David Abraham und Szabolcs Huszti nach dem 1:3 in Köln
David Abraham und Szabolcs Huszti nach dem 1:3 in Köln

Selten hat ein Spiel unserer Eintracht so viele Ansatzpunkte für eine detaillierte Fehleranalyse geliefert wie die gestrige Niederlage gegen Köln. Der Einbruch unserer Jungs in der zweiten Halbzeit kam überraschend und war sicherlich vermeidbar. Wir möchten auch an diesem Spieltag bei unserer Analyse nicht die Leistung des Schiedsrichters in den Vordergrund stellen. Bei allen fragwürdigen Entscheidungen, die Felix Zwayer in dieser Begegnung traf – sie waren allesamt nicht spielentscheidend. Ursächlich für den Ausgang dieser Begegnung waren andere Faktoren, die wir nachfolgend unter die Lupe nehmen wollen.

1. Immer wieder die Defensive
Um es vorweg zu nehmen: An den Innenverteidigern David Abraham und Marco Russ kann die Niederlage nicht fest gemacht werden. Sie boten über weite Strecken der Partie eine solide Leistung und hatten die einzige Kölner Spitze gut im Griff. Auch die beiden Außenverteidiger kann man nur bedingt für den Einbruch in der zweiten Halbzeit verantwortlich machen. Über die Seite von Oczipka liefen zwar die meisten Angriffe der Domstädter, doch große Gefahr ging lange Zeit nicht davon aus. Yanni Regäsel machte zwar ein schwaches Spiel, leistete sich defensiv viele Stellungsfehler und war – wie schon gegen Stuttgart – an einem Gegentreffer beteiligt, weil er das Abseits auflöste. Aber da über die linke Kölner Angriffsseite kaum ein Angriff vorgetragen wurde, reicht die Schwäche von Regäsel auch nicht als Erklärung aus. Nein, wenn wir die defensiven Aussetzer gestern untersuchen wollen, müssen wir die Rolle von Makoto Hasebe und Marc Stendera (dazu unten mehr) und vor allem von Marco Fabián beleuchten. Auffällig ist zudem die immer wieder zutage tretende Schwäche der Abwehr bei Standardsituationen des Gegners, die sich wie ein roter Faden durch diese Saison zieht.

2. Marco Fabián – der „Mann des Spiels“
Aus dem Kreis der älteren User wäre ich dankbar für einen Hinweis, wann sich ein offensiver Mittelfeldspieler zuletzt so viele spielentscheidende Fehler in der Defensive geleistet hat wie Fabián gestern. Er hatte dabei noch Glück, dass nur sein leichtfertiger Ballverlust vor dem 1:1 und sein Foul vor dem 1:2 bestraft wurden. Bereits vor dem Ausgleich ging er vor dem eigenen Strafraum ausgesprochen leichtfertig mit dem Ball um, und sein Tackling gegen Hector in der 69. Minute hätte man auch mit einem Elfmeter ahnden können. Dabei hatte der Mexikaner – im Gegensatz zum Stuttgart-Spiel – gut in die Begegnung gefunden, war oft anspielbar und ein stetiger Unruheherd – bis zu seinem Patzer vor dem Ausgleich. Danach war er bemüht, seine fehlende Kreativität nach vorne mit erhöhter Einsatzbereitschaft in der Defensive zu kompensieren. Ein grundsätzlich lobenswerter Ansatz – allerdings mit den bekannten Folgen.

Marco Fabián im Duell mit dem Kölner Yannick Gerhardt
Marco Fabián im Duell mit dem Kölner Yannick Gerhardt

