In diesen Momenten gehen seine Gedanken wohl oft in Richtung Bruder Jonathan.
In diesen Momenten gehen seine Gedanken wohl oft in Richtung Bruder Jonathan.

Es waren keine leichten Zeiten für Marco Fabián in der Vorbereitung unter Niko Kovac. Der Trainer korrigierte den Mexikaner so häufig, wie es nur ging. Laufwege, Torabschluss, Passschärfe und auch die Genauigkeit – immer wieder wurden die Aktionen des 27-Jährigen unterbrochen. Es schien für Beobachter phasenweise so, als würden die Kovac und Fabián keinen oder – wenn überhaupt – nur schwer einen Weg zueinander finden. Der mittelamerikanische Volksheld saß in den ersten drei Pflichtspielen auf der Bank und kam weder gegen den 1. FC Magdeburg, den FC Schalke 04, noch gegen den SV Darmstadt 98 zum Einsatz. Es dauerte bis zur Partie gegen Bayer 04 Leverkusen, als Fabián von Beginn an mitwirken durfte – und den Startschuss einer für ihn optimal laufenden englischen Woche abgab.

Wenn die Frankfurter in den letzten drei Begegnungen Tore erzielte, hatte der offensive Mittelfeldakteur zumeist seine Füße mit im Spiel. Gegen die Werkself traf er am 3. Spieltag dann erstmals in der Bundesliga und dies auch noch entscheidend zum 2:1. Fabián blickt im Gespräch mit „Bild“ auf diesen besonderen Moment zurück: „Bei meinem ersten Tor für Eintracht wusste ich selber nicht, wie ich es feiern sollte, weil mich einfach pure Freude überkommen hat. Mein erstes Bundesliga-Tor, ein Traum, der in Erfüllung geht.“ Zuvor bereitete er schon den Führungstreffer durch Alex Meier vor. Vier Tage später führten seine Ecken gegen den FC Ingolstadt (2:0) einmal direkt und einmal über Umwege zu den beiden Toren des Tages. Noch einmal vier Tage später krönte er seinen persönlichen Lauf mit dem Abschluss eines perfekten Konters gegen Hertha BSC (3:3). Der Jubel danach wirkte bereits sattelfester als es noch eine Woche zuvor der Fall gewesen ist: „Bei meinem zweiten Tor war es mir schon wichtig, etwas Besonderes zu machen. Ich habe mich vom Jarabe Tapatio inspirieren lassen, ein Tanz aus meiner Heimat Guadalajara. Ist mir vielleicht nicht ganz so gelungen, wie den Profis, aber es war den Versuch wert.“

Fabián hat in dieser für ihn nicht so einfachen Phase sein Lächeln nicht verloren. Im Sommer lehnte er Angebote aus Asien und Katar ab, weil er sich unbedingt in Deutschland durchsetzen und seinen Traum leben wollte. Er fühlt sich aktuell bestätigt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben: „Deshalb bin ich nach Frankfurt und in die Bundesliga gekommen. Das, was jetzt passiert, ist die Frucht meiner Arbeit.“ Genugtuung verspürt er deshalb jedoch keine: „Wieso? Jetzt ist eben der Erfolgsfall eingetreten.“ Fabián macht sich selbst keine großen Vorwürfe, dass es zuvor nicht auf Anhieb klappte. Seine Motivation blieb ungebrochen hoch, obwohl es Schwierigkeiten gab und die Umsetzung der Ideen nicht immer klappte. Der Mann mit der prestigeträchtigen Rückennummer „10“ auf dem Rücken schiebt sein Formhoch aber nicht auf Glück oder Zufall. Fabián hat stattdessen die Chance, für die er so hart und geduldig gearbeitet hat, genutzt und gezeigt, weshalb 3,7 Millionen Euro für ihn ausgegeben wurden.

Dabei hatten die Kritiker bereits Oberwasser gewonnen. Er wurde nur per Video und nicht live gescoutet, weshalb die Vorwürfe in Richtung Sportdirektor Bruno Hübner und Ex-Coach Armin Veh immer lauter wurden. Auch in Fankreisen und Medien gab es immer wieder Diskussionen über Fabián, teilweise schon Gleichsetzungen mit der „Ära Caio“, und es schien sich abzuzeichnen, dass das Kapitel im Winter nach einem Jahr geschlossen werden könnte. Der Nationalspieler will sich deshalb auf seinem jetzigen Lauf nicht ausruhen. Er plant, die nächsten Schritte bei den Hessen zu gehen und möchte weiterhin dafür zu sorgen, dass die Menschen im Heimatland stolz auf ihren Regisseur sein dürfen. Fabián hat sich an die Spielweise, Robustheit und das Tempo angepasst. Es ist kein Neuland mehr für ihn, wenn er den Rasen in deutschen Stadien betritt. Ferner dokumentierte sein Antrag auf lebenslange Mitgliedschaft, wie viel Lust er wirklich auf den Verein hat: „Ich wurde mit offenen Armen empfangen, man hat mir von allen Seiten so viel Freundschaft und Sympathie entgegen gebracht, das wollte ich würdigen. Es war ein symbolischer Akt, weil ich Eintracht nie vergessen und missen möchte.  Der Verein, die Zeit hier, wird auch in Erinnerung bleiben, selbst wenn ich weiß, was im Fußball alles passiert. Spieler kommen und gehen, aber das hier soll für ewig sein. Das war mir wichtig.“

