Fredi Bobic ist stolz auf die SGE. (Bild: Heiko Rhode)

Über 100 Spiele in nur zwei Saisons – die vergangenen beiden Jahre hatten es für die Fans, die Verantwortlichen, vor allem aber für die Spieler der Frankfurter Eintracht in sich. Durch das Halbfinale im Pokal und die Qualifikationsspiele zur Europa League war die aktuelle Saison mit bisher 54 Spielen sogar noch länger als die letzte Spielzeit für die Hessen! Noch dazu kam, dass sich die Spielzeit durch die lange Pause, die aufgrund der Corona-Krise eingelegt werden musste, noch zusätzlich verlängert hatte. 

Im Interview mit „Eintracht TV“ zeigte sich Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic aber sehr zufrieden mit den vergangenen zwei Jahren und der Saison 2019/2020 insbesondere: „Insgesamt waren die vergangenen zwei Jahre ein wilder Ritt. Das erste Jahr war natürlich super, wir standen im Halbfinale der Europa League und haben unfassbare Spiele abgeliefert. Es fühlt sich aber an, als wäre das schon wieder lange her, denn die aktuelle Spielzeit lief zwölf Monate lang. Ich habe den Jungs am vergangenen Samstag nach dem Spiel gesagt, dass ich total stolz darauf bin, wie sie diese Saison gemeistert haben.“  

Mit Höhen und Tiefer durch die Rekordsaison

Vor allem die Länge der vergangenen Spielzeit sei herausfordernd gewesen: „Sie haben es geschafft, den Fokus über so einen langen Zeitraum in jedem Spiel, in jedem Training und vor allem auch in der Coronazeit zu halten. Es war eine sehr schwierige Aufgabe, in solch einer Situation so konzentriert und fokussiert zu bleiben. Aber die Jungs haben das einfach prima umgesetzt.“ Dabei war die Saison nicht nur aufgrund der Corona-Pandemie, der langen Pause und der Geistesspiele eine besondere Spielzeit gewesen, sondern auch wegen der Anzahl an Spielen. „54 Spiele, wie in dieser Saison, hat Eintracht Frankfurt in der Bundesligahistorie noch nie zuvor gehabt. Ich bin sehr zufrieden, dass wir es geschafft haben, diese Partien in einer guten Art und Weise zu gestalten – mit Höhen und Tiefen. Umso schöner ist es, dass wir zum Abschluss noch einen Heimsieg einfahren und die Saison dadurch mit einem guten Gefühl abschließen konnten“, so der ehemalige Stuttgarter, der ebenso betonte, dass bisher noch nicht klar sei, wie und wann die kommende Saison starten würde. 

Stolz auf die ganze Liga

Es wird von der Saison 2019/2020 nicht der deutsche Doublesieger Bayern München in Erinnerung bleiben oder der tiefe Fall des SV Werder Bremen, sondern die lange Pause aufgrund der Corona-Pandemie, das ist schon jetzt klar, denn eine vergleichbare Situation hatte die Bundesliga noch nie durchzustehen. Trotzdem war die Liga die erste aller internationalen, die den Spielbetrieb wieder aufnahm und die Saison dank eines durchdachten Konzepts auch zu Ende brachte. Daher schätzt Bobic die Fortführung des Spielbetrieb als „sehr erfolgreich“ ein: „Es ist ein Wahnsinn, dass wir es in der Kürze der Zeit geschafft haben, mit allen Ministerien zusammen einen Notfallplan zu erstellen, der jegliche Hygienemaßnahmen berücksichtigt. Dass sich alle 36 Vereine aus der Bundesliga und der Zweiten Liga einig waren und an einem Strang gezogen haben, war sehr wichtig.“ Dabei habe sich der Fußball auch gegen zum Teil heftige Kritik wehren müssen. „Es kann sich bestimmt jeder daran erinnern, welchen Shitstorm wir im Fußball über uns ergehen lassen mussten. Jeder hat gesagt, dass wir nicht spielen dürfen. Mittlerweile sieht die Situation ganz anders aus. Ich habe immer gesagt, dass wir ein Vorbild für alle anderen Sportarten sind, wenn wir es als Vorreiter schaffen, mit diesen Umständen umzugehen und zeigen, wie es funktionieren kann“, gab sich der 48-Jährige zufrieden und betonte, wie wichtig die Disziplin der Vereine dabei gewesen sei: „Das haben wir gemeinsam geschafft, ohne den Zeitplan in den Juli hinauszuzögern. Zudem gab es, abgesehen von Dynamo Dresden zu Beginn des Restarts, keine Coronafälle. Das zeigt, wie diszipliniert jeder Einzelne diese Vorschriften verinnerlicht und sich an sie gehalten hat. In dieser Zeit hat sich die Kraft des Mannschaftssports gezeigt, da alle gemeinsam an einem Strang gezogen haben. Ich bin sehr stolz auf alle Beteiligten, dass wir das so hinbekommen haben.“ 

