Bruno Hübner fühlt sich allein gelassen von den Banken und der Wirtschaft in Frankfurt.
Bruno Hübner fühlt sich allein gelassen von den Banken und der Wirtschaft in Frankfurt.

Die Vereine in der 1. Bundesliga verpflichteten 24 Tage vor Ende der ersten Transferperiode bereits 196 Akteure für zusammengerechnet rund 450 Millionen Euro. Borussia Dortmund investierte als einzige Mannschaft gar einen dreistelligen Millionenbetrag, Sebastian Rode, Mario Götze, Andre Schürrle und Co. kosteten satte 113,75 Millionen Euro. Selbst 20 Millionen Euro, die Bayer 04 Leverkusen für Kevin Volland an die TSG Hoffenheim überwies, sind keine Besonderheit mehr. Im Kampf um die (Spitzen-)Plätze in der höchsten deutschen Liga erhöhen inzwischen viele Klubs das Risiko und versuchen über verschiedene Wege an das dafür nötige Geld zu kommen.

Während ein Klub wie der 1. FSV Mainz 05 durch seine jahrelang erfolgreich gefahrene Strategie – junge Spieler günstig verpflichten und Jahre später teuer verkaufen – inzwischen scheinbar mühelos 21 Millionen Euro ausgeben kann, fährt der Hamburger SV eine „Auf-Teufel-komm-raus-zum-Erfolg“-Strategie. Investor Klaus-Michael Kühne pumpte einen Teil seines Vermögens in den Verein und ermöglichte so Spielraum für den 14-Millionen-Euro-Rekordneuzugang Filip Kostic und das 5-Millionen-Euro-Riesentalent Alen Halilovic. Der HSV muss das investierte Geld nur dann zurückzahlen, wenn die Europa League erreicht wird. Die Laufzeit des erfolgsorientierten Engagements ist unbegrenzt.

In diesem harten Wettbewerb versucht sich nun die „kerngesunde“ Eintracht zu positionieren. Finanzvorstand Oliver Frankenbach kündigte kurz nach dem geglückten Klassenerhalt an, dass zunächst ein Überschuss in Höhe von sechs Millionen Euro erwirtschaftet werden müssten. Stück für Stück wurde der Kader zunächst verschlankt, zehn Abgänge brachten zusammengerechnet rund acht Millionen Euro in die klammen Kassen des Klubs. Und doch sind die Hände weiterhin gebunden, wenn es um neues Personal geht. Die Suche nach einem weiteren Innenverteidiger verläuft sehr schleppend, auch an diesem Wochenende konnte bislang noch kein Akteur präsentiert werden. Sportdirektor Bruno Hübner stöhnt angesichts der „Überhitzung“ des Transfermarkts in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ über die begrenzten Möglichkeiten der Eintracht.

„Bei Verhandlungen glaubt die andere Seite oft gar nicht, wie wenig wir zahlen können, und sagt: Du kommst doch aus Frankfurt, das ist die Stadt der Finanzen“, so der 55-Jährige weiter. Neun Neuzugänge – inklusive Leon Bätge und Joel Gerezgiher – kosteten rund 2,2 Millionen Euro – nur der SV Darmstadt 98 (750.000 Euro) bewegte weniger Geld in der Bundesliga, der FC Ingolstadt befindet sich mit Ausgaben in Höhe von 2,5 Millionen Euro in noch auf Augenhöhe. Hübner schiebt fast schon resegnierend hinterher: „Wir haben fantastische Fans, die zahlen gute Ticketpreise, die Arena ist immer voll. Ich würde mir wünschen, dass die Unterstützung aus den Bankentürmen und der Wirtschaft ähnlich wäre.“

Kurzfristig würden auch Spielerverkäufe helfen, um den Kader dann weiter zu verstärken – allerdings hat das Tafelsilber viele Flecken bekommen im letzten Jahr. Am Freitag noch berichtete die portugiesische Sportzeitung A Bola von einem angeblichen Interesse von Sport Lissabon an Luc Castaignos und warf die Summe fünf Millionen Euro in den Raum. Hübner dementierte umgehend in der Frankfurter Rundschau und sagte, dass es eine lose Anfrage gegeben habe, derzeit aber keine Anfrage vorliege. Es zeigt sich in diesen Tagen ganz deutlich, wie sehr die verkorkste Spielzeit 2015/16 in der Endabrechnung tatsächlich schmerzte. Die Eintracht ist in den vergangenen beiden Jahren finanziell ins Risiko gegangen und wollte mit erfahrenen Leuten wie David Abraham und Stefan Reinartz, teuren Vertragsverlängerungen von Leistungsträgern und talentierten ausländischen Spielern á la Mijat Gacinovic oder eben Castaignos den nächsten Schritt gehen, in der TV-Tabelle weiter nach vorne klettern.

