Bruno Hübner, Fredi Bobic und Axel Hellmann sehen die Eintracht gut aufgestellt.

222 Millionen für Neymar, mindestens 105 für Ousmane Dembele. Und auch die Eintracht langte für ihre Verhältnisse ordentlich ein. Ein Ende der Fahnenstange sieht Sportvorstand noch nicht erreicht. Er macht aber auch deutlich, dass der Fußball weiter existieren und die stetig voranschreitende Kommerzialisierung nicht zu einem Bruch führen wird. Gerade in Frankfurt stehen die Zeichen für eine erfolgreiche Zukunft gut.

Das Umfeld ist begeistert – Alles in Relation

SGE4EVER.de hatte bei Finanzvorstand Oliver Frankenbachs Erklärungen zur Investitionsfreudigkeit der Eintracht bereits schmunzelnd auf die verschwundenen Detari-Millionen hingewiesen, Fredi Bobic griff diese Anekdote gegenüber dem „Kicker“ auch auf: „Wir haben sie gefunden,“ gab der 46-Jährige ebenfalls mit einem Schmunzeln bekannt, ob gleich er anschließend natürlich die wahren Beweggründe aufgriff: „Wir haben uns dieses Geld hart verdient und sind an die Grenzen des Machbaren gegangen.“ Eng verbunden damit ist die Situation um den Verein herum: „Das Frankfurter Umfeld ist mit Begeisterung dabei, glaubt an die Eintracht und investiert.“ Nicht zuletzt der Ausverkauf der Logen, aber auch lukrative Parnterschaften im Sponsoring werden als Grund für die besseren Möglichkeiten genannt.

Und doch sieht Bobic das Ganze wie seine Vorstandskollegen zuvor ebenfalls in Relation: „Wenn man sieht, wieviele Spieler wir verpflichtet haben, ist das gar nicht so viel gewesen.“ Zwölf Spieler, die insgesamt unterm Strich weniger als 15 Millionen Euro gekostet haben bedeuten pro Spieler gerade mal etwas mehr als eine Millionen Euro im Durchschnitt. Ohnehin habe man nur in die Konkurrenzfähigkeit investiert. Nicht mehr und nicht weniger. Dennoch bietet der aktuelle Kader mit teils langfristigen Verträgen und Leihen, deren Kaufoptionen in einem finanzierbaren Rahmen liegen, mehr Substanz für die Zukunft: „Es wird keinen so großen Umbruch mehr geben.“

Eintracht mit beispielhafter Integration – Gnabry hätte man gern gehabt

Die polarisierende Multinationaliät und die vielen verschiedenen Kulturen innerhalb des Teams sieht Bobic, der selbst in Slowenien geboren wurde, als ein Vorteil: „Wenn ich sehe, wie sie [Anm. d. Red.: die Spieler] miteinander umgehen, ist das Integration, wie man sie sich wünscht.“ Neue Spieler aus anderen Ländern seien gerade für Frankfurt zu begeistern: „Sie fühlen sich saumäßig wohl hier, weil es eine internationale Stadt ist.“ Dennoch sei man natürlich auch auf dem deutschen Markt aktiv. Von der ersten bis zu dritten Liga, sowie auch die U23 Teams, werden von den Scouts aktuell gescreent. Soforthilfe war dort in diesem Sommer aber nicht zu erwarten, wie der ehemalige Nationalspieler mit einem Blick nach Hoffenheim preisgibt: „Ich gönne Julian Nagelsmann, dass er so viele deutsche Spieler hat. Wenn er sie sich leisten kann, ist das okay. Gnabry hätten wir vielleicht auch gerne gehabt, das ist aber für uns nicht möglich.“

Was in Zukunft möglich ist, wird letztendlich auch der Markt entscheiden, der momentan vielerorts für seine nahezu unrealistischen Transfersummen kritisiert wird. Für Bobic allerdings kein Grund zur Besorgnis: „Jeder muss seinen eigenen Weg in dieser Realität finden, ohne sich selbst und seine Identität zu verkaufen.“ Zu sehr an die Moral gebunden zu sein, bedeutet letztendlich aber auch, den sportlichen Erfolg aus den Augen zu verlieren: „Wenn man moralisch denkt, spielt man irgendwann in der 3. oder 4. Liga. Man muss die Realität anerkennen.“ Ob ein einzelner Spieler 222 Millionen wert ist, darüber lasse sich streiten, über eins allerdings nicht: „Fußball ist Volkssport Nummer 1. Das zieht die Massen zu ihren Vereinen und dabei geht es nicht so sehr um die Spieler. Der Fan hat akzeptiert, dass sie kommen und gehen.“

