Niko Kovac beobachtet seine Mannschaft ganz genau. Auf Alex Meier wird der neue Coach dabei wohl längere Zeit verzichten müssen.
Niko Kovac beobachtet seine Mannschaft ganz genau. Auf Alex Meier wird der neue Coach dabei wohl längere Zeit verzichten müssen.

Es ist augenscheinlich, dass sich das Wetter in Frankfurt der Gemütslage rund um den Verein angepasst hat. War es am Dienstagvormittag noch trist, grau und ungemütlich, so kam – trotz immer noch frischer Temperaturen – mit dem Amtsantritt von Niko Kovac die Sonne raus und strahlt auch heute noch. Nein, die Dimension der Euphorie und Hysterie rund um Frankfurt, die die kurzfristig Inthronisierung von Christoph Daum im März 2011 ausgelöst hatte, ist mit der heutigen zwar nicht vergleichbar. Und doch konnte eine gewisse Aufbruchstimmung erzeugt werden.

Dennoch lässt sich der Gedanke an die „Rückrunde der Schande“ vor fünf Jahren nicht verdrängen. Heribert Bruchhagen blickte im Gespräch mit Sport Bild auf die wohl schlimmste Phase seiner Amtszeit zurück und wartet mit einer Hiobsbotschaft zur Personalie Alex Meier auf: „Auch 2011 hatten wir die Situation, dass mit Amanatidis, Chris und Meier drei Leistungsträger in der Rückrunde ausgefallen sind. Jetzt fällt Meier auf unbestimmte Zeit aus, was natürlich ganz gravierend ist. Stendera hat sich einen Muskelfaserriss zugezogen, wird also auch ein paar Wochen fehlen. Das ist sicherlich eine ähnliche Situation. Wir müssen uns dagegen wehren, dass es genauso ausgeht.“

Bruchhagen nimmt die Mannschaft in die Pflicht

Der neue Trainer der Hessen soll in den verbleibenden neun Partien dafür sorgen, dass die Eintracht nicht wieder abstürzt und einen Neuanfang in der 2. Bundesliga wagen muss. Es ist die letzte Chance, eine bislang so enttäuschend verlaufende Spielzeit noch zu retten. Der Vorstandsvorsitzende nimmt die Mannschaft in die Pflicht und erwartet, dass sie sich zusammenreißt, um das Ziel zu erreichen. Das Team, dass hinter Ex-Coach Armin Veh stand und weiterhin gerne mit ihm gearbeitet hätte, hätte laut Bruchhagen „ja auf dem Platz ein wenig mehr dokumentieren können, wie sehr sie hinter ihrem Trainer stand.“ Die Verantwortlichen mussten deshalb handeln – die Skepsis wurde immer größer und das Vertrauen war nicht nur bei den Fans, sondern auch im näheren Umfeld nicht mehr vorhanden.

Heribert Bruchhagen hofft, dass der vorzeitige Trainerwechsel diesmal den nötigen Erfolg bringt.
Heribert Bruchhagen hofft, dass der vorzeitige Trainerwechsel diesmal den nötigen Erfolg bringt.

Für Bruchhagen ist es die letzte Möglichkeit, seine Ära in Frankfurt zu einem versöhnlichen Ende zu führen. Die Verpflichtung von Kovac, dessen Vertrag nur für die 1. Bundesliga gilt (wobei im Abstiegsfall noch einmal nachverhandelt werden könnte, wie Bruno Hübner offen ließ), ist risikoreich. Der Kroate bringt allerdings genau die Eigenschaft mit, die den Hessen aktuell gut zu Gesicht stehen: Der 44-Jährige ist unverbraucht, hat eine klare Struktur, legt Wert auf die Disziplin und will jeden Stein im Verein umdrehen.

Wertvolle Erfahrung als Nationaltrainer gesammelt

Dennoch steht eine Frage noch immer im Raum: Wer ist dieser Niko Kovac überhaupt und warum kann gerade er die Eintracht retten? Der ehemalige Profi war bei seinen Stationen Leverkusen, Hamburg, Bayern und Hamburg bekannt für einen Fußball, der Einsatz, Willensstärke und – dann und wann – auch fußballerisch durchaus ansprechende Momente miteinander verband. Er erlernte den Trainerberuf von der Pike auf, fing in der 2. Mannschaft von RB Salzburg an, wurde dann als Co-Trainer beim Profiteam installiert und übernahm im Oktober 2013 zusammen mit Bruder Robert die kroatische Nationalmannschaft, die er aus einer auswegslos erscheinenden Lage noch zur WM nach Brasilien führte.

