Sophia Kleinherne hat nicht nur Augen für den Ball. (Bild: IMAGO / Hartenfelser)

Sophia Kleinherne ist bei Eintracht Frankfurt Stammspielerin und gehört mittlerweile auch in der deutschen Frauen-Nationalmannschaft zum festen Kader. Neben dem Fußball studiert sie Sportmanagement und ist in der Bundeswehr. Wie die 23-Jährige das alles unter einen Hut bekommt, verrät sie im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen“.

Für die SGE hat die gelernte Innenverteidigerin in dieser Saison jedes Pflichtspiel bestritten – bis auf drei Ausnahmen alle über 90 Minuten. Ihr Cheftrainer Niko Arnautis setzt sie seit dieser Spielzeit als Rechtsverteidigerin ein. Kleinherne profitiert auch in der Nationalmannschaft von ihrer Variabilität. Abseits vom Fußballplatz muss sich die Adlerträgerin noch um ihr Studium kümmern. Ein zweites Standbein ist im Frauenfußball immer noch notwendig. „Das habe ich einerseits durch die Bundeswehr, aber andererseits auch durchs Fernstudium. Ich kann meine Prüfungen selbst terminieren und individuell gestalten“, erklärt Kleinherne. Der Sport steht aber immer an erster Stelle: „Drumherum baue ich mir ein Leben auf, das mich finanziell absichert und im Kopf auch mal was anderes als 24/7 Fußball ist.“

Kleinherne will „nicht nur auf den Sportler reduziert werden“

Die Absprache zwischen Bundeswehr und Verein läuft reibungslos: „Ich habe zu der Zeit, in der ich die Ausbildung gemacht habe, rein sportlich nichts verpasst bei der Eintracht. Es hat genau in meine Sommerpause und in meinen individuellen Plan gepasst.“ Ihr aktueller  Dienstgrad bei der Bundeswehr ist Hauptgefreite. „Der Vertrag bei der Bundeswehr läuft bei mir immer zeitgleich mit dem Vertrag bei der Eintracht, also bis 2024“, berichtet Kleinherne. Solange diese Vereinbarung gilt, dürfe sie jedoch nich im Ausland spielen. Eine Fortbildung kommt zur Zeit allerdings nicht in Frage: „Aktuell kommt Turnier auf Turnier. Da ist es schwierig, ein freies Zeitfenster für eine neue Ausbildung zu finden, aber es wird auch nicht gefordert. Es ist meine individuelle Entscheidung. Auf der einen Seite würde es mich reizen, weil es eine total spannende Erfahrung fürs Leben ist. Aber nur, wenn der Fußball nicht darunter leidet – und das würde es gerade definitiv.“

Von der SGE genießt Kleinherne vollste Rückendeckung. (Bild: Frederic Schneider/SGE4EVER.de)

Eintracht Frankfurt unterstützt Spielerinnen wie Kleinherne zu 100 Prozent und setzt alles daran, „dass wir uns als Vollprofis bezeichnen können, was aktuell auch der Fall ist. Dafür wird uns viel ermöglicht und die Strukturen dementsprechend angepasst. Die Eintracht kommt der Uni entgegen und umgekehrt, da findet man doch immer zusammen.“ Anders als im Männer-Bereich verdienen Frauen im Fußball bekanntlich viel weniger Geld. Das Finanzielle spielt laut der 23-Jährigen aber auch keine so große Rolle: „Wir ticken da ein bisschen anders. Wir wissen, dass wir von dem Sport zwar während der aktiven Karriere, zumindest hier bei der Eintracht, leben können. Der Großteil der Männer konzentriert sich voll auf den Fußball und ich kann es ja aktuell auch machen, ich fokussiere mich auch zu 100 Prozent auf den Fußball. Aber es fühlt sich gut an, noch für etwas anderes zu stehen, nicht nur auf den Sportler reduziert zu werden. Ich weiß, dass ich nach meiner Karriere etwas in der Hand habe oder auch, wenn während meiner Karriere was passieren sollte.“

„Es ist unser Anspruch, unser Budget – zumindest teilweise – selbst zu erspielen“

Die ungleiche Bezahlung zwischen Frauen und Männern sorgte in den vergangenen Jahren für immer mehr Diskussion. Immer häufiger wird ein Mindestlohn für professionelle Fußballerinnen gefordert. Aber allein in der obersten deutschen Spielklasse ist das Leistungsgefälle deutlich sichtbar. „Die Schere zwischen den oberen und unteren Vereinen ist teilweise zu groß“, wodurch kein fairer Wettbewerb möglich ist, aber „generell muss man es irgendwie schaffen, dass alle Vereine in der ersten und bestmöglich auch in der zweiten Bundesliga auf ein Niveau kommen, was Bedingungen und Bezahlung angeht“, ist auch Kleinherne bewusst.

In der Politik genießen die Fußballerinnen seit der Europameisterschaft 2022 den Rückhalt von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). „Ich glaube, dass wir uns in sein Herz gespielt und ihn auf unserer Seite haben und er sich sehr aktiv für uns einsetzt. Das hat er uns auch vermittelt, es ist schließlich nicht selbstverständlich, dass er nach England geflogen ist“, so die Adlerträgerin. Dennoch nimmt sie auch sich selbst und alle Fußballerinnen in die Verantwortung: „Es ist unser Anspruch, uns unseren Anteil, unser Budget – zumindest teilweise – selbst zu erspielen und zu erkämpfen, ohne das am Ende mit den Männern zu vergleichen.“

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1 Kommentar

  1. Rechtsverteidigerin, Innenverteidigerin, Landesverteidigerin … Respekt! Ich finde die echt gut.

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