27.02.2011, Fussball, 1. BL, Eintracht Frankfurt - VfB StuttgartEs war der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte. Im DFB-Pokalfinale 2014 zwischen Borussia Dortmund und Bayern München köpfte Mats Hummels aus kürzester Distanz auf das Tor von Manuel Neuer. Der bayrische Schlussmann war bereits geschlagen und Dante klärte das Leder klar hinter der Linie. Schiedsrichter Florian Meyer und sein Assistent erkannten den vermeintlichen Führungstreffer in der 64. Minute jedoch nicht an und so verlor der BVB letztendlich mit 0:2. „Jeder, der gegen die Torlinientechnik gestimmt hat, sollte mal so eine Situation erleben wie wir heute„, wetterte etwa Dortmunds Linksverteidiger Marcel Schmelzer. Auch Jürgen Klopp, damals noch Trainer der Gelb-Schwarzen, konnte seinen Zorn kaum in Grenzen halten: „Da stehen bei Spielen in Sibirien Leute auf der Torlinie und verhindern, dass es zu solchen Dingen kommt. Und wir lassen bei einem Pokalfinale eines so großen Verbandes wie dem DFB diese Jungs einfach zu Hause.“ Die Debatte um die Torlinientechnologie war also wieder eröffnet. Dabei wurde zwei Monate zuvor noch mit großer Mehrheit dagegen gestimmt. „Es ist ein klares Votum der Bundesliga. Und diesem Votum hat man sich zu beugen„, sagte Eintracht-Boss Heribert Bruchhagen damals noch mit einem gewissen Stolz in der Stimme.

Doch am Jahresende musste sich der Vorstandsvorsitzende endgültig geschlagen geben. Im Dezember stimmten 15 von 18 Vereinen für die Einführung der neuen Technologie. „Ich glaube, dass es für den deutschen Fußball einen Schritt nach vorne und eine zusätzliche Hilfe für die Schiedsrichter im Hinblick auf die Fehlerfreiheit bei Entscheidungen ist„, kommentierte Ligapräsident Reinhard Rauball das deutliche Votum. Auch Dr. Felix Brych (siehe Foto rechts), der das Phantomtor von Stefan Kießling gegen die TSG Hoffenheim zählen ließ (Saison 2013/14, 9. Spieltag, Endstand: 2:1 für Leverkusen), sagte erleichtert: „Ich bin sehr froh, dass der Wunsch der Schiedsrichter erfüllt worden ist. Die Torlinientechnik wird uns Schiedsrichtern den Job erleichtern.“ Schiedsrichter-Manager Hellmut Krug, der zwischen 1986 und 2003 240 Partien in der 1. Bundesliga leitete, dämpft im Interview bei bundesliga.de zunächst einmal die Erwartungen: „Man muss dazu aber festhalten, dass sich durch die Torlinientechnik die grundlegende Arbeit des Schiedsrichters nicht wesentlich verändern wird.“ Weiterhin sollten die Schiedsrichter selbst wahrnehmen, ob ein Treffer vorliege oder nicht. „Denn auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist, kann es vorkommen, dass die Technik einmal versagt. Trotzdem muss in jedem Fall eine Entscheidung getroffen werden. Die finale Entscheidungsgewalt hat weiterhin der Schiedsrichter„, stellt der 59jährige klar. Wie funktioniert sie eigentlich, die Torlinientechnologie, die beim diesjährigen Pokalfinale zwischen Dortmund und dem VfL Wolfsburg (1:3) erstmals eingesetzt wurde?

21.02.2015, Fussball, 1. BL, FSV Mainz 05 - Eintracht FrankfurtZunächst einmal hat sich das Unternehmen „Hawk-Eye“ bei der Ausschreibung durchgesetzt. Die Hawk-Eye-Technologie basiert auf sechs Messkameras und einer Hochgeschwindigkeitskamera pro Tor, die am Stadiondach befestigt werden. Sobald sich der Ball in Tornähe befindet, erfassen ihn die Bilder jeder einzelnen Kamera und die Software errechnet in Echtzeit die exakte Ballposition aus verschiedenen Winkeln. Die Schiedsrichter erhalten dann ein akustisches Signal, wenn das Leder die Linie vollständig überschritten hat, zusätzlich dazu vibriert auch noch die Uhr und zeigt die Information „Goal“ an. Dafür analysiert die Software die Bilder der sechs Kameras. „Es findet unterm Strich also sowohl eine visuelle als auch eine akustische Information statt„, erklärt Krug den Vorteil dieser Technik. Innerhalb weniger Sekunden wird anschließend ein Replay-Film für die Zuschauer im Stadion und an den Fernsehgeräten erstellt. Dieser Film wird von speziellen Hochgeschwindigkeitskameras aufgezeichnet, die direkt auf Höhe der Torauslinie befestigt sind. Für die Wiederholung wird dabei das Bild herausgefiltert, bei dem sich der Ball am weitesten im Tor befindet.

Insgesamt müssen 14 neue Kameras in den Stadien angebracht werden. Dachkonstruktionen, Catwalks oder Flutlichthalterungen dienen als Anbringungsorte. Diese werden mit dem TV-Compound verkabelt und dort steht dann ein Van, wo an jedem Spieltag zwei Operatoren das System betreuen. An jedem Spieltag sind fünf dieser Vans im Einsatz, außer an den letzten beiden, wenn 9 Spiele gleichzeitig stattfinden. Diese beiden Operatoren können jederzeit vom 4. Offiziellen kontaktiert werden. Dieser Kontakt ist wichtig, wenn beispielsweise ein zweiter Ball auf dem Spielfeld landet, muss dem System vermittelt werden, welches das Spielgerät ist. Krug freut sich für die Zunft, dass zumindest bei dieser brisanten Entscheidung, ob ein Tor erzielte wurde oder nicht, eine Lösung gefunden wurde. „In der Vergangenheit kam es zwangsläufig zu Fehlurteilen, weil von den Schiedsrichtern und seinen Assistenten etwas verlangt wurde, was das menschliche Auge nicht leisten kann. Das menschliche Auge kann den Ball noch bis zu einer Geschwindigkeit von 12 km/h klar wahrnehmen„, erklärt der Ex-Bundesligaschiedsrichter und fügt an: „Diese Geschwindigkeit wird im Normalfall aber deutlich überschritten, die Schüsse haben meistens um die 100 Stundenkilometer. Von daher ist nahezu ausgeschlossen, dass die Schiedsrichter diese Aufgabe fehlerfrei erfüllen.“

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4 Kommentare

  1. Die auf rund 135 000 Euro PRO saison geschätzten Kosten werden dem Verein von den Fernsehgeldern abgezogen.

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  2. Ich finds gut ! Bei den wenigen Chancen die wir uns herausspielen macht es für uns Sinn ! 😀

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