Die fünf Winter-Neuzugänge haben endgültig dafür gesorgt, dass der Verein sich überhob, um irgendwie den Klassenerhalt zu schaffen. 3,7 Millionen Euro für Marco Fabián, ein mit großer Sicherheit nicht gering verdienender Szabolcs Huszti, dazu noch Yanni Regäsel, Kaan Ayhan und Änis Ben-Hatira – da brachte es finanziell gesehen nicht mehr viel, dass rund drei Millionen Euro (Langzeitverletzte Spieler + ausbleibende Prämienzahlungen) eingespart wurden. Es sind Zahlen, die die Einschränkungen im Rennen um Neuverpflichtungen verdeutlichen. Selbst der finanziell nicht als Überflieger bekannte Aufsteiger SC Freiburg konnte rund zehn Millionen Euro in die Hand nehmen. Die Verantwortlichen werden auch weiterhin mit viel Fantasie ihre Arbeit verrichten müssen und klar zu kommunizieren versuchen, dass große Sprünge derzeit nicht möglich sein.

- Werbung -

20 Kommentare

  1. Hübner hat vollkommene recht wir haben gesunde Finanzen HSV ist Hoch verschuldet HSV gibt über 30 Mio aus wir geben 2 aus

    0
    0
  2. Er hat völlig recht.
    Aber 3,7 mio für Fabian waren ein Fehler und das ist nicht der Erste der Mios kostet

    0
    0
  3. Das es mal so weit kommt…aber…selber schuld. Ich kann das kerngesund nicht mehr hören. Die schwarze Null (Linie) trifft es eher.

    0
    0
  4. Naja so wie es ja aussieht exekutiert BH nur. Sonst wäre Bobic überflüssig. Denke, dass das unter Veh auch so lief. Fabian, den ich keineswegs abschreiben will, war ja auch Vehs Wunsch. Wenn man immer die Mannschaft nach dem neuen Trainer umbauen muss tritt man halt auf der Stelle…. Das ist das Problem der Eintracht. Es gibt kein langfristiges Konzept, dass ein neuer Trainer übernehmen muss bzw. Kann….

    0
    0
  5. Uninteressant was beim HSV läuft, damit müssen wir klar kommen und unsere Nische finden in der wir besser sind als andere.
    Ein Weg, bzw. der Weg, geht über die Transferbilanz. Der gute Joe hat hier neulich mal eine interessante Statistik reingestellt. Diese zeigt die Transferbilanz aller Bundesligisten der letzten 5 Jahre (korrigiere mich Joe). Da standen wir auf den ersten Blick so schlecht nicht da…wir waren irgendwo im hinteren Mittelfeld. Wenn man dann jedoch genauer hinsah, konnte man eines sehen. Alle die schlechter waren, sind Vereine, die es sich „leisten“ können, da sie entweder einen Gönner dahinter haben und somit immer wieder an frisches Geld kommen (SAP, HSV, H96, VW, Bayer) oder eben die großen Clubs die sowieso mehr Geld besitzen (Bayern, BVB, S04). Allesamt die besser sind als wir in der Transferbilanz sind unsere DIREKTEN KONKURRENTEN!!! Oder andersherum gesagt, alle diejenigen mit gleichen Voraussetzungen, alle diejenigen mit denen wir in Konkurrenz treten können (momentan) machen auf diesem wichtigen Feld bessere Arbeit als wir!

    Hieran sollten wir arbeiten (und zwar an uns) und nicht nicht so sehr über die Konkurrenz sprechen, denn das eine können wir beeinflussen (unsere Leistung), während wir auf das andere (HSV) keinen Einfluss haben.

    Vorwärts Bruno es liegt in Deinen Händen, Du bist unser SpoDi

    0
    0
  6. Olga , noch eine kleine Ergänzung. Einige liegen da vor uns, weil sie ein oder zwei gute Verkäufe gemacht haben. Das kann man also schnell aufholen. Vereine wie Bremen, Köln und Mainz haben das mit wenigen guten Verkäufen rausgeholt. Ziehe ich bei Bremen Ujah und Vestergaard raus, sind die hinter uns ( auch ohne die Trapp-Ablöse ) -. Bei Köln ist das ähnlich. Bei Mainz auch.