Im Herbst 2015 musste das Duo nach einem 0:0 in der EM-Qualifikation bei Aserbaidschan die Koffer packen. Das Nationalteam stand auf Relegationsrang drei – die Gründe für den Rauswurf mussten allerdings weniger im sportlichen Bereich gesucht werden. Der Name Zdravko Mamic, umstrittener Präsident bei Dinamo Zagreb und in den letzten Monaten häufiger Besucher der Untersuchungshaft, steht für Korruption, Steuerhinterziehung und Bestechung. Ex-Profi Davor Sukur, seit dem 5. Juli 2012 Verbandspräsident, hat deutlich weniger Macht als Mamic, der sich den gesamten kroatischen Fußball Untertan gemacht hat. Ein „Krebsgeschwür„, wie es das Magazin 11Freunde nennt. Diesem Sumpf entkamen die Kovac-Brüder, die sich nicht verbiegen ließen und den sich von den Wünschen des Machtmenschen nicht überrollen lassen wollten.

Profitiert womöglich Constant Djakpa vom Trainerwechsel?
Profitiert womöglich Constant Djakpa vom Trainerwechsel?

Chance für Akteure aus der zweiten Reihe?

Es wäre falsch, die Macher der Eintracht auch nur annähernd in Verbindung mit solch schmutzigen Geschäften zu bringen. Ein Nachteil, dass Kovac mit Unruhen umzugehen weiß und sich dabei nicht verbiegen lässt, sind diese Erfahrungen mit Sicherheit nicht. Der Familienvater hat in den nächsten Wochen die große Chance zu zeigen, was er gelernt hat – nicht nur bei seinen letzten Trainerstationen, sondern auch bei seinen Hospitationen bei Borussia Dortmund und dem FC Bayern München. Kovac ist, wie auch der gesamte Klub, auf den schnellen Erfolg angewiesen – und sowohl für Eintracht, als auch für den Coach gilt auch: Diese Entscheidung ist ein Risiko – aber auch eine ganz große Chance.

Der ehemalige Mittelfeldspieler hat, wenn der Klassenerhalt gelingt, etwas mehr als 15 Monate Zeit, sich und dem gesamten Umfeld zu beweisen, dass der Schritt zu den Hessen der richtige gewesen ist. Jetzt ist die Mannschaft gefordert. Stefan Aigner, Bastian Oczipka oder Haris Seferovic – sie müssen ihre Formschwäche ablegen und sich auf die Ideen des neuen Übungsleiters einlassen. Und dann sind da noch die Akteure aus der zweiten Reihe, die Morgenluft wittern – Timothy Chandler, Luca Waldschmidt, Mijat Gacinovic, Kaan Ayhan oder Constant Djakpa. Und für alle gilt, was Kovac in seinem ersten Interview bei Eintracht TV konkret postulierte: „Über allem steht die Zukunft des Klubs!“

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15 Kommentare

  1. Im Gegensatz zu 2011 tritt die Mannschaft aber anders auf. Daher bin ich immer noch sicher, das wir nicht absteigen. Wichtig ist jetzt, das Kovac einen Plan hat und die Maßnahmen greifen.

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  2. Sollten Meier, Stendera, Hradecky und Zambrano ausfallen und die Kovac Brothers trotzdem das Spiel gewinnen, dann könnt ihr schon ne Bronze-Büste anfertigen lassen und vors Stadion stellen. Hoffe wir sind bald wieder komplett. Veilleicht ist Luc ja schon wieder soweit. Ein Konterstürmer könnte gegen Gladbach ohnehin ein adequates Mittel sein.

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  3. Nach dem ich Gestern dachte die Welt geht unter ist ja überraschender weise heute morgen die Sonne wieder aufgegangen. Habe mir mal die ganze PK reingezogen und muss sagen, der Bursche macht doch einen ganz respektablen Eindruck. Also los geht´s.

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  4. Unbestimmt kann zwar auch heißen, dass er in zwei Wochen wieder da ist, denke aber das HB die schlechte Stimmung nicht noch anheizen würde, wenn man darauf hoffen dürfte er wäre in dieser Saison noch mal einsatzbereit. Leider haben jetzt alle Recht, die zur Winterpause noch einen Stürmer forderten, da wir jetzt gänzlich ohne da stehen. Ich hätte ja auch auf LA verzichtet und dafür einen reinen Mittelstürmer geholt, aber ich gebe zu diese sind sehr schwer zu finden, also kein Vorwurf von mir an BH. Ich hoffe nur noch, dass Hoffenheim und Hannover keinen Punkt mehr holen und Kaiserlautern keine Sahnetage gegen uns erwischen.

