Axel Hellmann blickt nachdenklich auf die Zeit am Persischen Golf zurück.
Axel Hellmann blickt nachdenklich auf die Zeit am Persischen Golf zurück.

Im Januar 2013 flog Eintracht Frankfurt erstmals nach Abu Dhabi. Bei einem Empfang der BHF-Bank im Innenhof des „Emirates Palace“ wurden erste Kontakte mit Wirtschaftsvertretern von vor Ort geknüpft. Der ehemalige Vorstandsboss Heribert Bruchhagen sah für den Klub eine „große Ehre“ darin, sich „hier vorstellen“ zu dürfen. Mannschaft und Delegation hätten in Abu Dhabi „Facilitäten angetroffen wie nie zuvor.“ Am Tag zuvor verloren die Hessen ein Testspiel mit 4:5 gegen den dortigen Top- und Edelklub Al-Jazira. Der Stimmung tat diese Niederlage keinen Abbruch, zu gut verlief die Hinserie der von Armin Veh trainierten Mannschaft – Rang vier mit 30 Punkten war ein Topergebnis. Axel Hellmann, damals noch Finanzvorstand, bewertete das Zustandekommen dieser Begegnung als ein „Privileg“ und gab das Ziel für die kommenden Jahre vor: „Wir wollen einen internationalen Fußabdruck hinterlassen und wirtschaftliche Kontakte knüpfen. Solche Partnerschaften können helfen, einen infrastrukturellen Sprung zu machen.“ Der Jurist gab damals jedoch schon zu, dass viel Zeit und Geduld nötig sei.

Vier Jahre später befindet sich die Eintracht, diesmal ebenfalls auf Platz vier stehend, nun zum fünften Mal in Abu Dhabi. Während Trainer Niko Kovac noch einen Kompass benötigte, um sich nicht im Hotel zu verlaufen, kennen andere Verantwortliche die Wege inzwischen ganz genau. Die Hessen haben sich gut eingelebt am Persischen Golf und Hellmann, inzwischen als Vorstandsmitglied vor allem für das Marketing zuständig, würde auch in Zukunft wieder hinfliegen, wenn die sportliche Leitung darauf bestünde: „Wenn der Trainer sagt, wir wollen nach Abu Dhabi, dann sage ich: ‚Lasst uns das Notwendige mit dem Angenehmen verknüpfen.‘“ Doch was bleibt ansonsten hängen aus den vier Jahren, die einst als Abenteuer begannen und heute längst Routine sind?

Hellmann verweist auf den Abschluss einer Partnerschaft mit der Al Maskari-Holding. Er führt am Rande des Trainingslagers aus: „Die Al Maskaris gehören zu den einflussreichsten und bedeutendsten Familien in Abu Dhabi. Das Ziel der Kooperation ist es, den Fußball von der Breite in die Spitze zu entwickeln und Kinder und Jugendliche dazu zu bringen, sich sportlich zu betätigen.“ Der 45-Jährige rückt hierbei vor allem die gesellschaftspolitischen und weniger die finanziellen Themen in den Mittelpunkt. Es gehe im Speziellen darum, die Werte des Sports zu transportieren und dafür möglicherweise Sportlehrer und lizensierte Trainer zur Verfügung zu stellen. Auf der anderen Seite fließt zwar auch ein gewisser Betrag in Richtung Eintracht Frankfurt, wobei Hellmann hier keine Hoffnungen auf eine große Summe wecken will: „Es muss uns überlassen werden, welche Summen als signifikant einzustufen sind. Sechsstellige Summen, die wir durch ein solches Engagement erhalten, sind für uns relevant. Wir sind schließlich nicht der FC Bayern München.“

Hellmann spricht viel über das Engagement der Al Maskaris in der Region und deren Vorsitzende Dr. Shaikha Ali Salem Al Maskari. In der Forbes-Liste 2015 tauchte sie unter den 100 mächtigsten Frauen im arabischen Raum auf. Ferner würde sie sich mit den liberalen Werten identifizieren, weshalb sie eine wertvolle Partnerin für einen Verein mit 117-Jähriger Tradition sei. Neben den Vertragspartnerschaften mit dem arabischen Versicherungskonzern Daman und dem Fußballklub Al Ain blieb ansonsten nicht viel hängen aus fünf Jahren Abu Dhabi. Verhandlungen über eine Kooperation mit der Airline Etihad scheiterten 2013, weil die Lufthansa damals ein Veto einlegte und nicht wollte, dass die Konkurrenz vor der Tür noch größer wird. Die größte deutsche Fluggesellschaft wurde 2014 Premiumsponsor, beendete das Engagement jedoch kurz vor Beginn der aktuell laufenden Spielzeit. „Hätten wir den Deal damals abgeschlossen, hätte es die Debatte über den Nutzen der Reisen nach Abu Dhabi gar nicht gegeben“, zeigt sich Hellmann sicher.

