Trainer Oliver Glasner (2. v. li.) mittendrin: Die Eintracht jubelt beim Spiel gegen Union Berlin nach dem Siegtor in der Nachspielzeit durch Evan N’Dicka. (Bild: IMAGO / Kessler-Sportfotografie)

Die Eintracht hat es schon wieder getan. Erneut trafen die Frankfurter entscheidend in der Nachspielzeit. Somit sprang am Sonntag gegen Union Berlin ein 2:1 (1:0)-Heimsieg gegen die Hauptstädter heraus. Lange nach Erklärungen wollte Trainer Oliver Glasner nach dem Spiel nicht für die Last-Minute-Tore seiner Truppe suchen. „Wenn es läuft, dann läuft es. Dann sollte man es auch laufen lassen“, sagte er zu dem bereits fünften Treffer im sechsten Spiel, der nach Ablauf der regulären 90 Minuten fiel. Ansonsten sah der Coach das große Ganze beim ersten Heimsieg der Saison: „Mich freut nicht nur das Tor in letzter Sekunde, sondern auch die spielerische Leistung.“

Diesmal war es Innenverteidiger Evan N’Dicka, der in der Nachspielzeit entscheidend traf (90. +5). Nachdem er nach rund einer Stunde noch etwas stümperhaft zu Werke gegangen war, Taiwo Awoniyi im Strafraum umtrat und Max Kruse daraufhin den fälligen Foulelfmeter zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich verwandelte (62.), machte N’Dicka seinen Fehler also wieder mehr als gut. „Plötzlich taucht unser linker Innenverteidiger vorne auf mit einem Luftstand wie Michael Jordan zu seinen besten Zeiten“, beschrieb Glasner den sehenswerten Kopfballtreffer des Franzosen, der damit seine bis dahin gute Leistung trotz des verursachten Elfmeters krönte.

Auf dem richtigen Weg

Glasner hatte nach der Partie aber nicht nur wegen des Berlin-Spiels Lob für N’Dicka über. „Er ist gerade sehr stabil“, wusste der Österreicher zu berichten. Der 22-Jährige habe einen großen Schritt nach vorne gemacht. Dabei könnten die Leistungen von N’Dicka sinnbildlich für die der gesamten Mannschaft stehen, die sich spielerisch auf dem richtigen Weg befindet und deutliche Fortschritte gemacht hat. „Gewisse Abläufe werden immer klarer“, erläuterte Glasner und nannte als Beispiel das Positionsspiel seiner Jungs. Die Räder greifen also immer mehr ineinander. Das liegt mitunter daran, dass genau wie N’Dicka auch andere Spieler einen Schritt nach vorne gemacht haben. So nannte der Trainer Neuzugang Jesper Lindström. Auch mit Daichi Kamada, Rafael Borré und Makoto Hasebe zeigte sich der Coach zufrieden. Wichtig war es Glasner aber nicht nur die erste Elf, sondern die gesamte Truppe mit ins Boot zu nehmen: „Wir agieren immer als Mannschaft. Damit meine ich nicht nur die Spieler, die in der Startelf stehen“, hob Glasner hervor und fügte an: „Wir sind eine verschworene Einheit. Das brauchen wir auch.“

Die Fortschritte der Adler waren auch beim Sieg gegen Berlin zu beobachten. So tat sich Glasner nach der Partie schwer damit, einen einzelnen Spieler herauszuheben. Er stellte das gesamte Team in den Vordergrund und sprach von einer „tollen Mannschaftsleistung“. Der Trainer habe eine „sehr, sehr gute“ erste Hälfte gesehen, in der Djibril Sow in der 22. Minute zur 1:0-Führung getroffen hatte. Immer wieder seien gegen einen top organisierten Gegner gute Lösungen gefunden worden. Einzig das Ergebnis hätte zur Pause ob der Überlegenheit höher ausfallen können. Trotz anfänglicher Passivität in Durchgang zwei und Ausgleichstreffer habe das Team wie schon so oft in dieser Saison nicht aufgesteckt: „Was uns wieder mal ausgezeichnet hat, ist, dass wir weiter nach vorne gespielt haben“, so Glasner.