3. Was hat Makoto Hasebe geritten?
Viele User haben in den letzten Wochen gefordert, dass Hasebe eine Position im defensiven Mittelfeld bekleiden und nicht als Außenverteidiger eingesetzt werden soll. Im ersten Durchgang konnte der Japaner lange Zeit unter Beweis stellen, warum viele Eintracht-Fans so große Stücke auf ihn setzen. Trotz des einen oder anderen Patzers war er der Dreh- und Angelpunkt des Frankfurter Spiels, organisierte die Defensive, machte Räume eng und trieb den Ball durchaus geschickt nach vorne. Das ansehliche Spiel der Hessen in der ersten Hälfte war durchaus sein Verdienst. Allerdings gelingt es dem erfahrenen Nationalspieler in letzter Zeit immer wieder, sich durch Privatscharmützel mit dem Schiedsrichter aus dem Rhythmus zu bringen. Gestern war der Einbruch in seinem Spiel besonders extrem. Ab Ende der ersten Hälfte sah man Hasebe nur noch gestikulieren, jede Entscheidung des Referees wurde laut und gestenreich kommentiert, sodass er nach seiner gelben Karte kurz vor der Herausstellung stand. Wie wichtig der Kapitän der japanischen Nationalmannschaft für das Spiel der SGE ist, sah man daran, dass nach seiner Auswechselung jegliche Ordnung im Spiel der Eintracht verloren ging.

4. Knackpunkt defensives Mittelfeld
Nach dem 1:2-Rückstand hatte die Eintracht noch mehr als eine halbe Stunde Zeit, um die Wende herbeizuführen. Bis dahin stand die Defensive der Hessen im Großen und Ganzen durchaus ordentlich. Die Einwechselung von Haris Seferovic war ein Signal an die Mannschaft, dass das Trainerteam die Offensive verstärken wolle. Huszti rückte auf die Sechser-Position und Fabián und kurze Zeit später Ben-Hatira sollten Druck von links machen. Wir wissen nicht, welche taktische Marschrichtung Trainer Veh seinen Spielern nach der Auswechselung von Hasebe mit auf den Weg gegeben hat – Huszti und Stendera vernachlässigten in der Folgezeit ihre defensiven Aufgaben jedenfalls in einem Maße, dass jegliche Balance im Spiel der Eintracht verloren ging. Die Folge war das vorentscheidende 1:3 durch Modeste. Allerdings muss die Frage erlaubt sein, warum Armin Veh nicht in das Spielgeschehen eingriff, seine Akteure an ihre eigentlichen Pflichten erinnerte oder für defensive Stabilität sorgte – beispielsweise durch die Hereinnahme von Medojevic.

Lukas Hradecky und Alexander Meier nach dem Schlusspfiff
Lukas Hradecky und Alexander Meier nach dem Schlusspfiff

5. Problemfall Huszti
Szabolcs Huszti hatte zwei starke Szenen: Sein Kopfball in der 22. Minute wurde von Köln-Torhüter Horn pariert und seine Flanke nur zwei Minuten später lenkte Alex Meier zur zwischenzeitlichen Führung ins Netz. Und ansonsten? Er war fleißig, spulte die meisten Kilometer ab, aber über seine linke Seite lief kaum etwas, sein Defensivverhalten war mangelhaft und er verlor nahezu jeden Zweikampf. Hinzu kamen fehlende Dynamik, mangelnde Kreativität und unzureichende Standards. Als nach dem 1:2-Rückstand Spieler gefragt waren, die Struktur und Ordnung in das Frankfurter Spiel bringen, war von dem 32-Jährigen nichts zu sehen. Ganz im Gegenteil: Zusammen mit Stendera entblößte er die Defensive und bot den Kölnern  Räume, die diese zum entscheidenden Schlag nutzten.

6. Eklatante Zweikampfschwäche
Die nach einem Spiel ermittelten Daten und Kennziffern mögen unterschiedlich interpretiert werden können. Im Hinblick auf die Zweikampfwerte decken sie sich mit den Beobachtungen aller Eintracht-Fans. Eine Zweikampfquote von 37 % insgesamt ist erschreckend schwach. Stefan Aigner und Huszti kommen gerade einmal auf einen Wert von 25 %. Köln war gestern mit Sicherheit keine Mannschaft, die unseren Jungs zwangsläufig den Schneid abkaufen musste. Auch wenn es schwerfällt, Einzelnen den Einsatz abzusprechen, fehlte es der Mannschaft insgesamt an dem letzten Willen, das Spiel noch zu drehen.

