Charly Körbel (r.) reiste 1996 ebenfalls mit einem verunsciherten Team nach Dortmund und kassierte ein derbes 0:6. Macht Armin Veh es 19 Jahre später besser?
Charly Körbel (r.) reiste 1996 ebenfalls mit einem verunsciherten Team nach Dortmund und kassierte ein derbes 0:6. Macht Armin Veh es 19 Jahre später besser?
Die 90’er-Jahre waren die Schicksalsjahre der Frankfurter Eintracht. Nicht wenige Fans und Experten sind sich im Nachhinein sicher, dass die Entwicklung des stolzen Bundesliga-Traditionsvereins hin zu einer Fahrstuhlmannschaft hätte verhindert werden können, wären in diesem chaotischen Eintracht-Jahrzehnt nicht ganz so viele falsche Entscheidungen getroffen worden. Doch die Geschichte lässt sich nicht zurückdrehen und so erlebte die Eintracht innerhalb weniger Jahre den beispiellosen Verfall eines Meisterschaftsanwärters, der nur vier Jahre nach seinem Beinahe-Titelgewinn den bitteren Gang in die 2. Bundesliga antreten musste. Ein Absturz, den in dieser rapiden Geschwindigkeit nur wenige Vereine der „Diva vom Main“ nachmachen können.

Den Tiefpunkt erreichten die Hessen in der Saison 1995/96. Nach der Hinrunde mit ordentlichen 20 Punkten noch im soliden Mittelfeld der Tabelle platziert, folgte nach der Winterpause der große Einbruch. Zwar startete die Rückserie mit vier Punkten aus zwei Spielen, doch dann folgten Niederlagen beim TSV 1860 München (1:3) sowie gegen den SC Freiburg (0:1). Gegen den 1. FC Kaiserslautern und Bayer Leverkusen – wie sich später herausstellen sollte direkte Konkurrenz im Abstiegskampf – kamen die Frankfurter nicht über dürftige 1:1-Unentschieden hinaus und so reiste die SGE am 24. Spieltag mit einer negativen Serie im Gepäck und dadurch höchst verunsichert zum Spitzenteam nach Dortmund. Parallelen zur aktuellen Situation der Eintracht sind diesbezüglich unverkennbar. Statt der erhofften Trotzreaktion und einer Wende zum Guten lieferten die Frankfurter vor 42.500 Zuschauern im Westfalenstadion eine Leistung zum Davonlaufen ab und gingen mit 0:6 (0:2) unter.

Trainer Charly Körbel musste vor dem Gastspiel beim von Ottmar Hitzfeld trainierten Deutschen Meister den verletzten Manfred Binz und den gelbgesperrten Matthias Hagner ersetzen. Markus Schupp und Jay-Jay Okocha rückten dafür in die Startelf. Stürmer Rainer Rauffmann lief neben Uwe Bindewald wieder als Manndecker auf und sollte sich um Karlheinz Riedle kümmern. Der Plan der Gäste, die zu dieser Zeit die schlechteste Abwehr der Liga stellten, ging etwa eine halbe Stunde lang auf. Durch Okocha und Thomas Doll boten sich dem Außenseiter sogar Chancen zur Führung, doch dann bedurfte es nur einer gelungenen Aktion des BVB-Duos Chapuisat/Riedle, um die Führung der Hausherren perfekt zu machen (27.). Die Antwort der Körbel-Elf war eine Gelb-Rote Karte des übermotivierten Schupp (41.). Die daraus resultierende Unordnung im Frankfurter Spiel bestrafte Dortmund mit fünf weiteren Toren innerhalb der nächsten 25 Spielminuten.

Zum Glück für die Eintracht stand für den BVB eine Woche später ein schweres Auswärtsspiel beim FC Bayern im Spielplan, sodass die Westfalen Gnade walten ließen und das muntere Toreschießen nach 66. Minute einstellten. In der Tabelle hatte das Debakel zunächst nur unwesentliche Folgen. Frankfurt rutschte von Platz zwölf auf 13 ab, dem ein oder anderen Fan wurde nun aber so langsam aber sicher die akute Abstiegsgefahr bewusst. Nachdem auch das folgende Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach mit 0:2 in die Hose ging, reagierte der Vorstand und stellte Trainer Körbel frei. Als Feuerwehrmann sollte Dragoslav Stepanovic den ersten Abstieg der Vereinsgeschichte verhindern, doch der charismatische Lebemann entpuppte sich für diese Mission als Fehlbesetzung und konnte den Absturz nicht mehr aufhalten. Die Niederlage in Dortmund leitete damals den Abstieg ein. Wenn es am Sonntag für die Eintracht wieder einmal zum BVB geht, und am Stadtwald nicht langsam die richtigen Schlüsse gezogen werden, ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich die Geschichte wiederholt.

Tore: 1:0, 2:0 Karlheinz Riedle (27., 45.), 3:0 Michael Zorc (47.), 4:0 Steffen Freund (53.), 5:0 Jörg Heinrich (59.), 6:0 Stephane Chapuisat (66.).

Besonderes Vorkommnis: Gelb-Rote Karte für Markus Schupp (41./Frankfurt)

Borussia Dortmund: Klos – Schmidt, Freund (70. Tretschok), Reuter, Reinhardt, Zorc, Heinrich, Chapuisat (70. Sosa), Möller (54. Ricken), Riedle, Kree. Trainer: Hitzfeld.

Eintracht Frankfurt: Köpke – Zelic, Rauffmann, Bindewald, Beuchel (71. Böhme), Bunzenthal, Sbordone, Doll, Schupp, Okocha, Mornar (46. Dickhaut, 64. Becker). Trainer: Körbel.

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11 Kommentare

  1. Gutes Beispiel übrigens….. der Trainer wurde gewechselt und was hatte es gebracht? :O)

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  2. Ist es in diesen Tagen auch noch nötig das absolut negative aus der Vergangenheit hervor zu kramen? Denke eher das wir uns alle aufbauen sollten 😉

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  3. … hatte ich glatt verdrängt, dass unser Nati-Torwarttrainer solch eine Packung erleben durfte

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  4. Nachdem wir wir ja alle wissen, dass HB das grosse Füllhorn in der Winterpause wieder ausschüttet, wäre vielleicht eine kostengünstige, frei verfügbare Person für die rechte Seite eine Alternative: Patrick Ochs, mit einem Vertrag bis Saisonende und einseitiger Option könnte uns doch eventuell weiterhelfen. Er hat mir im Trikot der Eintracht immer gut gefallen und mit 31 Lenzen jetzt auch im besten Alter. Das wäre zumindest einer, der immer alles gibt.

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  5. Danke Tobias…etwas provokativ,aber vielleicht fühlt sich der eine oder andere bei der Ehre gepackt;-)

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  6. Oder wir fischen ein bischen bei Real, Alvaro Arbeloa, mit 32 Jahren auch noch gut dabei, RV und Vertrag nur noch bis 30.6.16.
    Vielleicht auch eine Alternative.

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  7. PO, letzte Einsätze in der 2. Mannschaft von VW, aber zum Probetraining sollte er schon mal eingeladen werden

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