Szenen einer Ehe

Seine Spieler würden stets bis zur letzten Sekunde daran glauben, noch ein Tor erzielen zu können. „Wir geben nie auf!“, betonte Glasner. Dabei hätte er sicherlich nichts gegen ein bisschen weniger Aufregung. „Manchmal verlieren wir dadurch die Struktur“, erklärte er und sagte weiter: „In einer Situation waren beide Sechser im Strafraum und ich bekomme wegen der Konterstärke der Berliner fast einen Herzinfarkt.“ Doch Glasner nimmt die gesundheitlichen Risiken für den Erfolg auf dem Platz anscheinend gerne in Kauf: „Allerdings würde ein Innenverteidiger auch nie den Siegtreffer erzielen, wenn die Mannschaft nicht manchmal taktisch ein wenig undiszipliniert ist.“ Zwar sei jedes Tor voller Emotionen. Wenn der Gegner keine Möglichkeit mehr habe zu reagieren, sei es aber am schönsten. So verglich Glasner die Gefühlswelt in seinem Job auch wegen der vielen Treffer in der Nachspielzeit kurzerhand mit dem Bund des Lebens: „Im Fußball macht man von Eheschließung bis Scheidung und neuerlicher Ehe alles durch. Alle Emotionen. Das ist auch das schöne. Das zeichnet den Sport aus.“

Nun trieb es die Eintracht gegen Berlin also wieder auf die Spitze und spielte mit den Gefühlen ihrer Fans. Auch wenn es oft ein Spiel auf Messers Schneide ist, der derzeitige Höhenflug gibt Trainer und Mannschaft recht. Es stimmt nicht nur ergebnistechnisch, sondern mittlerweile auch über weite Strecken der Partie auf dem Platz. Das war nach dem missglückten Saisonstart nicht unbedingt absehbar. Glasner jedoch sei vor allem wegen der Einstellung der Spieler stets zuversichtlich gewesen. Nun werde die Mannschaft für ihren fortwährenden Einsatz belohnt: „Die Jungs investieren wahnsinnig viel. Jetzt bekommen sie dafür auch viel zurück.“ 

Glasner will die „tolle Phase“ aber nicht überbewerten. „Wichtig ist, dass wir am Boden bleiben“, mahnte er. Das ist wegen der engen Ergebnisse vielleicht auch nötig. Der Trainer gab seinen Spielern zur Belohnung nun erst mal zwei freie Tage. Das sollte reichen, um wieder herunterzukommen und möglichst sicher zu landen. Ab Mittwoch soll es dann wieder mit „Vollgas“ in den Endspurt bis Weihnachten gehen. Zunächst steht dabei am Samstag (15:30 Uhr) das Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim an. Spätestens dann dürfen auch Evan N’Dicka und Co wieder abheben. 

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9 Kommentare

  1. Wir könnten am Samstach den 4. Auswärtssiech gegen eine der Top 6 Mannschaften holen – dat musse dir ma auffe Zunge zergehen lassen. Wer hätte sich dat vor 2-3 Wochen auch nur träumen lassen.

    Die Mannschaft sollte sich selbst belohnen um dann mit breiter Brust nach Istanbul zu reisen und mindestens dat Unentschieden mitnehmen.

    Immer wieder schön anzusehen, wie sich die komplette Truppe nach den (späten) Toren freut – samt Auswechselspieler – Trainerstab – Betreuer – etc. – et stimmt einfach im Moment allet.

    Ein schönen Start in die Woche euch.

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  2. Wie schön, dass OG den Glauben an die eigene Arbeit behielt und nun belohnt wird. Das ist übrigens die Definition von OG aus dem urban dictionary:
    „OG – Acronym for original gangster. Means you have a classic style or stay with the older ways instead of newer.“

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  3. Hahahaha. Durch meine Sozialisation les ich „OG“ auch immer so 😀

    Es ist eine verdammt dünne Linie zwischen Zweckoptimismus, Schönlaberei und der wirklichen Überzeugung, dass wirklich mehr mit der Mannschaft möglich ist. In der Öffentlichkeit werden Aussagen von Trainern schnell in die ersten beiden Kategorien eingeordnet und wir können alle froh sein, dass die Verantwortlichen auf die letzte gesetzt haben.

