Jesús Vallejo zählt zu den großen Überraschungen der Saison 2016/17.
Jesús Vallejo zählt zu den großen Überraschungen der Saison 2016/17.

Als es am Freitagabend in der Partie zwischen Eintracht Frankfurt und der TSG Hoffenheim so richtig hitzig wurde, bewahrte Jesús Vallejo wie gewohnt die Nerven. Der 19-Jährige ist weit davon entfernt, sich von Provokationen anstecken zu lassen und hält deshalb auch großen Abstand, wenn Rudelbildungen entstehen. Während andere Akteure nach der Partie noch von den Emotionen getrieben in Richtung Kabine stapften, stellte sich der Spanier gewohnt höflich und sachlich den Interviewanfragen in der Mixed-Zone. Zusammen mit Dolmetscher Stephane Gödde wich er keiner Frage aus und analysierte sehr konkret, wie er das Geschehen auf dem Feld erlebte.

Auf dem Platz haben die Nettigkeiten des smarten Innenverteidigers für 90 Minuten ein Ende. Vallejo ist ein technisch sehr versierter Spieler, ausgestattet mit hoher Passsicherheit und einem großen Vertrauen in die eigene Stärke. Seine Pässe finden in 87 Prozent der Fälle den Mitspieler, durch sein Antizipationsvermögen klärt er viele Angriffe schon zu einem Zeitpunkt, bevor sie überhaupt gefährlich werden können. Individuelle Patzer oder regelmäßige Unkonzentriertheit sind nicht zu sehen, Konstanz wird bei ihm ganz groß geschrieben. „Niemand hat gerechnet, dass Jesús Vallejo so einschlägt“, schwärmt Karl-Heinz Körbel im „kicker“.

Der frühere Vorstopper, Leiter der Eintracht-Fußballschule und Vizepräsident beim Hessenligisten SC Hessen Dreieich, ist begeistert, welche Ausbildung der U21-Nationalspieler bei Real Saragossa genossen hatte. Neben den fußballerischen Fähigkeiten, die er besitzt, wird vor allem permanent der gute Charakter betont. „Er ist ganz bescheiden und in der Mannschaft beliebt“, bestätigt der Rekord-Bundesligaspieler. Körbel rät Vallejo dazu, ein weiteres Jahr bei den Hessen zu bleiben: „Noch ist er nicht 100-prozentig auf Real vorbereitet und würde auf der Bank sitzen.“

Was Vallejo noch fehlt…

Es lohnt sich, einen kurzen Blick nach Spanien zu wagen. Real Madrid und Deportivo La Coruna duellierten sich am Samstag in einem engen Duell, es stand bis in die Nachspielzeit hinein 2:2 (Ex-Adler Joselu traf zweimal für La Coruna…). Doch dann gab es die letzte Ecke der Partie – und Sergio Ramos köpfte erneut mit all seiner Willenskraft ein. Es war eine Aktion, die deutlich zeigte, in welchem Bereich Vallejo noch Luft nach oben hat. Bei aller technischen Klasse fehlt ihm in Zweikämpfen und offensiven Luftduellen noch die Robustheit. Mit seinen 74 Kilogramm, die sich auf 1,83 Meter verteilen, wirkt er schmächtig und lässt sich daher noch zu leicht abköcheln. Gegen die Hoffenheimer kam er gar nur auf 25 Prozent gewonnener Duelle, insgesamt beträgt die Quote 48 Prozent – der Durchschnitt liegt bei 57 Prozent.

Es ist anzunehmen, dass sich auch diese Werte schon bald verbessern könnten, wie Vallejo ankündigt: „Ich stehe jeden Morgen mit dem Gedanken auf, dass ich mich auf allen Ebenen verbessern möchte.“ Dabei muss der Blick die spanische Hauptstadt gar nicht berühren – schließlich spielt mit David Abraham ein Top-Zweikämpfer, der bislang 63 Prozent seiner Duelle gewann, in den eigenen Reihen. Der Italo-Argentinier ist der Chef in der Abwehrkette und ein wichtiger Fixpunkt für Vallejo. Abraham lobt seinen Nebenmann und prophezeit eine große Zukunft: „Es ist schön zu sehen, wie weit er mit seinen 19 Jahren schon ist. Wenn es bei ihm so weitergeht, steht ihm sicherlich eine goldene Zukunft bevor, dann ist er irgendwann für Aufgaben bei Real Madrid und in der Champions League bestimmt.“

Es ist lange her, dass ein solcher Klassemann, dem in späteren Jahren mit Sicherheit alle Türen in der Fußballwelt offen stehen werden, für die Eintracht die Schuhe schnürte. Dabei darf nicht vergessen werden, dass er große Teile der Sommervorbereitung wegen einer Verletzung, die er noch aus Saragossa mitbrachte, verpasste. Am 1. Spieltag verteidigte noch Michael Hector gegen den FC Schalke 04 bis zu seiner Roten Karte und die Woche darauf fing gar Timothy Chandler gegen den SV Darmstadt 98 in der Mitte an. Erst die Verletzung von Guillermo Varela ließ Vallejo endgültig in die Startelf spülen.

Die Superlative gehen auch Kovac langsam aus

Seitdem verpasste er allerdings keine einzige Minute mehr auf dem Platz. Selbst eine Grippe oder eine Länderspielreise mit zwei Einsätzen brachten ihn nicht, auch wenn er inzwischen etwas müder wirkt, aus dem Konzept. Was passiert erst, wenn er im Winter in Abu Dhabi die gesamte Vorbereitung mitmacht? Trainer Niko Kovac gingen letztens erst die Komplimente aus: „Der Junge ist der Wahnsinn. Ich muss wirklich in Superlativen sprechen.“ Der 45-Jährige weiß, dass es Akteure dieser Güteklasse nicht wie Sand am Meer auf dem Markt gibt. Mit einem Einzug in das internationale Geschäft könnte die Chance, ihn für noch ein Jahr von Real loszueisen, mit großer Sicherheit steigen.

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9 Kommentare

  1. Das wäre glaube ich der Wunsch aller Mitspieler, des gesamten Trainerstabs, der erweiterten Vorstandsetage und aller Fans, Jesùs Vallejo noch ein weiteres Jahr an die SGE zu binden.
    Ich denke mal, dass diesbezüglich auch hinter den Kulissen schon viel verhandelt und „Strippen“ gezogen werden. Darauf verlassen kann man sich nicht, aber unsere Chance existiert zumindest theoretisch. Ich drücke Bobic die Daumen, hier auch erfolgreich zu sein.

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  2. Glaube nicht, dass man bei Real dem Pepe einen zweijahres Vertrag anbieten wird. Von daher wird es eng mit Vallejo.

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  3. Wenn der treue Charly das rät, dann würde ich an Jesus` Stelle sicher bleiben.
    Die Commerzbank und den Premiumpartner BMW beknien und Jesus aus seinem Vertrag herauskaufen. Das ist mein Rat 🙂

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  4. Egal, ob Körbel Vorstopper oder Libero war … der Mann hat´s echt drauf! Der rät dem Jesus noch ein Jahr dranzuhängen. Da bleibt mir echt die Luft weg!

    Also ich rate ihm noch zwei Jahre dranzuhängen.

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  5. GrabbiGrabbi
    Sagen wir fünf Jahre. Der ist doch noch jung und solche Fans und solche Stimmung bekommt er in Madrid nicht. Da wird ihm hören und sehen vergehen.
    Und 6.Grandler wir sind hier nicht beim Frauenfußball. Maria geht da nicht. Ersetzen wir durch den Heiligen Geist.

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