David Abraham wird nach dem Sieg gegen Schalke im Kreise der Eintracht-Mannschaft und in den Armen von Trainer Adi Hütter verabschiedet.

Eintracht Frankfurt hat am Sonntag nicht nur den vierten Sieg in Folge in der Bundesliga, sondern auch David Abrahams emotionalen Abschied sowie Luka Jovics erfolgreiche Rückkehr gefeiert. Ohne Frage ein ereignisreicher Tag – sowohl auf als auch neben dem Platz. „Gar nicht so einfach alles unter einen Hut zu bringen“, befand Trainer Adi Hütter nach dem 3:1 (1:1)-Sieg gegen den FC Schalke 04. 

Fangen wir beim Schlusspfiff an. Da rannte Hütter als erstes zu Abraham, umarmte ihn und gab ihm ein paar Worte mit auf den Weg. Der 50 Jahre alte Österreicher erklärte seine Reaktion so: „In erster Linie hatte das mit dem Spielverlauf zu tun. Das allerwichtigste war, dass wir die drei Punkte geholt haben. Für David – und für unsere Situation.“ Vorausgegangen war eine Partie, in der die Eintracht vor allem in der ersten Hälfte zu überzeugen wusste. „Spielerisch war es teilweise eine Augenweide, wie wir den Ball haben laufen lassen. Speziell am Anfang“, sagte Hütter zu dieser Phase des Spiels. Das, was vor der Partie analysiert worden sei, habe seine Mannschaft umgesetzt: „Wir haben es immer wieder geschafft, zwischen die Linien zu spielen. Es war immer der Gedanke da, noch vorne zu spielen.“ Nur der Führungstreffer fehlte in den Augen des Fußballlehrers.  

Es dauerte 28 Minuten, bis André Silva diesen besorgte. Per Zufall war der Ball über Aymen Barkok zu Erik Durm gelangt, der mit einem missglückten Schussversuch wiederum Silva bediente. Der Portugiese schloss schließlich eiskalt ab. Postwendend stellten die zugegeben über weite Strecken schwachen Gäste aus dem Ruhrpott das Ergebnis aber wieder auf null. „Aus dem Nichts heraus haben wir den Ausgleich kassiert“, so Hütter, und sprach das Missverständnis zwischen Kevin Trapp und Martin Hinteregger an, die sich uneins waren, wer sich Richtung Ball bewegt. Ein klarer Fall von „Nimm du ihn, ich hab ihn sicher“, den Matthew Hoppe in der 29. Minute zu nutzen wusste. 

Die Mannschaft sei daraufhin ruhig und geduldig geblieben, was neben den spielerischen Qualitäten der Schlüssel zum Erfolg gewesen sei. Und dann hatte Hütter ja auch noch einen Joker in der Hinterhand: „Wir wussten, dass wir noch einen Stürmer draußen sitzen haben, der Tore erzielen kann.“ Und so sollte es dann auch kommen. Jovic sollte mit seiner Einwechslung in der 62. Minute endgültig wieder zu Hause ankommen. Zehn Minuten Spielzeit brauchte der Serbe, um seinen ersten Treffer zu erzielen (72.) und keine 30, um den zweiten folgen zu lassen (90.+1). Ein Einstand nach Maß. „Besser kann man ein Drehbuch nicht schreiben: Er kommt rein und entscheidet das Spiel mit zwei wunderbaren Toren“, hob Hütter hervor. Das Jovic dazu in der Lage ist, beweist „seine Klasse und seine Qualität.“

Als wäre er nie weg gewesen

Dabei fühlte es sich fast so an, als wäre er nie weg gewesen. Jovic machte da weiter, wo er vor seinem Wechsel zu Real Madrid aufgehört hatte. In perfekter Torjäger-Manier schlug er zu. Einmal drosch er den Ball humorlos per Halbvolley unter die Latte in die Maschen. „Da habe ich schon viele gesehen, die den Ball zehn Meter übers Tor geschossen haben“, kommentierte Hütte den ersten Treffer. Beim zweiten, habe er sich in einer Eins-Gegen-Eins-Situation gegen Ozan Kabak „extrem gut durchgesetzt.“ Den darauffolgenden Abschluss versenkte Jovic trocken in des Gegners Kasten. 