Was bei vielen Profis pathetisch klingen würde, ist bei Fabián eine ernstzunehmende Aussage. Er, der in seiner Heimat als Lebemann galt und es gerne auch außerhalb des Platzes bei Partys hat krachen lassen, ist deutlich ruhiger und sachlicher geworden. Wie ernst er seine Rolle als Vorbild nimmt, demonstriert auch die Tatsache, dass er hier und da am Riederwald bei den Jugendspielern vorbeischaut, mit ihnen zusammen singt und Zeit verbringt: „Ich weiß ja, wie ich als Kind zu den Profis aufgeschaut habe. In Mexiko leite ich deshalb auch drei Fußballschulen, ich möchte gerne dabei helfen, dass viele Kinder dort auch die Chance haben, Profi zu werden.“

Fabián hat seine Glückseligkeit bewahrt, obwohl er bereits in jungen Jahren einen herben Schicksalsschlag hinnehmen musste. Als er 15 war, wurde sein acht Jahre älterer Bruder Jonathan von einem Auftragskiller hingerichtet. Er war spurlos verschwunden und die Familie fand ihn erst wieder, als er in einem Grab lag. Fabián betet vor den Partien intensiv, schwört sich noch einmal auf die bevorstehende Aufgabe ein und gibt zu, dass sein Glaube an Gott weiter gestärkt wurde: „Ich habe das Gefühl, dass der Herr mir in gewisser Weise Ruhe, Gelassenheit und Besonnenheit schenkt. So habe ich es verarbeitet, dass mein Bruder früher gegangen ist als ich.“ Sein Trost im Umgang mit dieser ganzen Geschichte: „Ich wäre so stolz gewesen, wenn er ein Spiel von mir sehen könnte. Aber ich weiß, dass er das von da oben aus tut.“

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21 Kommentare

  1. Bis vor ca. 10 Tagen war Fabian noch der Fehleinkauf des Jahrtausends, und nach 3 erfolgreichen Spielen wissen es auf einmal alle besser bzw glauben an eine Leistungsexplosion über Nacht.
    Das ist aus meiner Sicht Unfug, bereits in den ersten 8 Spielen zu Beginn des Jahres hat man seine Fähigkeiten genau so gesehen – bei den Spielverläufen und der Mannschaft drumrum fehlten aber ein paar Prozent.
    Mir ist es schleierhaft, warum Fabian ein halbes Jahr lang seitens Trainer, Publikum, Medien nicht eine adäquate Unterstützung erfahren hat, und bin null überrascht von seiner Leistung in den letzten 3 Spielen.
    Fabian und auch Mascarell können noch wesentlich mehr, diese beiden Spieler werden leider genauso wie Vallejo irgendwann bei europäischen Top-Clubs landen.

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  2. Freut mich für das Team , weil er momentan echt eine Hilfe ist. Freut mich für Kovac, weil jetzt die ganzen “ der hat was gegen Fabian, deshlabspielt der nicht“-Kommentare langsam verstummen werden. Und es freut mich für Fabian. Der Junge lernt deutsch, ist soweit ich weiß auch Mitglied im Verein , und hat nie aufgesteckt. Das ist jetzt der Lohn dafür. Warum er jetzt plötzlich all die Sachen macht, die ich bei ihm zuvor vermisst habe? Keine Ahnung. Kovac hat sehr viel zeit damit verbracht ihm zu sagen, was er wie haben will. Und bei Fabian hat es klick gemacht. Auch die Tatsache das er vor dem offiziellen Trainingsbeginn ( vor der Saison ) schon da war und individuell trainiert hat, hilft dabei. Er ist topfit, rennt viel und sprintet auch eine Menge. Technisch war er eh schon gut. Die Defizite im Pressing die er hat ( da muss er das Timing und die Abstimmung noch verbessern ) , kann er sicher auch noch abstellen.

