Jermaine Jones und Patrick Ochs suchten ihr Glück bei anderen Vereinen,
Jermaine Jones und Patrick Ochs suchten ihr Glück bei anderen Vereinen,

Im ersten Teil unseres Überblicks über den Werdegang ehemaliger Eintracht-Nachwuchsspieler haben wir gestern die Karriere von Marc-Oliver Kempf, Marko Marin, Cenk Tosun und Sebastian Rode unter die Lupe genommen. Heute wollen wir uns anschauen, wie es Patrick Ochs, Jermaine Jones und Sebastian Jung ergangen ist, nachdem sie die Eintracht verlassen haben. Außerdem werfen wir einen Blick auf den „Stein des Anstoßes“, Sonny Kittel, und seine Jahre im Trikot der Adlerträger.

Patrick Ochs

Zeit bei Eintracht Frankfurt: Die Verbundenheit mit Eintracht Frankfurt war Patrick Ochs bereits in die Wiege gelegt, da sein Onkel Thomas Klepper in den 1980er-Jahren für die SGE aktiv war. Der gebürtige Frankfurter Ochs kam als Siebenjähriger zur Eintracht und durchlief alle Jugendmannschaften. 2002 wechselte er zu den Amateuren von Bayern München und kam unter Trainer Hermann Gerland zu 25 Spielen. Nach seiner Rückkehr zur SGE im Jahre 2004 wurde er bald fester Bestandteil des Profiteams und absolvierte bis 2011 insgesamt 202 Spiele und wurde Kapitän, Leistungs- und Sympathieträger der Hessen.

Grund für den Wechsel: Nach dem Abstieg 2011 wechselte Ochs für drei Millionen Euro zum VfL Wolfsburg, nachdem dessen Trainer Felix Magath bereits zur Winterpause bemüht war, den Rechtsverteidiger zu verpflichten.

Wechsel war die richtige Entscheidung: Nein. Das Engagement von Ochs bei den Wölfen stand von Anfang an unter keinem guten Stern, da die Konkurrenz zu groß war und der Frankfurter immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen wurde. Insgesamt kam er von 2011 bis 2015 nur auf 30 Spiele. In der Saison 2012/13 wurde er zudem an die TSG Hoffenheim ausgeliehen – ein Wechsel, der sich allerdings ebenfalls nicht bezahlt machte. Zurück in Wolfsburg konnte er nur einmal nachhaltig auf sich aufmerksam machen, als er am 11. Spieltag der Saison 2013/14 beide Tore beim 2:1-Auswärtssieg in Frankfurt vorbereitete. 2015 lief sein Vertrag in Wolfsburg aus und wurde nicht verlängert. Ochs brachte sich selbst kurz vor Saisonbeginn bei der SGE für die seit dem Weggang von Sebastian Jung verwaiste rechte Außenverteidigerposition ins Gespräch, stieß aber auf taube Ohren. Seitdem ist der ehemalige Publikumsliebling, der wiederholt mit der Nationalmannschaft ins Gespräch gebracht wurde, vereinslos.

Jermaine Jones

Zeit bei Eintracht Frankfurt: Im Alter von 14 Jahren kam Jones zur Eintracht, nachdem er zuvor beim SV Bonames und FV Bad Vilbel seine erste fußballerische Ausbildung erfahren hatte. In der Saison 2000/01 rückte er in den Profikader auf, kam zunächst aber vor allem bei den Amateuren zum Einsatz. In der Zweitligasaison 2001/02 gelanng ihm als Stürmer der Durchbruch. In der Winterpuse 2003/04 wechslete er zu Bayer Leverkusen, kehrte aber ein Jhr später zur SGE zurück. Unter Trainer Friedhelm Funkel entwickelte er sich zum defensiven Mittelfeldspieler und wurde zum Kapitän ernannt. Bei der Eintracht avancierte Jones zum Leistungsträger, musste aber aufgrund Verletzungen immer wieder pausieren.

