Fredi Bobic fordert ein lebenslanges Stadionverbot, für Leute, die sich im Stadion rassistisch äußern. (Bild: Heiko Rhode)

Fredi Bobic ist ein Mann klarer Worte. Der Sportvorstand von Eintracht Frankfurt hat eine klare Haltung zu vielen Dingen. Besonders deutlich wird er aber, wenn es um Rassismus geht. Bobic war am Sonntagabend zu Gast in der Talkrunde bei „Sky90“ und sagte mehr als einmal in aller Deutlichkeit, dass Rassismus in unserer Gesellschaft nichts verloren hat – schon gar nicht im Fußballstadion. Außerdem sprach er über die Zukunft von Trainer Adi Hütter und erklärte, wie er neue Spieler sucht und findet. Wir haben die wichtigsten Aussagen für euch zusammengefasst.

Das sagte Bobic über….

… die Europa-League-Abende:

„Es ist etwas sehr Außergewöhnliches und etwas Schönes, so etwas mitzuerleben. Ich hatte es vorher auch nicht immer so im Blick. Als wir uns nach dem Pokalsieg gegen die Bayern für Europa qualifiziert haben, haben wir das erstmal total vergessen im Augenblick des Triumphs. Dann war aber die Aufgeregtheit und Vorfreude riesengroß. Ich habe dann das erste Mal gespürt, was es bedeutet, mit Frankfurt im Europapokal zu spielen. Dass das hier so gelebt wird, hat mich in der Form dann auch überrascht. Die letzte Saison war in der Europa League atemberaubend. Wir haben sehr viel für diesen Wettbewerb gemacht – aber auch für uns selbst. Wir waren sportlich äußerst erfolgreich. Und dieses Jahr geht‘s einfach so weiter. Man hat das wieder gegen Salzburg gemerkt: Das Licht geht an und es ist unfassbar. Das ist etwas sehr Spezielles.“

… „Nazis raus!“-Rufe am Donnerstagabend:

„Das war ein sehr starkes Signal, dass die Masse die einzelnen Unruhestifter zur Vernunft gebracht hat. Wir wissen nicht, wer während der Schweigeminute dazwischen gerufen hat. Viele haben gemeint, es würde aus dem Salzburger Block kommen. Das kann ich nicht bestätigen und glaube es auch nicht. Das Schöne war, dass das ganze Stadion gegen die Unruhestifter aufgestanden ist. Das ist das Wichtigste.“

… zur Rassismus-Debatte in Deutschland und im Profi-Sport:

„Wir müssen auch langsam laut werden. Es ist an der Zeit, dass wir das nicht mehr einfach so hinnehmen. Ich bin ja nicht der typische Deutsche. Ich habe das alles auf dem Platz auch erlebt. Das wurde in der Gesellschaft aber so hingenommen. Ich war halt der Jugo. Es gab ‚schöne‘ Schimpfwörter und Nicknames für mich. Mich hat das stärker gemacht. Es war eine andere Zeit. Hätte man damals etwas dagegen gesagt, hätten sich wahrscheinlich alle kaputtgelacht. Heute sind wir so weit, dass wir auch mal aufschreien und sagen können: ‚Halt, jetzt reicht es!‘. Wenn sich jemand, wie zuletzt beim Spiel in Münster, fehlverfehlt, dann muss man mit dem Finger auf den zeigen. Das haben die Zuschauer in Münster genau richtig gemacht. Derjenige muss dann raus. Und zwar lebenslang. Sonst gewinnen die. Ich will so Leute in keinem Stadion mehr sehen. Wenn rassistische Beleidigungen während eines Spiels passieren, kann man, wie es die Spieler zuletzt in Porto und Guimaraes getan haben, vom Platz gehen. Man kann aber auch mal ein Spiel vorzeitig beenden. Solche Dinge musst du amachen Je mehr wir darüber reden, desto kleiner wird die Schwelle der Angst, darüber zusprechen. Je mehr darüber redet, desto besser wird es. Und umso mehr wird es auch dem Fan deutlich, dass er nicht anschwärzt, sondern hilft, aufzudecken.“

… die Integrationskraft des Fußballs:

„Das zeigen wir eigentlich jedes Wochenende. Nicht nur bei Eintracht Frankfurt, sondern bei allen Bundesligisten. Es spielt bei uns überhaupt keine Rolle, welcher Religion unsere Spieler angehören oder welche Hautfarbe sie haben. Die Jungs leben und träumen miteinander von einer großes Karriere, von tollen Siegen und unvergesslichen Erlebnissen. Das ist das Schöne. Der Fußball baut Brücken. Das geht in einer Mannschaft ganz schnell. Eine Mannschaftskabine ist Integration pur. Natürlich streiten sie sich auch mal untereinander. Aber es ist dennoch eine große Gemeinschaft – auch nach der Karriere. Das durfte ich auch erleben. Wir sind eine Familie. Es ist total egal, wo du herkommst.“

