Axel Hellmann war zu Gast im Aktuellen Sportstudio. (Foto: Imago/Niko Herbertz)

Der Investoren-Deal der Deutschen Fußball-Liga (DFL) ist gescheitert, die Eintracht in der Conference League ausgeschieden. Viel zu besprechen für Axel Hellmann, der als Vorstandssprecher der Eintracht Frankfurt Fußball AG und DFL-Präsidiumsmitglied, im ZDF Aktuellen Sportstudio Rede und Antwort stand. Axel Hellmann über…

…das Conference-League-Aus: „Emotional ist der Donnerstag mit Ausscheiden in der Conference League erheblich wichtiger gewesen als die Entscheidung des DFL-Präsidiums. Wir spielen nicht so aktuell, wie ich es mir wünschen und erhoffen würde. Das tut schon richtig weh, weil diese europäischen Nächte für uns was ganz besonderes sind. Und wie wir es auf den Platz gebracht haben, war nicht diskutabel.“

…Dino Toppmöller: „Auf keinen Fall ist es ein Endspiel für ihn, keiner von uns hat ihn angezählt. Wir haben einfach draufhingewiesen, dass unser Fußball nicht gut genug ist und wir Ergebnisse brauchen werden. Das liegt in der Natur der Sache. Wir haben gegen Wolfsburg eine größere Chance, wir können Boden gut machen. Das ist unser Auftrag.“

…seine Aussage, die Eintracht habe den stärksten Kader der letzten Jahre: „Das mit dem stärksten Kader war darauf bezogen, dass wir Spieler mit enormen Potenzial geholt haben. Verletzungen, Afrika-Cup, dazu Kolo Muanis Abgang kurz vor Ende  – es gibt Ursachen. Das hat Dino Toppmöller sehr gut gemacht, dass in einer solchen Situation die Mannschaft mit 27 Punkten in den Winter geführt hat. Jetzt stottert der Motor etwas, das müssen wir lösen.“

Klubs haben es nicht geschafft den Deal zu vermitteln

…den gescheiterten Investorendeal der DFL: „Es bahnte sich ehrlicherweise schon 2,3 Tage vorher an, wie die Stimmung am vergangenen Wochenende war. Es haben immer mehr Vereinsvertreter sich bei mir gemeldet und gesagt: wir müssen raus aus dieser Sackgasse. Ich bin jemand, wenn ich weiß, es geht nicht weiter, der lieber die Tür zu macht und nach vorne schaut. Wir freuen uns, dass wir wieder Spiele haben, die nicht unterbrochen sind. Es war eine Menge Druck auf einigen Klubvertreter. Das wichtigste war: sowohl Fans auch Offizielle, alle die den Fußball lieben, haben sich nicht gut gefühlt in der Gesamtsituation.“

…die Gründe für den gescheiterten Deal: „Es ist in der Summe ein komplexes Thema. Eine wesentliche Ursache ist, dass die 36 Klubs der DFL, es nicht geschafft haben, die Vorteile und Notwendigkeit des Modells und die roten Linien, die wir vorgesehen haben, zu vermitteln. Es hat in der Ausformung eine Menge Wendungen genommen, die zum Aus gesorgt haben. Wir hatten im Mai 23 einen gescheiterten Deal, der war in der Struktur her sehr ähnlich. Er war bereinigt, auf den Wunsch einiger Klubs hin, die in der Vermittlung des ersten Deals nicht funktioniert haben. Wichtig ist zu wissen: Wir als Eintracht, Bayern und Dortmund, waren nicht begeistert von dem kleinen Deal. Hätten gerne einen größeren Deal. Nach dem Sommer sind viele Klubs gekommen und haben gesagt, das kann doch nicht das Ende des Prozesses sein. Vier Wochen vor der Abstimmung hatte der Deal 30 Stimmen. Die DFL hat den Deal in Klubrunden in der Struktur offengelegt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man es als DFL transparenter hätte machen können.“

