OczipkaEloquent, reflektierend und weitsichtig – Bastian Oczipka blickt häufig über den Tellerrand und somit auch aus anderer Perspektive auf seine eigene Karriere. Um sich sportlich zu verbessern, analysiert der 26jährige zusammen mit Dirk Kunert, seinem ehemaligen Nachwuchstrainer aus Leverkusener Zeiten, individuell auf ihn zugeschnittene Szenen. „Ich kann das Spiel dadurch auf jeden Fall anders und besser reflektieren, als wenn ich es gar nicht machen würde. Die Veranschaulichung ist einfach besser, nur Sportschau gucken reicht ja nicht„, sagt der Linksverteidiger im Interview mit Spox. Käme dann im Spiel eine Situation vor, die man bereits besprochen habe, sei der Lerneffekt deutlich größer. In die Quere möchte er Armin Veh dabei freilich nicht kommen: „Ich gebe natürlich vor, was der Trainer von mir innerhalb seiner Spielweise erwartet – also beispielsweise meine Grundposition oder das Verhalten bei Ballbesitz.“ So habe sich die Art zu spielen verändert. Unter Thomas Schaaf sollte Oczipka tief stehen, bei Veh hingegen sehr hoch. Deshalb gehe es bei der Analyse hauptsächlich um Themen wie das Timing beim Kopfballspiel oder die Verbesserung von Flanken.

Wie zu Kunert ist auch der Kontakt zu Berater Sven Kraft, der verständlicherweise ein großes Interesse an der Entwicklung seines Spielers hat, sehr eng. Es sei für ihn wichtig, erklärt Oczipka, über Themen, die einen beschäftigen, eine zweite Meinung einzuholen. Ein Berater müsse daher kein Freund sein, sondern jemand, „der von sich aus auch kritische Dinge aus einer gewissen Neutralität heraus ansprechen“ könne. Gerade für junge Spieler sei es immer schwieriger auf dem großen Markt der Berater den richtigen auszuwählen. Man müsse frühzeitig schon entscheiden, wer das gesamte Paket aus PR, Vermarktung und Social Media abdecke. Eltern als Berater könne sich Oczipka für diese komplexe, hochbrisante Arbeit daher nicht vorstellen: „So ein Profivertragswerk mit mehrseitigen Paragraphen und Klauseln ist dermaßen komplex, dass man sich da eigentlich zwingend professionelle Hilfe holen muss.“ Die Berater hätten so viele Dinge zu tun, dass man diese aus der Familie auslagern sollte. „Sonst„, ist sich der Linksverteidiger sicher, „ist es nicht zu schaffen, den vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden.“

10.09.2014, Fussball, 1. BL, Training Eintracht FrankfurtEine dieser Anforderungen ist es gewiss auch, den Profi auf das „Leben danach“ vorzubereiten. Es sei ein fataler Denkfehler, wenn man glaube, dass alles einfach so weitergehe, wie man sich dies über Jahre angewöhnt habe. Oczipka selbst strebt nebenbei ein Studium in Fußball- oder Sportmanagement an. Ein guter Berater sei daher bei dieser Suche nach den richtigen Entscheidungen ganz wichtig. Er sei ein Ratgeber, „der einem durchaus in vielen Dingen hilft, sie erklärt und abwiegt – aber dir die Gedanken über die finale Entscheidung nicht abnimmt.“ Die gesunde Mischung sei wichtig, damit die Spieler weiterhin selbständig auswählen könnten. Und die meisten Berater täten genau dies und verhielten sich somit völlig kompetent. Es ist ein schmaler Grat, auf dem man sich in dieser Branche bewegt. Der Ruf ist häufig schlecht, desöfteren werden sie als „Geldgeier“ dargestellt, die nur darauf ausseien, ihre Spieler für viel Geld zu transferieren. Es ist ein anderer Blick, den Oczipka auf diesen Bereich gewährt.

Mit seinem Berater entschied der Linksfuß im Winter, den Vertrag bei der Eintracht bis 2018 zu verlängern. Am Main fühlt sich der gebürtige Rheinländer unheimlich wohl, auch wenn er womöglich bei anderen Vereinen und Ländern mehr Geld verdienen könne. „Natürlich würde es auch sehr viel Spaß machen, beispielsweise einmal in England zu spielen.“ Allerdings sei Frankfurt seine Heimat geworden. Er habe viele Freunde gewonnen und zudem nur einen kurzen Weg zur Familie nach Bergisch Gladbach. Dabei sei es damals sein großer Traum gewesen, sich bei Bayer Leverkusen durchzusetzen. Doch ein Knöchelbruch und das Jahr unter Coach Robin Dutt verhinderten die Erfüllung dieses Wunsches. Kein Problem mehr, wie Oczipka bestätigt: „Im Nachhinein sehe ich das jetzt natürlich entspannter, da ich ohne diese Begebenheiten wohl nicht in Frankfurt gelandet wäre.“ Einen anderen Traum aber möchte der Außenverteidiger noch nicht begraben. Der Nationalmannschaft laufe er zwar nicht verbissen hinterher und er wisse auch, dass hier und da die Konstanz fehle. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt: „Wenn einem das über einen längeren Zeitraum aber gelingen sollte, kommt der Rest von alleine – unter anderem und möglicherweise auch die Nationalelf.“

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