… Erling Haaland vom BVB:

„Jemanden in diesem Alter so zu sehen, mit diesem Körperbau, mit dieser Geschwindigkeit, mit diesen Abschlussqualitäten – der Junge ist schon verdammt weit. Er ist hochintelligent und arbeitet viel für die Mannschaft. Er profitiert aber auch davon, dass der BVB defensiv viel klarer und stabiler gegen den Ball verteidigt und dann schnell umschalten kann.“

… Trainerwechsel im Abstiegskampf:

„Die Frage ist immer, ob der Trainer die Mannschaft noch erreicht. Wenn er das auch bei Niederlagen tut, dann kann er ruhig sechs, sieben Mal in Folge verlieren. Wichtig ist, dass das Team noch mitzieht und ihm zuhört. Und irgendwann dreht sich das dann auch wieder. Das ist das Entscheidende.“

… das Bundesligaspiel beim krisengeschüttelten SV Werder Bremen nächste Woche: 

„Sie haben einen riesigen Vorteil: Sie können sich eine Woche auf uns vorbereiten. Wir haben am Montag nicht nur Union vor der Brust, sondern auch noch das Rückspiel in Salzburg. Wir werden sehr harte Wochen haben. Es wird nie einfach, in Bremen zu spielen.“

… das Suchen und Finden guter Spieler:

„Du brauchst gute Leute, die diese guten Typen finden. Du brauchst ein gutes Team um dich herum. Alleine wirst du sie nicht finden. Natürlich braucht man auch sein eigenes Netzwerk und musst am Ende die Entscheidungen treffen. Wichtig ist aber auch, dass man diese Entscheidungen gemeinsam mit dem Trainer, dem Sportdirektor und der Scoutingabteilung trifft. Unsere Scouts machen eine hervorragende Arbeit. Manchmal kommt natürlich auch das eine oder ander um die Ecke, was nicht so geplant war. Wie zum Beispiel die Verpflichtung von Kevin-Prince Boateng. Am Ende braucht man aber natürlich auch das gewisse Quäntchen Glück, dass alles so zusammenpasst, wie man sich das vorstellt. Du wirst einen Spieler nie eins zu eins ersetzen können. Sollte ein Filip Kostic mal gehen, werden wir nicht den exakt gleichen Spielertyp finden. Denn den gibt‘s nur einmal.“

Filip Kostic war ein Wunschspieler von Bobic.

… Filip Kostic:

„Er war ein Spieler, der definitiv auf meine Wunschliste stand. Als ich ihn nach Frankfurt geholt habe, haben mich viele gefragt, was ich mit ihm will. Ich bin aber schon in Stuttgart von ihm überzeugt gewesen. Ich wusste, dass er funktionieren würde. Kein Spieler arbeitet im Training härter als er. Er ist sowas von fleißig und so ein guter Typ ist. Ich habe keine Ahnung, warum er so ein schlechtes Image hatte. Aber Gott sei Dank zeigt er bei uns sein wahres Gesicht.“

… zur Schwächephase vor der Winterpause:

„In der kalten Jahreszeit ist es uns schwer gefallen, Punkte zu sammeln. Wir haben unnötig Punkte verloren. Zwischenzeitlich haben wir auch gute Spiele gemacht und trotzdem nichts geholt, haben Rote Karten bekommen und das Thema mit Abraham in Freiburg gehabt. Irgendwann kam aber zum Glück die Pause und die haben wir diesmal auch gebraucht. Wir konnten endlich mal wieder trainieren. In der Hinserie hatten wir 31 Pflichtspiele und somit kaum mal eine normale Trainingswoche. Wenn wir mal eine normale Woche hätten machen können, war Länderspielpause und zwölf Spieler weg. Das war für uns Neuland. Gerade in einer schwierigen Phase, wenn die Ergebnisse nicht stimmen, braucht man sowas eigentlich umso mehr. Aber die Jungs haben sich super gefangen. Deswegen sind wir auch sehr ruhig geblieben. Der Trainer macht einen Top-Job. Die Mannschaft funktioniert. Wir haben bisher eine super Rückrunde gespielt.“

… Begehrlichkeiten für Trainer Adi Hütter:

