Die Eintracht-Bank dürfte in Zukunft gut besetzt sein – die Tribüne allerdings auch.

36 Spieler im Kader zählt man, wenn man die aktuelle Kaderübersicht auf SGE4EVER.de aufruft. Damit so viele wie bei keinem anderen Bundesligisten für die laufende Saison und das ohne Dreifachbelastung. Doch wer wird dort alles mitgezählt und ist der Kader wirklich so groß aufgestellt wie es scheint? Und wenn ja, welche Gefahren birgt diese Thematik?  In einigen Ligen ist das Transferfenster noch geöffnet, viele Abgänge sind dennoch nicht zu erwarten. Wir haben einen Blick darauf geworfen und den Sachverhalt analysiert.

Die hohe Anzahl der Spieler ist relativ

Zunächst einmal gilt es die Zahl von 36 Spielern zu relativieren. Von den 36 Spielern handelt es sich zunächst um 33 Feldspieler und drei Torhüter. Die 33 Feldspieler beinhalten vier Spieler, die noch für die U19 am Riederwald spielberechtigt sind und die laut Kovac in dieser Saison auch dort ihre Spielpraxis sammeln sollen. Das sind Innenverteidiger Noel Knothe, Mittelfeldspieler Sahverdi Cetin die Stürmer Nelson Mandela Mbouhom und Renat Dadashov, die dennoch regelmäßig am Training teilnehmen sollen und teilweise Profiverträge besitzen.

Von den 29 Feldspielern müssen auch die Dauerverletzten Marco Fabian, Omar Mascarell und Alex Meier abgezogen werden. Derzeit gesellt sich auch noch Außenbahnspieler Danny Blum hinzu, dessen Halsprobleme nicht abklingen wollen. Sicherlich auch ein Faktor, weshalb man sich kurzfristig noch für die Personalie Ante Rebic entschieden hat. Des Weiteren steht auch noch Yanni Regäsel auf der Liste, dessen Zukunft nicht bei der Eintracht liegen dürfte, der aber trotzdem aktuell noch keinen Verein gefunden hat, der zu ihm passt und umgekehrt. Eine Anfrage von Union Berlin dürfte er nicht zuletzt auf Grund seiner Hertha-Vergangenheit abgelehnt haben.

Unterm Strich bleiben also für die Hinrunde 25 Feldspieler, mit denen das Trainerteam planen kann und die sich Hoffnungen auf Einsätze machen dürfen. Damit ist jede Position mindestens doppelt besetzt. Auf der Torhüterposition sind die Rollen klar verteilt. Lukas Hradecky ist – zumindest noch in dieser Saison – die klare Nummer eins. Jan Zimmermann und Leon Bätge müssen sich dahinter einordnen. Auf den Außenverteidigerpositionen verhält es sich ähnlich. Dort sind mit Timothy Chandler und Jetro Willems die Stammpositionen vergeben, dahinter lauern Danny da Costa und Taleb Tawatha als Back-Ups. Mehr sind sie nach jetzigem Stand allerdings (noch) nicht. Auf den offensiven Flügeln ist mit Ante Rebic neue Qualität dazu gekommen, ansonsten streiten sich hier noch Marius Wolf und Danny Blum um die Plätze. Auch Gacinovic ist auf links eine Alternative.

Deutlich spannender wird es allerdings in den anderen Mannschaftsteilen, die wir einmal genauer unter die Lupe nehmen wollen:

