Mijat Gacinovic kam in dieser Bundesliga-Saison siebenmal zum Einsatz.
Mijat Gacinovic kam in dieser Bundesliga-Saison siebenmal zum Einsatz.

Egal, ob die Rückkehrer nun Makoto Hasebe, Timothy Chandler, Marco Fabián oder Mijat Gacinovic heißen – das von Niko Kovac erteilte Rezept ist für alle dasselbe: „Schlafen, schlafen, schlafen!“ Der Trainer ist erleichtert darüber, dass die Partie gegen den SV Werder Bremen erst am Sonntag um 17.30 Uhr angepfiffen wird. Dieser eine Tag mehr Zeit für regenerative Maßnahmen ist viel wert, was nicht nur an den Länderspielen, sondern vor allem auch an der langen Verletztenliste liegt. Gacinovic gehört daher zu den Spielern, die sprichwörtlich in Watte gepackt werden müssen.

Der Serbe ist unter Kovac zu einem wichtigen Mosaiksteinchen herangereift. Beim letzten Heimspiel gegen den 1. FC Köln gelang ihm sein erster Treffer in der Bundesliga. Im Stile eines Klassespielers behauptete er vor dem Strafraum den Ball, passte nach Außen auf Timothy Chandler, dessen Flanke dann den Kopf des zielstrebig eingerückten Mittelfeldmannes fand. So groß die Freude danach war – an die Wichtigkeit seines ersten Pflichtspieltreffers reichte dieses Tor nicht heran. Gacinovic blickt noch einmal zurück auf die zwei Monate von März bis Mai, die er selbst als „sehr stressig“ bezeichnet. Es war der Zeitpunkt, an dem die Karriere des 21-Jährigen in Frankfurt langsam Fahrt aufnahm. In der Relegation gegen den 1. FC Nürnberg war er an den beiden wichtigen Treffern beteiligt. Im Hinspiel gelang ihm das 1:1, im Rückspiel bereitete er das Siegtor von Haris Seferovic vor.

„Kovac hat mir die Chance gegeben und die wollte ich unbedingt nutzen. Ich war motiviert und habe gut gespielt“, freut er sich, inzwischen sehr passabel Deutsch sprechend, über seinen Beitrag zum Klassenerhalt. Gacinovic gehört zu der Sorte Spieler, die mit Ausnahmesituationen gut umgehen können: „Für mich ist es besser, wenn viel Druck da ist. Da kannst du alles geben und es ist leichter, sich zu motivieren.“ Zu Beginn seiner Zeit tat sich der U21-Nationalspieler, der sich mit Serbien für die Europameisterschaft in Polen qualifiziert hat, bei der Integration sehr schwer.

Problematisches Verhältnis zu Ex-Coach Veh

Gacinovic kam vergangenen Sommer für rund 1,2 Millionen Euro von FK Vojvodina, wo er zuvor Stammspieler und Kapitän war. Bei der Eintracht musste sich der Allrounder hinten anstellen und wurde von Ex-Coach Armin Veh nur selten berücksichtigt. Talentiert, aber zu klein und schmächtig lautete die Ansage, wenn nach dem Offensivmann gefragt wurde. „Dass ich nicht gespielt habe, war sehr schwer für mich. Dann wurde ich auch noch krank„, denkt er an diese komplizierte Zeit zurück und fügt vielsagend an: „Den einen Trainer liebst du, den anderen nicht. Mit Niko habe ich ein super Verhältnis.“

Vergessen! Was bei der Eintracht und den Spielern jetzt zählt, ist das, was vor ihnen liegt. Kovac hat in kürzester Zeit vieles verändert und mit einem klaren Konzept überzeugt. Die Frankfurter stehen hinten stabil und sind im Spiel nach vorne unberechenbarer geworden. Für diese Flexibilität in vorderster Reihe steht auch der Name Gacinovic. Der Trainer lasse den Offensivakteuren die nötigen Freiheiten, wenn sie am Ball sind. „Aber wenn wir den Ball verlieren, müssen wir schnell auf unsere Positionen zurück“, erklärt der Flügelspieler, der am liebsten hinter den Spitzen spielt: „Ich liebe die Zehner-Position.“ Als Kampfansage oder Forderung will er dies allerdings nicht verstanden wissen: „Ich spiele dort, wo der Trainer mich aufstellt.“