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  4. @3 Das mit der „wirklichen Überzeugung“ hab ich lange Zeit hier im Forum vermisst. Echt schade, dass die Leute negstive Stimmung verbreiten, alles verteufeln und alles ist scheiße. Angefangen vom Busfahrer bis hin zum Zeugwart. Alles in frage zu stellen und das Management ist so oder so kacke und hat alles falsch gemacht. Beste Aussage war von einigen das wir uns im Abstiegskampf befinden ei ei ei ..

    Jetzt wo es läuft sind alle die, die uns schon in der 2ten Liga gesehen haben wie Fähnchen im Wind. Auf die Art „Was Interessiert mich mein Geschwätz von Gestern“

    Auch wenn die Daumen nach unten gehen aber auf so manche Shcönwetter Redner und Fussball Experten kann ich verzichten. Ich bin auch nicht der über Experte aber die meisten meiner Prognosen haben bisher gepasst. Auch ich habe schon in dinge in frage gestellt kein Ding aber ich Zeige Flagge wenn ich falsch gelegen habe. Und wenn jetzt wieder Daumen runter gehen aber ich bin der Meinung man sollte auch mal ein Statement abgeben wenn man falsch gelegen hat. Ich hoffe derjenige der das liest auch weis das er gemeint ist. Also Feuer frei für die Daumen Runter Fraktion

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  5. @4
    Empfinde deinen Post ehrlichgesagt als etwas überheblich. Die Tabelle ist meistens eine Momentaufnahme, abgerechnet wird zum Schluss. Wo wir am Ende der Saison stehen weiß jetzt auch noch keiner. Auch nicht was in der Winterpause passiert. Es gab schon Vereine die haben sogar bei mehr Punkten als wir Ihren Trainer entlassen (Wolfsburg z.B.). Momentan haben wir ein absolutes Up, davor hatten wir doch lange ein Down und selbst die Spieler und der Trainerstab haben mehr von Abstiegskampf als Eurolegaue geredet. Wenn man sich vernünftig und konstruktiv damit auseinandersetzt , dann bleibt selbst jetzt die Erkenntnis, dass wir immer noch zu wenig Tore schießen und nicht alle Neuzugänge zünden (Lammers z.B.) und es noch einiges zu tun gibt und auch Baustellen gibt (RV, absolute Abhängigkeit von Kostic, kein torgefährlichen MS etc.). Von daher ist es schön wenn man in der großen Euphorie momentan auf die bösen Kritiker zeigen kann, aber wenn man die Spiele an sich bewertet dann gab es einfach auch Spiele die richtig schlecht waren und wo wir so oder so hätten besser spiel müssen (Hertha, Bochum, Fürth erste Hälfte etc.). Das sollte man nicht vergessen und immer wissen wo man herkommt. Nur so kann man sich m.E. auch verbessern und steigern, was wir auch deutlich getan haben.

    Nur Hurra Eintracht schreien bringt meiner Meinung nach kaum einen weiter. Es lag nicht nur an den Neuzugängen die Fortschritte gemacht haben, sondern auch daran dass sich viele alte Stammspieler gesteigert haben (Trapp, Sow, Kamada, Tuta etc.). Auch hat OG eines ausprobiert auf dem Weg dahin wo wir jetzt sind. Mittlerweile sieht man auch seine Handschrift, die aber auch einige Zeit benötigt hat.