    Das ist der Weg. Wenn wir jetzt einen oder zwei ( Gacinovic, Rebic, Hrgota sind so Kandidaten ) so weit entwickeln das sie interessant für andere Klubs werden die entsprechende Kohle zahlen, dann geht das schnell.

    Übrigens Olga, du hast Red Bull vergessen. Zweitgrößter Minusmacher nach den Bayern 😉 Und der HSV ist eibn gutes Beispiel, wie es nicht geht. Auch jetzt kaufen sie Namen zusammen. Ich bin mir sicher, die haben wieder Probleme. Da fehlt mir immer noch das Konzept. Auf der anderen Seite ist Freiburg ein gutes Beispiel. Unaufgeregt, guts Scouting und wenn die Ablöse stimmt, dann darfst Du gehen.

    Auch wenn der Begriff besch…. ist, das ist a l t e r n a t i v l o s…….auch wenn wir jetzt wieder besser bei Kasse sind irgendwann, dieser Weg ist der einzig richtige. Gut scouten, ein oder zwei aus der Jugend aufbauen. Wir werden nie mit 11 Talenten spielen, da die auch erahrene Spieler brauchen. Aber 4-5 Jungs sind da machbar. Aktuell würden ja mit Mascarell, Gacinovic, Rebic, Hrogta 4 wahrscheinlich spielen. Varela uind Vallejo betrifft das auch, aber da haben wir keine Gewinnchance in finanzieller Hinsicht. Dazu einen Knothe aufbauen und die Toptalente der U17 und U 19 geziehlt aufbauen und auch halten . Dann ist das der Weg , der mir gfällt.

    0
    0
  7. Ach ja, und dieses Konzept muss unabhängig vom Trainer durchgezogen werden. Auch hier brauchen wir ein scouting. Wenn uns Kovac in zwei Jahren nach dem Gewinn der Meisterschaft verlässt, müssen wir 3-4 Trainer haben, die wir kontaktieren, die das Konzept mittragen und die nicht wieder alles auf den Kopf stellen.

    0
    0
  8. @derhesse
    darf ich Dein Wortspiel erweitern.
    Wir sind schon lange nicht mehr gesund – wir waren nur
    noch einigermaßen schmerzfrei.
    Jetzt fängt es aber richtig an weh zu tun.
    Wir kränkeln, werden aber nicht sterben.
    Unser neues „Ärzteteam“ therapiert schon.

    0
    0
  9. Hey Joe,
    und wenn Du bei uns Trapp rausrechnest….:))

    Gut, glaube wir sind uns alle einig, dass wir auf dem Feld besser werden müssen und hier die Chancen liegen auch ohne Mäzen (den ich hier auch nicht möchte) nach oben zu kommen bzw. zu wachsen.

    Der Weg des HSV ist nicht der meine, finde es nicht schön, aber das ist nunmal leider die Entwicklung (ich trauere den alten Zeiten schon etwas nach)…nur, um den HSV mit seinen Kühne Mios (jetzt legen sie ja erst richtig los) einfangen zu können, müssen wir eben Gas geben. Schauen wir wie die kommende Saison verläuft, diese wird immens wichtig. Sie kann unser „Killer“ sein, sie kann jedoch auch eine echte Chance sein, wenn die Neuen zünden. Wir stehen am Scheideweg….Vorwärts Eintracht!!

    0
    0
  10. Leute was bin ich happy, dass wir nicht in der 2. Liga kicken…..Aue, Heidesheim, Braunschweig, Sandhausen und Würzburg…
    Bruno, Fredi und Nico bekommen sicher einen guten Kader hin.

    0
    0
  11. Wieviel Jahre sollen wir noch auf den Tag X warten? Wann schaltet sich die DFL in die Machenschaften von diversen Klubs ein und ziehen ihnen den Stecker? HSV ist Wettbewerbsverzerrung pur.