Grund für den Wechsel: Die Umstände um den Wechsel zu Schalke 04 zu Beginn der Saison 2007/08 gehören zum festen Inventar der SGE-Mythen. Nach einem monatelangen Beteuern, die Eintracht sei sein erster Ansprechpartner für eine Vertragsverlängerung, sorgte die Ankündigung seines Weggangs für eine große Enttäuschung bei den Fans. Der Unmut hätte sich wohl irgendwann wieder gelegt, wenn Jones nicht im Eintracht Forum Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache betrieben und unzählige Beiträge zu seiner Rechtfertigung – unter anderem unter der berühmt gewordenen Überschrift „Nichts als die Wahrheit“ – verfasst hätte. Seine Beteuerungen, sein Wechselbeschluss sei spontan entstanden, wurde zum Bumerang, als bekannt wurde, dass er bereits Monate zuvor einen Vorvertrag unterschrieben hatte. Die Fans fühlten sich belogen und haben Jones seitdem zu einem ihrer beliebtesten Hassobjekte gemacht.

Wechsel war die richtige Entscheidung: Ja. Jones etablierte sich schnell zum Führungsspieler bei den Königsblauen und wurde im Jahre 2008 Nationalspieler. Nach Problemen mit Trainer Felix Magath wurde er Anfang 2011 für ein halbes Jahr zu den Blackburn Rovers ausgeliehen. Zurückgekehrt nach Schalke kämpfte er sich unter Huub Stevens zurück in die Stammelf, bevor er unter Jens Keller in Ungnade fiel und ihm mitgeteilt wurde, dass sein Vertrag nicht verlängert werde. Im Januar 2014 wechselte Jones zunächst zu Besiktas Istanbul und im Sommer 2014 in die US-amerikanische Major League Soccer (MLS) zu New England Revolution. In diesem Sommer schließt er sich den Colorado Rapids an. Bereits im Jahre 2009 hatte Jones angekündigt, nicht mehr für die deutsche, sondern für die Nationalmannschaft der USA auflaufen zu wollen. Seitdem kam er in 61 Länderspielen und bei der WM 2014 zum Einsatz.

Sebastian Jung

Zeit bei Eintracht Frankfurt: „Sebi“ Jung fing als Achtjähriger in der Eintracht-Jugend an, nachdem er zuvor bei seinem Heimatverein in Königstein vier Jahre lang das Fußballspielen erlernt hatte. In der Oberliga Hessen kam er 2008/09 zu 30 Einsätzen in der zweiten Mannschaft der SGE, bevor ihm 2009 der Sprung in das Profiteam gelang. Ab der Saison 2010/11 war er Stammspieler auf der rechten Außenverteidigerposition und hielt der Eintracht trotz des Abstiegs die Treue. In vielen Jugend-Auswahlmannschaften des DFB war er zum Einsatz gekommen und wurde am 13. Mai 2014 von Bundestariner Joachim Löw bei einem Länderspiel gegen Polen eingewechselt. Damit konnte sich Eintracht Frankfurt nach 15 Jahren – seit Horst Heldt – wieder einmal über einen deutschen Nationalspieler aus den eigenen Reihen freuen.

Grund für den Wechsel: Nach Ende der Spielzeit 2013/14 wechselte Jung für 2,5 Millionen Euro zum VfL Wolfsburg.

Wechsel war die richtige Entscheidung: Nein. Kaum ein Abgang wurde von Fans und Verantwortlichen so bedauert wie der des Eigengewächses aus Königstein. „Sebi“ verkörperte alles, was Anhänger an Profis schätzen: Wille, Kampfkraft, Bescheidenheit, Dynamik und Vereinstreue. Deshalb hat die Wertschätzung auch nach seinem Wechsel nach Wolfsburg kaum gelitten. Da die rechte Frankfurter Abwehrseite seit seinem Abgang nur unzureichend besetzt ist, keimen immer wieder Träume und Hoffnungen auf eine Rückkehr des „verlorenen Sohnes“ auf, zumal er bei den Wölfen bislang nicht richtig glücklich wurde. Zunächst konnte sich Jung gegen interne Konkurrenten wie Träsch und Vieirinha nicht durchsetzen, dann zog er sich im Februar einen Kreuzbandriss zu.