„Das kann immer passieren. So blauäugig sind wir auch nicht. Ich weiß nur, dass Adi Hütter sich bei uns wohlfühlt. Das ist auch kein Spruch. Wenn er denkt, er muss sich verändern, dann wird er auf uns zukommen. Wir haben ein offenes und ehrliches Verhältnis untereinander. Das ist wichtig. Ich spüre bei ihm, dass er mit der Eintracht noch etwas erreichen möchte. Er ist erst im zweiten Jahr hier. Er tut der Eintracht sehr gut, die Eintracht tut aber auch ihm gut.“

… Niko Kovac:

„Wir haben natürlich noch Kontakt. Es geht ihm aktuell sehr gut. Aber ich bin mir sicher, dass es bei ihm demnächst auch wieder kitzeln wird. Alle denken, es geht für ihn nach Berlin. Das glaube ich nicht. Das wird er schon richtig entscheiden. Er ist ambitioniert genug, um einen guten Verein zu bekommen. Ich hoffe, dass er eine gute Auswahl hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass er auch im Ausland arbeiten kann.“ 

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13 Kommentare

  1. Was erlaubt sich bobic eigentlich?
    Die störungsrufe kamen zweifelsfrei von salzburgern. Ich habe es mit eigenen ohren gehört und auch gesten gesehen im oberrang der gästefans. Und der gipfel ist ja: das er das nicht bestätigen kann ist das eine, das er es nicht glaubt das andere. Ganz schlimm da ergo die eigenen fans zu beschuldigen! Das geht gar nicht!!! Das ist sowas von daneben!

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  2. Diese Zwischenrufe waren schlimm genug, egal von wem sie kamen. Entscheidend für mich ist ausschließlich das anschließende Aufstehen von Zehntausenden und die damit verbundenenen ‚Nazis raus‘-Rufe.

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  3. @1:
    Komm mal wieder runter. Er hat es nicht entscheiden können und ehe er nur die Gästefans verantwortlich macht, hat er es offen gelassen – ist aus meiner Sicht der richtige Weg. Wichtig war die Reaktion der anderen und die hat er deutlich hervorgehoben.

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  4. @2: Genauso ist es. Ob die Deppen aus Salzburg oder Frankfurt kamen, ist mir egal. Das diese überragende Reaktion kam, ist wichtig. Und ein klares Zeichen, Rassismus hat bei uns keinen Platz. Nur die SGE!

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  5. Ich war gegenüber und es war zu weit weg. Aber ich meine, es gab sogar im Salzburgblock anschließend Rangeleien und Geschubse. Was den Verdacht erhärtet, aber auch bestätigt dass einzelne Spinner auch dort nicht geduldet sind. Und im RB Forum (https://www.austriansoccerboard.at/topic/119542-nachbesprechung-eintracht-frankfurt-fc-salzburg-41/page/21/#comments)ist das auch Thema:

    „Und weil der Abend generell schon fürn Oasch war gibt es scheinbar ein paar hirnverbrannte A*** die bei einer Schweigeminute ihre Fresse nicht halten können! Unter aller Sau, Fremdschämfaktor hoch 100 gerade!!:mad: Und um mich selber zu zitieren: Wir sind durch die Geschichte jetzt doppelt negativ in den Medien. 1x wegen der Mannschaftsleistung, 1x eben wegen so ein paar A**!!
    Super kann ich da nur sagen das ist Publicity die wir im Verein brauchen, gratuliere!!! „SARKASMUSMODUS off“ :nein::nein::deppat:“

    Keiner im Salzburg-Forum streitet ab, dass es aus dem eigenen Block kam. Es gibt Interpretations-und Wertungsdiskurs, aber im RB Block hat wohl jemand definitiv „Gebt’s Gas“ gerufen.

    Gruß SCOPE

    Übrigens lustig ist auch, dass sich die Kommentare so ähneln. Einzelne Spieler werden gebasht, natürlich der Trainer mit falscher Taktik und dass man die Abgänge nicht adäquat ersetzt hat… 😉 Kurz: Weltuntergang, Abstieg! Der User NRW-Bulle fehlt.

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  6. Leute,
    die Steiermark liegt ganz wo anders – und das Burgenland erst recht !
    Trotzdem heute
    Forza SGE !

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  7. lol, Haarspalterei.. Ist auch scheißegal ob Steiermark Bulle oder Burgenland oder Hinterland .. witzich war es und wer sacht denn das es kein Steiermark Bulle ist..auch wenn es 270KM +/- entfernt iss : NRW liegt ja auch woanderst und trotzdem gibts den Adler davon xD

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  8. Dieter: NRW liegt ja auch (aus hessischer Sicht) ganz woanders. War schon so gewollt…

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