Niko Kovac ließ den Kopf nach der Niederlage gegen einen starken Gegner nicht hängen.
Niko Kovac ließ den Kopf nach der Niederlage gegen einen starken Gegner nicht hängen.

Als selbst Duracell-Häschen Timothy Chandler nach einem Zweikampf saft- und kraftlos auf dem Rasen liegen blieb, war wohl auch dem letzten Zuschauer in der BayArena klar: Bayer 04 Leverkusen wird sein Heimspiel gegen die Frankfurter Eintracht letztlich souverän gewinnen. „Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Sie hat alles menschenmögliche versucht, was mit ihren Kräften möglich war“, ließ Trainer Niko Kovac nach Abpfiff der Partie Milde walten. Die Hessen erlebten auf ihrem Erfolgsweg „eine kleine Delle“, zog der Coach eine Bewertung aus der 0:3-Niederlage.

Beim Werksklub war am gestrigen Samstag auf dem Platz nichts von der Krisenstimmung zu spüren. Die Unruhen rund um deren Übungsleiter Roger Schmidt hatten vor dem Spiel ihren Höhepunkt erreicht, als bereits einige seine Entlassung twitterten. Von höchster Ebene wurde diese Meldung dementiert – und in den 90 Minuten danach antwortete die Elf auf ihre Art und Weise. Offensivtalent Kai Havertz, 17 Jahre jung, marschierte bereits nach fünf Minuten unbekümmert los und düpierte die Eintracht-Defensive, die anschließend den Führungstreffer von Chicharito nicht verhindern konnte. „Das Gegentor war nach dem Motto: ‚Nimm du ihn, ich hab ihn sicher!‘ Wir wollten gleich zu Beginn da Spiels da sein. Das war diesmal nicht der Fall“, ärgerte sich der Coach über die Schlafmützigkeit seines Teams zu Beginn.

Im Mittelfeld fehlt die richtige Balance

Danach sahen er und die fast 3.000 mitgereisten Anhänger in der Folgezeit eine gute Leistung der Hessen. Mijat Gacinovic und vor allem Branimir Hrgota hatten gute Ausgleichschancen, während sich Bayer in dieser Phase schwer tat, die Frankfurter zu kontrollieren und sich Möglichkeiten zu erarbeiten. 25 Minuten lang zeigte die Eintracht, weshalb sie sich in die Spitzengruppe der Liga gekämpft hat. Nach rund 35 Minuten schlichen sich jedoch zu viele Ungenauigkeiten in die Aktionen der Spieler ein, vor allem das zentrale Mittelfeld ist hier zu benennen. Ob Gacinovic, Omar Mascarell oder Aymen Barkok: Sie verpassten nach ihren Dribblings den Moment des Abspiels – und wenn sie ihn dann doch fanden, misslang dieses zu häufig. „Wir sind noch nicht so weit, wie uns der eine oder andere gerne sehen würde“, erkannte Kovac und zählte die Mängel auf: „Wir hatten im Spielaufbau zu viele Ballverluste und hätten geduldiger aufbauen müssen – über die Breite in die Tiefe kommen. Wir haben teilweise versucht in die Tiefe zu spielen, obwohl der Raum zu eng war. Wenn es eng ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit für Ballverluste höher.“ Leverkusen hingegen habe genau darauf spekuliert, die Räume dicht gemacht und bei Ballbesitz sofort umgeschaltet.

Aymen Barkok musste gegen Bayer erstmals Lehrgeld bezahlen.
Aymen Barkok musste gegen Bayer erstmals Lehrgeld bezahlen.