Sonny Kittel

Zeit bei Eintracht Frankfurt: Der gebürtige Gießener kam schon als 6-Jähriger zur Eintracht und durchlief dort alle Jugendabteilungen, bis er schließlich 2010 unter Michael Skibbe den Sprung von der U19 zu den Profis schaffte. Mit 17 Jahren feierte er sein Bundesligadebut. In seiner Debütsaison wurde er in acht Bundesligabegegnungen eingesetzt, wobei er zweimal in der Startelf stand. Seine Zeit bei den Profis war von vielen schweren Verletzungen geprägt. Am 19. April 2011 riss Kittel sich im Training ertmals das Kreuzband und kehrte erst in der Rückrunde der folgenden Zweitligasaison zurück, spielte dann aber eine wichtige Rolle, da er in seinen 11 Einsätzen mit 3 Toren und einer Torvorlage viel zum Aufstieg der Eintracht beisteuerte. In der folgenden Saison absolvierte er einige Kurzeinsätze, bevor er sich im April 2013 abermals schwer am Knie (Knorpelschaden) verletzte und wieder monatelang ausfiel. Ein kanppes Jahr nach seinem ersten Knorpelschaden musste er im Februar 2014 erneut deswegen operiert werden. Nach dem gut überstandenem Knorpelschaden bestritt Kittel 18 Spiele in der Saison 2014/15 in der Bundesliga, ehe er sich am 31. Spieltag im Spiel gegen Werder Bremen einen Kreuzbandriss im linken Knie zuzog und erneut lange Zeit ausfiel. Trotz – oder vielleicht gerade wegen – seiner vielen schweren Verletzungen avancierte Kittel bei den Fans zum Publikumsliebling.

Grund für den Wechsel: Kittel soll Probleme mit Niko Kovac haben. Der Trainer plant daher nicht mit ihm für die kommende Saison.

Wechsel war die richtige Entscheidung: Das wird sich zeigen, zumal noch überhaupt nicht feststeht, zu welchem Verein es für den 23-Jährigen geht.

Fazit

Wohl jeder Fan träumt von einer Mannschaft mit regionalen Bezügen, die sich zu einem großen Teil aus Spielern aus der eigenen Jugend zusammensetzt. In aller Regel bleibt es bei einem Traum, da sich die Fluktuation in dem schnelllebigen Geschäft Fußball umgekehrt proportional zur Vereinstreue der gut bezahlten Akteure verhält. Eintracht Frankfurt geht es nicht anders als anderen Teams, die leistungsmäßig und finanziell in der zweiten Tabellenhälfte angesiedelt sind. Nur selten ist es so, dass das Talent einzelner Spieler unterschätzt wird (z.B. bei Marin und Tosun). Zumeist vollzieht sich nach einigen Jahren Ausbildung und Reifung ein Wechsel zu einem vermeintlich besser angesiedelten Verein, bei dem die Eintracht-Talente den berühmten „nächsten Schritt“ machen können. Einige finden in der Ferne ihr Glück (z.B. Jones, Kempf und Tosun), andere stagnieren oder haben sich übernommen (z.B. Rode) und wiederum einige können die eigenen und fremden Erwartungen nicht erfüllen (z.B. Ochs und Jung). Die Vorstellung von einer Mannschaft, die sich aus eigenen Jugendspielern zusammensetzt, bleibt deshalb eine Utopie, auch wenn Marco Russ und Marc Stendera derzeit diese Hoffnung am Leben erhalten.

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9 Kommentare

  1. Vertrag von Jones läuft bis 12/16 .. Könnte man im Winter holen für die Offensive. Jung ist auf jedenfall zurückzuholen. Und zwar vor der Vorbereitung. Kovac macht den Jungen fit. Da bin ich mir sicher.

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  2. Hoffe ihr meint das nicht ernst. Vielleicht noch Schwegler dazu? Also da wäre ich nicht begeistert drüber.