Während die Bundesliga also beim Organisatorischen eine Vorreiterrolle einnahm, zeigte der Spielbetrieb trotz der langen (Trainings-)Pause ein sehr gutes spielerisches Niveau. Dies sei für den Sportvorstand aber keine Überraschung gewesen: „Die Jungs können kicken und versuchen immer, das Beste aus sich herauszuholen. Die Intensität nach dem Neustart war sehr hoch und es war außergewöhnlich neu für uns alle, in einem großen Stadion ohne Zuschauer zu spielen und jeden Ton hören zu können. Es war einfach ein komplett anderes Erlebnis, an das wir uns aber keinesfalls gewöhnen wollen. Zu diesem Zeitpunkt war es allerdings absolut notwendig.“ Die größte Umstellung hätten freilich die Spieler erfahren müssen. Die Akteure hätten dies aber auch bravurös gemeistert: „Man hat gemerkt, dass die Jungs immer versucht haben, die beste Leistung abzurufen, auch wenn sich der eine oder andere am Anfang schwer damit getan hat, ohne die Emotionen und die Leidenschaft der Fans zu spielen. Irgendwann hat aber jeder einen Weg gefunden, wie er seine Leistung bestmöglich auf den Platz bringen kann.“ Trotzdem sei die Saison und die Art und Weise wie diese beendet wurde, aber natürlich nicht mit einer normalen Bundesliga-Saison zu vergleichen: „Auch wenn wir ohne Zuschauer teilweise sehr gute Leistungen gezeigt haben, ist diese Situation überhaupt nicht vergleichbar mit der Normalität, denn die Fans geben uns, gerade zum Ende der Partien, häufig noch den entscheidenden Kick. Die Jungs haben aber sehr gut gearbeitet, wir hatten trotz dieser langen Spielzeit kaum Verletzte – das waren ganz wichtige Faktoren.“

Wendepunkt Wolfsburg

Die Eintracht spielte eine unter dem Strich ordentliche Saison – da sind sich die meisten Fans, vor allem aber die Spieler und die Verantwortlichen einig. Innerhalb des letzten Jahres gab es immer wieder Höhepunkte, aber auch Tiefen. Eine dieser Tiefen durchschritt die SGE nach den Niederlagen zum Restart gegen Gladbach und Bayern, als der Delegationsplatz auf einmal immer näher rückte. Bobic gab zu, dass dies keine einfache Situation gewesen sei, man aber zu keiner Zeit Panik gehabt hätte und – trotz der schwachen Partie gegen Gladbach und dem Spiel in München – in die Qualität des Teams vertraut habe. Der Wendepunkt sei für ihn der Sieg beim VfL Wolfsburg gewesen. „Der Sieg gegen Wolfsburg war dann unheimlich wichtig für uns. Da hat die Mannschaft wieder bewiesen, dass sie dem Druck in solchen Spielen standhalten und sehr gut mit solchen Situationen umgehen kann. Wir haben in Wolfsburg natürlich nicht sensationell gespielt, aber die Jungs haben den Teamgedanken in einer ganz starken Art und Weise auf den Platz gebracht“, so Bobic. Danach sei die Mannschaft warmgelaufen und habe eine ordentliche Rückrunde gespielt: „Unterm Strich haben wir mit 27 Punkten eine sehr gute Rückrunde gespielt. Hätten wir in der Hinrunde ein paar Zähler mehr gesammelt, wäre am Ende noch mehr möglich gewesen. Aber das sagen sich auch andere Vereine. Die Tabelle lügt nicht und zum Abschluss der Saison steht jeder da, wo er hingehört. Nach den 34 Spieltagen können wir damit aber sehr gut leben.“