„Es ist für Luca und auch für seinen Kopf einfach wichtig gewesen, dass er dort hingeht, wo er sich wohl fühlt und seine beste Zeit hatte. Diese Emotionen und dieses Umfeld hier ist für ihn sehr wichtig“, versuchte Hütter, den Traumeinstand des Stürmers zu erklären und sagte weiter: „Ab dem ersten Tag hat man gespürt, dass er wieder froh ist, zurück sein.“ Dieser Umstand könnte auch mit Filip Kostic zu tun haben, der beide Jovic-Treffer vorbereitete. Auch dem Flügelflitzer auf der linken Seite könnte der Wechsel von Jovic zurück an den Main Auftrieb geben, erläuterte Hütter. „Filip hat natürlich gewusst, das Luka unbedingt zurück zur Eintracht will“, verriet er. Die beiden seien gute Freunde und hätten ständig in Kontakt gestanden. „An dem Tag, an dem er wieder da war, hat man auch gespürt, dass sie richtig dicke Buddies sind.“

Danke, Capitano

Vielleicht lässt sich mit Jovics Rückkehr für Kostic auch der Abschied von Abraham leichter verschmerzen. Nach 5,5 Jahren und 178 Einsätzen ist Schluss für den Capitano bei der Eintracht – und mit dem Profifußball. Es war ein würdevoller Abschied mit dem perfekten Ergebnis. Auch gegen Schalke zeigte Abraham noch ein letztes Mal, was er kann und legte eine gute Leistung auf den Platz. „Wir verlieren einen tollen Menschen und einen tollen Spieler“, wiederholte Hütter nochmal, was er schon in den vergangenen Tagen des Öfteren betont hatte. 

„Wenn sie wüssten, wie viele Stunden wir schon gemeinsam verbracht haben. Auch in schwierigen Zeiten. Egal, ob es seine familiäre Situation oder die Mannschaft betroffen hat“, beschrieb er sein Verhältnis zum Pokalsieger von 2018, den es nun in seine Heimat Argentinien und vor allem zu Sohn Alfonso zieht. Da blieb Hütter nur noch eins zu sagen: „Ich möchte mich bei David noch mal bedanken. Auf der einen Seite für den Sieg und seine Leistung heute. Aber auch für die vielen schönen Momente, die wir erlebt haben.“ 

Hütter will weiter hoch hinaus

Bei allem Drumherum – letztlich stehen sportlich die drei Punkte. „Am Ende des Tages sprechen wir von einem klaren Sieg, der höher hätte ausfallen müssen“, fasste Hütter den ereignisreichen Tag nüchtern zusammen und fand irgendwie dann doch noch etwas zu bemängeln. Denn ein höherer Sieg „wäre absolut machbar gewesen“, sagte der Trainer. Doch standen entweder der Pfosten, wie bei einem Kopfball von Martin Hinteregger (13.), oder der gut aufgelegte Schalker-Schlussmann Ralf Fährmann im Weg, der unter anderem aussichtsreiche Chancen von Silva (37., 82.), Durm (42.) und Ajdin Hrustic (79.) zunichte gemacht hatte. Das ärgerte Hütter, will er doch weiter hoch hinaus. „Wir sehen, wo wir stehen. Deswegen war der Sieg heute sehr wichtig.“

Zwar kletterten die Hessen nun auf Rang sieben der Tabelle. Mit einer besseren Chancenauswertung im Spiel gegen Schalke hätte es aber weiter nach oben gehen können, denn aktuell steht die Eintracht nur ein Tor schlechter als der Sechstplatzierte vom VfL Wolfsburg da. Eine ganz so schlechte Ausgangsposition ist das natürlich trotzdem nicht, um in der nächsten Spielzeit vielleicht einen Ausflug durch Europa unternehmen zu können. Die Reise dahin ist bei 16 gespielten Partien aber noch lang.