Bayer zeigte der Eintracht vor allem im zweiten Durchgang gnadenlos auf, weshalb der Kroate bei jeder Gelegenheit vor zu viel Euphorie am Main warnt. Die Werkself war läuferisch ein Stück weit überlegen und vor allem im letzten Drittel des Feldes zielstrebiger. Hinten stand die von Ömer Toprak organisierte Viererkette sicher und im Mittelfeld zog vor allem Kevin Kampl die Fäden. Bei der Eintracht fehlte in den zweiten 45 Minuten eine solche ordnende Hand. Kapitän Alex Meier tauchte ab, Mascarell fand keine Bindung, Gacinovic entschied sich zu häufig für die falsche Variante, ebenso Barkok. „Er ist 18 Jahre alt! Wenn einer Fehler machen darf, dann ist das ja wohl ein 18-Jähriger“, verteidigte Kovac das große Talent. Der Mittelfeldmann hatte immer wieder herausragende Momente, in denen er seinen Gegenspielern keine Chance ließ, an den Ball zu kommen. Allerdings zeigte er sich diesmal in vielen Situationen zu naiv, unkonzentriert – und vor dem 0:2 auch zweikampfschwach, als Julian Brandt ihn an der Außenbahn ganz schlecht aussehen ließ. „Das ist ein Prozess, da muss er durch. Aber er wird seine Lehren daraus ziehen. Wir arbeiten tagtäglich mit ihm, dass er solche Situationen, in denen er Probleme bekommt, anders löst“, erklärte der 45 Jahre alte Coach, der Barkok dennoch durchspielen ließ.

Kovac richtet Blick in Richtung Ingolstadt

Die Niederlage an einzelnen Akteuren fest zu machen, würde der Sache nicht gerecht werden. Zu viele Akteure rannten ihrer Normalform hinterher und wirkten nach dem Achtelfinalsieg im DFB-Pokal in Hannover am Mittwoch müde. Dadurch fehlte es an der Frische und somit zum großen Teil auch an der nötigen Kompaktheit: Die Räume zwischen den Mannschaftsteilen waren zu groß, weshalb die zu laufenden Wege zu weit waren. 25 Prozent der Pässe landeten in den Füßen des Gegners, die Abspielfehler im Spielaufbau von Jesús Vallejo, Michael Hector und Makoto Hasebe waren an diesem 20. Spieltag ungenügend. „Wir sind jetzt wieder hingefallen. Aber das ist ein Teil unseres Prozesses“, wollte Kovac die Niederlage nicht überbewerten und erklärte mit Blick auf die vier Pleiten zuvor in dieser Spielzeit: „Wir haben es immer wieder geschafft, uns aufzuraffen und aufzustehen.“ Der Übungsleiter hofft, dass die Mannschaft auch am kommenden Wochenende im Heimspiel gegen den FC Ingolstadt eine solche Antwort gibt. Er warnte bereits: „Sie haben heute erst in den Schlusssekunden gegen die Bayern verloren. Das ist sicherlich auch ein Gegner, der hinten Beton anrührt.“ Seine Mannschaft müsse zeigen, dass sie durchkommen und auch diese Niederlage verkraften kann.

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14 Kommentare

  1. Zur zeit meckern wir natürlich auf hohen Niveau, dazu ist Leverkusen eine Mannschaft auf Champions League Niveau, besser besetzt als wir.

    Meine Eindrücke insgesamt sind, Alex wird alt, er war noch nie schnell, ist noch langsamer geworden auch im kopf, seine Leistungen für Eintracht Frankfurt bleiben natürlich für immer. Aber jetzt ist er eher wie Pizarro, noch wichtig, aber keiner der immer spielen muss.

    Hrgota, ich hatte mich über den Transfer gefreut, aber man sieht weshalb er in Gladbach nur Joker war, er hat es nicht gelernt mit seinem Körper zu arbeiten, was ein Gacinovic in kürzerer zeit gelernt hat.

    Sefero war schon mal auf super Niveau, er viel letzte zeit eher durch meckern auf, trotzdem passt er für mich mit seiner Schnelligkeit und körperstärke am besten vorne rein, mit zwei schnellen außen, wo einer auf jeden Fall Rebic sein sollte.

    Fabian fehlt uns mit seiner stärke am Ball sehr, Huszti auch.

    Hector ist als Ersatz ok, aber Vallejo und Abraham sind viel stärker.