  1. Innenverteidigung

Dort stehen mit David Abraham, Simon Falette, Carlos Salcedo, Marco Russ und Andersson Ordonez gleich fünf gelernte Innenverteidiger zur Verfügung für zwei Positionen. Selbst bei der von Kovac häufig praktizierten Dreier- bzw. Fünferkette sind nur zwei von ihnen gefragt, da die Position als letzter Mann bevorzugt von Makoto Hasebe ausgefüllt wird, der gelernter Sechser ist. David Abraham dürfte absolut gesetzt sein, neben ihm streiten sich Falette und Salcedo um den weiteren Platz. Ersterer bot gegen Wolfsburg eine sehr nervöse Leistung, dürfte bei vollständiger Genesung von Salcedo wohl vorerst ins zweite Glied rücken. Marco Russ durfte zwar im Pokal ran, ist auf Grund seiner geringen Grundgeschwindigkeit aber derzeit nicht gefragt. Andersson Ordonez ist der Verlierer der Vorbereitung. Der Ecuadorianer wurde von Kovac sogar für seine Leistungen kritisiert und dürfte nur bei einem absoluten Engpass wieder gefragt sein. Marco Russ hingegen ist eine absolute Führungspersönlichkeit, die dauerhaft Ansprüche stellen dürfte, auch auf dem Platz stehen zu wollen.

  1. Zentrales Mittelfeld

    Max Besuschkow und Marc Stendera scharren mit den Hufen.

Hier ist das Gerangel um die Plätze am Größten. Mit Slobodan Medojevic, Gelson Fernandes, Makoto Hasebe (im Falle einer Viererkette), Mijat Gacinovic, Marc Stendera, Aymen Barkok, Max Besuschkow, Jonathan de Guzman und auch Daichi Kamada oder Kevin-Prince Boateng tummeln sich satte zehn Spieler in Abwesenheit von Fabian und Mascarell in der Zentrale. Medojevic dürfte dabei komplett außen vor sein. Der Serbe erhielt einen neuen Vertrag als bei den Frankfurtern noch nicht abzusehen war, dass man den Kader so verstärken könnte, wie es letztendlich der Fall war. Gelson Fernandes ist als Abräumer gefragt, wenn Hasebe weiter hinten benötigt wird. Auf der Acht hingegen sind die Plätze umkämpft. Max Besuschkow, dem alle eine hervorragende Vorbereitung attestierten, ist dennoch außen vor. Jonathan de Guzman muss sich nach seinen beiden ersten Auftritten noch mächtig strecken. Seine Ballsicherheit ist sein Prunk, sonst allerdings ist noch genug Luft nach oben. Mijat Gacinovic dürfte aktuell gesetzt sein, Marc Stendera lauert und Aymen Barkok schaffte es gegen Wolfsburg zuletzt nicht mal in den Kader. Daichi Kamada hingegen wurde von Niko Kovac im Pokal und in Freiburg in vorderster Front eingesetzt als zweite Spitze. Auf Grund seiner doch deutlich erkennbaren körperlichen Defizite dürfte eine Position tiefer für den trickreichen Japaner in Zukunft doch eher die Lösung sein. Prince Boateng, der gegen Wolfsburg die letzte halbe Stunde auf die Sechs beordert wurde, dürfte als hängende Spitze deutlich wertvoller sein, wenn gleich Kovac betonte, dass er ihn auch im Mittelfeld schätze.

  1. Angriff

Im Sturm dürfte Sebastien Haller zunächst gesetzt sein. Der Franzose weiß geschickt seinen Körper einzusetzen, ist ein Stürmertyp, der über seine Robustheit kommt und zuletzt Pech im Abschluss hatte. Neben bzw. hinter ihm hat Boateng gegen Wolfsburg sein Potenzial angedeutet, auch wenn er in Zukunft aufgefordert sein dürfte, effizienter zu spielen. Dahinter sind Branimir Hrgota und Luka Jovic die ersten Alternativen. Jovic beeindruckt durch seine Abschlussstärke, hat aber laut dem Trainer noch einige Defizite in der Rückwärtsbewegung. Hrgota blieb nach seiner Einwechslung gegen Wolfsburg erschreckend blass. Jovic hat aktuell aber keine Möglichkeit sich aufzudrängen, da er mit der serbischen U21 unterwegs ist. Kamada ist aus Sicht des Trainers hier auch eine mögliche Ergänzung, aber ein völlig anderer Spielertyp.

