Mit Ruhe und Besonnenheit arbeitet Fredi Bobic an der Zukunft von Eintracht Frankfurt.
Mit Ruhe und Besonnenheit arbeitet Fredi Bobic an der Zukunft von Eintracht Frankfurt.

Es war das Duell am 34. Spieltag der vergangenen Saison: Werder Bremen gegen Eintracht Frankfurt. Der Mannschaft von Niko Kovac fehlte vor der Partie nur noch ein einziger Punkt, um den direkten Klassenerhalt dingfest zu machen und damit das berühmte Tüpfelchen auf dem i zu setzen. Am Ende durften aber die Norddeutschen jubeln, während die Hessen den Umweg über die Relegation gehen mussten.

Nur knapp ein halbes Jahr später sieht die Situation ziemlich gegensätzlich aus. Während man in Frankfurt langsam aber sicher den Platz im oberen Tabellendrittel festigt, ist in Bremen die Resignation wieder heimgekehrt. Im Interview mit den Kollegen vom „Weser-Kurier“ erklärt Sportvorstand Fredi Bobic noch einmal, was in der Zwischenzeit alles passiert ist und warum dem Verein ein mittlerweile komplett neues Gesicht verliehen wurde: „Wenn ein Verein sich erst in gefühlt letzter Minute in der Relegation in Sicherheit bringt, ist es doch ganz normal, danach jeden Stein umzudrehen. Bei den Neuzugängen haben wir darauf geschaut, dass sie jung, schnell sind und die richtige Mentalität mitbringen.“ Zumeist konnten die Verantwortlichen dabei vor allem auf das professionelle Netzwerk von Bobic im Ausland bauen, weshalb mittlerweile 17 verschiedene Nationen bei der SGE kicken und das war für viele ein Dorn im Auge: „Kritik gab es, weil jeder zuerst nach Namen giert. Und Namen wecken Erwartungen, untermauern Ansprüche. Aber die Erfahrung zeigt, dass diese willensfähigen, jungen Spieler leichter zu führen sind, um eine Einheit zu formen. Uns waren diese Spieler sehr wohl bekannt, nicht aber der größeren Öffentlichkeit.“

Und der Erfolg gibt der leitenden Stelle recht. In Bremen konnte man durch die Abgänge von Anthony Ujah und Jannik Vestergaard insgesamt 25 Millionen Euro einnehmen und fast 1:1 in die Mannschaft investieren. Die Zuversichtlichkeit in der Hansestadt stieg, während am Main die vermeintlich kleinsten Brötchen gebacken wurden. Kein Verein investierte weniger in seinen Kader. Und doch gelang es hier viele Volltreffer zu landen, von denen sich der nächste Gegner auch einen gewünscht hätte. „So ist das Geschäft“, beschreibt Bobic und führt aus, dass beispielsweise bei Jesús Vallejo kein großes Risiko bestand: „Das ist ein Talent, das Experten bekannt war, die gut im Thema drin sind.“

Also keine Eintagsfliege? „Es gibt sicherlich weitere Spieler dieser Kategorie, die wir nächstes Jahr holen können. Die Kaderplanung läuft schon jetzt.“ Dabei stehe der 45-Jährige im ständigen Austausch mit seinem Cheftrainer Niko Kovac, dessen Vertrag er zeitnah verlängern wolle. Dass der Kroate aber bis zu deiner Rente in der Mainmetropole arbeiten werde, halte er für unrealistisch: „Er ist sehr motiviert und strebt sicherlich danach, irgendwann einen ganz großen Verein zu trainieren.“ 

Der neue starke Mann an der Spitze der Eintracht wirkt bei vielen Themen gelassen und entspannt, so auch beim Team Marktwert, in dessen Bündnis sowohl die Frankfurter als auch die Bremer eingebunden sind. „Unsere Arena wäre häufiger ausverkauft, wenn nur Traditionsvereine mitspielen würden. Man sieht, wer viele und wenige Auswärtsfans mitbringt. Ich respektiere, dass es Vereine mit anderen unternehmerischen Strukturen gibt, trotzdem muss dieser Fingerzeig erlaubt sein. Ein Spiel mit zwei Traditionsvereinen wie das Topspiel Frankfurt gegen Köln bekommt eine besondere Aufmerksamkeit. Übrigens auch im Ausland“, beschreibt er.

