Philipp Holzer (links; mit Markus Krösche) spricht sich weiter für einen Investoreneinstieg aus. (Foto: Rhode)

Am 24. Mai dieses Jahres wurde seitens der DFL eine Abstimmung über den Einstieg eines Investors in dieselbe abgehalten. Dieser sollte Anteile an einer Tochtergesellschaft der DFL bekommen, in welcher diese die Medienrechte ausgelagert wollten. Im Gegenzug würde er zwei Milliarden Euro investieren, die einerseits zur Vermarktung geflossen und andererseits nach dem aktuellen Verteilungsschlüssel an die Klubs der ersten und zweiten Liga verteilt worden wären. Bei der Abstimmung kam allerdings nicht die nötige 2/3-Mehrheit zustande. In einem Interview mit dem „Kicker“ erklärte der Aufsichtsratschef der Eintracht, Philip Holzer, warum er weiter auf einen Investoreneinstieg hofft.

Nur die Risiken wurden beachtet, nicht die Chancen

Der ehemalige Investmentbanker ist der Meinung, dass sich alle viel zu sehr mit den Risiken beschäftigt haben, als die Chancen zu sehen, da dieser Deal „dringend benötigtes Eigenkapital“ in die Liga gebracht und zudem die Zentralvermarktung in den nächsten 20 Jahren geregelt hätte, weswegen es „ein Statement für die 1. und 2. Liga“ gewesen wäre. Als Beispiele führt er die spanische und italienische Liga an, bei denen sich hauptsächlich die großen Klubs gegen Deals solcher Art gestellt haben und die Ligen dadurch einen großen Verlust gemacht hätten, wohingegen in Deutschland die Spitzenteams den Einstieg befürworten.

Dem Kritikpunkt der Verstärkung finanziellen Ungleichheiten durch den Verteilungsschüssel setzt er entgegen, dass die nationalen Medienerlöse auf lange Zeit schrumpfen würden, wodurch sich der Verteilungskampf intensivieren werde und die internationalen Wettbewerbe immer mehr an Bedeutung gewännen. Infolgedessen würde sich die Schere zwischen den Klubs vergrößern. Ein Investoreneinstieg könne dies abfedern.

Investitionen mit Vorteilen für alle Klubs

Der 57-Jährige erklärt weiterhin, dass die meisten Vereine der Bundesliga ein Eigenkapitalproblem hätten, worüber breiter Kontext bestehe und ein Wachstum im globalen Markt benötigt werde. Daher „braucht es wiederum Eigenkapital für Investitionen, um Erlösquellen zu schaffen, die unabhängig sind vom sportlichen Erfolg. Eine Streamingplattform der Liga, um sukzessive mehr Geld im Ausland zu generieren, wäre ein Ansatz gewesen. Zudem hätte es der DFL gutgetan, sich Experten für globale Vermarktung ins Haus zu holen. Solche Investitionen würden sich im Sinne aller Klubs auszahlen.“ Auch die Standortinfrastruktur der Vereine hätte sich dadurch verbessern können, so fiele die Bundesliga aber gegenüber den anderen Ligen zurück, weswegen das Risiko bestehe, dass sich Klubs mit Fremdkapital verschulden.

Auch die möglicherweise schlechte Kommunikation mit den Vereinen sieht der Aufsichtsrat nicht als Grund: „Private-Equity-Deals sind sehr komplex, man kann bei 36 Vereinen nicht volle Transparenz eins zu eins weitergeben. Die Gremienmitglieder aus beiden Ligen sind aber sehr wohl vollumfänglich im Bilde gewesen.“ Auch im Hinblick auf die potenziellen Investoren: „Das war die Topklasse. Das sagt mir, dass der Prozess so schlecht nicht gewesen sein kann – und auch das Produkt Bundesliga nicht so uninteressant ist.“ Auch um Rendite macht sich Holzer keine Sorgen, im Gegensatz stünde das Risiko bei Fremdkapital oder die Beschaffung von Eigenkapital in Eigenregie bei kleineren Vereinen, die nicht dieselbe Attraktivität wie Topklubs haben. Da diese Punkte seiner Meinung nach nicht genug Beachtung finden, wünscht sich der gebürtige Münchener mehr Finanzexpertise in Entscheidungsgremien.