Gacinovic sieht die Eintracht bereit für den nächsten Schritt

Gegen Bremen will Gacinovic wieder mithelfen, einen „guten Fußball“ zu spielen. „Wir haben eine gute Mannschaft und sind topfit“, schwärmt er. Sollte die Begegnung in der Hansestadt tatsächlich siegreich gestaltet werden, könnte es einen neuen Kurs geben. Er nimmt das Wort „Europa“ vorsichtig in den Mund, schwächt allerdings sofort etwas ab: „Es gibt viele gute Mannschaft in der Bundesliga.“ Die Hessen gehören in dieser Spielzeit bislang zu den besseren Teams. Platz sieben mit 18 Punkten sind eine starke Bilanz – im vergangenen Jahr hätte die Eintracht damit den vierten Rang mit vier Zählern Vorsprung auf den achtplatzierten belegt.

Der Blick auf die Tabelle ist jedoch nur eine Momentaufnahme. Wichtiger als die derzeitige Platzierung ist die Begegnung am Sonntag im Weserstadion. Gacinovic erwartet, dass die Mannschaft etwas vorsichtiger als vor heimischer Kulisse agieren wird: „Du kannst nicht gegen alle gleich spielen. Jedes Spiel auswärts ist schwieriger als ein Heimspiel.“ Der positive Trend ist dem Nationalspieler jedoch auch aufgefallen: „Wir spielen auswärts immer besser.“ Die riskante Spielweise des Dribblers hilft dabei, Lücken zu reißen – auch wenn es manchmal schief geht, wie etwa vor dem 0:1 gegen den SV Darmstadt 98. „Ich gehe gerne ins Risiko und ins 1 gegen 1“, erzählt Gacinovic und gibt zu, dass seitdem etwas vorsichtiger agiert: „Ich will keine unnötigen Ballverluste mehr haben.“ Dank Kovac und den Mitspielern hat er diesen Fehler schnell vergessen: „Sie haben viel mit mir gesprochen. Das hat mir sehr geholfen.“ 

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6 Kommentare

  1. Tja, ist einer der wenigen bei uns, den ich einfach mal mit Gehalt zuschütten würde, um einen langfristigen Vertrag ohne Klauseln auszuhandeln, bei allem Risiko was es gibt, wenn die Karriere stagniert. No risk no fun!

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  2. Und ich möchte mal die sachlichen und defensiven Kommentare Gacinovic’s herausheben, der mit gerade mal 21 Jahren schon fast weise argumentiert und kommentiert. Da ist nichts überschwengliches und euphorisches enthalten, dass sich bei Nichtgelingen als Bumerang entwickeln könnte, sondern viel Herzblut und Engagement. Er kommt sehr symphatisch rüber. Weiter so und Sonntag im Kollektiv alles geben! ForzaSGE

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  3. Eine der besten (festen) Verpflichtungen der letzten Jahre. Ich bin froh, dass er jetzt einen Trainer hat, der das auch sieht. @Grantler, da bin ich bei dir. Das Gehalt von Medo und Flum on Top draufgeben, Vertrag verlängern und die anderen beiden ziehen lassen.

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  4. Vor allem seine Erkenntnis (Erlaubnis von Kovac liegt vor.), dass bei einer siegreichen Gestaltung des Spiels in Bremen ein neuer Kurs ausgerufen werden könnte, trifft den Nagel auf den Kopf. Ich hoffe nicht, dass er die alte Eintracht kennen lernt. Nämlich die, dass man grundsätzlich Spiele vergeigt, die den nächsten Sprung hätten bedeuten können. Bitte wenigstens 1 Punkt, damit der Flow anhält.

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  5. Naja, wie man sich- obwohl ein Unentschieden ausreichend gewesen wäre- gegen grottige Bremer mit einer Niederlage für die Relegation qualifizierte, das weiß er noch. Diese Eintracht kennt auch Mijat schon!

    Gruß SCOPE

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  6. Wenn er noch lernt nicht zuviele Dribblings zu verlieren, sich besser anzubieten und den Raum der sich ihm bietet zu nutzen, dann werde ich in die Lobeshymnen hier einstimmen. Soll heißen er ist gut und genau richtig für uns, aber noch mit Luft nach oben.

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