7. Vehs Maßnahmen greifen nicht
Haris Seferovic bekam immerhin eine halbe Stunde Zeit, sich für einen Einsatz in der Startelf zu bewerben. In den 35 Minuten, die er auf dem Platz war, gewann er keinen einzigen Zweikampf und brachte keinen Schuss aufs Tor. Allerdings bekam er auch keine Bälle, da die Balance im Spiel der Eintracht zwischenzeitlich völlig verloren gegangen war. Auch die Einwechselung von Änis Ben-Hatira verpuffte folgenlos. Die Auswechselung von Hasebe war zwar richtig, da der Japaner die Begegnung testosteronbedingt kaum ohne Ampelkarte beendet hätte. Allerdings verlor die Eintracht danach jeden Zugriff auf das Spiel.

8. Fragen über Fragen
Ohne näher darauf eingehen zu wollen, drängen sich dem Beobachter bei vielen Einzelaspekten Fragen auf, die einer Beantwortung harren: Warum stehen immer wieder bei Freistößen aus vielversprechender Situation ein, zwei Spieler im Abseits? Warum kassieren unsere Spieler für unnötige Kleinigkeiten (Ball wegwerfen, Meckern etc.) gelbe Karten und riskieren somit eine Ampelkarte? Ist es hilfreich, jede Entscheidung des Schiedsrichters im Rudel zu kritisieren? Dient es der Mannschaft, wenn der Trainer bei jeder vermeintlich falschen Entscheidung wie ein HB-Männchen an der Seitenlinie explodiert? Warum wird immer wieder bei individuell wahrgenommenene Abseitsstellungen der Arm gehoben und der Spielbetrieb eingestellt? Die Liste ließe sich endlos fortführen. Sicherlich spielt die Nervenanspannung im Abstiegskampf und die Unerfahrenheit mancher Spieler (Regäsel) eine wichtige Rolle. Insgesamt präsentiert sich die Mannschaft in entscheidenden Phasen des Spiels unkonzentriert und undiszipliniert.

9. Wie geht es weiter?
Ohne Zweifel wird die Luft im Tabellenkeller immer dünner. Nach zwei Niederlagen gegen Gegner auf vermeintlicher Augenhöhe ist die Aufbruchstimmung erst einmal dahin und wir müssen keine Propheten sein, um vorherzusagen, dass die Unruhe im Umfeld zunehmen wird. Allerdings sollten wir berücksichtigen, dass viele Unzulänglichkeiten im Spiel der Eintracht den fehlenden Abläufen einer neu formierten Mannschaft zugerechnet werden können. Nur so ist es zu erklären, dass einem großartigen Techniker wie Fabián solche Fehler passieren oder dass Regäsel Unsicherheiten im Stellungsspiel zeigt. In den nächsten beiden Heimspielen gegen Hamburg und Schalke 04 wird die SGE verlorenen Boden gut machen müssen, um nicht noch tiefer von dem Abstiegsstrudel erfasst zu werden.

Bitte denkt daran, dass Ihr wie immer die Leistung der Spieler bewerten könnt. Hier habt Ihr Gelegenheit dazu.