„Wir haben andere Baustellen“

…die Gründe, weshalb Eintracht-Fans sich nicht am Protest beteiligten: „Wir haben aktuell eine Diskussionslage mit anderen Themen wie dem Heimspiel gegen Stuttgart – die gewalttätigen Übergriffe gegenüber Ordnern und den Polizeieinsatz, der eskalierte. Es gibt zusätzlich hohe Strafen wegen Pyrotechnik. Wir haben andere Baustellen. Wir haben als Eintracht Frankfurt nicht erst angefangen in Zeiten von Krisen oder großen Themen den Draht zur aktiven Fanszene zu suchen. Wir haben über viele Jahre eine gute Kommunikation, die sehr kontrovers ist, aber mir die Möglichkeit gegeben, die Inhalte, roten Linien und Möglichkeiten frühzeitig zu hinterlegen. Es gibt ein gewisses Vertrauen. Diese Glaubwürdigkeit ist etwas, was an anderen Standorten dem ein oder anderen Verantwortsungsträger gefehlt hat. Wenn ich meinen Fans sage, die roten Linien verteidigen wir, dann wird das zumindest bei Eintracht Frankfurt geglaubt.“

…zu Martin Kind und den Protesten: „Ich weiß es auch nicht. Es gibt eine gewisse Mutmaßung bei den Fans, Medien und Vereinsvertretern. Das ist ein Grundproblem, dass gerade die 24 Stimme in Zweifel gezogen werden. Da fehlt es der Legimität. Es war trotzdem so, dass eine deutliche Mehrheit den Deal gewollt hat. Es war keine Minderheit, die einen Deal durchdrücken wollte. Körperliche Übergriffe gegenüber Vereinsvertretern sind mir nicht bekannt. Ob Fadenkreuze oder Spruchbände waren oder der ein oder andere hat mal Post bekommen, da gab es schon mal härtere Tonalitäten. Wer im Fußball tätig ist, der muss das abkönnen.“

…alternative Finanzierungskonzepte: „Ein Darlehen mit vier, fünf Prozent würde ich sofort nehmen. Es gibt aber kein Darlehen für diese Summe, sondern für 10 bis 14 Prozent, weil wir es nicht besichern können. Wir können nicht einfach Fremdkapital aufnehmen zu Konditionen wie bei einem Hausbau. Das ist Hochrisikokapital. Wir müssten die Milliarde mit einer Zinsbelastung von 10 bis 14 Prozent zurückzahlen. Das macht alles viel teurer. Die dritte Variante neben Investor und Darlehen wäre die Binnfinanzierung. Heißt, wir reduzieren die Ausschüttung und investieren in die Zukunft. Das hört sich gut an. Bei Eintracht Frankfurt würde das eine zweistellige Millionensumme bedeuten, die wir im nächsten Jahr weniger hätten. Bei einem Zweitligisten eine Summe von 3,4 Millionen Euro. Die, denen es besser geht, würden damit weniger Probleme haben. Es würde genau den Spagat verstärken. Die Stärke des Deal, wie wir ihn vorhatten, war die Stärkung der Zentraleinheit DFL, um die Spreizung nicht weiter Vorschub zu leisten und dem Rattenrennen auf Klubebene einen Riegel vorschieben können. Eine Vision wäre, dass wir auf der Grundlage von 50+1 und der Basis, was wir uns fankulturell erarbeitet haben, einen Wachstumsweg finden, der zu uns und unsere Kultur passt. Die Diskussion, welche Ziele haben wir für die Liga, ist nie geführt worden. Ich habe schon vor Jahren gesagt, dass wir diese Diskussion führen müssen, sonst kann die Klammer um die Liga nicht stabil stehen.“

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13 Kommentare

  1. Bockstarker Auftritt von Hellmann. Wie klar und deutlich er kommuniziert hat, Chapeau. Da kann sich die Eintracht glücklich schätzen so einen Mann in den eigenen Reihen zu haben.

    Auf viele weitere gemeinsame Jahre !

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  2. Top Mann . Er denkt langfristig und steht dafür ein um den Verein besser zu machen. Auch immer mit einem offenen Ohr für die Fans, wie auch auch schon erleben durfte. Ich mag seine Klarheit und man weiß immer woran man beim ist.

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  3. „Kein Endspiel“ – Ja genau, lasst ihn ruhig den Rest der Saison auch noch gegen die Wand fahren.

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  4. Ein sehr sachlicher und souveräner Auftritt ohne diplomatisches Rumgeeiere. An diesem Satz wird er sich messen lassen müssen: „Ich bin jemand, wenn ich weiß, es geht nicht weiter, der lieber die Tür zu macht und nach vorne schaut.“ Schaut er bei einem weiteren Grottenkick heute weiter zu oder schließt er die Tür?