Die Kritik (siehe Interview letztes Jahr) daran, angesichts der Menschenrechtslage nicht nach Abu Dhabi fliegen zu dürfen und dort Partnerschaften abzuschließen, wischt er weg: „Natürlich ist es als konstitutionelle Monarchie anders strukturiert als die Deomkratie. Aber das Land ist stark liberalisiert und entwickelt. 90 Prozent der Menschen hier sind Ausländer, alle Glaubensrichtungen werden toleriert und man kann durchaus sagen, dass es hier ein stabilisierender Hafen in einer unsicheren Region ist.“

Der große Wurf, etwa in Form eines Hauptsponsors, wird bei aller Freude über die Aufenthalte dort nicht gelingen. „Es ist ein Beteiligungs- und Partnerschaftsmarkt. Dass wir eine Schwelle überschreiten, die Sponsoringtätigkeiten beinhaltet, ist nicht der zentrale Punkt“, stellt er klar. Die wenigen Unternehmen, die überhaupt in Betracht kämen, können aus unterschiedlichen Gründen nicht bei der Eintracht einsteigen. Übrig bleiben demnach drei Kooperationen, gute Verknüpfungen für die Fußballschule, die auch im März und November am Persischen Golf Präsenz zeigt, und die großartigen Bedingungen für das Training.

Hellmann will dabei nicht den Blick auf die DFL vergessen. Deren Chef Christian Seifert forderte die Vereine bereits 2015 auf, sich noch stärker im Ausland zu präsentieren und zu vermarkten. Die Eintracht, so die Ansicht des Vorstandsmitglieds, hat diesen Auftrag erfüllt: „In der MENA-Region (Middle East & North Africa, Anm. d. Red.) gibt es alle drei bis fünf Jahre Verhandlungen für neue TV-Verträge. Momentan hält die beIN Sports aus Katar die Rechte. Es kann aber sein, dass Abu Dhabi Sports wieder in den Rechtekauf einsteigt, dann wird es wieder einen Wettbewerb geben und da spielen wir eine Rolle, die Nachfrage an der Bundesliga zu erhöhen.“ Hellmann ist der Meinung, die Eintracht habe als „Eyecatcher“ dazu beigetragen, das Markenbild der Bundesliga zu stärken.

Doch langen diese Argumente tatsächlich, um fünf Jahre Abu Dhabi als lohnende Quelle für die Hessen zu betrachten? Im kommenden Winter ist die Pause so kurz, dass sich eine Reise an den Persischen Golf wohl nicht mehr lohnen würde. Und dann? Können die Kooperationen mit Daman und Al Maskari noch aufrecht erhalten werden? Könnte, wenn die Regelung 50+1 fällt, doch noch ein großer Deal herausspringen? Hellmann bezweifelt dies: „Es ist schwer, einen Partner zu finden, der zum Werteverständnis passt und nicht dem schnellen Geld hinterherjagt.“ Dabei müsse ein solcher Investor zur Philosophie des Vereins passen, wie Aufsichtsratschef Wolfgang Steubing zuletzt erst verkündete. In Abu Dhabi scheint ein solcher nicht gefunden worden zu sein – und auch der Nachfolger von Hauptsponsor Krombacher wird seine Heimat nicht am Persischen Golf haben.

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16 Kommentare

  1. Sollten wir am Ende der Saison tatsächlich international spielen können hat sich das Trainingslager doch schon gelohnt. Sowohl sportlich als auch finanziell.Punkt.

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  2. Als Traininfslager bestimmt optimal.Ist ja alles ok.
    Abe vomr Marketing her muss es ganz andere Schwerpunkte geben ,Japan,Mexico,Finnland,Schweden,Kroatien,Serbien usw.
    Ich werde ungeduldig und bin nicht mal sicher ob das Potenzial Axel überhaupt bewusst ist.Nordi bitte nicht vergessen mit Barkov!Stadt Frankfurt mit ins Boot ziehen.

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  3. Sorry Barkok natürlich. Ist übrigens nicht in der offizielle Mannschafts Foto dabei bei der SGE Website.
    Das hàtte man auch längst anpassen können wie ich finde

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  4. Wäre schon mit einem Trikotsponsor zufrieden. Wird schwer genug. Hellmann scheint mir dafür auch nicht der richtige Mann zu sein, was den Umgang mit Vorstandsetagen angeht. Es bedarf eines charmanten auftretens mit entsprechendem Benimm. Er sollte lieber Bobic los schicken, oder Bobic sollte Jürgen Klinsmann als Charming-Boy ins Boot holen, am besten natürlich Jan Åge Fjørtoft!

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  5. Gute Idee Grantler.
    Wie brauchen ein richtige Marketing Visionär für die SGE.Finanziert sich mehrmals vom Umsatzanstieg. Ich hoffe Axel hat dieser Weitsicht.Fredi hat es.Aber der Job muss sofort besetzt werden.Bitte!!!

