In ihrer ersten Saison gab es für die U21 bereits viel Grund zum Jubeln. (Bild: IMAGO / Hartenfelser)

In den vergangenen Jahren war die Nachwuchsarbeit der Frankfurter Eintracht alles andere als ein Ruhmesblatt. Zwar gelang es der einen oder anderen U-Mannschaft, Erfolge zu feiern. Doch am Ende entscheiden bei Profi-Klubs nicht Turniersiege über die Effizienz der Nachwuchsarbeit, sondern, wie viele Talente aus dem eigenen Verein den Weg in die erste Mannschaft finden und sich dort etablieren. Und in diesem Punkt hatte die Eintracht jahrelang kein gutes Zeugnis vorzuzeigen. Ein großes Problem war: Oberhalb der U19 konnte die SGE den Talenten keine Perspektive, keine Spielpraxis bieten, maximal mit Leihen arbeiten. Das hat sich zu dieser Saison geändert: Mit der U21 hat die Eintracht wieder eine Plattform geschaffen, um auf ordentlichem Niveau vielversprechende Spieler zu entwickeln.

Erfahrene Kräfte ziehen die Jugend mit

Mit der Übernahme von Hessen Dreieich ist der Eintracht ein Coup gelungen. Der Clou: Neben Nachwuchstalenten spielen im Team auch ältere Halbprofis (übernommen von Dreieich) mit, die Erfahrung in die Mannschaft mitbringen und die Jugend mitziehen können. Ein Beispiel ist Marc Wachs, der 27-jährige Kapitän von Frankfurts zweiter Mannschaft. Der Innenverteidiger spielte bereits für Dynamo Dresden, den VfL Osnabrück sowie den SV Wehen Wiesbaden, strahlt in der Defensive viel Ruhe aus und zeigte in dieser Hessenliga-Saison, dass er ein äußert zuverlässiger Elfmeterschütze ist. Zuletzt fiel er jedoch aufgrund einer Muskelverletzung aus.

Er ist Vorbild für so vielversprechende Spieler wie der klubinterne Torschützenkönig Nacho Ferri (15 Treffer), Mehdi Loune oder Marcel Wenig. Sie haben alle gemeinsam, erst 18 Jahre alt sowie entwicklungsfähig zu sein. Mit der Hessenliga haben sie eine gute Möglichkeit, um den nächsten Schritt zu gehen. Auch wenn man als Beobachter zuweilen das Gefühl hat, dass die Hessenliga für Wirbelwinde wie Nacho Ferri vielleicht sogar eine Nummer zu klein ist.

Doch das „Problem“ könnte sich schon bald lösen:

Überraschender Tabellenführer

Nach 23 Spieltagen steht Eintracht Frankfurt II auf Platz 1, mit 51 Punkten. Der Vorsprung auf den Zweitplatzierten und eigentlichen Liga-Favoriten, FC Gießen, beträgt drei Punkte; auf Platz drei sogar sieben Zähler. Die SGE hat die mit Abstand größte Tordifferenz: Plus 45. Niemand hat so viele Tore erzielt wie die Eintracht (67) und niemand so wenige Treffer kassiert (22). Beeindruckt ist deshalb auch Eintrachts Vorstandssprecher Axel Hellmann, der Ende Dezember im vereinseigenen Podcast „Eintracht vom Main“ sagte: „Dass wir im allerersten Jahr Erster in der Oberliga Hessen sind, das überrascht mich! Das muss ich ganz ehrlich sagen. Meine Prognose war – und damit haben wir alle eher auch gerechnet: dass wir auf dem Tabellenplatz drei, vier, fünf, sechs sind.

Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die U21 zeichnet eine hohe Ballsicherheit aus, ein stetiger Drang nach vorne. Talent, eine gute Fitness und ein offensichtlich funktionierendes Teamgefüge kommen zusammen. Trotzdem war in der Hinrunde nicht alles Gold, was glänzt: Typisch für eine Frankfurter Mannschaft, tat sich die U21 ausgerechnet gegen Mannschaften aus dem Tabellenkeller zuweilen auch schwer. Im Gedächtnis bleibt das ärgerliche 2:2 gegen den SV Neuhof im Oktober: Die U21 führte bis kurz vor Schluss mit 2:0. Den Osthessen reichten wenige Minuten, um noch einen Punkt mitzunehmen. Der Oktober war insgesamt wie ein kleiner Durchhänger für die U21: Auch gegen Baunatal und Waldgirmes ließ die zweite Mannschaft unnötig Punkte liegen. Doch später kehrten die Konstanz und Konzentration zurück, außerdem strauchelte Regionalliga-Absteiger Gießen, sodass die Eintracht die Tabellenführung bereits mehrere Spieltage vor dem Jahresabschluss übernehmen konnte.

In der Regionalliga würden Derbys gegen den FSV Frankfurt und den OFC auf die U21 warten

Wenig spricht dafür, dass die U21 im weiteren Saisonverlauf über mehrere Spieltage hinweg erneut einbrechen könnte. Deshalb stehen die Chancen sehr gut, dass Eintracht Frankfurt II bereits nach der allerersten Saison nach Wiedergründung in die Regionalliga Südwest aufsteigt. Dort winkt ein noch höheres Spielniveau und, was vor allem für viele SGE-Fans die U21 noch interessanter machen dürfte: spannende Gegner. Neben dem Stadtnachbarn, dem FSV Frankfurt aus Bornheim, würde die SGE unter anderem auch auf Kickers Offenbach treffen. Der Erstplatzierte steigt direkt auf; der Tabellenzweite darf am Saisonende immerhin noch in der Relegation um einen Platz in der Regionalliga kämpfen.

Nach der Weihnachtspause werden ab dem morgigen Montag (9. Januar) die Weichen für das Projekt Regionalliga gelegt. Die Vorbereitung für die U21 startet unter anderem mit einer Leistungsdiagnostik. Am 14. Januar geht es weiter mit einem Freundschaftsspiel beim TSV Dudenhofen (Landkreis Offenbach, Kreisoberliga), die Woche darauf gegen die SG Bornheim Grün-Weiss aus der Verbandsliga Süd. Aus der Oberliga Baden-Württemberg kommt am 22. Januar zudem der 1. CfR Pforzheim angereist. Bevor die Hessenliga am 25. Februar für die SGE mit einem Heimspiel gegen den FC Eddersheim weiter geht, trifft die SGE in Rüsselsheim noch in nicht-öffentlichen Tests auf die zweite Mannschaft des FSV Mainz 05 (28.01.), den FSV Frankfurt (05.02) und SV Viktoria Aschaffenburg (18.02.). Ob es mit dem Traum Regionalliga geklappt hat, ist spätestens Ende Mai klar: Das Saisonende ist für den 27. Mai geplant.

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1 Kommentar

  1. Ich hätte es auch nicht für möglich gehalten, habe mich ja viel zu früh hier im Forum schon festgelegt, dass nicht nur Spieler sondern auch Staff ein Jahr Eingewöhnung brauchen. Der Aufstieg wäre ein Meilenstein!

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