Als nächstes wartet bereits am Mittwoch (20:30 Uhr) das Auswärtsspiel beim SC Freiburg auf die Eintracht. Die Breisgauer waren am Sonntag knapp mit 1:2 dem FC Bayern München unterlegen. „Der nächste starke Gegner“, warnt Hütter, der dennoch überzeugt ist: „Wir haben eine gute Mannschaft. Wir wollen versuchen, die Serie auszubauen.“ 

- Werbung -

12 Kommentare

  1. Tolles Spiel unserer Mannschaft. Ich fühle mich wie ein verliebter Teenager wenn ich die Jungs so kombinieren sehe. Wir können eine brutale Wucht nach vorne entwickeln. Ich hoffe nur, dass sie sich nicht an ihrer Schnickerei berauschen. Ein paar Szenen (Barkok, Hrustic, Younes) waren mir vllt etwas zu „locker“. Das ist eine schwierige Gratwanderung, aber die Adi wird den Jungs schon die richtige Mischung aus Unbekümmertheit und Seriosität einimpfen.
    Auch so mutig gewechselt vom Adi, nach dem Motto: „Wie viele Offensivspieler wollen Sie einwechseln? Adi: Ja“

    Interessant übrigens auch, dass die Höchstgeschwindigkeit unter 30kmh war. Das zeigt einerseits, dass Schalke so ultra tief gestanden hat, dass unsere Spieler nicht ihre Höchstgeschwindigkeit erreichen konnten, weil schlicht nicht genug Platz war; aber auch, wie hoch wir nach Ballverlust gepresst haben. Die Schalker Konter sind oft erstickt worden, bevor sie überhaupt ins Rollen kamen.

    31
    0
  2. Als 85er-Baujahr ging meine Stadion- und Besucherkarriere erst 2003 los, da ich nicht aus einer Fußballerfamilie kam. Sprich: Okocha, Yeboah, etc. kenne ich nur aus dem TV und mit damals 8 oder 9 Jahren war das noch zu weit weg, um das alles tatsächlich zu begriefen.

    Wenn ich alle Eintracht-Mannschaften seit 2000 so verfolge komme ich zu der These: Die jetzige Mannschaft ist – trotz Büffelherde 2019 – in der Zusammensetzung die stärkste der Eintracht-Neuzeit (seit 2000). Stimmt ihr mir da zu oder ist das zu weit gegriffen?

    58
    3
  3. Stimme dir grundsätzlich zu Christopher. Denke gleichzeitig wir haben aktuell ne Moment Aufnahme, sprich ich glaube dass der Zeitpunkt für deine These ein paar wenige Wochen verfrüht ist. Jovic ist wenige Tage zurück, Barkok nicht mehr so sicher wie im Dezember und Hrustic eben geschafft zu zeigen, welches Potential er hat. Wenn wir es schaffen in den nächsten – zum Beispiel- 4 Wochen ähnlich stark zu spielen, wie in den letzten 4 Wochen, dann ist meine Antwort auf deine These auf jeden Fall „ja“ 😀

    26
    0
  4. @2. christopherm

    Gehöre schon zum älteren Semester 😉 hatte daher das Glück Yeboah, Okocha, Uwe Bein etc. live im Stadion zu sehen. Ein Traum! Du schreibst das der jetzige Kader der stärkste seit 2000 ist. Ich bin da immer vorsichtig, die Jungs müssen/sollten sich erstmal auf einen längeren Zeitraum beweisen, aber vermutlich hast du recht. Ich hoffe es.

    12
    0
  5. Also der stärkste Kader ist es schon – wir können von der Bank noch mal liefern – unter der Büffelherde sah es auf der Bank eher mau aus. Ob es die stärke 11 ist – puh – glaube da waren die Büffel schon etwas anderes und besonderes. Aber ich sags mal so: jetzt muss erst mal geliefert werden.

