Stefan Aigner kam trotz schwacher Saison noch immer auf neun Scorerpunkte.
Stefan Aigner kam trotz schwacher Saison noch immer auf neun Scorerpunkte.

Wer kennt das nicht? Diese Phasen im Leben, wenn einem bewusst wird, dass nur wenig klappt und viel mehr schief geht – frei nach dem Motto: „Erst hatten wir kein Glück, dann kam auch noch Pech hinzu.“ Es lief die 50. Minute am 13. Spieltag gegen Bayer 04 Leverkusen und die Eintracht lag mit 1:2 hinten. Stefan Aigner setzte sich im Zweikampf durch und stand acht Meter vor Bernd Leno. Das Tor war sperrangelweit offen, der Mittelfeldspieler hätte sich die Ecke aussuchen können – und zog einen Vollspannschuss vor, der knapp über die Latte strich. Leverkusen kam danach nicht mehr in Bedrängnis und erhöhte durch Hakan Calhanoglu sogar noch auf 3:1. Die Partie war verloren und doch gab es für Aigner noch einen Rückschlag in der Nachspielzeit. Nach einem perfekten Querpass von Luca Waldschmidt stand er erneut frei vor dem Tor – und schoss aufreizend lässig mit dem linken Fuß am Winkel vorbei.

Der 28-Jährige war in diesen tristen Monaten bei den Hessen eines der Gesichter des Absturzes. Die Offensivmaschinerie der Frankfurter kam nicht ins Rollen, immer wieder hagelte es Rückschläge. Auch der Treffer am 17. Spieltag gegen den SV Werder Bremen, der immerhin zum 2:1-Sieg führte, brachte nicht den erhofften Durchbruch. Der gebürtige Münchener ackerte wie gewohnt, es wollte allerdings nur sehr wenig gelingen. Im Gespräch mit dem Kicker gibt er zu: „Mit meinen Toren und Vorlagen in den Vorjahren hatte ich die Messlatte sehr hoch gelegt.“

Aigner lässt sich nach einem schwachen Jahr dennoch nicht aus der Ruhe bringen, „schließlich habe ich drei Tore gemacht und sechs Vorlagen gegeben.“ Er erinnert daran, dass er in vier Bundesligajahren bei den Hessen insgesamt 49 Scorerpunkte sammelte, „mit diesem Gesamtpaket bin ich absolut zufrieden.“ Eine schwache Saison sei durchaus einkalkuliert gewesen und nichts Ungewöhnliches, vor allem weil er mit zwei entscheidenden Treffern in der Endpase für ein versöhnliches Ende sorgen konnte. In der neuen Spielzeit will der Offensivmann wieder seine gewohnte Stärke erreichen und die ersten guten Eindrücke, die er in der Vorbereitung hinterlassen hat, bestätigen. Aigner bleibt dabei gewohnt bescheiden und möchte sich kein festes Saisonziel stecken. Schließlich „liegt es an Kleinigkeiten, ob man wieder reinkommt, ob man ein Spiel glücklich gewinnt.“

Im vergangenen Jahr schlug das Pendel in engen Partien in den entscheidenden Momenten häufig in die falsche Richtung aus. Trainer Niko Kovac, der die Frankfurter mit akribischer, klar strukturierter Arbeit rettete und in den ersten beiden Vorbereitungswochen hart trainieren ließ, will eine ähnliche Katastrophenspielzeit mit aller Macht verhindern. Aigner und seine Kollegen mussten sich im Salzburger Land in Flachau strecken und über Grenzen gehen: „Von der Breite und vom Umfang her habe ich so noch nie trainiert. Aber mir tut es gut.“ Er lobt den Coach: „Der Trainer bereitet uns super vor, alles was wir machen, hat Hand und Fuß. Man fühlt sich gut im Training.“

Aigner will in der kommenden Saison wieder häufiger jubeln.
Aigner will in der kommenden Saison wieder häufiger jubeln.

Die von Außenstehenden so heftig kritisierte „Wohlfühloase“ soll es am Main nicht mehr geben. Eine für alle mental so intensive und schwierige Spielzeit 2015/16 hat an den Nerven gezehrt, auch wenn Aigner jederzeit versuchte, einen kühlen Kopf zu bewahren und Selbstvertrauen zu tanken. Vor allem der Endspurt, der dank des Treffers von Haris Seferovic gegen den 1. FC Nürnberg doch noch zum „Happy End“ wurde, war ein Drahtseilakt. Die Mannschaft musste permanent gewinnen, Rückstände drehen und gegen Borussia Dortmund mit nur 16 Prozent Ballbesitz ein 1:0 verteidigen. Es war für Aigners Kopf „die anstrengendste Saison, die ich bisher hatte.“

Das Team der Eintracht ist daran allerdings nicht zerbrochen, hat Mentalität gezeigt und ist bei gemeinsamen Abendn noch enger zusammengerückt. Der Optimismus ist wieder zurückgekehrt, der Stolz, es geschafft zu haben, ist dementsprechend groß. Bei Aigner bleibt nichts mehr hängen, er schüttelt das letzte Jahr jetzt endgültig von sich ab: „Ich bin ein Mensch, der nicht durchdreht und einen Höhenflug kriegt, wenn es richtig gut läuft. Umgekehrt mache ich mich auch nicht gleich verrückt, wenn es mal schlecht läuft.“

Mit neuem „Spirit“ und einem runderneuertem Kader soll der Konkurrenzkampf auf allen Positionen vergrößert werden. Ante Rebic, Danny Blum, dazu noch Mijat Gacinovic (der auch auf der „10“ agieren kann), möglicherweise Joel Gerezgiher und Aigner – fünf Akteure kämpfen um zwei freie Plätze. Kein Problem für den Flügelspieler: „Ich bin eher ein Spieler, den man nicht unbedingt noch zusätzlich pushen muss. Ich war schon immer einer, der Gas gibt. Jedes Jahr gibt es Konkurrenzkampf auf allen Positionen.“ Eine Gefahr in der Verpflichtung von Akteuren aus dem Ausland sieht er dabei nicht: „Sie müssen sich integrieren, wir müssen sie gut aufnehmen.“ Stefan Aigner blickt deshalb lieber positiv nach vorne: „Wir sind eine richtig gute Truppe, die jeden Spieler gut aufnimmt.“

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5 Kommentare

  1. Diese Farben im Training – ich komm mit der Farbkombination nicht klar – was soll sowas?

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