Dino Toppmöller sah zwei unterschiedliche Halbzeiten. (Foto: IMAGO / Kessler-Sportfotografie)

Es war viel los am vergangenen Samstagabend bei der 1:2-Heimniederlage von Eintracht Frankfurt im Frankfurter Stadtwald. Erst die große Aufregung um die Fans und die Polizei, dann eine erste Halbzeit mit einem ganz frühen und einem ganz späten Tor der Gäste aus Stuttgart, dazwischen der kuriose Ausgleichstreffer der SGE durch eine abgefälschte Flanke.

Als sich der Trubel etwas gelegt hatte, resümierten die beiden Chefcoaches Dino Toppmöller auf Seiten der SGE und Sebastian Hoeneß vom VfB Stuttgart das Geschehene auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. Wer jetzt aber erwartet hatte, dass SGE-Cheftrainer Toppmöller sauer auf seine Mannschaft war, der irrte gewaltig. Der 43-Jährige zeigte sich vor allem von der ersten Halbzeit seiner Mannschaft angetan: „Wir hatten einen sehr unglücklichen Start ins Spiel. Trotzdem hat die Mannschaft von Anfang an ein richtig gutes Spiel gemacht. Wir hatten eine gute Energie auf dem Platz und viele hohe Ballgewinne. Wir haben nach vorne ordentlich gespielt und konnten uns so aus dem Druck befreien. Wir waren meines Erachtens in der ersten Halbzeit sehr dominant und hatten viele gefährliche Aktionen, wenn auch nicht die klarsten Chancen.“ Den Grund, warum man trotzdem mit einem 1:2-Rüückstand in die Halbzeit ging, sah er auch beim Gegner: „Stuttgart hat eine hohe individuelle Qualität, das muss man hervorheben. Beide Tore waren super herausgespielt. Dann haben wir uns für eine sehr gute Leistung nicht belohnt und wir haben kein Kapital daraus gezogen.“

Technische Fehler unterbrechen Spielfluss

In der zweiten Halbzeit habe der VfB umgestellt, dann mit einer Fünferkette verteidigt und die Hessen so vor große Probleme gestellt. „Dann waren die Räume, die wir bespielen wollten, nicht mehr da. Es hat uns dann an technischer Sauberkeit gefehlt, wir konnten dann keinen Druck mehr aufbauen“, erklärte Toppmöller, der es noch einmal mit einer Umstellung und der Hereinnahme von Mario Götze probierte, diese Änderungen griffen aber auch nicht mehr. Er betonte, dass das Endergebnis wegen der zweiten Halbzeit „in Ordnung“ sei, er aber der ersten Halbzeit hinterhertrauere: „Aufgrund der ersten Halbzeit müssen wir das Spiel eigentlich schon in unsere Bahnen lenken. Stuttgart ist eine Spitzenmannschaft, die in der ersten Halbzeit zwei Mal vor das Tor kam und es hat zweimal gescheppert. In der zweiten Halbzeit haben sie es gut verteidigt.“ 

Das Problem seines Teams in der zweiten Halbzeit sah er in den eigenen Reihen: „Wir hatten nach der Pause viel zu viele kleine technische Fehler, da müssen wir es besser machen. Wenn man technisch nicht sauber spielt, verliert man den Ball. Dann läuft man hinterher und der Gegner kommt zu gefährlichen Situationen. So haben wir es nicht geschafft, dass wir länger in Drucksituationen sind und den Gegner im letzten Drittel zum Verteidigen bringen. Wir haben aber die Bälle zu früh verloren, sodass wir nicht wirklich ins letzte Drittel gekommen sind.“ Vor dem Spiel überraschte der ehemalige Stürmer, als er weg von der gewohnten Fünferkette ging und eine Viererkette auf den Rasen schickte. Für Innenverteidiger Hrvoje Smolcic, der auf der Bank Platz nehmen musste, rückte Eric Junior Dina Ebimbe in die Mannschaft. Er sah in der Umstellung keinen Grund für das schnelle Gegentor noch in der ersten Minute und erklärte diese Umstellung mit einem erhofften verbesserten Pressing seines Teams: „Wir wollten vorne in Gleichzahl anlaufen und dann hinten mit größerem Risiko verteidigen. Das hat in der ersten Halbzeit richtig gut funktioniert. Klar ist es aber, dass der VfB da auch spielerisch rausspielen kann. Aber wir haben Alexander Nübel oft zu langen Bällen gezwungen und so ist auch unser Tor entstanden.“ Ein Problem der Einstellung sah er bei seinem Team überhaupt nicht, dagegen lobte er die Stuttgarter in den höchsten Tönen:Ich kann dem Team keinen großen Vorwurf machen. Sie haben sich reingehauen und wir haben alles versucht. Wir haben jetzt gegen den besten Gegner, den wir bisher in der Saison hatten, verloren. es gilt jetzt die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Wir haben am Donnerstag ein schwieriges Spiel, auf das wir uns alle freuen.“

