Vor kurzer Zeit hat SGE4EVER.de bereits über den Schweizer Neuzugang der SGE berichtet. Doch jetzt meldet er sich erstmals selbst zu Wort. Bodenständig, demütig und gut gelaunt – selbst als ihm ein Glas Wasser umkippt: Gelson Fernandes, der bei seinem neuen Verein die Rückennummer „5“ erhält, gibt sich bei seinem ersten offiziellen Pressetermin offen, spricht über seine Einstellung zum Leben, seine vielen Transfers und seine Spielweise.
Nein zu Dortmund – Ja zur Eintracht
Von vielen wurde Fernandes schon als „Wandervogel“ bezeichnet. Ein Blick auf die Vita verfestigt diesen Eindruck. FC Sion, Manchester City, AS St. Etienne, Chievo Verona, Leicester City, Udinese Calcio, Sporting Lissabon, SC Freiburg und zuletzt Stade Rennes. Die Frage danach, warum es den 30-Jährigen so oft wegzog, beantwortet er ganz einfach: „Ich habe immer meinem Herzen gefolgt und bin nie irgendwo geblieben, nur um mein Geld zu verdienen.“ Dabei hat er sogar ein konkretes Angebot von Borussia Dortmund ausgeschlagen, als er 2008, damals noch bei Manchester City unter Vertrag, schon nach Deutschland hätte wechseln können: „Ich habe Nein zu Dortmund gesagt, weil ich dort nicht das richtige Gefühl hatte. Drei Jahre später werden sie Meister. So ist das Leben.“ Nur einmal, gibt der Mittelfeldspieler offen zu, hat er auf seinen Verstand gehört. 2014 verlässt er den SC Freiburg nach nur einem Jahr. Gerüchten zufolge hatte sein Trainer Christian Streich Tränen in den Augen und auch er selbst hatte mit der Entscheidung zu kämpfen: „Ich war sehr eng mit Streich. Das war der einzige Moment in meiner Karriere, wo ich an mich denken musste und nicht an meine Kameraden oder den Verein.“ Über die genauen Beweggründe schweigt der ehemals im Breisgau tätigte Mittelfeld, aber er beteuert, dass ihm die Entscheidung alles andere als leicht gefallen sei. Besonders brisant ist freilich, dass er bereits am 1. Spieltag bereits wieder auf seinen alten Arbeitgeber trifft: „Ich hoffe, dass ich nach dem Spiel vielleicht mit Streich reden kann.“
Die Entscheidung, Rennes zu verlassen und zur Eintracht zu wechseln war ebenfalls eine des Herzens. Fernandes musste vor der Unterschrift unter seinen vermutlich letzten großen Vertrag zu einem besonderen Mittel greifen: „Ich habe ein Papier genommen, pro und contra aufgeschrieben und mich gefragt, was ich machen soll.“ Die sportliche Situation, die Stadt, was auch für seine Familie wichtig sei, aber auch die Frage, wo er sich selbst noch weiterentwickeln und einem Team helfen kann, waren neben dem Spaßfaktor entscheidende Aspekte, um am Ende trotz anderer Angeboten eine Entscheidung zu treffen: „Ich wollte eine letzte Herausforderung haben und habe mich am Ende deshalb für Frankfurt entschieden. Ich denke, dass ist hier der richtige Ort.“
Ein demütiger Leader: „Ich habe ein super Leben“
Ausschlaggebend waren auch die Informationen, die er über aktuelle oder ehemalige Teamkollegen eingeholt hat: „Ich habe mit Christoph Spycher und auch Pirmin Schwegler gesprochen. Er waren beide glücklich und Kapitän in Frankfurt.“ Auch mit Haris Seferovic habe er gesprochen: „Und ich habe nur Gutes gehört.“ Alles Spieler, die er aus der „Nati“ kennt. Dort gehört er, auch wenn er selten von Anfang an spielt, zu den absoluten Führungsspielern, vor allem abseits des Platzes. 2014 hatte der Eidgenosse das Gefühl, dass die Atmosphäre innerhalb des Teams kurz vor der Weltmeisterschaft nicht allzu gut sei und kurzerhand die Initiative ergriffen: „Ich habe Briefe geschrieben, sie in die jeweiligen Sprachen übersetzt und den Jungs gegeben.“ Das alles wohlgemerkt, ohne seinen Trainer Ottmar Hitzfeld zu informieren. Die Schweizer schafften es im Anschluss bis ins Achtelfinale und schieden dort erst kurz vor dem Ende der Verlängerung mit 0:1 gegen Argentinien aus.
Mit jungen Spielern zu arbeiten und sie anzuführen, ist der 64-fache Nationalspieler gewohnt. In Rennes hat er unter anderem auch mit Ousmane Dembele zusammengespielt, der mittlerweile beim BVB als eines der Top-Talente im europäischen Fußball gehandelt wird: „Dort habe ich viel Spaß gehabt.“ Wegen seiner Dolmetscherkünste (er spricht sieben Sprachen, lernt die achte) sieht er sich bei der Eintracht ebenfalls in der Veranwortung: „Ich freue mich sehr darauf mit den jungen Spielern zu arbeiten und sie weiterzuentwickeln.“ Fernandes ist ein potentieller Führungsspieler, auch wenn ihm diese Fähigkeit nicht qua Geburt in die Wiege gelegt wurde: „Aber ich war immer ein Leadertyp.“ Und eine Persönlichkeit, die stets mit guter Laune vorangeht. Die Gründe hierfür liegen vor allem in der Demut des Defensivspielers: „Ich habe ein super Leben, fußballerisch einen Traum erlebt, viele schöne Erfahrungen gesammelt und für gute Vereine gespielt. Meine Familie und ich sind gesund. Ich bin einfach glücklich. Und das ist nicht immer so im Leben.“
Fernandes lobt schon jetzt den Teamgeist
Glücklich ist er auch mit seinem neuen Team. Drei Tage ist die Vorbereitung nun alt, einige Einheiten wurden absolviert und er kann nur positives berichten: „Die Mannschaft hat einen guten Teamgeist. Wir haben eine gute Truppe.“ Sicher werde das Team während der Saison auch mal negative Zeiten erleben, aber „da müssen wir eng zusammenbleiben.“ Auch die harte Vorbereitung, die er aus seiner Zeit in Freiburg und Italien ebenfalls kennt, macht ihm keine Angst: „Der Staff hat einen klaren Plan. Aber es gibt keine andere Lösung, wenn du Erfolg haben und fit sein willst.“ Fernandes bringt neben seiner Freundin auch seine siebenjährige Tochter mit nach Frankfurt: „Eine Wohnung haben wir noch nicht, aber meine Freundin ist unterwegs.“ Freundlich wird er darauf hingewiesen, dass ein Umzug nach Offenbach tunlichst vermieden werden sollte. Der Schweizer nimmt es mit Humor und verspricht, bei seiner Wohnungssuche einen Bogen um die Stadt des SGE-Rivalen zu machen.
3 Kommentare
Klingt sehr sympathisch - scheint wohl die Linie von Kovac zu sein. Mit Seferovic und Rebic sind die "Bad Boys" raus und mit Haller und Fernandes Teamplayer reingekommen. War zwar ein grosser Fan von Rebic, lasse mich aber gerne eine besseren belehren!
aha unser Aymen hat genetzt und in der ersten halbzeit hatte er auch ne klasse Szene
is zwar nur gegen Holland aber immerhin ^^
Ich freue mich schon auf Fernandes! Der kann passen, sehr sympathisch und wohl ein Führungsspieler, von dem die Youngsters profitieren können.
Und Glückwunsch an Aymen.
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