35 Millionen wert? Auch für Sebastian Rode wurde eine Fabelsumme aus England geboten!
35 Millionen wert? Auch für Sebastian Rode wurde eine Fabelsumme aus England geboten!

Die spinnen – die Engländer!“ Was Obelix auf seiner Reise zu den Briten so frech und frei ausspricht, denken momentan wohl alle Menschen in Deutschland, die sich mit Fußball beschäftigen. 10 Millionen Euro für Shinji Okazaki und Joselu? Waren nur Anfang! 25 Millionen Euro für den Augsburger Baba? Ein Zwischenschritt! 30 Millionen Euro für Heung-Min Son oder 41 Millionen Euro für Roberto Firminho? Nach zwei starken Saison immerhin noch etwas verständlich! 75 bis 80 Millionen für Kevin de Bruyne? Viel, aber auch noch rechtfertigbar! Aber 35 Millionen Euro für Sebastian Rode, der trotz großem Verletzungspech beim FC Bayern München nur Ergänzungsspieler war? Angeblich soll ein englischer Verein genau diese Summe für den blonden Kämpfer geboten haben. Kopfschütteln! Nicht umsonst fragte Armin Veh auf der heutigen Pressekonferenz: „Das sind Summen, die sind völlig ungesund. Das sind Fabelsummen, die hier bezahlt werden. Wo soll das auf Dauer hinführen?

Es sind neue Dimensionen, die durch das freigewordene Geld in England erreicht wurden. Der Markt erscheint völlig überhitzt und gerade Mittelklassevereine aus der Bundesliga, wie es auch die Eintracht ist, werden es immer schwerer haben im Kampf um neue Akteure. Das Ziel, seinen Kader schon frühzeitig zusammenzustellen, wird in Zukunft immer schwerer zu erreichen sein. Berater Jörg Neblung erklärt bei Sport1: „Die Transfers werden immer später realisiert. Generell gilt der Grundsatz ’schnell frisst langsam und reich frisst arm‘.“ Der ehemalige Berater des verstorbenen Torhüters Robert Enke fügt allerdings hinzu: „Doch neben den Megatransfers werden mittlerweile zum Ende der Transferperiode auch immer wieder Schnäppchen auf den Markt gespült, auf die die finanzschwächeren Vereine bewusst warten.“ Genau diesen Weg wollten die Frankfurter, die lang- und nicht mehr kurzfristig planen wollen, verlassen.

Waren 10 Millionen Euro für Kevin Trapp wirklich genug?
Waren 10 Millionen Euro für Kevin Trapp wirklich genug?

Andererseits müssen sich die Hessen fragen, ob sie diesem Credo wirklich folgen können. Ferner sollte auch hinterfragt werden, ob bei Kevin Trapp nicht voreilig gehandelt wurde? Waren die knapp 10 Millionen Euro wirklich marktwertgerecht? Oder haben die Hessen im Poker mit dem französischen Spitzenclub Paris Saint-Germain zu schnell eingelenkt? Die Summen haben eine Ebene erreicht, auf der kleine zweistellige Summen nicht mehr wirklich beeindruckend erscheinen. Anfang Juli war eine solche Entwicklung so noch nicht absehbar. Damals schlummerte der Transfermarkt noch vor sich hin und kaum einer erahnete wirklich, was knapp 2 Monate später tatsächlich noch so passieren sollte. Auch dies habe seinen Grund, wie Neblung bestätigt: „In England fahren die Verantwortlichen nach der Saison erst mal in Urlaub, schauen sich dann den Markt an und handeln erst sehr spät. Die deutschen Vereine müssen sich darauf einstellen.“

England gibt das Tempo vor – die Bundesliga muss sich anpassen – und einen Plan B in der Tasche haben. Veh sieht diesen in der Entwicklung junger Spieler, die dann teuer verkauft werden müssten. Nur so habe man dauerhaft die Chance, mithalten und sich für Europa qualifizieren zu können. Allerdings, so warnte HSV-Trainer Bruno Labbadia bereits vor einigen Tagen in der MoPo, erwische der warme Geldregen aus England nicht jeden: „Wenn De Bruyne für 80 Millionen nach England geht, wird sich Wolfsburg auch irgendwo bedienen. Das trifft vor allem die Vereine schwer, die gerade nicht an den Fleischtöpfen sind.“ Die Gefahr, dass die Abstände in der Bundesliga noch größer werde, sei durchaus gegeben.