Dabei wolle sich aber auch der Zukunft nicht versperren: „Es kann passieren, dass in drei, vier Jahren die 50+1-Regel fällt. Dann muss man sich öffnen. Das Wichtigste wird sein, den Fans die Angst zu nehmen, dass die Vereine ihr eigenes Ich verraten. Wenn ein Investor käme, würde hier nicht der Adler aus dem Wappen verschwinden oder unsere Mannschaft zu Hause in gelben Trikots auflaufen.“ Es ginge ihm vielmehr darum, dass man ein moderner Traditionsverein sein wolle, ohne seine Historie zu vergessen. Denn die sogenannten Verdrängervereine um RB Leipzig, TSG Hoffenheim oder der VfL Wolfsburg, wie sein Vorgänger Heribert Bruchhagen charmant beschrieb, werden auch in Zukunft immer mehr. Doch um auch nachfolgend ein Anteil der Bundesliga sein zu können, wünsche er sich keine Aufstockung der Liga auf 20 Startplätze. „Wir wollen keine sportliche Verwässerung, sondern weiter Qualität in der Liga halten. Es geht darum, seine Hausaufgaben zu machen, eine Ruhe zu finden, eine Erneuerung voranzutreiben. Aber der Gestaltungs- und Veränderungsprozess muss von innen betrieben werden“, so Bobic und dann kommt der Rest von ganz alleine.

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7 Kommentare

  1. VISION!
    Da es mehr Spieler wie Vallejo gibt, wird die Eintracht 2017/2018 Meister und Rummenigge routiert mit hochrotem Kopf und beantragt bei der DFL/DFB die Beschränkung von Leihspielern auf 3 pro Verein! Natürlich alles nur im Sinne von Bayern äh des deutschen fußballs! 😉

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  2. Oder es ist ein Wink mit dem Zaunpfahl. Das wir uns jetzt bereits darauf einstellen können das Jesus uns am Ende der Saison verlässt, weil die Leihe nicht verlängert wird……

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  3. Ich finde es ziemlich beruhigend, dass Bobic und Hübner ihre Hausaufgaben machen und wohl auch in der nächsten Saison Spieler präsentieren, von denen wir bislang nichts gehört/gesehen haben. Und die uns zudem sportlich weiterhelfen.

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  4. Klar, ein Potential wie es Jesus hat haben viele, nur ob sie es ausschöpfen können und vor allem dann auch verletzungsfrei bleiben, dass kann man nie voraus sagen. nur als Beispiel bremen: ihre tollen neuen Zugänge, inklusive Lebensversicherung Pizarro sind verletzt, daher kann die Mannschaft bisher ihr Potential nicht ausschöpfen. ich hoffe, dass diese Spieler, die ja gegen uns wahrscheinlich wieder zurückkommen noch immer nicht 100% fit sind, so stehen unsere Chancen besser 😉

    sei es drum, wir werden sehen was die Zukunft bringt, insgesamt machen wir im übrigen keinen so arg schlechten job, auch die Jahre vorher nicht zwingend, wenn man sieht wo all die ganzen Traditionsvereine so herumkicken…..

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  5. Ich finde die Aussage von Bobic, dass es weitere Spieler auf dem Markt mit dem Potenzial von Vallejo, sehr gut. Es vermittelt nach außen hin einen sehr souveränen Eindruck und beruhigt das Umfeld – ganz nach dem Motto: Seht her, Vallejo wird keine Ausnahme bleiben. Auch in Spanien und England wird man genau lesen, was Bobic so erzählt, da bin ich mir ganz sicher. Und das macht er tatsächlich gut und hilft der Eintracht so.

    Natürlich – wir müssen uns da nichts vormachen – gibt es Vallejos jetzt nicht wie Sand am Meer. Ein 19-Jähriger, der aus dem Ausland kommt und auf der Stelle so einschlägt, ist wirklich selten. Das ist schon ein echtes Juwel, um das uns bestimmt einige Mannschaften in der Bundesliga derzeit beneiden. Man muss sich das mal vorstellen: Teams wie Bremen (Sané und Moisander) oder Wolfsburg (Bruma und Wollscheid) kauften vor der Saison teure oder international erfahrene Akteure, die nicht mal annähernd bislang das erfüllten, was man sich von ihnen erhoffte und wir holen einen Spieler, der zuvor nur Spanien-Insidern bekannt war. Das ist schon ein großes Kino und mit Sicherheit eine Ausnahme.

    Aber Bobic hat bislang seinen Worten Taten folgen lassen. Und irgendwie würde ich mich nicht wundern, wenn – falls Vallejo wirklich wieder gehen sollte – auch nächstes Jahr wieder ein Innenverteidiger kommt, der uns sofort weiterhelfen wird.

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  6. Das obere Tabellendrittel sollten wir weiterhin anvisieren. Nur weil ich jetzt immer wieder lese, dass die Eintracht sich da bereits festgesetzt hat, nochmal zur Erinnerung: das obere Tabellendrittel erstreckt sich von Platz 1 bis Platz 6.

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  7. Ich habe große Lust mich für die „Vorschusslorbeeren“, die ich dem Mann gab, zu entschuldigen. Egal wie es künftig läuft, mir scheint, dass der Mann tatsächlich einen Plan und die notwendigen Kontakte hat.

    Alle Welt spricht derzeit über den HSV und die Fehler, die in den letzten Jahren dort gemacht wurden. Keine Berichterstattung ohne HSV. Ich frage mich, ob der Eintracht in solch Situation derart viel Aufmerksamkeit gewidmet worden wäre, oder ob man diese leise zu Grabe getragen hätte.

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