    Gruß SCOPE

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  5. Ein super Auftritt und sehr interessant, dass er sagt, dass die eigene Fanszene gerade andere Themen hat und es da scheinbar Gespräche zur Aufarbeitung der Probleme gibt. Das ist natürlich auch sehr allgemein gehalten und als Fan der unter den Krawalltaten, Pyro etc leidet, würde ich mir da viel mehr Transparenz wünschen… aber es scheint im Hintergrund sich was zu tun. Hoffentlich im positiven Sinn, weil wir nicht dauerhaft Millionen für Strafen erwirtschaften sollten/müssen

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  6. Souveräner Auftritt- was will er auch anderes machen als Boss?

    Mal sehen ob er dieser Meinung auch noch nach dem Auswärtsspiel beim BVB ist?

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  7. Hellmann ist einfach ein echter Typ.
    Smart, eloquent, homemade, gehört praktisch zum SGE-Inventar und nicht gerade mit wenig Selbstvertrauen ausgestattet.
    Dass wir den bei uns haben, ist ein großes Ding. Natürlich gelingt nicht alles, er bleibt am Ende dann auch nur ein Mensch, aber es gelingt ihm schon sehr viel.

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  8. Bin einen Tag nach dem blamablen Auftritt gegen die Belgier hinter einem Pkw hergefahren, den der Eintracht-Aufkleber zierte:

    “ Ich fand uns schon gut, als wir noch schlecht waren. “

    Jetzt ist es wieder soweit. Mir geht solch bedingungslose Liebe (leider ?) ab. Dann doch lieber Diva. Heute wäre ein guter Tag mal auf Migräne zu verzichten…

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  9. Bei allen momentanen negativen Vibes um unsere Eintracht ist es erfrischend Axel so wahrzunehmen. Zunehmend mit der PK und so steigt bei mir sogar die Hoffnung das wir heute wirklich n anderes Gesicht sehen werden.
    Wenn man mal ehrlich ist, hatten alle unsere Trainer so n Lerneffekt. Bei Adi wars gegen Stuttgart mit der Büffelherde. Bei Oli wars der weggedroschene ball gegen Piräus.
    Und auch diese hatten ihre negativen phasen. Wo alle ihrern Kopf forderten.
    Dino muss halt seinen Moment finden. Und das molto Presto.
    Lassen wir uns überraschen was heute passiert.

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  10. Einerseits finde ich gut, dass bei uns kein Aktionismus ausbricht. Man braucht ja auch eine solide Alternative. Andererseits finde ich die taktischen Entscheidungen von DT schon seit Herbst sehr fragwürdig. Er hat die Defensive super stabilisiert und dann aber irgendwie verpasst die Mannschaft darauf aufbauend offensiv richtig einzustellen. Die Änderungen und Wechsel wirken beliebig und viele Spieler werden recht wahllos hin jnd hergeschoben. Etwas hat das von Fusballmanger Simulation. Ich habe einen MF Spieler mit 90er Stärke und wenn ich 3 5 2 aufstelle, kann ich ihn auf jeder der 5 Positionen aufstellen und er bringt ne 90er Leistung. Geschieht mit Götze, Ebimbe, Knauff in etlichen Spielen.

    Das lässt mich nicht dran glauben, dass, dass DT dem Kader taktisch gewachsen ist. Problematisch ist der Stimmungsabfall in der Fangemeinde. Heute muss überzeugt werden und die kommenden 3 Spiele auch.

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  11. @10

    Da spricht du was wahres an. Jeder fan fühlt sich momentan wie im Winterschlaf modus.

    Du hast Recht, momentan spricht echt nix für Dino, daher kann man eigentlich nur positiv überrascht werden. Hatte mir schon zur HZ gewünscht ( und da stands noch 0:0) das er dem Team sagt. Vergesst alles was ich euch beigebracht habe…. Zerfleischt die einfach.

    Vlt klappts ja wirklich so …und das hoffentlich heute gegen die Radkappen

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  12. Ich finde es gut, wenn unsere Entscheider auch in solchen Phasen ruhig bleiben und strategisch denken.
    Trotzdem müssen jetzt kurzfristig Ergebnisse her, das wissen die natürlich auch.

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