Ungewissheit bei Transfer und Fans

Jetzt heißt es – mit Ausnahme des Europa League-Turniers im August aber erst einmal Pause. Während die Spieler hier abschalten können, geht für Bobic und seine Kollegen die Arbeit von vorne los. Der ehemalige Nationalstürmer betonte, dass er dieser Phase aber optimistisch entgegenblickt: „Es ist sehr gut, dass unsere Mannschaft im Stamm zusammenbleibt. Wir werden auf dem Transfermarkt nicht so viel machen müssen, wie in den Jahren zu vor. Wir haben eine hohe Qualität in der Mannschaft und sind absolut konkurrenzfähig. Das ist für Eintracht Frankfurt immer das Wichtigste.“ Trotz des optimistischen Blicks erwarte er – auch aufgrund der Unwissenheit über den Start der neuen Spielzeit einen sehr zähen und schwer einzuschätzenden Transfermarkt: „Es wird sich zeigen, ob wir den noch einen oder anderen Spieler verpflichten können oder abgeben werden. Das steht alles noch in den Sternen. Grundsätzlich bin ich aber sehr zufrieden mit den Jungs, die wir haben.“ Eine weitere Ungewissheit werden auch die Fans sein, die seit Mitte März nicht mehr ins Stadion dürfen. Dies sei für die SGE auch ein wirtschaftlicher Faktor.

Aufgeben in der Europa League? Nicht mit Bobic!

Während viele die Saison also schon beenden, denkt Bobic hier noch nicht dran, schließlich spielt die SGE noch das Turnier um die Europa League. Trotz der 0:3-Heimniederlage im Hinspiel des Achtelfinales gegen den FC Basel gibt er diesen Pokal noch nicht auf: „Natürlich sagt jeder, dass wir nach dem 0:3 im Hinspiel keine Chance mehr haben, aber da bin ich mir nicht so sicher. Du kannst auch gegen Mannschaften wie Basel Spiele gewinnen. Letztendlich wird es an uns liegen, wie wir in die Vorbereitung starten. Wir werden diesen Wettbewerb und diese Partie in den Vorbereitungsprozess eingliedern und dann versuchen, gegen Basel zu gewinnen und eine Runde weiterzukommen. Die Viertel-, Halbfinals und das Finale werden bekanntlich in nur einer Partie ausgetragen, demnach ist auch da vieles möglich. Abschenken werden wir das also keinesfalls, wir werden diese Aufgabe seriös angehen.“ Falls das Vorhaben Europa League aber nicht klappen sollte, sei dies für ihn und seiner Meinung nach für den Verein auch nicht schlimm und man könne in der nächsten Spielzeit wieder die Europapokalplätze angreifen: „Sollte der europäische Wettbewerb wegfallen, ist es für uns vielleicht auch nicht schlimm, unter der Woche mal gut trainieren zu können. Dann liegt es an uns, dass wir es schaffen, einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen!“

Optimismus bei Hütter

Diese Ziele sollen – geht es nach Bobic – dann mit Adi Hütter und einer vorzeitigen Verlängerung dessen Arbeitspapiere angegangen werden. Auch in dieser Thematik sei er optimistisch: „Wir werden uns im Sommer in aller Ruhe zusammensetzen und schauen, ob wir uns gemeinsam einigen können. Ich bin guter Dinge, da Adi und die Eintracht gut zusammen funktionieren. Wir sind sehr zufrieden mit seiner Arbeit. Trotzdem muss man das Trainerteam erstmal entspannen lassen, denn auch die nächste Saison wird sehr anspruchsvoll. Zum richtigen Zeitpunkt werden wir unsere Gespräche führen und ich gehe davon aus, dass wir im Anschluss daran die Verlängerung vermelden können.“

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6 Kommentare

  1. Ich finde „ordentlich“ ist genau das richtige Wort. Leider keine direkte EL-Quali, aber lasst euch das mal auf der Zunge zergehen: 54 Spiele! Und es kommt ja vielleicht noch mehr. Brutal. Und dann trotzdem einen einstelligen Tabellenplatz. Bin auch stolz! Die absolute Glückseligkeit ist es zwar nicht, denn die Buli-Saison lief für mich „nur“ gut aber nciht sehr gut. Aber hey, läuft trotzdem bei uns.