Der große Verlierer in dem Wettkampf um teure Spieler? Die Jugend! Im Konkurrenzkampf mit England wird dieser so wichtige Aspekt bei vielen Teams wieder mehr und mehr vernachlässigt. Nicht umsonst schickte Bayern-Coach Pep Guardiola junge Spieler zurück in die Zweite Mannschaft, weil sie beim Streben nach Titeln kurzfristig nicht weiterhelfen könnten. Auch bei anderen Clubs wird sich dieser Trend fortsetzen. Bleibt zu hoffen, dass die Eintracht den eingeschlagenen Weg weitergeht und auf Talente wie Marc Stendera, Luca Waldschmidt und Joel Gerezgiher setzen – auch wenn im kommenden Sommer möglicherweise viele Millionen für Akteure wie Haris Seferovic oder Carlos Zambrano gespült werden. „Wir wollen der Mannschaft ja auch ein Gesicht geben. Da ist es wichtig, dass Spieler aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum dabei sind„, äußerte Bruno Hübner das Ziel in der Frankfurter Rundschau. Können die Hessen dieses – sollte es wirklich so weit kommen – wirklich weiterverfolgen? Es wird spannend zu beobachten sein, wie sich der Transfermarkt in den kommenden Tagen, Monaten und Jahren entwickelt – und was das für Teams wie eben die Eintracht, den 1. FC Köln und andere aus der grauen Region der Tabelle bedeuten wird.

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4 Kommentare

  1. Auf der einen Seite ist es zum Jammern und die Transfersummen spielen definitiv in Sphären, die fern jeglicher Realität sind.

    Aber man muss das auch mal etwas anders betrachten. Wo bedienten sich denn die Deutschen in den letzten Jahren/Jahrzehnten? In den osteuropäischen, afrikanischen oder südamerikanischen Ländern. Genau, dort, wo die Vereine auch nicht mit Geldern locken bzw. die eigenen Spieler halten können. Sicherlich haben diese Ligen bei weitem nicht den Anspruch einer Bundesliga und die Spannen sind nicht so utopisch, und doch lässt sich eine gewisse Parallele ziehen.

    Es wird eben immer erst gejammert, wenn es einen selbst trifft…

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  2. Cooler Beitrag Christopher, sehe ich auch so 😀

    zu 1) Ich verstehe was du meinst. Nur ist hier der Unterschied, dass die Osteuropäer, Afrikaner, etc per se keine starken Ligen haben. Sprich, hier zieht auch das Argument in bessere/stärkere Ligen zu gehen. Klar ist Geld der Hauptfaktor, aber klar ist, dass du als Spieler in einer stakren Liga besser wirst, als in einer schwachen!
    Diesen Qualitätsaspekt see ich dann aber nicht bei den Wechseln nach England. Obwohl die da die ganze Welt mit Geld zuscheißen stehen sie hinter der Bundesliga (meiner Meinung nach!).
    Denn eins ist Fakt: Nur weil man Geld hat, setzt man es noch lange nicht gescheit ein! Kennen wir auch ein Stück weit ^^

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  3. @ Christopher:

    Das mit der Jugend will ich mal relativieren, das gilt doch hauptsächlich für England. In Deutschland werden einige Vereine, die aus England „leergekauft“ werden, zwangsläufig auf die Jugend setzen. Das ist erfahrungsgemäß mittelfristig günstiger, als mit dem erhaltenen Geld „zweitklassigen“ Ersatz zu holen.

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  4. @Reebok: Wer war der letzte Jugendspieler, den die Bayern wirklich förderten? Oder der BVB? Bayer Leverkusen? VfL Wolfsburg? Die deutsche Nationalmannschaft lebt noch immer von dem Ausnahmejahrgang, der 2009 die U21-EM gewonnen hatte. Ich bin gespannt, ob unsere SGE wirklich weiterhin auf die Jugend setzt, sollte es mal Transfersummen geben, die auch unseren Verantwortlichen die „Köpfe verdrehen“. Da wird kommenden Sommer, sollte Haris eine eingermaßen passable Saison und vllt noch 1-2 Tore bei der EM erzielen und seinen Vertrag nicht verlängern wollen, einiges auf uns zukommen. Und ich bin – es ist einfach nur eine Gedankenspinnerei – dann gespannt, wenn es eine Summe im Raum zwischen 15 und 20 Millionen geben sollte, ob der Weg wirklich beibehalten wird.

    Auf Dauer gesehen wird die englische Geldschwemme wieder mehr kaputt machen und der Jugend der Weg verbaut werden. Die Zeiten, in denen in Rumänien und Bulgarien drittklassige Spieler gekauft wurden (wie Anfang 2000 noch in Cottbus geschehen) sind passé – trotzdem kann viel Geld auch hibbelig machen. Deshalb weise ich auf diese Gefahr hin – und hoffe natürlich, dass sie nicht eintrifft. Zu gut ist der Weg, den man in diese Richtung in den letzten Jahren eingetreten ist. Hoffenltich wird er beibehalten!

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