Bundesligaklubs müssen immer größere Risiken eingehen

Des Weiteren erklärt er, dass die globalen Herausforderungen nicht mit nationalen Lösungen und Fremdkapital gelöst werden könnten. Als globale Herausforderungen beschreibt der Aufsichtsratschef die Abhängigkeit der Erlöse und Geschäftsfelder vom globalen Markt. Da immer mehr Klubs im Besitz von Private-Equity-Gesellschaften (40% in den Top-5 Ligen) und Staatsfonds seien, steigen die Kosten für Spieler, und die Bundesligisten müssten bei der Verpflichtung und Entwicklung von Talenten immer größere Risiken eingehen, um Transfererlöse zu generieren.

Darüber hinaus spricht er sich für den Weiterbestand der 50+1-Regel aus, die „die beste aller existierenden Möglichkeiten“ darstellt und im Fußball das, „was die soziale Marktwirtschaft als Gesellschaftsordnung vorgibt.“ Zudem ist er der Meinung, dass ein nachhaltiges Geschäftsmodell für Investoren im Zweifel mehr Relevanz habe als eine Stimmenmehrheit. Ein Investoreneinstieg sei sogar eine Absicherung der 50+1-Regel.

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14 Kommentare

  1. Der Fußball ist so abartig geworden. Als wäre nicht schon genug Geld in diesem Geschäft unterwegs. Ich bin froh, dass dagegen gestimmt wurde. Von mir aus sollen doch alle Länder uns in den Wertungen überholen. Iwann platzt die Blase und dann haben die den Salat. Im Fußball geht es um 22 Spieler 1 Ball und 2 Tore. Danach kommt das Wichtigste DIE FANS, am liebsten haben sie noch ne Woscht und ein Bier in der Hand welches maximal 2,50€ kosten dürfte. Wenn man ca 50 Euro für 7-8 Wasser ausgeben muss ist es einfach nur verarsche. Es ist mittlerweile fast Konzertfeeling. Trotzdem liebe ich die Eintracht, allerdings vermisse ich hier einfach auch die alten Zeiten. Als man ne Stunde vorm Anpfiff ins Waldstadion gefahren ist und sich am kassenhäuschen die Karte gekauft hat. Nachm spiel noch Becher gesammelt und die Karte fürs kommende Spiel „finanziert“ hat.

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  2. Ich habe noch nie verstanden, was die Leute, die „ehrlichen Fußball“ von früher fordern, abhält?! Die Fußballmannschaft meines Vereins spielt Verbandsliga. Das ist oftmals schon sehr guter Fußball auf hohem Niveau! Da finden sich überall Vereine auf hohem Niveau in der Umgebung. Wer sich bei der Eintracht „ehrlichen“ Fußball ansehen will, geht halt zu den Damen, in die Regionalliga oder in die Jugend-Bundesliga der U19 oder U17. Ich sehe mir ab und zu Jugendfußball auf Oberliganiveau an – das ist schon ansehnlich. Was das Bier dort kostet und ob bei der Jugend überhaupt ausgeschenkt wird, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Aber eine Fan-Community gibt es dort auch. Ich habe oft den Eindruck, dass die Leute, die sich den ehrlichen Sport von früher (den es natürlich auch nie gab) wünschen, bei solchen Spielen wie oben genannt auch (fast) nie anzutreffen sind. Warum eigentlich?

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  3. Ich kann die Romantiker ja verstehen – allerdings lassen sie die Realität einfach beiseite. Fakt ist, dass die Bundesliga im internationalen Vergleich noch eine Oase des alten Fußballs ist. Die Frage ist nur, wie lange sie das noch sein wird.

    Der gescheiterte Deal hätte die Bundesliga und seine besondere Struktur gestärkt. Populismus und Sturheit bringen uns nicht weiter. Bei einer möglichen Einzelvermarktung gibt es in den Profi-Ligen 6,7 Gewinner (u.a. auch wir) und der Rest verliert.

    Man kann die internationale Entwicklung nicht aufhalten und es wäre notwendig die Frage zu klären, ob man weiterhin eine Spitzenliga sein will oder nicht. Die Verweigerer haben sich peinlich und feige verhalten – statt sich in den Diskurs zu involvieren.

    Ich hoffe auf einen zweiten Anlauf und eine faire Debatte darüber, wie wir unsere Ligen aufstellen wollen.