Fazit:

Sind alle fit, wird es einen immensen Konkurrenzkampf geben, bei dem Niko Kovac extrem gefordert sein wird, alle in Zaum zu halten. Interessant wird auch die Trainingssteuerung, wenn man die A-Jugendlichen regelmäßig dazu nehmen will. Möglich, dass hier noch mehr auf individuelles Training gesetzt wird. Zuletzt schlürften schon Aymen Barkok und Renat Dadashov (der mittlerweile A-Nationalspieler ist) bereits nach dem Heimspiel in den Katakomben äußerst lustlos und genervt durch die Gänge. Insbesondere Barkok, der als eines der größten Frankfurter Talente der letzten Jahre gilt, benötigt Spielpraxis und wird dort aber an seine Grenzen stoßen. Ähnlich verhält es sich mit Marc Stendera, der über Jahre hinweg nahezu gesetzt war, wenn er fit war. Und auch ein Führungsspieler wie Marco Russ wird gefordert sein, sich mit seiner Rolle abzufinden und gerade darin ein Vorbild gegenüber den Jüngeren zu sein. Und auch Neuzugang Rebic ist keiner, der sich dauerhaft mit einem Platz auf der Bank begnügt. Noch spannender wird es, wenn in der Rückrunde die Hochkaräter Fabian, Mascarell und Meier zurückkommen. Die Kadergröße kann im Optimalfall zum Glücksfall werden, wenn gezielt rotiert wird und jeder Spieler bei Laune gehalten werden kann. Läuft es nicht, kann die Unzufriedenheit aber schnell die komplette Stimmung beeinflussen.

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17 Kommentare

  1. Schöner Artikel. Niemand ist größer als das Team oder der Verein. Wird dieser Gedanke von jedem gelebt, sehe ich sehr gute Chancen auf einen breit aufgestellten Kader, der sich gegenseitig befruchtet, statt zerfleischt.

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  2. Erstmal abwarten, was uns unser Verletzungspech diese Saison noch einbringt. Außerdem hat Fernandes nach 2 Bundesligaspielen schon direkt 2 Gelbe und im Pokal ist Abraham gesperrt.
    Ich denke bzw hoffe, dass Kovac die Stimmung im Team im Griff behält.
    Problematisch sehe ich eher, dass unsere Nachwuchsspieler kaum Chancen haben regelmäßig zu spielen. Da sollte evtl auch mehr ins Risiko gegangen werden. Aus einem Barkok oder Jovic kann noch ein 15Mio Spieler werden. Bei Hrgota ist das doch eher unwahrscheinlich, selbst wenn er dann endlich mal wieder treffen sollte.

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  3. Sehr guter Artikel wo man auch „endlich“ durchblickt, wer wo wie und wann spielen kann. Denke auch das bei unserem Verletzungspech der letzten Jahre es nur gut sein kann, einen gut gefüllten und qualitativ starken Kader zu haben. NK wird damit umgehen zu wissen.

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  4. Ich halte den Kader definitiv für zu groß. Da muß man ja hoffen, dass permanent 6-8 Spieler verletzt sind. Gerade die Talente werden darunter leiden. Wenn die keine Einsatzzeiten bekommen können sie sich nicht wirklich weiter entwickeln. Außerdem ist das Risiko groß, dass sie sich frustriert hängen lassen.

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  5. Ein Barkok wird es nicht schwer haben, nur weil viele Spieler im Kader sind, sondern weil viele Spieler mit Qualität im Kader sind. Über Qualität bin ich froh und davon habe ich lieber viel, als zu wenig. Ich spiele ein DFB Pokalfinale lieber mit gleichwertigem Ersatz für Spieler X und Spieler Y die verletzt sind, als mir eine Notelf zusammen schustern zu müssen, weil ich bei der Kaderzusammenstellung angst hatte, jemand könnte unzufrieden sein.