Bobic nach Katar? „Keinen Bock“ – versteckte Kritik an Vater Hradecky

Bobic selbst sei vor Jahren auch mit einem möglichen Transfer nach Katar, dem damaligen China des Fußballs, konfrontiert gewesen: „Ich hatte am Ende meiner Karriere mal ein gutes Angebot dort. Das habe ich abgelehnt, weil ich keinen Bock hatte, sechs Monate in der Sonne zu spielen.“ Er hatte es, das gibt er an der Stelle zu, finanziell aber auch nicht nötig und war auch nicht von Gier besessen, wie möglicherweise so manch anderer Kicker heutzutage: „Das ist normal und menschlich.“ Bei Arbeitnehmern sei ein solches Verhalten ja auch nicht anders. Das bessere Angebot sei in den meisten Fällen entscheidend. Das wiederum birgt für einen Mittelklasseverein wie die Eintracht ihre Gefahren: „Es ist nicht so einfach Spieler zu finden, die sagen, ich nehme das maximal mögliche Geld jetzt noch nicht, sondern schau erstmal auf meine sportliche Entwicklung.“ Der Sportvorstand sieht Sebastien Haller als Beispiel in der aktuellen Mannschaft, Jetro Willems dürfte ebenfalls eines sein, dafür, in Frankfurt erst einmal den nächsten Schritt zu gehen: „Nicht alle Spieler sind nur hinter dem Geld her.“

Bei einer solchen Thematik fällt bei den Hessen schnell der Name Lukas Hradecky, auf den Bobic allerdings nichts kommen lässt: „Er ist ein guter Junge und verhält sich absolut korrekt.“ Ein Angebot nicht anzunehmen sei völlig legitim. Sein Leistungsvermögen sei davon auch völlig losgelöst. Dennoch äußert sich der ehemalige Stuttgarter kritisch gegenüber den Beraterverhältnissen: „Das kann es komplizierter machen, wenn man sich von einem Familienangehörigen beraten lässt.“ Im Falle des Torhüters ist es der Vater, der seinen Sohn vertritt: „Das kann schon mal zu Problemen führen, weil dann nicht mehr sachlich, sondern emotional disktutiert wird.“

Diskutiert hat der oben schon erwähnte Ousmane Dembele nicht. Er ist in einen Streik gegenüber seinem Arbeitgeber Borussia Dortmund getreten, für den Bobic lobende Worte übrig hat: „Sie haben sich vorbildlich verhalten und am Ende mit dem Verkauf richtig gehandelt.“ Ob schlecht beraten, oder einfach nur sehr sturköpfig sei dahingestellt. In Frankfurt hat man dafür nicht allzu viel Verständnis: „Das ist die letzte Eskalationsstufe und aus meiner Sicht nicht das Richtige.“ Auch wenn man nicht wisse, welche Absprachen es möglicherweise hinter den Kulissen gegeben habe, sei mit Blick auf Barcelona in solchen Angelegenheiten vieles möglich: „Wenn du einen Spieler unbedingt möchtest, gibt es viele Wege, wie du ihn bekommen kannst.“ In Frankfurt versucht man das vor allem mit Überzeugungsarbeit durch die handelnden Personen.

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5 Kommentare

  1. Ich schließe mich der Überschrift an und by the way:
    Der Mitgliedervorverkauf für das Heimspiel geg. Borussia Dortmund hat heute morgen um 07.00 Uhr begonnen und das Stadion ist schon fast restlos ausverkauft.
    Dabei sind zwar sicher auch viele „Eventys“ und profitorientierte Kartenhorder, aber der Hype auf die SGE ist schon beeindruckend und unübersehbar. ForzaSGE

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  2. Ist das mit den detari Millionen nur ein gag oder ist damals die ablöse wirklich verschwunden? Ich hab das jetzt schon paar mal gelesen aber es klingt mehr nach satire als nach Realität.

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  3. @ Gekkz

    Also wer daran interessiert ist, zu erfahren was mit der Detari-Ablöse geschehen ist, dem empfehle ich das Buch „Eintracht Intim“ (was eigentlich für jeden SGE-Fan zur Pflichtlektüre gehören sollte). Nur so viel vorneweg – das Geld ist gar nicht verschwunden…;-)

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