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  2. Habe das gerade in dem Video-Würfel-Thread geschrieben. Betracht man „nur“die sportliche Leistung und Entwicklung, dann hat Bobic mit ordentlich glaube ich das ganze sehr gut eingeordnet.
    Wenn ich nun aber alles betrachte, quasi die Macher hinter der Mannschaft. Hellmann und Frankenbach dann bin ich wirklich sehr zufrieden. Der neue Würfel ist ja nur ein Beispiel und ein Mosaiksteinchen des ganzen. Hellmann und seine Projekte Modernisierung, Digitalisierung und Ausbau des Stadions sind ja alles Projekte die für die Zukunft umgesetzt werden und zum Teil auch erst in der Zukunft Früchte tragen werden. Dazu noch der Neubau der Geschäftsstelle. Ein weiterer Meilenstein um voran zu kommen. Frankenbach uns seine Finanzen. Ich glaube das gerade unser 3. Mann im Vorstand derjenige ist, der es schafft die Vernetzung vom Bobic und Hellmann aus finanzieller Sicht in Einklang zu bringen. Dazu kommt, dass er die Finanzen trotz der vielen Einnahmen und Ausgaben auf einem gesunden Niveau gehalten hat. Es wurden zwar ein paar Stufen übersprungen aber alles mit Sinn und Verstand. Von daher im sportlichen Bereich ein in Ordnung und ansonsten Hut ab vor der Arbeit der Verantwortlichen.

    Was man ja nicht vergessen darf ist der aufgrund von Corona erst mal auf Eis gelegte Plan der Internationalisierung. Auch hier beweist Hellmann Weitsicht und versucht Türen zu öffnen um in der Zukunft nur eintreten zu müssen. Eine Weitsicht die wir uns viele Jahre gewünscht haben.

    Ich erinnere gerne an die unzähligen, jedes Jahr entfachten Diskussionen bezüglich der Stadionmiete.
    Damals waren wir weit davon entfernt so richtig etabliert zu sein und hofften mit Ablauf des Stadionvertrags in 2020 sicher in der Bundesliga zu stehen um bessere Konditionen bei den Verhandlungen zu haben. Und nun. Jetzt sind wir es die das Stadion vermarkten. Wer von uns hätte damals an eine solche Entwicklung geglaubt?

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  3. Ich finde, WOB war gleich 2x der Wendepunkt. In der Hinrunde die erste Heimniederlage mit danach wirklich schlechten Spielen. In der Rückrunde war das ein Sieg, mit dem man (historisch gesehen) nicht unbedingt rechnen konnte. Umso besser lief es dann punktetechnisch in den darauffolgenden Spielen.

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  4. Bobic ist echt ein Glücksfall für uns. Er möchte nicht nur die Eintracht prägen, sondern Einfluss auf die gesamte Liga nehmen. Unser Außenbild hat sich in den letzten Jahren enorm verändert, ob nun Büffelherde, rauschende Europanächte (voller Einsatz, wo andere Mitstreiter den kleinen Pokal abschenkten), Pokalfights etc. hinzu kommen nach und nach Veränderungen in der Infrastruktur, der Jugendarbeit, dem Marketing – Professionalität und Seriosität. Hierzu gehört auch ein Trainer, der über mehrere Saisons hinweg seine Handschrift hinterlassen kann, Stammspieler und Hoffnungsträger, die mit langen Vertragslaufzeiten ausgestattet sind.
    Die Bemühung aufzuholen, was über viele Jahre versäumt wurde, Weichen zu setzen, um zukünftig Vorreiter, anstatt Mitläufer oder Nachzügler zu werden, sind Dinge, die Bobic gerade anstößt/angestoßen hat. Auf systematische Jugendarbeit (wir haben tolle Jugendtrainer) freue ich mich insbesondere – Kommentatoren und Fußballexperten, die dann sagen: „Hier ist eindeutig die Frankfurter Schule zu erkennen“ – auch bei Spielern, die dann bei anderen Vereinen spielen.
    In den letzten Jahren konnten wir „nur“ Jungtalente scouten und veredeln/aufpäppeln und unsere U23 ist die 3. polnische Liga oder 1. belgische Liga. Ich bin guter Hoffnung, dass wir uns bald noch weiterentwickeln, sodass wir unser Schicksal noch mehr in eigenen Händen haben und somit noch gezielter nach oben/vorne steuern können.

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