Lukas Hradecky lässt sich auch von Rückschlägen nicht umwerfen und kann den Frust der Fans verstehen. Er nimmt die Mannschaft dennoch in Schutz: "Und einige Fans sagen, dass uns das Vereins-Logo nichts bedeute. Aber das ist nicht so! Die Situation ist auch für uns Spieler schwer."
Hradecky lässt sich auch von Rückschlägen nicht umwerfen und kann den Frust der Fans verstehen. Er nimmt die Mannschaft dennoch in Schutz: „Und einige Fans sagen, dass uns das Vereins-Logo nichts bedeute. Aber das ist nicht so! Die Situation ist auch für uns Spieler schwer.“

Mit einem finnischen „Kultur-Abend“ zurück in die Spur? Lukas Hradecky hat auch im Abstiegskampf seinen Humor nicht endgültig verloren. Der Schlussmann, der eine starke Saison spielt und dem Fehler deshalb schneller verziehen werden, erklärte bei Bild: „Vielleicht muss man auch mal einen drauf machen, um den Kopf frei zu kriegen.“ Erst in die Sauna in den Wald und abschließend hoch die Tassen! „Danach“, so die Nummer 1 der Hessen, „ist der Kopf sauber.“

So einfach wird es in der Bundesliga freilich nicht gehen. Hradecky kam im Sommer nach Frankfurt und beerbte Kevin Trapp reibungslos. Er zog mit seinem Lächeln und seiner Energie die Menschen um sich herum zügig auf seine Seite – dann überzeugte er sportlich. Der baumlange Blondschopf gibt allerdings zu, dass es in der momentanen Phase weniger Spaß mache und er sich in den entscheidenden Phasen ein wenig mehr Glück gewünscht hätte. Der 26-Jährige denkt dennoch nicht ans Aufgeben und fordert gegen Bayer 04 Leverkusen, dass die Mannschaft an sich glaubt: „Wenn es uns gelingt, das erste Tor zu schießen – und damit ein bisschen Energie und Selbstvertrauen zu schaffen – warum sollten wir dann nicht etwas holen?“

Haben die Hessen aktuell diese mentale Stärke, um in der BayArena tatsächlich bestehen zu können? Die Qualität der Mannschaft hat unter den vielen Misserfolgen in dieser Spielzeit merklich gelitten. Akteure, die im vergangenen Jahr noch für Tore und Vorlagen standen, finden keinen Weg aus der persönlichen Krise heraus. Hradecky gibt zu, dass „die Stimmung nicht mehr ganz so wie zu Anfang der Saison“ ist und fügt an: „Wir müssen jetzt sehr viel mehr arbeiten, um etwas zu gewinnen. Es ist viel gegen uns gelaufen. Und jetzt spielt die Zeit gegen uns.“

Die Ziele vor der Saison waren andere. Am Main wurde viel geträumt, spätestens nach dem 6:2 gegen den 1. FC Köln kam selbst Vorstandschef Heribert Bruchhagen aus der Deckung und sprach offen von den ersten sechs Plätzen. Die Eintracht vergaß in den darauffolgenden Wochen und Monaten, das stabile Fundament für eine erfolgreiche Spielzeit zu schaffen – und jetzt droht fünf Wochen vor Ende der Spielzeit der fünfte Abstieg der Vereinsgeschichte – 20 Jahre nach dem ersten am 3. Mai 1996.

Lukas Hradecky war mit seinen eigenen Leistungen in den letzten Wochen nicht zufrieden und will auch bei Abstieg Verantwortung übernehmen.
Lukas Hradecky war mit seinen eigenen Leistungen in den letzten Wochen nicht zufrieden und will auch bei einem Abstieg Verantwortung übernehmen.