„Wir leben auch von den Zuschauern“

Natürlich kam auch zur Sprache, dass Teile der aktiven Fanszene die Kurve nach einer Auseinandersetzung mit der Polizei verlassen hatten und den Support einstellten. Toppmöller, der den Grund dieses Handelns nicht bewerten wollte, erklärte, wie er dies erlebt habe: „Wir haben uns alle auf ein tolles Spiel gefreut. Mein erster Blick war in Richtung Fankurve und ich habe mich gefragt, was da los ist.“ Klar sei aber, dass es eine Schwächung für die Mannschaft gewesen sei: „Natürlich ist es für ein riesiger Vorteil, wenn wir die Unterstützung haben. Die Zuschauer sind sicher einer der Gründe, warum die Eintracht seit einem Jahr kein Spiel verloren haben. Es ist eine unfassbare Energie, die uns die Zuschauer geben und natürlich hat dann ein Stück weit etwas gefehlt. Wir leben auch von den Zuschauern.“

Trotz all dieser Umstände konnte er ein nüchternes und pragmatisches Fazit ziehen: „Es war mit Sicherheit ein ungewöhnliches Spiel mit Blick auf die Umstände. Aber am Ende geht es darum, was wir auf den Platz bringen. Und das war erste Halbzeit sehr gut, zweite Halbzeit nicht mehr gut. Deswegen haben wir das Spiel verloren.“

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4 Kommentare

  1. Als ob das Sportliche derzeit irgendwen interessieren würde? Mir ist die Lust auf Fussball und Eintracht Frankfurt gründlich vergangen.

    Die Ultras und Nordwestkurve interessiert sich ja ohnehin hauptsächlich für sich selbst, wie am Samstag eindrucksvoll unter Beweis gestellt wurde. Feiert Euch und Eure kriminiellen Machenschaften selbst und lasst Euch von den Offiziellen der Eintracht weiter dulden und bevorzugen wie bisher.

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  2. Ach Gottchen,
    wenn ich jemals Idioten über meinen Hang zur Eintracht gestellt hätte, hätte ich wohl nie ein Stadion von innen gesehen.

    Wir haben hier schon vor 20 Jahren über die (nicht vorhandenen) Selbstreinigungskräfte der Kurve geschrieben, geändert hat sich nichts, aber die Crétins sich scheinbar um eine Generation vermehrt.

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  3. Mir sind diese teilweise kriminellen Selbstdarsteller sowas von egal.
    Meine Hoffnung, dass sich das von alleine mit der Zeit regelt, war leider sehr naiv.
    Man sieht es ja an diversen Statements von Fanorganisationen. Schuld sind immer die anderen.
    Die Rechnung ist ganz einfach. Wenn ich grundlos Ordner körperlich massiv angehe, dann muss ich mit einer Reaktion rechnen. Punkt! Wenn ich dann auch noch anfange und wie eine wilde Horde weitere Ordner und dann noch die Polizei angreife, dann sollte ich mich auch nicht wundern.
    Das es auch auf der anderen Seite – nicht nur im Stadion – fragwürdige Handlungen gibt, darf niemals als Begründung oder gar Entschuldigung herhalten. Und nochmal, die Aggression ging von Chaoten der NWK, Ultras etc. aus.
    Und das zieht sich wie ein roter Faden durch die letzten Jahren. Randalemeister eben, man ist auch noch stolz drauf!

    Was mich im Laufe des Tages immer wütender macht ist die ausbleibende Reaktion des Vereins!
    Ja, es ist sinnvoll alle bisher gesammelten Reaktionen erst einmal zu analysieren.
    Aber wo ist das Statement, dass man jegliche Form von Gewalt gegen Ordner und Polizei verurteilt!! Tut mir leid, aber so kaufe ich dem Verein seine immer wiederkehrenden Statements zu gesellschaftlichen Themen wie „Haltung zeigen“ nicht mehr ab!

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  4. Irgendwann wird es auch den Bruch im Vorstand geben.
    Es ist schwer vorstellbar, dass Krösche noch lange die
    Duldungspolitik von Hellmann akzeptiert.

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