    12
    0
  6. @zueri Adler: Dem halte ich entgegen, dass die Namen Hinteregger, Trapp, Hasebe, Jovic, Kostic, Silva oder Rode ja nun keine „Wundertüten“ mehr sind, die die jetzige Phase bestätigen müssen, sondern ihre Qualität schon bewiesen haben. Die Fragezeichen stehen hinter Sow (wie geht es bei ihm nach einem schwächeren Spiel weiter?), Barkok (stellen sich die Gegner besser auf ihn ein?) oder Hrustic (kann er die ersten hoffnungsvollen Ansätze bestätigen?).

    Gegen Schalke konnte Hütter erstmals so richtig nachlegen, auch ganz vorne. Das war brutal, wie eine in dieser Phase etwas statischere Partie plötzlich lebendig wurde. Aber ja: Die These kommt früh und ist steil – ich bin gespannt. Es wirkt mir aktuell sehr gefestigt, was auch erst 2 Saisonniederlagen zeigen…

    16
    0
  7. Die Mannschaft ist einfach viel kompletter als noch vor ein paar Jahren.
    Da war das Konzept: 8 Mann verteidigen und dann den Ball nach vorne damit die Büffelherde loslegen kann. Jetzt spielen wir viel runder und auch wenn es „nur“ Schalke war, lief der Ball einfach wie am Schnürchen. Vor der Saison war Rode unser bester Mann im Mittelfeld. Aktuell würde ich fast soweit gehen dass er rein technisch der Schwachpunkt ist (mit Ausnahme der Verteidigung+Durm). Wir werden Rode noch brauchen, aber der muss mal wieder eine Schippe drauf legen.

    Klar, die Mannschaft muss die gezeigte Leistung erstmal bestätigen. Der Abgang von Abraham wird uns schwächen aber gerade dann ist ein erfahrener und defensiv agierender Spieler wie Durm sehr wichtig für Tuta. Dass dafür die rechte Seite nicht soviel Wucht entfaltet, können wir mit den anderen Spielern in der Offensive locker ausgleichen.

    Wie habt ihr die Leistung von Hrustic gesehen?
    Ich fand ihn wirklich gut und man hat gemerkt dass er sich richtig gut mit Jovic und Kostic versteht. Gutes Tempo, ordentlicher Schuss und gute Übersicht. Mit der Leistung von gestern sehe ich ihn aktuell sogar vor Barkok und Kamada.

    18
    1
  8. @2
    Ob sie wirklich besser sind, weiß ich nicht, aber es ist definitiv suuuuperschön. Wenn sich selbst die Abwehrspieler durch die gegnerischen Abwehrreihen dribbeln. Toll. Einfach Toll.

    12
    0
  9. Ob es die stärkste Mannschaft ist, ist schwer zu beurteilen. Der Fußball verändert sich ja auch immer stetig.

    Ich finde es vor allem wichtig, 80-90% der Mannschaft zu halten! Und da hoffe ich, dass Luka dem einen oder anderen Kameraden mit leisen Abwanderungsgedanken (ggf. Silva oder Ndicka) klar macht, dass es bei großen Vereinen vielleicht nicht unbedingt besser läuft. Diese Erfahrung gemacht zu haben, ist jetzt vielleicht wichtig für ein Inception der Leistungsträger in unserem Kader. 😉

    16
    0
  10. @2
    Ich bin zwar nur ein Baujahr älter, aber habe den Fußball der Eintracht in den 90-igern durchaus sehr bewusst wahrgenommen. Meine Leidenschaft für die Eintracht begann genau ab dem Zeitpunkt, wo Okocha, Yeboah, Bein für uns zauberten. Das war schon eine saustarke Mannschaft damals, die 1992 am letzten Spieltag die Meisterschaft in Rostock aus der Hand gegeben hatte.
    Alleine aus dem Grund schwer mit heute zu vergleichen, da der Fußball von damals doch etwas anders war.

    Aber ich würde dir dennoch recht geben wollen, dass es zur Zeit schon der stärkste Kader seit dem Jahr 2000 ist. Ich glaube soviele gute, technisch versierte Offensivspieler hatten wir seitdem noch nie in unseren Reihen.

    Forza SGE!
    2 Siege gegen Freiburg und Bielefeld, und die Euphorie wird ins Unermessliche steigen.

    8
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -