Der Mann für die Finanzen, Oliver Frankenbach, erklärt warum man dieses Jahr so viel Geld in die Hand nehmen konnte.

Im Umfeld der Eintracht wurden teilweise Bauklötze gestaunt, weil in diesem Sommer geklotzt und nicht gekleckert wurde. Von fast 20 Millionen Euro Ablöse ist die Rede, die zwar durch diverse Abgänge relativiert wurde, aber dennoch die höchsten Transferausgaben der Vereinsgeschichte darstellen. Vielerorts wurde schon gemunkelt, dass die verschwundenen Detari-Millionen endlich wieder aufgetaucht sind. Finanzvorstand Oliver Frankenbach klärte nun die Situation auf.

Rekordtransfer über Rekordtransfer

Sieben Millionen Euro für Stürmer Sebastien Haller, zwischen fünf und sechs Millionen für Linksverteidiger Jetro Willems. Die zwei teuersten Transfers der Eintracht-Historie in einem Sommer. Vor nicht allzu ferner Zeit waren solche Summen noch unvorstellbar und vor dieser Saison griff man gleich zweimal so tief in die Tasche. Ein Umstand, der der gewachsenen Konkurrenz geschuldet ist, auf den die Verantwortlichen mehrfach hingewiesen haben: „Es gibt keinen Club, bei dem die Experten sagen: Das ist ein klarer Absteiger. Jeder versucht, mit allen Mitteln das bestmögliche heraus zu holen. Und vor allem erst einmal, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben.“ Daraus resultiere auch eine Veränderung, die vor der Eintracht nicht halt gemacht hat: „Jeder ist auch bereit, höheres Risiko zu gehen,“ macht auch Frankenbach gegenüber der „FNP“ nochmal klar, dass die Risikobereitschaft notwendig war, um sportlich konkurrenzfähig zu bleiben.

Erstmals wird man in diesem Jahr die 40-Millionen-Marke im Etat knacken, was ebenfalls historisch für die Frankfurter ist, aber dennoch in Relation gesehen werden muss: „Wir werden die 40 Millionen Euro knacken. Auch das muss man aber in Relation setzen. Bei der Lage in der Liga ist das nicht astronomisch. Der Wettbewerb hat sich noch einmal verdichtet. Mit Stuttgart und Hannover sind zwei Mannschaften aufgestiegen, die vermutlich auch über der 40-Millionen-Marke liegen.“ Was für die Eintracht viel bedeutet, ist in Relation zu den anderen Bundesligisten eben Normalität: „Gemessen an der Vergangenheit haben wir zwar viel Geld in die Hand genommen. Aber im Vergleich mit den anderen Clubs hat sich nichts geändert. Die Verhältnisse sind die gleichen geblieben. Wichtig war für uns nach der letzten Saison, in den Kader zu investieren. Das haben wir gemacht.“

Viele Faktoren für das viele Kapital entscheidend

Doch woher das Kapital kam, was investiert wurde, ist die Frage vieler. Dass die Marke Eintracht Frankfurt boomt, betonte Axel Hellmann vor kurzem. Frankenbach erklärt, dass für den finanziellen Aufschwung mehrere Faktoren entscheidend waren: „Die positive Entwicklung bei uns liegt nicht nur an der guten Arbeit des Finanzbereiches oder an einer einzigen Abteilung. Wir arbeiten zu dritt im Vorstand, da passt eins ins andere. Es spielt vieles zusammen, angefangen mit dem sportlichen Erfolg in der vergangenen Saison, mit dem Erreichen des Pokalfinales. Der Business-Bereich ist ausverkauft, sämtliche Vermarktungsmöglichkeiten sind ausgeschöpft und im Merchandising herrscht eine Nachfrage wie nie zuvor.“ Um gleich das Lob hinterherzuschieben: „Die Kollegen im Marketing und Merchandising haben da einen super Job gemacht. Deshalb können wir auch mehr investieren.“

Aber auch der sportliche Bereich habe sich weiter entwickelt: „Dort wird anders gearbeitet als früher. Wir beschäftigen uns früher mit anstehenden Personalien.“ Dennoch sei das Zusammenspiel der einzelnen Kernbereiche des Vereins entscheidend: „Das ist ein Kreislauf. Man darf die anderen Bereiche nicht vernachlässigen, da man sonst in diesen Bereichen abgehängt wird und einem Möglichkeiten entgehen, die dann wieder in den Kader investiert werden können.“ Entsprechend könne es in Zukunft auch Phasen geben, in denen mehr in die Infrastruktur investiert wird.

Transfererlöse auf der Agenda – Besser als Platz 11 das Ziel

Und dann ist da ja auch noch der Faktor Transfererlöse, die langfristig auch auf der Agenda stehen: „Wir wollen natürlich auch Erlöse auf dem Transfermarkt zu erzielen, um sie dort zu reinvestieren. Das ist ein Geschäftsmodell für Bundesliga-Clubs, nicht nur auf Marketing- oder Merchandise-Erlöse zu bauen. Auch deshalb haben wir in diesem Jahr nicht nur Leihspieler verpflichtet.“ Dennoch sei an dieser Stelle auch anzumerken, dass man damit nicht sicher planen kann: „Seriös planen kann man solche Transfereinnahmen im Fußball nicht. Es wären zusätzliche Einnahmen, die man in den sportlichen Bereich reinvestieren kann.“ Aber darüber hinaus auch eben in andere Bereiche, wie zum Beispiel der geplante Neubau der Geschäftsstelle, wenn man einmal den Fall erreichen sollte wie der 1.FC Köln und für einen Spieler plötzlich über 30 Millionen einnehmen kann.

