Christian Peintinger (l.) und Adi Hütter kennen und schätzen sich.

Ein Co-Trainer steht, wie es der Name schon so will, im zweiten Glied. Bei der Eintracht ist es unüblich, dass die Verantwortlichen aus der zweiten Reihe überhaupt zu Wort kommen. Adi Hütters bessere Hälfte, Christian Peintinger, machte nun erstmals eine Ausnahme und überrascht mit tiefen Einblicken.

Zwei Trainer unter einem Dach

Wenn Cheftrainer zu ihrer nächsten Arbeitsstelle den Assistenten mitbringen, ist das nicht allzu unüblich. Häufig sind es ganze Trainergespanne, die sich über Jahre hinweg gefunden und etabliert haben. Folglich kam es nicht allzu überraschend, dass auch Adi Hütter, für den die Bundesliga im Sommer absolutes Neuland war, eine Vertrauensperson mit an den Main gebracht hat. Ein gewohntes Gesicht unter all den neuen Bekanntschaften. Doch Christian Peintinger und Adi Hütter verbindet deutlich mehr als nur eine Arbeitsbeziehung. „Wir sind Freunde. Schon zu Zeiten, als er noch in Salzburg gelebt und gearbeitet hat und ich in Graz beschäftigt war, haben wir gemerkt, dass wir ähnlich ticken und uns sympathisch finden“, beschreibt Peintinger im Interview mit der „FAZ“ die Entwicklung der Freundschaft. Die Vertrauensbasis sei über Jahre hinweg entstanden. In Frankfurt leben die zwei nun sogar unter einem Dach: „Adi und ich wohnen im gleichen Haus, aber schon in zwei getrennten Wohnungen“, muss der Österreicher schmunzeln. Da die beiden Familien ohnehin ebenfalls befreundet seien, sind die Besuche aus der Heimat meist eine größere Sache, leben beide Männer schließlich in Frankfurt ohne ihre Familien.

Gourmetkoch Hütter – Wertschätzung gegenüber dem Trainerstab

Das führt zwangsläufig dazu, dass sich das Trainerteam ausschließlich auf den Fußball konzentrieren kann. „Wir sind Brüder im Geiste“, beschreibt Peintinger die Arbeitsbeziehung der beiden. „Wir ertappen uns immer wieder, wenn wir über Fußball diskutieren oder auf dem Platz Aktionen beurteilen, dass wir die Szenen mit den gleichen Augen sehen.“ Ein Co-Trainer sei unter Hütter kein Hütchenaufsteller, sondern ein gefragter Ansprechpartner. In jede Entscheidung werde der Staff eingebunden. „Es gibt ein Miteinander unter uns, und Adi lebt es so vor, dass der Gemeinschaftssinn vom ersten Tag an zu spüren war.“ Das sei einer der größten Stärken seines Chefs: „Er vermittelt seinen Mitarbeitern den Eindruck, dass sie etwas wert sind, dass ihre Meinung zählt und dass sie Einfluss nehmen dürfen.“ Das gelte auch für Frankfurts langjährigen Assistenten Armin Reutershahn und „Moppes“ Petz. Obgleich es in der Rhein-Main-Metropole noch keine gemeinsamen Kochabende gab. In Bern sei das regelmäßig der Fall gewesen. „Adi hat gerne gekocht und mich regelmäßig eingeladen. Er macht das sehr gerne und das schmeckt man.“ Bei der SGE ticken die Uhren aber anders. Es sei bisher schlichtweg nicht die Zeit gewesen: „Wir haben bisher dreimal einen Salat zusammen gegessen.“

Hannover als „turning point“ – Seitdem „wollen wir mehr“

Sportlich hingegen läuft beim Trainerteam einiges zusammen. Nach dem Stotterstart hat die Mannschaft wieder in die Spur gefunden und erlebt derzeit eine überragende Phase: „Die Partie gegen Hannover war ein Schlüsselspiel. Wenn wir da nicht gewonnen hätten, wären wir hinten reingerutscht. Der Sieg hat uns einen Extra-Schub gegeben.“ Hütter und sein Team bewahrten im Vorfeld stets die Ruhe, verfielen nicht in Aktionismus. „Wenn wir draußen nicht die Gelassenheit bewahrt hätten, wäre es den Spielern auch nicht möglich gewesen. Wir mussten das vorleben.“ Das Ziel war es, die Spielidee aus Bern auch bei der Eintracht zu implementieren. Eine Philosophie, die sich doch klar von der des Vorgängers, Niko Kovac, unterscheide. Das benötigte eben Zeit. „Die Hoffnung, dass es klappen würde, war bei jedem im Trainerteam stets vorhanden…“ Das Heimspiel gegen Hannover hat dann eben die Wende eingeleitet. „Die Mannschaft hat von da an gemerkt, dass sie all das, was sie zuvor im Training schon gut gemacht hat, auch am Spieltag umsetzen kann – und sie sich vor niemandem verstecken muss. Seitdem geben wir keine Ruhe mehr. Wir wollen mehr!“