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154 Kommentare

  1. Ein guter Trainer antizipiert die Leistungsfähigkeit eines Spielers….und nicht nur der eigenen Mannschaft sondern die des Gegners auch……
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    Die Leistung von Hasebe ist ein Paradebeispiel wieso Armin als Trainer versagt hat……(Menschlich wie Fachlich)
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    Die abfallende Leistung von Reinartz war offentsichtlich…..hab ich im übrigen mehrmals hier öffentlich dokumentiert…..ein guter Trainer hätte die Belastung des Spielers sofort dosiert und dem Spieler die Möglichkeit gegeben sich zu regenerieren…..
    Das ist eine Fähigkeit die Armin nicht besitzt……geschweige den zu erkennen welcher Spieler Leistungstechnisch abfällt…
    (Der beste Trainer in der Liga der das macht ist Weinzierl…..jedoch glaubt Tuchel von sich selber das er der beste darin ist…..)
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    Im Wechselspiel mit Hasebe oder sogar Russ hätte Reinartz entlastet werden müssen…
    Ich schrieb mal hier im Forum das Armin alle sechser verschliessen hat einschliesslich Medojevic….
    Es grenzt schon an einem schlechten Scherz wenn Armin jetzt behauptet er hätte keinen Sechser mehr……..er hat sie alle selber demotiviert und verschliessen….
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    Alleine die Behauptung von Armin Ayhan wäre keine Alternative auf der sechs ist mMn schon ein Entlassungsgrund…..
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    Auch die Aussage von Armin das Huszti auf der sechs spielen kann hat mich schon überrascht……hab mir aber dabei nicht schlechtes dabei gedacht………diese taktische Variante hat aber gegen Stuttgart nur bedingt funktioniert , weil die Stuttgarter mit einer zwei zu null Führung das Tempo heraus genommen haben und nur noch sporadisch auf Konter gesetzt haben ……diese Variante also nochmals gegen Köln anzuwenden war also nicht Zielführend…..besonders nicht mit einem zusätzlichen Stürmer…von dem keiner weiß ob er überhaupt noch ein Standing in der Mannschaft hat….
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    Wieso Hasebe nach dem Bremen Spiel wieder als RV spielen musste bleibt das Geheimnis von Armin Veh…….
    Nachdem man sich Gerezgiher und Kinsombi entledigt hat war mir klar das Armin nichts gelernt hat…….
    Und als Armin Ayhan noch nach 45 Minuten ausgewechselt hat war es eigentlich das Ende von Armin Veh…….
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    Armin ist ein Witz ……..er hat David Joel Luca und Mijat zu Deppen …degradiert
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    Der nächste ist Ayhan…….
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    Es werden also ….Ayhan Djakpa Zambrano Seferovic Hasebe Aigner Waldschmidt Ben Hatira Reinartz und Chandler
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    die Eintracht verlassen……..steht jetzt schon fest!!
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    Ob wir jetzt diese Saison absteigen oder nächste Saison ist Jacke wie Hose…….

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  2. @150 Joe: In der Tat haben der FCA und wir 21 Punkte aus 21 Spielen was zwar gleich schlecht ist ABER, der FCA Stand im DFB Pokal Achtelfinale, der FCA hatte diese Saison schon 6 EuroLeague Spiele und steht auch hier jetzt in der Zwischenrunde und der FCA hatte in der Rückrunde schon gegen 2 Gegner aus den Top 5 gespielt – wir hatten noch keinen. Augsburg hat einen Marktwert von 58.6 Mio. EUR, wir liegen bei 76,3 Mio. Außerdem spielt Augsburg überhaupt erst das 5. Jahr in der 1. Bundesliga (2001 noch Oberliga Bayern) und wurde unter Weinzierl in der 1. BL einmal 5. und einmal 8. Ich fand uns gegen Augsburg auch die etwas bessere Mannschaft aber man muss doch kein Fanatiker mit rosaroter Eintracht-Brille sein um sich zu wünschen oder zu hoffen, dass wir diesem kleinen Club aus Schwaben mittelfristig überlegen sind. Weinzierl und der FCA macht es momentan besser als wir, trotz deutlich schlechterer Voraussetzungen – dabei bleibe ich. Und ich trau mich ja schon gar nicht, die Meßlatte bei Gladbach oder Leverkusen anzusetzen….aber wenn ich sehe wer da alles vor uns steht, blutet mir echt das Herz. Mit dem Material muss man Platz 7-10 anvisieren.

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  3. Mir ging es nur um die Statistik von Koppweh. da wurde einfach bei Augsburg eine größere Anzahl an Spielen genommen, damit die Zahlen zu den Argumenten passen. Und auch daraum, das Veh kein Blinder ist. Es war keine Bewertung oder Leistungseinordnung. Ich habe vor Augsburg Respekt, auch wenn sie im Hinspiel gegen uns sich wie die letzten Ratten beommen haben. Ich sehe uns auch im Bereich 8-12 und wenn es gut läuft auf 7. Wenn ich das so sehe, blutet mir das Herz

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  4. Weinzierl verlässt den FCA…..er hat wohl ein lukratives Angebot…..von wem auch immer….
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    RB …….oder…… Leverkusen…….jedenfalls geht Weinzierl am ende der Saison…….

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