Diese Überlegungen sind auch ein Grund, warum man dieses Jahr auf Leihverträge ohne oder mit utopischen Kaufptionen verzichtet hat, um das Heft des Handelns in der Hand zu behalten: „Es ist uns gelungen, in Leihverträgen Kaufoptionen einzuarbeiten, die wir uns in der Zukunft auch leisten können, wenn sich der Spieler so entwickelt, wie wir uns das erhoffen.“ Dann könnte es langfristig auch passieren, dass der Wunsch des 49-Jährigen, der am Samstag Geburtstag feierte, in Erfüllung geht: „Von unserer Wirtschaftskraft liegen wir wohl nun eher im unteren Drittel der Liga. Es ist aber auch immer möglich, sportlich die wirtschaftlichen Gegebenheiten zu überholen. Ich habe nichts gegen ein Missverhältnis, wenn wir in der Bundesliga besser dastehen als in der Etat-Tabelle.“ Dennoch sei die Zielsetzung trotz der starken Konkurrenz klar: „Wir wollen natürlich mindestens so gut abschneiden wie in der vorigen Saison.“ Eine Platzierung, die besser als der letztjährige elfte Platz ist, würde in diesem Jahr wohl so gut wieder jeder Fan unterschreiben.

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6 Kommentare

  1. Das, was Frankenbach erzählt, ist ja nichts Neues. Es ist das
    kleine 1 X 1 aller Bundesligaclubs.
    Unser Team gehört ja auch keinem Traditionsverein mehr – das
    macht Fischer mit Schach, Tischtennis und Sportgymnastik.
    Die Bundesligamannschaft ist Teil einer AG und damit eines reinen
    Witschaftsunternehmens mit 100 Mio Umsatz und das in einem Markt,
    wo mit harten Bandagen gekämpft wird.
    Dummerweise hängt der Erfolg der AG sehr stark von der sportlichen
    Leistung einer Handvoll ab. Das beste Beispiel erleben wir ja gerade.
    Normalerweise wären wir jetzt Tabellenführer, aber wegen ein paar
    Zentimeter und einer Unachtsamkeit diskutiert man teilweise hysterisch
    und stellt Team und Trainer in Frage.
    Aber auch wenn wir in diesem Jahr schwer in die Gänge kommen, bleibe
    ich total optimistisch. Unser Weg ist der Richtige.
    Frankenbach spricht von Platz 11, aber es ist doch kein Geheimnis, dass
    Niko und Co. viel viel mehr als Ziel haben.
    Die Planung ist doch erfahrene Leute wie Fernandes, Boateng und de Guzman
    wieder an altes Topniveau zu bringen und mit den Jungen wie Haller, Willems
    und Jovic einen großen Schritt zu machen.
    Dazu kommen unsere bereits überdurchschnittlichen Kräfte wie Hradecky,
    Abraham, Chandler, Hasebe, Fabian, Mascarell und Gacinovic.
    Gelingt das, haben wir eine Spitzenmannschaft, die wirklich vor keinem
    Angst haben muß.
    Dazu kommen noch Hoffnungen wie Stendera, Barkok, Besuschkow, Blum,
    Dadashov und jetzt Rebic. Das ist nach Bein, Yeboah, Stein und Co. der
    beste Kader den wir je hatten.
    An der professionellen Arbeit unseres gesamten Teams gibt es keinen
    Zweifel. Ich hoffe jetzt auch auf ein wenig mehr Glück für uns.

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  2. Wurden da nicht Nickel, Grabowski, Hoelzenbein vergessen?
    Oder Pezzey, Koerbel, Cha?
    ;D

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  3. Ich möchte mal genau wissen, was es bedeutet „Jeder ist auch bereit, höheres Risiko zu gehen,“! Worin besteht das Risiko? Das man einen Spieler für 5 Mio und mehr holt der dann Floppt und die 5 Mio. sind dann weg? Für mich ein tragbares Risiko. Tut weh, wenn man 5 Mio. verliert und man wird sich Kritik anhören müssen, aber so ist es halt da man keine Garantien bekommen kann, dass ein Spieler wirklich einschlägt. Oder ist mit Risiko Schulden gemeint, die dann richtig weh tun, wenn es in die 2. Liga geht. Sorry, dieser Kader so gut er sich anhört garantiert nicht, dass wir erstklassig bleiben. Und wer mehr als Platz 11 erwartet, wird sich noch wundern. Denn ohne einen Selbstläufer durch einen super Start kann man mit diesem Kader keinen 7 Platz und besser erreichen. Tja und der Super-Start wurde ja verpasst, es sei denn wir gewinnen überraschenderweise die nächsten drei Spiele.

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  4. Finde es legitim mit dem Kader, der meiner Meinung nach qualitativ und quantitativ besser (oder zumindest gleichwertig) als viele andere Mannschaften ist (Augsburg, Freiburg, Hannover, Stuttgart, Mainz, Hamburg, Bremen), einen einstelligen Tabellenplatz als Ziel auszugeben.

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  5. Und ich findes es legitim zu befürchten, dass weniger als Platz 11 rausspringt. Es wäre ein Super-Start möglich gewesen. Ist es aber nicht. Und deshalb könnte jetzt der „Selbstläufer-Rückenwind“ fehlen. Und dann möchte ich mal sehen, wenn wir in den nächsten drei Spielen nichts bis wenig holen…

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  6. jooh wenn man sich so umhört über 20 Millionen investiert und alles hofft auf Alex Meier.

    Aber das Investiert wurde merkt man schon an den Eintrittskarten. Habe heute auf meine 2 Karten fürs BvB Spiel verzichtet. Über 50€ (pro Karte) für 2 relativ schlechte Plätze. Das ist mir die Sache nicht WERT.

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