    Und er hat jetzt die Jungs , mit denen er auch schnell spielen kann. Von hinten kommen gute Pässe durch Vallejo und Abraham. Auch Huszti und Mascarell sind passicher. Und wenn er außen dann noch Gacinovic, Blum oder Rebic hat, kann es abgehen.

    Ach ja, für uns Fans freut es mich auch.

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  3. auf hessenschau.de:

    „Mein erstes Bundesliga-Tor war ein Traum, der in Erfüllung geht.“ Damit Fabian auch in Zukunft Grund zum Jubeln hat, will er auch im Training weiter Vollgas geben. „Ich habe immer ehrlich und hart gearbeitet und mich integriert. Das ist hoffentlich der Anfang einer Erfolgsgeschichte.“

    Ich glaube dass er im Gegensatz zu Leuten wie Kadlec und Caio, den stärkeren Willen es zu schaffen hatt. Und er tut alles , um sich zu integrieren.

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  4. @1: ganz deiner Meinung. Anfang des Jahres war das drumherum noch nicht passend. Aber man konnte schon sehen was er kann. Jetzt wo alles abgestimmt ist und er selbst noch hart dran gearbeitet hat, werden die Früchte dafür geerntet.

    Vllt wird er auch noch das ein oder andere schlechte Spiel haben, wenn sich der Gegner mal gut auf uns eingestellt hat, aber ich denke er wird noch besser!

    Das mit der lebenslangen Mitgliedschaft finde ich auch ein schönes Zeichen.

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  5. Hatte gehofft, dass es genau zu der Situation kommt, die wir jetzt mit ihm erleben, weil er Mexikaner ist. Wie man unschwer an deren Nationalmannschaft erkennt und vor allem an den Jungs, die es in Europa geschafft haben sich durchzusetzen, sind die aus Holz-mit-Stolz geschnitzt. Es ist sehr schwer für sie es hierzulande zu packen, aber wenn, dann lassen sie nicht mehr los. Ich bin relativ sicher, dass die letzten drei Spiele ein Türöffner für ihn waren und er zwar auch mal wieder schlechte Spiele machen wird, aber ein konstantes Niveau bleibt, was unserer Mannschaft sehr hilft. Wenn man ihm den Rücken stärkt und er sich nicht verletzt, werden wir noch viel Freude an ihm haben …

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  6. @joe: Warum du die hessenschau zitiert hast, weiß ich in dem Falle nicht ;). Was da in kurz steht wurde oben eigentlich ausführlich dargestellt – und auch deine Frage zur Mitgliedschaft ist in dem Text beantwortet ;).

    LG
    Christopher

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  7. MF hat verdient gewürdigt zu werden , die Leistung stimmt jetzt und auch der Weg bis hierhin zeichnet „Einen“ aus , der es schaffen WILL !
    Dabei ist klar, der Weg wird nicht immer nur bergauf gehen. Das ist auch kein Problem , wenn man weiß, was man will.
    Besonders charakteristisch finde ich seine Aussagen und Handlungen !! zum Riederwald und zur lebenslangen Mitgliedschaft. DAS ! nenne ich Integration und Identifikation mit der Eintracht, egal was noch kommt. Da ist er sogar ein Vorbild für manche deutsche Spieler !
    Die Stimmung ist gut – der Breisgau ruft – und wie @ ReinholdFanz richtig sagen wird : noch 40 Punkte
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    Forza SGE !

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  8. @Christopher: Hatte da einen Aussetzer. Hast recht. Kannst das gern löschen, ist ja ne Dopplung.

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  9. Da haben Armin Veh und Bruno Hübner einen richtig guten Mann verpflichtet. Und dass dem Vernehmen nach nur nach Video-Scouting. Respekt! Vielen Dank posthum und Entschuldigung für all meine kritischen Anmerkungen. Die wissen halt wo der Frosch die Locken hat.

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  10. Der entscheidene Aspekt bei Fabian aus meiner Sicht: Er hatte schon in der Rückrunde verstanden, warum er da zu Recht wenig zum Einsatz kam. Und dann hat er daran gearbeitet, in der Lage zu sein, die Chance, die kommen wird, zu nutzen. Kollegen wie Kadlec und Caio jammern dann rum oder lassen sich hängen, warten auf Chancen, die ihnen zufallen, ohne zu realisieren, dass man sich diese Chancen erarbeiten muss.

    Das Talent, das Fabian aktuell auf dem Platz zeigt, hat ihm niemals irgendjemand bei der SGE abgesprochen. Es war ja der Grund für den (teuren) Transfer.

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  11. 11@ da zieh ich jetzt aber den Hut – das kommt nicht so oft vor, das hier jemand mal ein Irrtum eingesteht. Alle Achtung.
    Ja, es ist auch wirklich nicht ganz so einfach, wenn da für viel Geld jemand geholt wird und nicht gleich die Erwartungen – aus welchen Gründen auch immer – erfüllt.
    Vielleicht sollten wir alle nicht gar zu ungeduldig mit den Neuen sein, ihnen einfach ein bischen mehr Zeit einräumen und auch den Scouts ein bischen mehr Vertrauen entgegenbringen. BH hat meiner Meinung nach weitaus mehr richtig gemacht als falsch.

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  12. @ Weißer Adler Kannst den Hut wieder aufsetzen. 🙂 Da habe ich mir lediglich einen kleinen Spaß gegönnt. Ich finde es extrem fahrlässig einen „Königstransfer“ (für uns ist das einer) mittels Video-Scouting vorzunehmen. In dieser Angelegenheit hatten wohl eher Panik und Angst die Federführung. Dass es trotz gründlichem (?) Scouting (Caio, Kadlec) daneben gehen kann, wissen wir. Ich wünsche Bruno, dass er hier Glück hat. Er hatte ja schon mal Glück, als sich Bendtner für WOB entschied…

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  13. Fabian hat eine tolle Einstellung und meiner Meinung deutlich an Gewicht verloren. Ich fand immer, er hatte etwas Babyspeck im Gesicht, jetzt irgendwie nicht mehr – gut so.

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  14. Vielleicht füllen Sie ihm im Gibson jetzt Wasser in die Vodkaflasche …
    Auf deutsch mit den Mädels flirten kann er auch schon. Voll integriert.
    Mach weiter so Junge, vor der Saison für 500.000 bei Comunio gekauft, jetzt 4 mio Wert.

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  15. Wir freuen uns ja alle mit und für Marco.
    Talent war da aber Talent braucht auch Fitness.
    Das Tor gegen Hertha war hervorrsgend vorbereitet von Danny und vollzogen von Marco.
    Freut mich auch für Niko,sein Verdienst.

    Forze speedy SGE

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  16. @18: So seh ich das auch. Er hatte definitiv Defizite im Fitness-Bereich und ist sicher nicht der sprtizigste Spieler den wir haben. Das er technisch was drauf hat war immer zu sehen. Ich freu mich natürlich für ihn und uns, dass es so gut bei ihm läuft wobei ich das Spiel gegen Hertha von ihm wirklich sehr gut fand. Gegen Ingolstadt war es ordentlich. Aktuell scheint NK jeden Spieler hinzubekommen – wo wir letzte Saison quasi Kollektivausfälle zu verkraften hatten, würden bei NK wohl selbst Medo, Flum und Iggy als magisches Dreieck funktionieren. Trotzdem waren es jetzt 3 Spiele von Fabian – schauen wir mal am 10. Spieltag wie sich die Sache bei ihm und generell bei uns so entwickelt. Wenn Stendera (stark) zurückkommt, haben wir wirklich ein brutales Mittelfeld und sind sehr flexibel und variabel und somit auch schwer auszurechnen.

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  17. Schön, dass jetzt alle Fabian so lieb haben.
    Dass dieser Sportskamerad fußballerisch und technisch besser als jeder seiner anderen SGE-Mitspieler ist, hat man nach zehn Minuten seines ersten Einsatzes für uns gesehen. Zumindest, wenn man in seinem Leben mal grob diesen Sport betrieben hat.
    Worüber ich mich aber schon damals extrem aufgeregt habe und jetzt daher eine besondere Freude empfinde, dass er so rehabilitiert ist, ist der Fakt, dass ihm nicht die Bohne an Geduld, Vertrauen und Demut entgegengebracht worden ist. Viele ignorierten seine Verdienste im mexikanischen Fußball mit Verweis auf mangelnde Qualität des dortigen Fußballs. Das war arrogant und anmaßend.
    Marco Fabian ist nicht nur auf dem Feld ein Guter. Wie er mit seinen Kritikern umgeht (viel geduldiger und verständnisvoller als ich es tue ,-) ) , zeigt, dass wir auch charakterlich einen guten Fang gemacht haben.

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  18. Hallo erstmal, bin neu hier 😉 hierzu muss ich nun auch mal meinen Senf abgeben. Ich fand Fabian schon in seinen ersten Spielen nach der Winterpause gut – vor allem hat der auch in diesen Spielen schon wie ein Duracell Männchen Kilometer gemacht, zumindest hatte ich den Eindruck. Die lange Missachtung bzw. den Hinweis, er müsse seine Arbeit nach hinten überdenken bzw. der Bundesliga anpassen, habe ich NIE verstanden. Seis drum, Kovac scheint kein Sturkopf zu sein, Fabian spielt sehr gut. Passt also 😉

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