oczipkaSpielerberater haben nicht den besten Ruf in der Fußballbranche. Nicht nur viele Fans rätseln darüber, welche Leistungen Berater für ihre Schützlinge erbringen – außer in Verhandlungen mit den Vereinen möglichst viel Geld für die Spieler (und sich) herauszuholen. In einem gemeinsamen Interview mit Bild geben Bastian Oczipka und sein Berater Sven Kraft (48) von der Agentur Finally interessante Aufschlüsse über die Bertatertätigkeit, über Verträge und Oczipkas Zukunftsperspektive.

Den Nutzen eines Beraters – da sind sich Oczipka und Kraft einig – erkennt man vor allem nach der Karriere. Trotz großzügiger Verträge und überdurchschnittlicher Gehälter fallen viele Profis nach Abschluss ihrer Laufbahm in ein finanzielles Loch: „… jeder zweite pensionierte Profi ist insolvent. Jeder vierte von den aktiven befindet sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten„, weiß Kraft zu berichten. Um das zu verhindern, übernehmen Berater Aufgaben, die über die reine Vertragsverhandlung hinausgehen: „Das Thema Vertragsverlängerung ist nur ein Baustein von vielen. Was wir darstellen, sind zudem unabhängige Vermögensverwaltung, rechtliche Betreuung, Versicherung, PR und Vermarktung, zweite Karriere und sportliche Betreuung. Deshalb sind bei einer Entscheidung für eine Vertragsverlängerung viele Punkte zu berücksichtigen“, so Kraft.

30.07.2014, Fussball, 1. BL, Training Eintracht FrankfurtWoher kommt dann das schlechte Bild von Spielernberatern? Kraft äußert sich durchaus kritisch über die eigene Zunft: „Vielleicht rührt das aus der Vergangenheit. Deutschland war Jahre weit entfernt vom Knowhow eines strategischen Betreuungs-Managements. Jeder x-Beliebige konnte Spieler beraten. Die Frage ist, welche Kernkompetenz bringt er mit?“ Die Kompetenzen im Falle von Oczipka sind auf mehrere Schultern verteilt. Am Besten kann man dies bei der Gestaltung eines Spielervertrags veranschaulichen: „Wir haben für jeden Dienstleistungsbereich Experten. Ich führe das Sondierungsgespräch mit Sport-Direktor Hübner von der Eintracht. Danach hat der Vertrags-Stratege übernommen. Dann kommen unsere Juristen, die den Vertrag in Reinform bringen. Man verändert individuell viele Punkte im Muster-Vertrag. Deshalb kann eine Vertragsgestaltung auch mal drei Monate dauern.“ Angesichts dieser Beratungskompetenz ist es kein Wunder, dass ein Spielervertrag etwa 20 Seiten umfasst.

Bastian Oczipka hat erst vor kurzem seinen Berater gewechselt. Sein ehemaliger Trainer aus dem Nachwuchsbereich bei Bayer Leverkusen, Dirk Kunert, ist jetzt Sportlicher Leiter der Agentur Finally und stellte den Kontakt her. Kunert nimmt über alle von ihm betreuten Spieler permanent eine sportliche analytische Bewertung vor und kommuniziert fast täglich mit seinen Schützlingen. Trainer Thomas Schaaf will er damit nicht in die Quere kommen. Oczipka: „Er spielt jetzt nicht den Trainer. Die Vorgaben gibt natürlich immer Trainer Schaaf. Aber Kunert kann helfen mit Tipps, worauf ich achten kann. Einen Tag nach dem Spiel bespricht er mit mir alle relevanten Szenen meines Spiels. Dazu hat ein Vereins-Trainer vielleicht gar nicht immer die Zeit, auf jeden einzelnen einzugehen. Der sportliche Berater schon. Der geht mit mir alle Szenen durch: Schau mal, da stehst du falsch, das kannst du besser machen.“

Oczipka ist fest davon überzeugt, dass der Austausch mit seinem Beraterteam ihm zugute kommt: „Es wird manchmal unterschätzt, wie wichtig der Kopf ist. Körperlich ist fast jeder in der Liga auf Top-Niveau. Was der Kopf dann ausmacht, sieht man etwa am Beispiel Stuttgart – alles so gute Spieler, trotzdem im Abstiegskampf.“

Auf die Frage, ob ihm seine Berater helfen könnten, Nationalspieler zu werden, zeigt sich Oczipka zurückhaltend: „Das muss ich selber auf dem Platz schaffen.“ Sven Kraft möchte ihn auch darin unterstützen: „Aber wir können die Zielsetzung fördern. Rahmenbedingungen schaffen, dass er sich auf den Fußball konzentrieren kann. Und wir beraten nur ausgewählte Fußballer, welche soviel Intellekt mitbringen müssen, eine realistische Selbsteinschätzung hinzukriegen – und die unser Konzept und den Anspruch darin verstehen.“

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1 Kommentar

  1. Das er, Trapp und Jung immer noch von der Nationalelf träumen. Löw tickt da doch ganz anders. Wenn sie bis jetzt keine Einladung (die für Jung kann man ja kaum zählen), dann gibt das in dem Alter nichts mehr. Löw plant für die WM in drei Jahren und will auf diesen Positionen dann 23, 24 Jährige haben. Okay, im Tor sieht es vielleicht etwas anders aus, aber da gibt es 3, 4 im Level von Trapp und die spielen international.

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