    Insgesamt fande ich ich hier größtenteils die Diskussion überwiegend sachlich und fair. Waren hier wirklich nicht viele die hier aktiv über Wochen den Rauswurf von OG gefordert haben beispielsweise. Auch gab es genügend lobende Worte zuletzt hier zuletzt für die Mannschaft und auch OG (auch von meiner Seite). Daher finde ich dein Post sehr übertrieben. Ich sehe das Forum hier als Gelegenheit sich auch sachlich und auch mal kritisch mit anderen Fans auseinanderzusetzen. Hurra schreien und anfeuern tue ich hauptsächlich im Stadion, hier geht es mir mehr um den konstruktiven Austausch mit anderen Eintrachlern. Sein wir doch froh, dass es läuft wie es jetzt läuft als nachzutreten. Ist leider hier mittlerweile hier eine dumme Angewohnheit geworden und manche denken Sie sind bessere Eintrachtfans als andere weil Sie hier nur Positives schreiben.

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  6. Ein Forum ist ein Platz zum Austausch von Gedanken und bekanntlich „sind die Gedanken frei „.
    Natürlich erwartet man in einem Eintracht Fan Forum mehr Sympathie und Leidenschaft für die Eintracht als Kritik. Verbotenen ist Kritik aber auf keinen Fall.
    Mein einziger Anspruch ist Anstand, Respekt und Fairness, gegenüber den Personen der Eintracht und gegenüber den anderen Usern.
    Eine angemessene Wortwahl darf es bitte auch sein, wobei man als Fan auch mal über die Stränge schlagen darf.
    Hier geht es nicht um Sympathien, ebensowenig um Belehrungen, egal auf welcher Welle der einzelne gerade schwimmt.
    Forza SGE !

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  7. Glasi ist der allürenärmste und auf der anderen Seite kompetenteste Trainer, den ich bei der Eintracht in den letzten Jahren gesehen habe. Seine Zitate von oben machen ihn für mich noch sympathischer, und Fan einer solchen „verschworenen Einheit“ bin ich von ganzem Herzen.
    Die letzten Erfolge zeigen, dass er mit seiner Kompetenz und seinen Überzeugungen auch zur Eintracht passt. Die Findungsphase scheint nun weitgehend abgeschlossen. Die Baustellenlandschaft von vor noch ein paar Wochen hat sich erheblich gelichtet. Die Abhängigkeit von der Form einiger Spieler bleibt jedoch bestehen. Das dürfte aber in kaum einer Mannschaft so viel anders sein.

    Von N’Dicka bin ich schon länger überzeugt, genauso wie davon, dass sein Potenzial mit Sicherheit noch nicht ausgeschöpft ist. In der letzten Zeit sehe ich aber auch Tuta so gut wie noch nie, der genauso solide – aber halt nicht so spektakulär 😉 – spielt.
    Ich hoffe, Mannschaft und Trainer wachsen weiter zusammen und finden gute Möglichkeiten, die aktuellen Ersatzspieler zu integrieren.

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  8. @5 finde nicht das ich überheblich bin. Überheblich sind /waren einige Kommentare zur Mannschaft oder aber speziell zu Spielern. Ich sehe nicht durch die rosarote Brille aber ich bin auch nicht so pessimistisch. Klar lief /läuft nicht alles rund aber die Mannschaft hat sich die letzten Jahre so was von Etabliert. Dann der Monster Umbruch wie ich schon geschrieben habe.

    Das muss man erstmal verkraften und kompensieren. Das wir da nicht einen Kavalierstart hinlegen ist klar. Im Gegenzug zu den anderen Vereinen mussten wir ganz schön knappern. Mittlerweile finden wir uns und wie jeder auch weiß sind wir die Rückrunden Mannschaft schlecht weg.

    Genau das ist bei vielen auf der Strecke geblieben. Was ich nervt ist das Fähnlein im Wind verhalten nicht mehr und nicht weniger

    Meine Prognose ist, dass wir uns diese Saison Qualifizieren fpr die CL und ich habe keine rosarote Brille auf

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  9. @4,@5,@8

    Ich denke, das ist Fußball und wir wollen alle nur das Beste für die Eintracht. Wenns mal nicht läuft, dann macht man sich halt Sorgen. Und wenns dann wieder läuft, schäumt man über vor Glück.

    Ich finde es super, wie es gerade läuft und hoffe, dass das Team jetzt, wie bspw. in der ersten Halbzeit gegen Union, seine Stabilität findet. Hase tut dem ganzen Spielaufbau sehr gut.

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