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  3. Jung wäre toll. Aber Fußball ist ein Mannschaftsspiel und Jung war super, weil er mit Rode einen prima Achse bildete. Daher halte ich nicht allzu viel von einzelnen Namen. Kovacs macht dies ganz gut, wenn er auf das Team schaut und Spieler, die da nicht mitmachen aussortiert, auch wenn es einem bei Kittel leid tut.
    Würde mir wünschen das Kovacs es schafft Fabian ins Team zu integrieren. Aber Fabian muss dazu auch noch was beitragen, besonders konditionell und was die Schnelligkeit betrifft.

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  4. Von Schwegler und Jung will ich nichts mehr hören. Warum mit Kittel nicht verlängert wird, verstehe ich nicht. Ich hoffe Ben Hatira bleibt

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  5. „Kittel soll Probleme mit Niko Kovac haben“, heißt es auch wieder in diesem Artikel.
    Wäre schön, endlich mal konkrete Informationen zu diesem Thema zu erhalten, Herr Bobic!

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  6. Also ,schon erschreckend , die Kommentare so hier im Netz zu lesen. Ich bin seit meiner Geburt Eintrachtler und verfolge sie auch immer , auch wenn ich nun auf Gran Canaria lebe, und klar kann ich einiges verstehen, aber ihr sollten realistisch sein, Die Zeiten von Yeboah – Okotcha und Gaudino sind leider lange vorbei und die Stadt selbst macht es ihrer Eintracht schwer mit der höchsten Stadionmiete – Dann sind viele Fans so ….. das es der Eintracht noch Strafen kostet, und heutzutage in der Bundesliga ganz ohne grosses Budget, kannst nicht oben mitspielen und Europa – Gelder generieren !! Ich denke aber das nun mit Kovac und auch mit Fredi Bobic frischer Wind und mehr Zug zur Modernisierung reinkommt. Zu Spieler kann ich sagen : Jung klar wäre super – und dann junge Talente die hungrig sind mit strategisch guten langfristigen Verträgen sichern , um hohe Transfer zu erzielen, wenn sie denn gehen wollen oder sollen, somit kommt Geld in Kassen wie mit dem Trapp Weggang. Wie gesagt nicht immer ist alles so schlecht wie ihr es so seht oder alles so einfach, wir als Fans sollten mal über croudfundig nachdenken um der Eintrach Finanziell zu helfen und nicht ihr immer wieder Strafen aufdrücken 🙂 so auf eine Erfolgreiche Zukunft … Gruss aus der Sonne Heico

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  7. Also kreuzigt mich von mir aus aber schon vor 2-3 Jahren hätte ich mir Ochs als Backup auf die Bank gesetzt und vermutlich hätte er recht schnell Chandler überholt und auch Regäsel wäre an ihm nicht vorbeigekommen. Mag sein, dass ein Teil der Fans ihn nicht wollt aber wenn man Leistung bringt, dann ist sowas auch schnell wieder vergessen (Koan Neuer usw.) Es bei Wolfsbug nicht zu schaffen ist keine Schande. Bei Madlung war das Geschrei am Anfang auch groß, auch bei Russ….mag sein, dass die uns langfristig nicht in die Champions League schießen aber bei dem was vorhanden ist hätte ich einen vereinslosen Spieler wie Ochs auf unserer Problemposition Nr. 1, der sicher keine großen Ansprüche stellt, eher geholt als so Ignovski, Medojevic, Flum oder Rosenthal Typen. Die Rumprobiererei auf der RV Position uns dieses Jahr schon fast den Abstieg gekostet und auch die letzten beiden Jahre ziemlich viele Punkte gekostet. Vor nem Monat ist er 32 geworden….ob jetzt eine Verpflichtung (mit Leistungsbezogenem 1 Jahres-Vertrag usw.) noch sinnvoll ist, ist ne andere Frage aber ich denke wir haben hier ne Chance verpasst, da ich ihn zur Frankfurter Hoch-Zeit sogar nah an der Nationalelf gesehen habe.

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