Hradecky selbst ist in dieser Phase angestrengt und geht selbstkritisch mit sich und seiner Leistung um: „Ich bin mental sehr damit beschäftigt, das zu verarbeiten. Ich persönlich habe im letzten Spiel auch nicht so gut gespielt, wie ich mir das vorgestellt habe. Das ärgert mich.“ Es seien gerade die Fehler in Tor und Abwehr, die die Spiele entscheiden. Der finnische Nationaltorhüter arbeitet unentwegt daran, die Situation zu verändern. Das Leben spielt sich in den eigenen vier Wänden ab und wenn er dann einmal rausgeht, dann fühlt er, „dass alle mitleiden. Es bedeutet so viel für die Stadt und die Leute. Und das tut mir weh.“

Die Hoffnung auf den Klassenerhalt lebt dennoch weiter – allerdings muss das Team einen bestimmten Charakter herauskehren: „Wenn wir alle die Einstellung haben, dass uns diese schwierige Situation stärker machen kann – und wenn wir jetzt nicht nur das Negative sehen – dann hilft es vielleicht.“ Er blickt bereits in die Zukunft: „Wenn wir den Klassenerhalt schaffen, werden wir in der nächsten Saison so viel besser! Daran sollten wir denken. Jede Mannschaft braucht auch schlechte Phasen, um stärker zu werden.“
Hradecky wird auch dann nicht flüchten, wenn dieses Ziel verpasst wird. Er vermutet zwar, dass nicht alle in der Zweiten Liga spielen wollen, sagt aber von sich: „Ich habe Vertrag. Wenn der Klub mir vertraut, dann bleibe ich gern. Denn es ist teilweise auch meine Verantwortung, dass wir da stehen, wo wir stehen.“ Schließlich sei es nur eine gute Spielzeit, wenn die Eintracht in der Bundesliga bleibt.

Und wenn nicht? Dann geht es eben wieder von vorne los, schließlich gebe es auf der Erde ganz andere Probleme. Hradecky blickt über den Tellerrand: „Am Ende ist es nur Fußball. Nur Fußball! Da gibt es Kriege in der Welt. Menschen sterben. Und so viel Schlimmeres… Das ist mein Werkzeug, das ich gebrauche, um den Druck weg zu schieben.“ Nur wer es schafft, nicht ständig über die Misere nachzudenken, kann auch den nächsten Schritt gehen: „Das sind die starken Typen, die es schaffen, den Druck wegzukriegen. Die haben Erfolg.“ Hradecky ist einer dieser Typen, die vorne weg gehen und auch dann, wenn ihnen Fehler unterlaufen, einen kühlen Kopf bewahren. Ob es für den Klassenerhalt letztendlich langt, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.

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13 Kommentare

  1. Habt ihr das Interview gelesen, dass Herri damals gegeben hat ??? Eieiei, wie standen wir damals da, und was ist aus der Mannschaft heute geworden….

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  2. wuerde mir so sehr wuenschen das er auch im ernstfall bleibt,aber wenn (und das wird passieren) dann ein angebot kommt wird er verscheppert,jede wette!!
    nicht nur sportlich sondern auch menschlich eine bereicherung und gerade radi hatte vor der saison den dicksten rucksack auf dem buckel!

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  3. Für mich mittlerweile erste Wahl für die Binde sofern man es von außen beurteilen kann…

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  4. Die Binde finde ich bei Carlos gut aufgehoben. Den beflügelt sie zusätzlich. Außerdem wollen die meisten Vereine, das ein Feldspieler die Binde hat.

    Und ja, bei einem zweistelligen Millionenangebot würden wir ihn sicher verkaufen.

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  5. Hradecky in Liga 2? Das wäre toll, aber sicher nicht gut für seine Zukunft als finnischer Nationaltorwart. Ich glaube auch nicht dass Lindner bleibt.

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  6. Glaube kaum dass dies seiner Zukunft als finnischer! Nationaltorwart entgegenstände.
    Allein die Aussage sagt doch alles. Und wenn es so kommt dann sollten wir ihn natürlich behalten. So ein Torwart ist doch Gold wert und einen neuen können wir sicher nicht aus dem Hut zaubern.
    LH1 rules!

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