    Bei uns gibt es keine leichten spiele, sind auf viele Stammspieler angewiesen, insgesamt lief die Saison echt gut, wenn man sich die Kader von Schalke,Gladbach und Leverkusen ansieht, was Dortmund liegen lässt ist unglaublich, Hoffenheim und Hertha zeigen es wie wir, was mit Teamleistung geht.

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  2. @TheHammer31

    Du hast großteils vollkommen ins schwarze getroffen. Wir müssen eigentlich net gegen Leverkusen gewinnen, das wäre Bonus. Wir müssen Teams wie Ingolstadt oder Freiburg schlagen, auch wenn das noch schwer genug ist. Aber Leverkusen ist nochmal eine ganz andere Kategorie!

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  3. eigentlich gab es bisher hier im Forum schon genügend und vor allem genügend richtige Analysen, warum das gestern in die Hose gegangen ist. Das war letztlich auch so vielfältig, dass es einfach zu viel wäre um alles wieder runter zu schreiben.
    Für mich steht aber genauso fest, dass gestern einfach – verständlicherweise – die körperliche und geistige Frische fehlten. Es ist doch absolut zutreffend, dass bei uns 100% im Kopf und in den Beinen da sein müssen, bitte nicht vergessen, wir sind Eintracht Frankfurt.
    Frust bei uns ? Nein warum , dann doch schon eher in Leipzig , Dortmund und Berlin.
    Ich vertraue auf diese Woche und unser Team.
    Forza SGE !

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  4. @1
    Deine Analyse unterschreibe ich komplett.
    Ich würde gerne einmal Seferovic, Rebic
    Gacinovic und Barkok zusammen spielen
    sehen.
    Tarashaj wirkt körperlich sehr schwach und
    im Spiel unsicher, dafür sollte Blum einmal
    eine Chance bekommen.

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  5. Eigentlich völlig unverständlich, das der Vertrag von Blum verlängert wurde, er aber nicht so wirklich eine Chance/bzw. Spielzeit bekommt. Würde ihn mal gerne gegen Ingolstadt von Anfang sehen…. Ob Tarashaj der bessere von Beiden ist, hm nun ja.

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  6. Schon krass wie außer wir, auch Hertha und Dortmund platt waren, der Kalou stand wirklich nur rum, klar waren harten Spiele, aber merkte man den drei Teams echt sehr an.

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  7. Hoppeheim hat gleich verloren, jetzt fehlt nur noch die Niederlage von Köln und die SGE sagt Danke!:)

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  8. Meiner Meinung nach war Leverkusen gar nicht so stark wie hier immer wieder geschrieben wird.
    Wenn wir das 1;1 machen fallen die wieder auseinander.
    Die 3 Tore von leverkusen sin alle nach groben Fehlern von uns Gefallen.
    Aber so ist eben der Fußball.

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  9. Bei Hoffenheim wachsen die Bäume zum Glück auch nicht in
    den Himmel.
    Technisch sehr gut, aber wir sind kampfkräftiger.

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  10. Die Wucht der Leverkusener Offensive war schon enorm. Aber natürlich kann das Spiel ganz anders laufen, wenn man in der ersten Halbzeit den Ausgleich schiesst. Nun war aber unser kollektives Verteidigen einfach schlecht, da läuft ein Leverkusener auf 3 oder 4 Spieler von uns zu und wir fangen uns in dieser Situation das Gegentor. Nun so kanns laufen, Kopf hoch und gegen Ingolstadt gewinnen.

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  11. Ich sehe es ähnlich, die ausgeruhte A-Eintracht hätte hier was gerissen, aber wir sind halt net der FCB mit seinem Spielerpotential. Was mich aber so freut, dass wir wieder gegen alle Gegner was reißen können und noch besser, es auch meistens tun.

    Uns muss klar sein, ein Barkok, ein Rebic die werden Lehrgeld zahlen, die werden uns auch mal Punkte kosten. Aber deren Potential rechtfertigt das allemal. Ich freu mich schon auf Ingolstadt, bis denne

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