Hütters Stärke: Kommunikation – Stillstand nicht erlaubt

Der Blick geht nach oben. Zehn Spiele in Folge hat man nicht verloren, neun davon gewonnen. „Da steckt was dahinter, das hat nicht nur mit Glück zu tun.“ Jetzt sind die Aufgaben ganz andere. Der Mannschaft zu vermitteln, wie sie weiterhin die Balance bewahren kann, akzentuiert auch zu rotieren, ohne einen Leistungsabfall zu erwirken: „Es geht darum, die momentan physisch besten Spieler auf den Platz zu bekommen. Immer kann man aber nicht mit der Top-Elf antreten.“ Frische und Qualität müssen sich die Waage halten. „Deswegen geht gerade auch darum, alle Mann so bei Laune zu halten, dass sie von sich so überzeugt sind, dass sie spielen wollen und es gut können, wenn sie an der Reihe sind.“ Aber die Kommunikation ist eben eine von Hütters großen Stärken: „Dass die Stimmung bei uns so gut ist, gehört für mich zu seinen Verdiensten.“ Er sei zwar der Boss, rede aber mit allen, habe ein offenes Ohr und stehe mit Rat und Tat zur Seite. Auch oder gerade denen, die nicht zum Aufgebot gehören. „Er lässt damit jeden spüren, dass er gebraucht wird und er so seinen Teil zum Gelingen der Mannschaft beitragen kann.“ Und Steigerungspotenzial gebe es insgesamt ohnehin überall. Auch bei den Spielern individuell. Da steht Peintinger Hütter in nichts nach. „Es geht für uns alle darum, den Prozess weiter zu verfeinern. Stillstand bedeutet Rückschritt. Es ist unsere Aufgabe, nicht zufrieden zu sein.“

Treue Seele und Spezialist Peintinger

Und wo liegen die Kerngebiete des Christian Peintingers, der sich erst im Teenageralter für den Fußball und gegen das Skifahren entschieden hat, in alldem? „Individuelles Training mit Spielern, um ihnen zu zeigen, wie sie sich an der Schusstechnik, bei Flanken oder dem Kopfballspiel mit ein paar einfachen Veränderungen verbessern können. Das ist eigentlich mein Steckenpferd.“ Das wiederum ist in Zeiten der Doppelbelastung aktuell gar nicht so einfach. Seine Vorstellung vom Fußball, die er auch bei Young Boys Bern mit Hütter gemeinsam praktiziert und mit dem Gewinn der Meisterschaft gekrönt hat, ist allerdings klar: „Fußball mit offenem Visier, in dem es auf mutiges Pressing ankommt. Alle Spieler sollen darauf aus sein, mit der nötigen Absicherung nach hinten, auf schnellstem Weg vorzustoßen und den Abschluss zu suchen.“

Peintinger fühlt sich in Frankfurt wohl. Und in der Rolle des Assistenten. Ein Mann der großen Worte ist er nicht. Er steht nicht gern im Rampenlicht, arbeitet lieber akribisch dahinter. Der 51-Jährige sei ja schließlich nicht nach Frankfurt gekommen, um das Nachtleben auszukosten, sondern „um zu arbeiten.“ Und das zweite Glied? Das ist für ihn ohnehin kein Problem. Auf eine Cheftrainerposten schielt der Grazer (noch) nicht: „Adi hat mir die Chance gegeben, bei ihm als Ko-Trainer zu arbeiten. Da können Angebote kommen, egal woher: So lange er mich will, bleibe ich bei ihm.“ Wahre Freundschaft eben.

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2 Kommentare

  1. Ich habe das ganze Interview auch gestern in der FAZ gelesen und es hört sich alles sehr gut und wohl überlegt an. Da hat unser Trainer einen passenden Assistenten mitgebracht.

    Gruß SCOPE

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