und auch wenns viele halt nicht verstehen oder wahrhaben wollen – das ist eigentlich auch die Region wo wir mit unseren Mitteln maximal hingehören. Wenn wir es mittelfristig schaffen, Vereine wie Augsburg, Stuttgart, Bremen, Köln, Berlin, Hannover, Mainz und sogar Hoffenheim und Hamburg hinter uns zu lassen (bei Darmstadt und Ingolstadt geh ich einfach dieses Jahr mal davon aus), dann wäre das ne große Sache. Sicher wird aber auch diese Saison wieder die ein oder andere Mannschaft überraschen und ne andere versagen – vielleicht kann man davon ja profitieren. Es ist zumindest schön Jahr für Jahr einen kleinen Entwicklungsschritt zu sehen – ist mir viel lieber wie von 0 auf 200 und mit Vollgas gegen die Wand fahren.

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  5. @olga
    die aussage, die aufstiegsmannschaft wäre stärker als die jetzige truppe ist absoluter quatsch,
    ich frag mich immer, warum Rode hier immer so hochgejubelt wird, sicherlich war er ein guter balleroberer, aber Reinartz schätze ich auf jeden fall stärker ein als rode damals, er ist kompletter, rode hat sich jetzt bei den bayern nochmals weiterentwickelt, er war bei uns absolut torungefährlich, wenn ich an die zwei riesendinger gegen doofmund im pokal denke, die hätte ich beide problemlos versenkt.
    Und ein Vergleich mit unseren Helden Okocha und Yeboah verbietet sich, Bein,Möller,Gründel,Falkenmayer,Gaudino,Stein waren lichtjahre von rode entfernt, auch Bernd Schneider, Chris, Meier und Zambrano haben größere Klasse.
    Hasebe sehe ich auch nicht schlechter als Schwegler, und im Vergleich zu der Aufstiegsmannschaft haben wir mit Gerezigher und Stendera super Alternativen, sie sind beide Riesentalente.
    In der Abwehr sind Bamba, Carlos, Ozipka noch da, dafür ist Jung weg, aber der kommt denke ich auf den letzten Drücker kurz vor Transferschluss noch zu uns.
    Mit Abraham haben wir noch eine weitere Topverstärkung, Im Tor haben wir uns logischerweise verschlechtert, aber da ist ja auch noch nicht das letzte wort gesprochen.
    In Abwehr und defensives Mittelfeld waren wir ungefähr gleichstark damals, in der breite stärker als damals, die Einzelspieler wenn überhaupt minimal schwächer.
    Wenn ich mir jetzt die Offensive anschaue, wir sind damals ohne Sturm in den Europapokal gekommen, der Fußballgott hat damals aus dem Mittelfeld heraus 16 Tore gemacht, der ist ja bekanntlich noch da, genauso wie Aigner und Inui, die Alternativen in Sturm und offensives Mittelfeld waren so Granaten wie Occean, Hoffer, Matmour, etc
    Jetzt haben wir mit Seferovic, Kadlec, Waldschmidt, Castagnois Riesenspieler, zudem können Gerezigher oder Stendera auch weiter vorne eingesetzt werden, zudem kommt noch ein Topmann für vorne links, sonst hätte Veh auf eine Verpflichtung von Sam gedrängt, da kommt ein absoluter Kracher.

    Also Olga, denke nochmal ganz scharf nach, dann wirst du auch zu dem Ergebnis kommen, daß diese Truppe wesentlich stärker ist als die Truppe damals.

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  6. Ich möchte hier nochmal differenzieren, ich sagte TEAM nicht Ansammlung von Einzelspielern. Aktuell haben wir in meinen Augen seit den Legenden von damals die beste Kombination aus Teamgeist und Einzelspielern.

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  7. Weißt Du Sprayer,
    ich respektiere Deine Meinung, umgekehrt würde ich mir dies jedoch ebenfalls wünschen.
    Man kann die Dinge unterschiedlich sehen und bewerten, keine Frage, und niemand hat die Weisheit mit Löffeln gefressen, weder Du noch ich. Was mir jedoch langsam gewaltig gegen den Strich geht, ist die Art einiger hier, andere (sachliche) Beiträge zu beantworten. Ich mache das hier, weil es Spaß macht über die Eintracht zu diskutieren und nicht um mich anblaffen zu lassen.

    Wenn Du die Mannschaft stärker wähnst, sei es Dir überlassen, ich sehe sie nicht stärker. Kompakter ist sie, Durchsetzungsstärker ist sie, möglicherweise dank des mittlerweile höheren Etats, auch breiter aufgestellt.
    Aber unsere Stärke resultierte aus dem Zusammenspiel bzw. der Kombination zweier überragender Mittelfeldmotoren im DM sowie zwei Top Aussenverteidiger. Dazu kamen dann noch ein überragender Torwart, Zambrano und Meier. Das war unser Gerüst und davon ist heute nicht mehr viel über.

    Hasebe ist ein guter Spieler, aber ein komplett anderer Typ als dies Schwegler war. Er hat nicht die strategischen Fähigkeiten und dasselbe gilt für Reinartz.
    Rode und Schwegler brachten nicht nur läuferische und physische Stärke in unser Spiel, sondern auch Ballsicherheit und Übersicht. Sie machten im richtigen Moment das Richtige.

    Der Sturm ist besser, das bestreite ich nicht, aber es geht um das Große und Ganze und das sehe ich nicht besser.

    Was Rode als Einzelspieler angeht so wird er genauso verkannt (aber auch nur in Frankfurt, alle anderen sehen was er kann) wie Meier über Jahre. Würde gerne mal wissen wie Du über ihn in der Funkel Ära gesprochen hast (weil Du ihn oben ansprichst). Ob Chris eine größere Klasse hatte, kann ich (wie Du auch) nicht beurteilen, da er stets verletzt war. All die anderen Spieler….wenn Sie eine größere Klasse haben, warum haben sie nie bei Bayern gespielt?

    Also bitte, unterschiedliche Meinungen gerne aber der Ton macht die Musik. Merke Dir das mal, denn Du vergreifst Dich leider öfter.

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