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  5. Ich denke und hoffe, dass Hradecky und Zambrano bis Samstag wieder einsatzfähig sind.
    Stendera und Meier ist bitter, aber nicht final der Untergang in Gladbach.
    Ob Seferovic hier als einzige Spitze in Frage kommt oder man lieber mal Waldschmidt anstattdessen in die Spitze nimmt und Seferovic dafür die linke OM-Seite beackern lässt weiss ich nicht.
    Luc Castaignos könnte dann für Waldschmidt noch 20 Minuten kommen, wenn er es sich und der Trainer ihm zutraut.
    Für das OM hatten wir links Seferovic und Änis Ben Hatira und für die rechte Seite Aigner und Gacinovic.
    Fabian sollte auf der 10 spielen.
    Hasebe und Ignjovski oder Huszti sollten die Mitte (DM) dicht machen und die Bälle gut verteilen.
    Die Hintermannschaft stellt sich fast schon von alleine auf.
    Viel darf jetzt nicht mehr passieren, aber chancenlos sehe ich uns nicht, wenn Hradecky seinen Hexenschuss auskurieren kann.
    An alle derzeit Verletzten gute Besserung und nie das Ziel aus den Augen verlieren: Klassenerhalt!

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  6. @6
    Freud’scher Verschreiber in Erwartung eines legendären 5:1 für uns am letzten Spieltag.

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  7. Sicher ist es schade, wenn unsere Leistungsträger fehlen. Aber man muß auch sagen, bislang haben die Leistungsträger auch nur 24 Punkte in 25 Spielen geholt. Nicht überragend, deshalb wird Kovac sicher Ersatz finden.
    Die Saison mit 2011 zu vergleichen, kann man machen, muß man aber nicht. Unsere Jungs wissen heute wo der Hammer hängt, denn wir sind heute schon in der Verlosung zum Abstieg. Die Sinne sind heute anders geschärft. Damals waren wir am 25. Spieltag noch 12ter und hatten 28 Punkte wie auch viele andere Mannschaften und haben geglaubt das wird schon mit 3 Punkten Vorsprung zum Abstiegsplatz. Ich denke die Mannschaft 2011 war blauäugiger und nicht zu vergleichen mit der jetzigen. Wir werden sehen…..!

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  8. Uuuups! Sollte wohl besser Nürnberg heißen 😉 Könnte dann späte Rache für den damaligen Abstiegskrimi werden. Wäre typisch Eintracht, wenn wir als 1. Bundesligaverein (stimmt das?) die Relegation gegen den 2. Ligisten nicht packen.

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  9. Klar fehlt uns Alex ! Unser bester Torjäger. Aber vielleicht ist es auch eine Chance, gerade für den neuen Trainer, ein anderes Offensivspiel zu kreieren ohne Meier!

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  10. Grantler: Düsseldorf : Hertha
    garniert mit Bengalos und Platzsturm.
    Davor 54. Minute gelb-rot Ben-Hatira.

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  11. Die Kovaces schaffen es echt Spannung aufzubauen. Das liest sich wie ein Film-Trailer sich anschaut 😀
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    Hessenschau.de:
    Der neue Eintracht-Trainer Niko Kovac zieht nach seinen ersten Einheiten mit den Frankfurtern ein positives erstes Fazit. „Die Jungs sind wirklich hellhörig und passen sehr gut auf“, sagte Kovac am Mittwoch. „Deswegen bin ich sehr optimistisch, dass das gut wird.“ Von der Qualität des Kaders ist der 44-Jährige überzeugt. Jetzt müsse die Mannschaft als Team auftreten. „Die Köpfe sind blockiert gewesen. Aber ich glaube schon, dass die Blockade sich löst“, so Kovac. „Gladbach weiß nicht genau, was am Wochenende auf sie zukommt. Das ist sicherlich ein Vorteil für uns.“

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  12. Ich bin auch der Meinung wie Alpi. Der neue Trainer kann jetzt das Offensivspiel anders ausrichten. Vielleicht ein Vorteil. Du hast ein weiteres system ohne Meier. Sollte Meier dann wieder kommen, sind weitere Optionen da.

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  13. Grantler
    das stimmt natürlich nicht ! Nürnberg und Düsseldorf 2009 und 2012 😉 sind in der Relegation aufgestiegen und Uerdingen, Kickers aus Stuttgart und Saarbrücken in den 80er und 90er Jahren …
    aber man kann ja nicht alles wissen !

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