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  6. Bobic wird jetzt schon weiter daran arbeiten, dass Spieler ohne Perspektive in der Winterpause (oder vorher in noch offene Ligen) wechseln. Problematisch ist die fuer unsere Talente wahrscheinlich eher geringere Moeglichkeit, Spieler der U19-Alternative ausgenommen, Spielpraxis zu erhalten Schade, dass unser Ranch-Club Hessen Dreieich „nur“ Hessenliga spielt. Um unsere Zukunftjungs reifen zu lassen, waeren hoeherklassige Mannschaften eine Alternative. Warten wir noch einige Spiele ab, dann wird sich eher zeigen, welche Spieler die Qualität besitzen, um uns weiter zu bringen. Ich fiebere jetzt schon auf das Spiel in Gladbach hin.

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  7. Nur als Tip.
    Auf DAZN läuft gerade Serbien gegen Moldawien (aktuell 2 : 0)
    Gacinoviv macht ein gutes Spiel und war an den Toren beteiligt.

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  8. Der nach meinem Dafürhalten etwas zu große Kader ist leider der cleveren Transferpolitik von Bobic, Kovac und Co. geschuldet. Dank der neuen effektiven Spürnasenlogistik taten sich am Ende der Transferperiode noch Schnäppchen wie Boatang, Rebic ,Falette auf, mit denen man zu Beginn der Periode offensichtlich nicht gerechnet hatte. Wegen der günstigen Gelegenheit – Schnäppchen eben- haben sie zurecht zugegriffen, was aber leider durch die frühen Einkäufe zu einem Kader in Kompaniestärke führte. Bei der Menschenmenge ist beim Trainer nicht mehr nur Spieltaktik sondern auch „gute Stimmung “ Entertainment gefragt, das natürlich bei vielen Matchsiegen leichter fallen wird.

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  9. Uns Mijat war in einer sehr guten Mannschaft der beste.. zum Glück hat der bei uns noch nen langen Vertrag

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  10. Medo, Meier, Stendera und mit Abstrichen auch Russ, werden es schwer haben.
    Auch wenn manche Romantiker das naturgemäß anders sehen werden.
    Dazu gesellen sich Ordonez und Regäsel.
    Auf die Youngster wie Barkok, Blum und Besuschkow bin ich gespannt.
    Max rechne ich jedoch, nach dem bisher in den Trainingslagern und den Test-bzw. Freundschaftsspielen gezeigten, große Chancen ein am Spielbetrieb teilzunehmen.

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  11. Letzte Saison gab’s zu wenige Alternativen, diese gibt’s aktuell gefühlt zu viele. Hier wäre das geflügelte Wort des „kreativen Seins“ tatsächlich mal angebracht.
    Kovac braucht Mut zum Rotieren, dazu eben auch mal einen (ganz) Namhaften draußen zu lassen und zu frühen Spielerwechseln. Er muss sicher viel kommunizieren. Abgesehen vom Achten auf die Stimmung in der Mannschaft muss man auch perspektivisch handeln, d.h. welche Spieler muss/will man für die Zukunft aufbauen.
    Dass mehr/̦fter individuell trainiert wird, ist positiv Рaber auch nur dann wenn alle Spieler davon betroffen sind.

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  12. Das Kader ist definitiv zu breit. Selbst im worst case (mit vielen Verletzten und Gesperrten) gibt es doch immer noch ambitionierte Spieler, die es nichtmal in den Kader schaffen. Das ist schlecht für die Gruppendynamik, den Trainingsbetrieb und einfach wirtschaftlich ineffizient.

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  13. @13 und @14. Was ist nun mal so, wenn ich fragen darf. Ich sah gegen Wolfsburg eine flache Ecke auf den Elferpunkt und Prince, wie er die Kugel in den Himmel jagte. Genau das Ding hat AMFG14 vor einem Jahr gegen Schalke flach ins Eck geschossen. Vor einem Jahr ist noch nicht Geschichte. Wir alle wissen, wie Meier seine Tore zu machen beliebte: als hängende Spitze. Dafür gab es in der letzten Saison keinen Platz im System Kovacs. Jetzt reden viele von hängender Spitze und finden diverse Spieler dafür geeignet. Ich auch, aber Meier als ersten davon.

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