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  6. Entspannt euch. Ich glaube, dass der neue Sponsor schon fest steht. Sonst hätten die nicht nur 1 Jahr Krombacher als neuer Sponsor, dass ist mur eine Ünergangslösung. Krombacher wird danach für viele Jahre Premium Sponsor. Es mach keine Sinn sonst, diese Sponsoring Methode mit einem Jahr.

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  7. Es geht nicht nur um Hauptsponsor.
    Mit Trikot Erlöse in Mexico oder Japan ,vernünftig vermarktet erziehlts du vielmehr als 6 oder 7 Mio im Jahr.Viel mehr.
    10,000 Trikots bringt schon eine Mio hoch profitable Umsatz.

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  8. Na dann geht doch jetzt bitte mit der zahlungskräftigen Airline Etihad eine Kooperation ein, die Lufthansa sponsort ja lieber die Bayern…..und sowas brauchen wir nicht !

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  9. Na dann geht doch jetzt bitte mit der zahlungskräftigen Airline Etihad eine Kooperation ein, die Lufthansa sponsort ja lieber die Bayern…..und sowas brauchen wir nicht !
    Die Etihad ist ein Unternehmen mit Geduld, die nicht dem schnellen Geld hinterherjagt,
    was man ja an der bankrotten AirBerlin Tochter sieht.

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  10. Japan und Mexico jeweils 125mio Einwohner,
    Sehr konservativ gerechnet – 10% Fussball Freaks macht 25 mio Menschen.Davon 2.5 Mio Sge Fans.
    Die Sge mit Hassebe und Fabian @ nur 10% davon,ergibt 250,000 Trikots x 100€ pro Trikot macht 25mio Umsatz !!!!.
    Wake up Eintracht .
    Mache das doch statt mit Länder zu reden die null Fussball Tradition haben und teilweise sehr kritisch gesehen werden.
    Trainingslager Abu Dabi ist i.o.wenn Niko es haben möchte aber sonst „a waste of time“.
    Mich frustiert das Thema sehr.Es wäre so…. einfach umzusetzen.
    Just do it

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  11. Dafür müsste der Online Fanshop Kunden freundlicher werden. Vorallem für diejenigen, die nicht in Deutschland leben und dennoch bestellen wollen. Sprich bestellen, bezahlen, versenden müsste verbessert werden.
    Soweit ich weiß, ist die Eintracht HP auch auf japanisch. Spanisch wäre mir aber nicht bekannt.
    Schwierig zu sagen, ob Mexikaner 100 Euro für ein Trikot berappen können.
    Bin zwar Meierfan, aber ich würde mir nie ein Trikot von dem Verein kaufen, wohin er wechseln würde und sei es China oder in die USA.
    Ein wenig zu Optimistisch Paul.
    Trainingslager oder Autogrammstunden in den jeweiligen Ländern, mit Verkaufsstand der SGE nebenan.
    Eine Mannschaft nah an den Menschen anstatt im Wüstenreich wo der Großteil der Bevölkerung kein Interesse am Fußball hat.

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  12. Kafka ,es gibt auch sehr vermogende Mexicaner und Japaner.
    Meine Rech lautete
    10% Fussball Freaks von 250mio Einwohner = 25 mio
    Davon 10% SGEler 2.5mio
    Davon 1% Trikot Kàufer.250,000.
    Da kann man die Trikots für deutlich weniger verkaufen und davon mehr als 1%
    Nicht vergessen Hassebe ist Fussball Held Nri in Japan und Fabian Nr 2 in Mexico.
    Sehr konservative Rechnung wie ich finde Kafka.
    Und kein „Rocket Science“ es umzusetzen.

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  13. GrabbiGrabbi Paul ich kann Dir nur zustimmen. Mit einem besseren Marketing wäre in Frankfurt viel mehr möglich. Bei der Fanszene! Die Verantwortlichen sind sich gar nicht bewusst, welchen Stellenwert die Eintracht im Ausland genießt. Mal von Bayern Münschen abgesehen, gehören Schalke 04 und die SGE zu den bekanntesten Bundeligavereinen im Ausland. Dortmund ist jüngst dazugekommen. Das gilt es auszunutzen. Aber, wie auch lange Zeit die Trainingssteuerung oder die Jungendarbeit oder die Talentsichtung, ist das Marketing von der Strategie her tradidionell sehr altbacken. Und ein Mann alleine kann es nicht richten. Da müssen Profis ran. Das gilt natürlich auch für die Stadiongesellschaft und die Stadt Frankfurt. Mal sehen, ob die altehrwürdigen Herren Steubing und Hellmann über ihren Schatten springen und im Marketingbereich Investionen anstoßen.

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  14. Sehe dass auch so wie FPS Paul. Hellmann finde ich hat gut Ansichten, aber im Marketing sollte er sich professionelle Unterstützung holen. Da ist mehr für unsere Eintracht möglich.

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