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  4. Das Geld des Investors „würde nach dem aktuellen Verteilungsschlüssel“ ausgeschüttet werden. Da ist schon das erste Problem, das finanzschwächere Vereine haben. Aktueller Schlüssel bedeutet, dass Bayern München am meisten bekommt, dann kommt Dortmund, usw. Aber wieso sollten die Bayern bei einem Neueinstieg eines Investors mehr Geld bekommen als Eintracht Frankfurt? Und die Eintracht mehr Geld als Werder Bremen? Und Werder mehr als Darmstadt? Usw. Das Argument, dass die Vereine, die international vertreten sind, auch mehr Geld einspielen und das besser für das Renommee der Bundesliga sei, ist für mich nicht haltbar. Mit solch einem Schlüssel geht die Schere noch weiter auseinander und es wird immer sportlich immer langweiliger.
    Der ganze Wahnsinn wird nur aufhören, wenn irgendwann die Leute nicht mehr ins Stadion gehen und die Spiele im Radio verfolgen. Aber dazu boomt der Fußball zu sehr und die Leute bezahlen die Mondpreise und wenn das Wasser irgendwann 10 Euro kostet, werden die Stadien immer noch ausverkauft sein. Und die größten Gewinner sind die Spieler (auch mittelmäßige) und die Berater.
    Irgendjemand hat geschrieben, dass die Blase irgendwann platzen wird. Das glaube ich auch. Aber es wird noch Jahrzehnte dauern. Ich hoffe, dass ich das noch erleben werde.

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  5. Fabrizio Romano vor 13 Min:
    Neues PSG Angebot für Muani folgt; Verhandlungen werden in Kürze aufgenomen
    Muani macht Druck, dass es klappt, da er bereits einem 5 Jahresvertrag zugestimmt hat

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  6. Es ist zu viel Geld im Umlauf.
    Hier ist alles auf Wachstum ausgelegt, und der Fußball schaut neidisch nach England. Man möchte gerne höhere Gelder erzielen, ob man es Blase nennt, welche platzt, oder ob man es als Schraube sieht, welche immer weiter angezogen wird, ist egal.Wenn diese Schraube mal überdreht wurde, macht es knack, die Schraube ist ab. Da hilft dann auch kein Super Kleber, knack ist ab……Gesund wachsen, Hoffnung auf eine Veränderung habe ich trotzdem.

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  7. Ich bin auch so froh, dass die Liga so abgestimmt hat. War auch ehrlich gesagt etwas bestürzt, dass die Eintracht pro Investoreneinstieg gestimmt hat.

    Ja, man muss irgendwie wettbewerbsfähig bleiben, kreativ sein und neue Gelder generieren.

    Aber ganz ehrlich, wollen wir überhaupt die ganz große Weltklasse. Die Champions League hat so gar nicht zur Eintracht gepasst, Sofia auswärts hat auch viel mehr Charme als Real Madrid. Das ist alles so abgehoben, so aufgebauscht, so surreal. Irgendwann wird die Premiere League mit den Gehältern der Saudis mitziehen und die Bundesliga zieht auch wieder nach. Nein ! Dann lieber in Kauf nehmen, dass die Bundesliga keine Kanes etc mehr an Land ziehen kann und deutsche Mannschaften in der CL nix reißen. So what.

    Finde die Fan- und Stehplatz Kultur in Deutschland einmalig und würde da mit niemandem tauschen wollen.

    Und es ist schwer, wenn man verliebt in die Eintracht ist, sich zu seinem lokalen Kreisligisten zu stellen, weil da das Bier nur 3 Euro kostet und ehrlicher Fußball geboten wird und dafür den „Fußballzirkus“ rund um die Eintracht auszulassen.

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  8. Wünsche ich mir Verhältnisse wie in der guten alten Zeit im Fußball? Nein. Ja, das Thema Geld ist mir zu groß im Fußball. Aber wir machen da doch alle mit, auch in diesem Forum. Da wird schon beim Kauf eines Spielers über den Wiederverkaufswert spekuliert.

    Und Fußball im Fernsehen wie in den 80ern? Sportschau mit drei Spielen und da jeweils 6-8 Minuten? Nein. Ich will wählen was und wie lange ich schaue.