    0
    0
  12. Es ist ein Jammer mit anzusehen, wie unser Hobby zu einem reinen Rauptierkapitalismus verkommt. Wir haben auf Dauer nur eine Chance über gutes Scouting und einem attraktiven LZ. Dies wurde hier auch schon mal geschrieben. Vielleicht können wir auf der Jugendebene finanziell dagegen halten. Dann muss man den Jungs, neben guter sozialer Betreuung und parallel , eben 3000 Euro bezahlen. Keine Ahnung ob das machbar ist. Wenn schon keine grossen Sponsoren für den Profibereich zu bekommen sind, dann vielleicht nur auf Jugendebene. Ich habe ja auch keine Ahnung. Vielleicht ein XBOX LZ ;-).

    0
    0
  13. Meiner Ansicht nach trägt die „50+1“ Regel massiv zur Schieflage in der Bundesliga bei.
    Einst eingeführt um mehr Gerechtigkeit in der BL einzubringen. Doch nach und nach kamen Clubs, ich glaube Leverkusen war der erste, mit mehr oder weniger privaten Geldern dazu.
    Hoffenheim, und jetzt zuletzt RB Leipzig höhlen diese Regel komplett aus.

    Wenn hier seitens der DFL , oder DFB kein Umdenken einsetzt, sehe ich schwarz nicht nur für unsere Eintracht. Selbst Clubs wie M-Gladbach können in schwierige Fahrwasser kommen.
    Mal abgesehen von den reichen Clubs wie Bayern oder BVB, usw.

    Schaut euch doch mal die Bundesliga an, wie viele sogenannten Plastikclubs schon drinnen sind.
    Werft dann auch gleich mal einen Blick auf Liga 2.
    Es fällt auf, das in Liga 2 bald mehr Traditionsklubs sind als in Liga 1.

    Es wird Zeit das sich hier was ändert , oder diese „50+1“ Regel schlicht und ergreifend gestrichen wird.
    Manchmal schießt Geld halt doch Tore.

    0
    0
  14. Meine Hoffnung ist (was bleibt einem auch übrig) dass es und geht wie dem FC Bayern nur im Kleinen. 😉 Die haben auch über 10 Jahre international keine Chance gehabt. Weil Uli die Hand drauf hatte. Aus dieser Zeit sind sie aber kerngesund und erstarkt gekommen. Ich beneide die alleine schon für das eigene Stadion (nicht die Arena an sich). Übrigens, Aigner ist bei 1860 schon Kapitän.

    Gruß SCOPE

    0
    0
  15. @16
    Aber Aigner hat gestern gegen Fürth nichts bewirkt. Hat als 10er gespielt. 60er sind nun auf dem 17.Platz, so wird das nichts mit dem Aufstieg. Und die Eintracht kassiert dann wohl nur die Miniablöse von 2.5 Mio.

    0
    0
  16. Keine Ahnung, was BH mit diesen Aussagen bewirken will – Jammern bringt nix! Solange die DFL nichts ändert, wird es immer Klubs geben, die durch Brause-Unternehmen oder Gönner (HSV) mit allen Mitteln versuchen, Erfolg zu haben. Und solange die nicht auf die „Schnauze“ fallen, geht es immer weiter.
    Prinzipiell gehe ich mit BHs Aussagen vollkommen d’accord, aber das ist momentan ein Kampf gegen Windmühlen. Ich bin mir auch nicht sicher, wie sich unser Management verhalten würde, hätten wir einen Gönner ala Kühne. Daher am besten Mund halten, Konzept (weiter)entwickeln und durch gutes Scouting bzw. Transfers glänzen.

    0
    0
  17. Ich glaube den meisten Usern hier ist die Gesamtlage der Eintracht
    überhaupt nicht bewußt.
    Der Profifußball wird von der AG verantwortet.
    Beteiligt an der AG sind:
    Eintracht e.V. mit 63,4 %
    Freunde der Eintracht mit 28,6 %
    BHF Bank mit 4,4 %
    Steubing AG mit 3,6 %

    Damit ist eine Finanzierung der AG durch strategische Partner praktisch
    schon ausgeschöpft. Problematisch wird das Ganze dadurch, dass die
    damaligen Freund der Eintracht die zahlungsunfähige AG zwar gerettet
    haben, für 28,6 % aber nur 4, 5 Mio DM bezahlt haben.
    Nur zum Vergleich, auch wenn es eine andere Klasse ist Bayern München AG
    mit den strategischen Partnern:
    Adidas 8,33 % gekauft für 77 Mio DM
    Audi 8,33 % gekauft für 90 Mio EUR
    Allianz 8,33 % gekauft für 110 Mio EUR

    Nach 2003 hatte die Eintracht schon keine richtige Perspektive mehr.

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -