Timmo Hardung ist seit Juli 2023 Sportdirektor der SGE. (Foto: IMAGO / Kessler-Sportfotografie)

Seit Juli 2023 ist Timmo Hardung bei der Frankfurter Eintracht zum Sportdirektor aufgestiegen. Seitdem ist er einer der führenden Köpfe der SGE, wenn es um die Zusammenstellung der Mannschaft und um Ab- und Zugänge geht.

Im Interview mit der „Hessenschau“ gab der ehemalige Hoffenheimer nun Einblicke in seine Arbeit bei der Eintracht und gab einiges auch von sich selbst preis. „Ich bin ein Wettkampftyp, wollte früher beim Fußballmanager alles tun, um zu gewinnen und will das auch heute noch. Als Sportdirektor mag ich es auch, den Wettkampfgedanken in einer Gruppe zu leben. Ich habe ein großes Team zu führen, mit vielen Menschen, die für ihre Aufgabe brennen. Das macht großen Spaß“, erklärte er.

Weg über die Musterung in den Sport

Dabei sollte sein Weg zu Beginn eigentlich gar nicht in Richtung Sport und Fußball gehen, wie er verriet: „Nach der Schule war meine Idee, in der Wirtschaft zu arbeiten. Ein duales Studium war meine favorisierte Lösung, aber dann hat mir die Bundeswehr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich gehörte zum letzten Jahrgang, der gemustert wurde.“ Da er aber nicht zur Bundeswehr gehen wollte, habe er ein Freiwilliges Soziales Jahr im Sport gemacht. „Also habe ich mehrere Vereine in der Nähe meiner Heimat Heidelberg angeschrieben, zwei Hockeyklubs, einen Basketballverein, zwei Rugbyvereine und die TSG Hoffenheim. Das war eher aus Jux, ich war mir sicher, dass sie einen ihrer Nachwuchsspieler nehmen würden. Aber in dem Jahr wollten sie die Stelle extern bewerben und luden mich zum Vorstellungstermin ein“, erinnerte er sich. Nachdem er in Hoffenheim genommen wurde, habe er in der Organisation und Administration an der Schnittstelle von Breitensport und Nachwuchs gearbeitet. „Ich habe beispielsweise als Co-Trainer der Bambinis gearbeitet oder in den Schulen sogenannte Ballschulen geleitet, in denen die Kinder der Region mit diversen Ballsportarten in Berührung kommen sollten“, so Hardung, der aber auch viele Dinge organisiert habe, zum Beispiel Umzüge von Spielern oder logistische Dinge. „Das waren nicht die ruhmreichsten Aufgaben, aber irgendwo muss man anfangen. Und ich habe Gas gegeben“, erklärt der 34-Jährige.In dieser Zeit habe er auch viele Kontakte geknüpft: „So habe ich beispielsweise bei der TSG Hoffenheim Julian Nagelsmann kennengerlernt beziehungsweise das erste Mal mit ihm zusammengearbeitet. Ich habe gefragt, ob ich nach Feierabend noch bei der U17 mithelfen kann. Das hatte mit meinem Job erstmal nichts zu tun, aber es hat gezeigt, dass ich investieren und lernen will.“ Mit Nagelsmann wechselte er später nach Leipzig, von wo der Weg zur SGE ging.

Stressiges Transferfenster

Hier ist er wie oben bereits beschrieben seit Juli 2023 Sportdirektor – und hatte in der vergangenen Transferphase gleich mehrere echte Brocken abzuarbeiten, als die Mannschaft der Hessen einen großen Umbruch erfahren hat. Diese Zeit werde ihm in Erinnerung bleiben, betonte Hardung: „Das Ende des Sommertransferfensters war schon stressig, nicht nur der letzte Tag mit dem Transfer von Randal Kolo Muani, wo wir nochmal viele Gespräche und Verhandlungsrunden mit PSG, mit dem Berater, mit dem Spieler geführt haben. Sondern auch die Tage davor. Markus Krösche und ich saßen täglich bis tief in die Nacht zusammen und am nächsten Morgen ging es weiter.“ Dies gehöre allerdings dazu, so der 34-Jährige, der sich auch an die Zeit danach erinnert: „Dafür war das Wochenende nach dem Transferschluss das entspannteste des ganzen Jahres. Die Transferphase war durch, es war Länderspielpause. Da haben Markus und ich mal nicht telefoniert, das ist schon außergewöhnlich.“

Wenn es um Transfers geht, arbeiten Hardung und Krösche eng zusammen, hier sind aber nicht nur die beiden, sondern auch viele andere Menschen involviert – natürlich auch der Spieler selbst. Hardung erklärte unter anderem, auf welche Eigenschaften es bei Spielern ankommt und wie sie für die SGE interessant werden. Hier betonte bereits Sportvorstand Markus Krösche in der Vergangenheit immer wieder, dass die menschliche Seite sehr wichtig sei. Dies bestätigte Hardung. „Fußballer sind in erster Linie Menschen, mit menschlichen Problemen und Herausforderungen, die die Leistungsfähigkeit beeinflussen können. Das ist sehr schwer von außen einzuschätzen und teilweise nicht abzusehen. Es kann durchaus sein, dass ein Spieler sportlich zu uns passt, menschlich einen tollen Charakter hat, aus einem guten Elternhaus kommt, gefestigt ist. Dann aber – das nur als Beispiel – Heimweh bekommt, wenn er bei uns ist. Das kann dazu führen, dass die letzten Prozent seiner Leistungsfähigkeit fehlen“, erklärt der Sportdirektor und führt weiter aus, dass man bei der SGE hier versuche vorzubeugen: „Deshalb stellen wir den Spieler, unter anderem mit einer App, sehr regelmäßig ganz einfache Fragen: Wie geht’s dir? Wie fühlst du dich? Hast du Muskelkater? Fühlst du dich bereit für das Training?“

Vor einem solchen Transfer werde aber zu Beginn klar gemacht, welcher Spieler dem Team der SGE fehle und welche Spieler hier helfen würden. „Wir definieren ein Spielerprofil, welches wir benötigen. Kurz gesagt: Innenverteidiger, Linksfuß, guter Zweikämpfer – und am Ende wird es Willian Pacho.“ Natürlich sei dies aber nicht so einfach und ein Transfer deutlich komplexer: „Dazwischen liegen allerdings viele Schritte und einiges an zeitlichem Invest. Wir sind im ständigen Austausch mit unserer Scoutingabteilung, die uns Vorschläge bereitet. Da gibt es dann die ersten Einschränkungen: Die zu erwartende Ablöse, unser Gehaltsgefüge, aber auch die Perspektive des Spielers. Ich muss spüren, woher das Feuer des Spielers kommt. Wenn wir konkrete Spieler im Blick haben, dann greifen wir zum Telefon und gehen mit den Beratern in den Austausch.“

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6 Kommentare

  1. Klingt nach Learning by Doing, ist ja erstmal nicht schlecht. Auch gut, dass er anfangs wir ein Praktikant echt Basisarbeit und die lästigen Dinge machen musste, wie z. B. Umzüge organisieren. Was aber hier nicht raus kommt ist, ob er mal in der Richtung auch aus Ausbildung oder Studium angeschlossen oder eingeschoben hat. Hat er auch woanders Praktika eingeschoben? Klingt ansonsten ja alles nett, aber irgendwie auch nicht arg erfahren oder ausgebildet. Das ist immer so lange super wie es läuft, aber wenn dann mal ne Krise ist, fehlt einem dann ein nüchterner Blick über den Tellerrand. Ich täusche mich natürlich gerne und vielleicht gibt der Artikel den Lebenslauf auch nur ohne diese ganzen Details wider.

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  2. Also, ich sehe die Orga eines Umzugs nicht als lästige oder gar unwichtige Sache.
    Wenn ein junger Mann aus dem Ausland zu uns kommt, ist es sehr wichtig, ihn von solchen Sachen erstmal zu befreien, das sollte schon professionell gelöst werden, sonst kommt er mental hier nicht an. Und auf einmal brennt die Wohnung, hatten wir alles schon.

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  3. Naja mit lästiger Basisarbeit meine ich nicht, dass sie unwichtig ist. Habe ich auch nicht geschrieben. Hat man halt nicht unbedingt Bock drauf aber ist eben fast schon das Wichtigste im täglichen Brot. Darum heißt es Arbeit.

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  4. @—-) Rob. Was erwartest du denn? Der Mann ist noch recht jung und kann noch keine 20 Jahre Berufserfahrung haben…. Warum magst wissen ob er woanders Praktika eingeschoben hat? Er war in Hoffenheim und in Leipzig, beide Arbeitgeber sind der Eintracht weit voraus gewesen was solche Dinge angeht, er brauch dazu keine weiteren Praktika, er hat ja dort in verschiedenste Bereiche gearbeitet. Er ist seit dem er 18/20 war in Profivereinen Tätig, sprich er hat somit aktuell 14! Jahre Erfahrubg in der Operativen.
    Oftmals wird in solchen Positionen der Deckel mit ehemaligen Profis draufgemacht. Die haben in der Regel wenig bis keine Ahnung, denn die bekommen sogar das Schuhe binden an der c Jugend abgenommen. Müssen mir irgendwie schauen pünktlich zum Treffpunkt zu kommen. Bei vielen ist es die größte Aufgabe einen Promi Friseur rechtzeitig ins Hotel zu holen damit sie gut aussehen. Jetzt kommt ein Artikel über TH und man hinterfragt alles, verstehe ich nicht.
    Er ist jung und sammelt jeden Tag Erfahrung, gut finde ich, dass Krösche ihn an die Hand nimmt und ich wette dass th wichtiges nicht allein entscheiden darf, dass alles abgestimmt wird und ist, langsam aufbauen… vollkommen richtig so. Ich beobachte den Jungen seit dem er da ist…. Er wurde behutsam aufgebaut und wird nun ab und an mal ins Rampenlicht gestellt… danach wieder zurück ins Glied…. Alles gut. Mir muss er keine weiteren Praktika nachweisen….

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  5. @5. handkaesbubele

    Passt schon alles. Das Umfeld wird ihm da auch sicher unter die Arme greifen. Und klar bekommt er hier die Chance! Da ist es. Vielleicht wie bei den Spielern, jung, talentiert, nicht das höchste Gehalt.

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