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  9. Thema Blase und platzen: Was soll schon passieren, wenn die Blase platzen sollte? Der Fussball ist nicht systemrelevant und müsste und sollte dann nicht „gerettet“ werden. Was sind die Konsequenzen? Ein paar Vereine gehen vielleicht pleite. Die Fussballer verdienen vielleicht nur noch 1/10 (und damit immer noch nicht schlecht). Ja ein paar Menschen aus den Vereinen würden arbeitslos und einige, die ihr Geld in die Vereine gesteckt haben verlieren eine Menge Geld. Gesamtwirtschaftlich sehe ich da keine Krise auf uns zukommen, sollte die Blase mal platzen.

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  10. @4:

    Der Verteilungsschlüssel ist doch noch die fairere Alternative! Wir sind hier nicht bei „Wünsch dir was“.

    Was denkt ihr denn, was die Alternative ist? Kann ich euch sagen: das die top6-vereine sich selbst vermarkten, womit sie sicherlich mehr verdienen als über Zentralvermarktung plus Schlüssel. Was meint ihr was dann der Rest der Liga aushandeln kann? Eine Liga mit Hoffenheim, Heidenheim, Augsburg und Darmstadt? Trotz fanbrille sollte eigentlich leicht einzusehen sein, dass Bayern und Dortmund sich sehr solidarisch verhalten.

    Es geht auch überhaupt nicht darum, dass wir mit der Premiere League mithalten können – die ist Lichtjahre entfernt. Es geht darum, dass Modell Bundesliga im internationalen Vergleich nicht noch weiter abschmieren zu lassen.

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  11. Ich habe mal eine bescheidene Frage:
    In der E-Mail von der SGE hiess es, daß man ab dem 23.August (10 Uhr) Tickets für das Spiel gegen Sofia ordern kann. Eben hatte ich einmal geguckt, und war „baff“, daß schon alle Tickets weg sind?!
    Das ist ja irre… und gleichzeitig habe ich schon irgendwie Schiss, daß, wenn ich nächstes Jahr wieder mit meinem Sohn ein Bundesligaspiel besuchen möchte, wir keine Karten bekomme.
    Die Eintracht hat ja nun auch wieder die Ticketbörse ins Leben gerufen… über das SGE-Forum war das irgendwie einfacher, noch an Karten zu kommen.

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  12. Also Herrschaften lassen wir doch mal die Kirche im Dorf. 2 Milliarden schön und gut aber bei 36 Vereinen für 20 Jahre ist nicht gerade eine Wahnsinns Summe etwas mehr als 2,5 Mill hallo !!! dann sollte schon ein Sponsor mit einer ordentlich Summe um die Ecke kommen

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  13. Für die zwei Milliarden hätte es ja auch nur 12,5% der Anteile gegeben. Also schon ein ordentliches Sümmchen und auch nur ein Aspekt der Zusammenarbeit – der andere war die Hilfe zur Digitalisierung um weitere Vermarktungsmöglichkeiten zu erschließen. Es ging eben nicht um Sponsoring, sondern um ein Investment. 20 Jahre hätte der Partner alles daran gesetzt die Bundesliga zu vermarkten – um selbst für eine hohe rendite zu sorgen.

    Es soll sich keiner was vormachen: das war eine faire und solidarische Lösung für ALLE Vereine den Weg in eine Zukunft zu ebnen.

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  14. Der Artikel ist mittlerweile schon alt, will aber noch meinen Senf dazu geben (hatte keine Zeit die letzten Tage).

    Ich hätte echt mit beidem leben können. Wir hätten als Eintracht Glück gehabt, denn in unserer aktuellen Phase wären wir Gewinner geworden. Vor 10 Jahren nicht. Und in 10 Jahren bei einem neuen Anlauf? Wer weiß.

    Aber selbst wenn wir nicht Gewinner gewesen wären. Dann könnten wir die Show genießen. Ggf. absteigen und zusammen mit den anderen Traditionsvereinen Liga 2 rocken. Immer als Underdog mit dem Blick nach oben. So what?

    Und wer den Kommerz gar nicht will, ich schließe mich manchen Vorrednern an und habe das vor ein paar Jahren hier schon mal ausführlich kund getan: steigt um auf Damen oder die U21. Oder schaut in Liga 4 oder drunter. Ich war letzte Woche beim Spiel gegen den OFC. Man sieht den Klassenunterschied schon. Aber als Zuschauer trotzdem super unterhaltsam und stimmungsvoll.

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